Urlaubserlebnisse

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walter-georg
schrieb am 04.08.2010, 10:21 Uhr (am 04.08.2010, 10:37 Uhr geändert).
Liebe Landsleute,

bestimmt haben viele von Euch schon so manchen wunderbaren Flecken unseres Blauen Planeten besucht und unvergessliche Eindrücke mitgebracht. Es wäre ganz nett, wenn ihr sie hier schildert. Das Ganze könnte auch mit Tipps verbunden werden, die schließlich so Manchem dienen könnten. Ich fange mal an:

Die Azoren

Schon als Kind verspürte ich einen außerordentlichen Drang die Naturschönheiten unseres einmaligen Planeten kennen zu lernen. Ich las viele Bücher und gab große Teile meines Taschengeldes für Fachbücher dieses Gebietes aus. Dann lernte ich die vielfältigen Landschaften Rumäniens kennen, angefangen von den sanften Formen des Siebenbürgischen Hochlandes, über die wilden Gipfel und Schluchten der Karpaten, bis hin zu der Eintönigkeit der Rumänischen Tiefebene und der eigenen Welt des Donaudeltas. Doch ich wollte mehr. So habe ich mir nach vielen Jahren einen meiner Jugendträume erfüllen können, die Azoren.

Die Inselgruppe befindet sich im Atlantik, etwa 1.500 km von Portugal entfernt, von dem sie auch verwaltet wird. Der Archipel besteht aus neun Inseln - Sao Miguel, Santa Maria, Terceira, Graciosa, Sao Jorje, Faial, Pico, Flores und Corvo. Sie sind nur Spitzen eines sich herausbildenden Gebirgsrückens im Mittelatlantik, zu dem noch Island, St. Paul, Ascension, Tristhan da Cunha und St. Helena gehören. Sie alle sind vulkanischen Ursprungs.

Erreichbar sind sie mit einem Direktflug von Frankfurt a. M. oder von den anderen größeren Flughäfen, allerdings mit Zwischenstopp in Lissabon.

Sao Miguel: ist das größte und wichtigste der Eilande. Besonders sehenswert sind die drei Kraterseen von Sete Citades, die sich eigentlich in einer einzigen caldeira befinden, einem riesigen Einsturzloch nach mehreren gewaltigen Eruptionen. Dort habe ich das schönste Panorama meines Lebens anpreisen können.
Im Osten kann man die Thermalquellen von Furnas bewundern, in denen u.a. Mais gekocht wird, der lecker ist. Noch besser schmeckt eine Spezialität, der Cozido, ein Eintopf aus Hühner, Schweine- und Rindfleich, nebst Sauerkraut u.v.a.m. Das Gefäß wird einfach in ein Erdloch gesteckt, mit Vulkanasche zugedeckt und nach etwa sechs Stunden Garzeit wieder herausgenommen. Der Rumäne würde dazu nur sagen: "Sâ-ţi baţi copiii!"
Die Hauptstadt Ponta Delgada beherbergt nichts Außergewöhnliches.

Terceira: hat eine fast rundliche Form. Die Hauptstadt Angra de Heroismo ist prächtig, hat einen ansehnlichen Botanischen Garten, der in Stufen angelegt ist, einen imposanten Nebenkrater, den Monte Brasil, von dem aus ein herrliches Panorama über das erwähnte Städtchen zu verherrlichen ist. Dessen historisches Zentrum steht unter dem Denkmalschutz der U.N.E.S.C.O.
Im Landesinneren tummeln sich Büffelherden, von denen auch die Bullen stammen, die zur Straßencorrida, einer harmlosen Form des spanischen Stierkampfes, hergenommen werden. Das Weinmuseum kann man vergessen.
Typisch für dieses Eiland sind die zur Plage gewordenen Hasen, die man fast überall antrifft - auch in platter Form auf den Straßen...

Graciosa: ist die Ruhe selbst. Typisch sind hier Windmühlen und eine Grotte, in die man hinabsteigen sollte.

Sao Jorge: ist das Paradies der Wanderer. Da gibt`s einen schmackhaften Käse, ansonsten...

Pico: beherbergt den höchsten Berg von ganz Portugal, der den gleichen Namen wie die Insel trägt - oder auch umgekehrt. Hier gibt es viele Weinberge, die einer besonderen Anbauform unterliegen, ein sehenswertes Plateau sowie ein Walfangmuseum, das allerdings ständig geschlossen zu sein scheint.

Faial: Da sollte man unbedingt hin!!! Die Insel ist zwar flächenmäßig klein, aber oho! Sie beinhaltet eine der schönsten Vulkanöffnungen weltweit, zeigt im Westen die verheerenden Auswirkungen des letzten Vulkanausbruchs von vor etwa fünfzig Jahren, dem Capelinos, hat eine weltberühmte Kneipe - Peter`s Cafe -, in der sich die Weltumsegler ein Stelldichein geben, eine Mole, auf der sich diese Menschen des Wassers verewigen können und nicht zuletzt eine prächtige Hauptstraße.
Zu den Sehenwürdigkeiten gehört zweifelsohne der Pico, der - so komisch das auch klingt - von hier viel besser zu begaffen ist, als von "seiner" Insel.

Zwischen den beiden letztgenannten Inseln kann man auf Walbeobachtung hinausfahren. Man kommt garantiert auf seine Kosten, denn es gibt tatsächlich sehr viele dieser recht scheuen Wesen, die dort ihren Nachwuchs aufziehen.

