13. Mai 2024

Gedenksymposium mit Tiefgang/In Nürnberg wurde der Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen gedacht

„Auf ganzer Linie gelungen! Sowohl die Vorträge als auch die exzellente Bewirtung und das Zusammensein an diesem Tage.“ Ein treffendes Fazit nach einer berührenden Begebenheit. Da es aus Platzgründen im Januar in Bad Kissingen nicht möglich war, mehr als 70 Personen am wissenschaftlichen Symposium zum Thema „Exodus vor 80 Jahren – Die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen 1944 und ihre Folgen“ teilnehmen zu lassen, obwohl sich mehr als 90 Interessenten angemeldet hatten, nahm sich die HOG Bistritz–Nösen vor, über das Jahr verteilt, weitere Veranstaltungen dieses Typus durchzuführen. Nach dem sehr gut besuchten Gedenken mit zwei Vorträgen von Dr. Hans Georg Franchy und Horst Göbbel in Dorna Watra am Palmsonntag war nun am Samstag, den 20. April, Nürnberg dran.
Protagonisten des Tages (von links): Johann ...
Protagonisten des Tages (von links): Johann Schuster, Horst Göbbel, Inge Alzner, Annemarie Wagner, Dr. Hans Georg Franchy, Günter Klein. Foto: Michael Weihrauch
Mehr als 80 Teilnehmer waren bereit, sich einen vollen Tag dem großen Gedenkthema zu widmen. Unter der Leitung von Dr. Hans-Georg Franchy und Horst Göbbel wurden wesentliche Themen gründlich behandelt. Günther Klein bereitete förmlich die Anwesenden bei der Darstellung „Nordsiebenbürgen von 1940-1944. Vom zweiten Wiener Schiedspruch zum Exodus der Nordsiebenbürger Sachsen“ auf die gravierenden Ereignisse vom Herbst 1944 vor. Minutiös und bestens dokumentiert, erörterte er dabei neben der Rolle der Ungarn, der Sachsen, der Rumänen, der Juden (hier speziell auch deren Deportation nach Ausschwitz) in diesen Kriegsjahren auch sehr kritisch die Rolle des damaligen Gebietsführers Robert Gassner. Horst Göbbel erläuterte die „Organisation und Durchführung der Evakuierung ab September 1944“ auf der Grundlage zahlreicher Archivalien und Bilder. Anschließend kamen auch Zeitzeugen zu Wort: Johann Schuster befragte Katharina Wittenberg aus Maniersch, präsentierte einige stimmungsbetonte Passagen und ein Gedicht aus dem Erinnerungsbuch seines Großvaters Michael Kroner aus Deutsch-Budak, während Hanny Wagner sehr klar und zum Teil auch sehr emotional die Ergebnisse der Befragung seiner Mutter Maria Wagner, geb. Haltrich aus Oberneudorf, damals 15-jährig, vortrug. Vor dem schmackhaften Mittagessen hatten wir noch die Gelegenheit, den Film „Die Russen kommen“ von Günther Czernetzky zu sehen und dabei eine Vielzahl von Zeitzeugen, die glücklicherweise vor Jahren bei ihrer Befragung noch lebten, zu hören.

Am frühen Nachmittag präsentierte Dr. Hans Franchy „Die wirtschaftliche, politische und kulturelle Lage in Nordsiebenbürgen nach 1944“ faktenreich. Anschließend konnte Inge Alzner „Die Integration der Nordsiebenbürger Sachsen in Nürnberg“ als eine wirkliche Erfolgsgeschichte dem Publikum auf der Grundlage von Daten, Fakten und exzellenten Fotos nahebringen. Nach dem Kaffee gelang uns eine Online-Schaltung nach Kanada. Prof. em. Dr. Waldemar Scholtes aus Kitchener, Germanist und Musiker, sprach über die „Integration der Nordsiebenbürger Sachsen in Nordamerika nach Kriegsende 1945“. Seine akkurate übersichtliche Darstellung aller Organisationen, Aktivitäten, Gruppierungen, Initiativen in Kanada besonders nach 1945 hat eindeutig unseren Horizont erweitert. Den Abschluss der Vortragsreihe übernahm Horst Göbbel mit dem Thema „Lange Reise mit sicherer Ankunft – die Rettung des Bistritzer Kirchenschatzes“. Die Abschlussdiskussion mit Publikum und den Referenten zeigte auf, dass unser Gedenkthema positiv aufgenommen wurde und das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Landsleute stärkt. Das nahrhafte Abendessen (Krautwickel von Winkler) mit einem guten Weißwein- und Rotweinsortiment unseres jungen Winzers Alexander Hoos (Nordsiebenbürger Nachkomme) aus Sulzheim in Rheinland-Pfalz (eine Spende von Horst Göbbel) konnte die Stimmung entsprechend positiv beeinflussen, sodass der Abend bei Diskussionen, Gesang und angenehmem Beisammensein sich Richtung Mitternacht hinzog. Außer den Vortragenden gebührt großer und herzlicher Dank insbesondere Annemarie Wagner und ihrem Team, Katharina Emrich, Erika, Hoos, Hanny Wagner, Traugott Emrich, Susi Schneider, Gertrud und Martin Lienert sowie allen Kuchenspenderinnen für die einwandfreie Organisation, für die feine kulinarische Betreuung, für die betonte gastfreundliche Haltung. Annette Folkendt hat uns an diesem Tag zusätzlich in vielerlei Hinsicht, besonders auch technisch, große Dienste geleistet, wofür wir danken.

Die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen im Herbst 1944 war tatsächlich eine existenzielle Herausforderung. Heute, 80 Jahre danach, können wir auf jeden Fall zusammenfassend sagen: Unsere Großeltern, Eltern und wir haben sie bestens bestanden. Und wir gedenken heute in Frieden, Freiheit und Wohlstand dieser riesigen, neue Impulse hervorrufenden Veränderung im Leben unseres Volkes. Wir sind froh, unseren Landsleuten eine solche Möglichkeit des Gedenkens der Evakuierung von 1944 auch in Nürnberg geboten zu haben.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Evakuierung, Nordsiebenbürgen, Symposium

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