Flores: hat mit Abstand die schönsten Blumen von allen - also ist der Name kein Zufall. Hier gibt es auch mehrere Kraterseen, von denen zwei sogar fast übereinander liegen, meines Wissens auch einmalig. Das Eiland ist der westlichste Punkt Europas - geographisch gesehen, denn tektonisch gehört es schon zu Nordamreika. Besonders sehenswert ist der Westen. Dort kann man Wasserfälle bewundern. die sich aus einigen hundert Metern in eine Halbcaldeira - weil der Rest im Atlantik verschwunden ist - hinabstürzen, ein Naturschauspiel ohnegleichen.

Corvo: Die Insel der Raben ist die kleinste von allen (36 qukm), hat dafür den imposantesten Krater des Archipels. Zu seinen Kuriositäten gehört auch die kleinste Ortschaft - hier auch die einzige - Europas (ca. 380 Einwohner) mit Stadtrechten seit etwa zweihundert (!!!) Jahren sowie die gegen Hunde umzäunte Flughafenpiste, die sich davor wiederholt auf der Landebahn sonnten und so manches Flugzeug zur Umkehr gezwungen haben...
Zu den Kuriositäten dieses Fleckchens gehört auch die Anwendung der EU-Richtlinie für Raucherschutz: Die haben einfach einen brusthohen Vorhang durch die Mitte des Lokals gezogen: In der einen Hälfte sind Aschenbecher auf den Tischen in der anderen... raucht man mit!

Santa Maria: Landschaftlich vielleicht das schönste Eiland. Ansonsten gibt es hier den bei weitem größten Flughafen der Azoren, ein Überbleibsel der U.S.-Basis aus dem Zweiten Weltkrieg. Heute tummeln sich auf den Pisten Flatterer und Vierbeiner...

Noch was zum Klima: Mit dem Azorenhoch hat die Inselgruppe nichts am Hut. Es kann täglich regnen, aber diese Niederschläge sind nur von kurzer Dauer und sehr angenehm. Es ist nicht heiß, nicht kühl, also mehr als akzeptabel. Allerdings sollte man die Winter meiden, denn da gibt es viele Niederschläge und auch die Temperaturen sinken bis auf 12 Grad Celsius.

Wer den Massentourismus meiden, einmalige Landschaften bewundern und seine Ruhe haben möchte, der fliege auf die Azoren! Wenn die Zeit etwas knapp ist - ich habe zwei Reisen gebraucht, um die Inseln alle zu betreten -, sind hauptsächlich Sao Miguel, Terceira, Santa Maria und Faial zu empfehlen.
Achtung: Zum Baden eignen sich die Azoren so gut, wie das Weihwasser zum Teufel! Die Küsten sind meist schroff, wenn nicht, gibt es nur schwarzen Sand - wegen dem vulkanischen Gestein.

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung.
walter-georg
schrieb am 05.08.2010, 07:44 Uhr (am 05.08.2010, 07:56 Uhr geändert).
Noch einige Ergänzungen

Das Azorenhoch:

Wie schon vorher kurz erwähnt, entsteht dieses Luftdruckgebiet nicht über den Azoren, sondern einige hundert Kilometer weiter südöstlich. Es trägt den Namen dieses Archipels nur deshalb, weil es in der Nähe seiner Genese keinen anderen Anhaltspunkt gibt.

Das Azorenhoch entsteht durch Zirkulation warmer Luft, die am Äquator aufsteigt, dann nach Norden abdriftet und im genannten Gebiet wieder absteigt. Die Passate, regelmäßige Winde, zu denen z.B. auch der Monsun gehört, wehen dann zurück zum Äquator, um das dort entstandene Tiefdruckgebiet wieder auszugleichen. Demzufolge kann das Azorenhoch als eine Folge der beschriebenen Luftströmungen angesehen werden. Es bewegt sich anschließend nach Nordosten und bringt uns das ersehnte schöne Wetter.

Flora

Auf den Azoren gedeiht fast alles! Die Erklärung liegt im milden und niederschlagsreichen Klima. Einen besonderen Einfluss hat auch der Golfstrom, der eine "Mitschuld" an der Üppigkeit der Pflanzenwelt trägt. Ausschlaggebend jedoch war der Mensch.
Viele der Pflanzen haben ihre Ursprünge in Mittel- und Nordamerika. Ihre Samen wurden entweder durch die Wasserströmungen oder Vögel aus diesen Räumen auf das lange Zeit gottverlassene Archipel gebracht.
Es gibt jedoch auch eine Vielzahl von Pflanzen, die aus anderen Teilen der Erde stammen: Indien, China, Japan, Brasilien, Chile, Südafrika, Australien und sogar aus Neuseeland. Von Endemismus zu sprechen, fällt heute jedem Botaniker schwer.
Ich erwähne nur einige: Schwarzholzakazie (aus Australien), Yams, wird wie die Kartoffel gekocht, Brandaloe (Südafrika), Schmucklilie (Südafrika), Araukarie (Südchile), Eisenholzbaum (Neuseeland), Sicheltanne (Japan), Eukalyptus (Australien), Blumenrohr (Südamerika), Drachenbaum (Kanaren).
Wer sich auf diesem Gebiet näher informieren möchte, der nehme das Buch:"Azorenflora" von Andreas Stieglitz zur Hand.

Die wohl auffälligste von allen ist die Hortensie. Sie ist an fast jedem Wegesrand zu finden und säumt diese als ständiger Begleiter. Sie blüht von Juni bis August blau, weiß und lila, stellt jedoch eine große Gefahr dar, da sie wuchert und ständig zurückgeschnitten werden muss.

Fauna

Die azorianische Tierwelt ist sehr artenarm - außer der im Wasser. Erklären kann man dies mit der Abgeschiedenheit und damit, dass die Inseln nie mit einem Kontinent verbunden waren. Zur Zeit der Besiedlung (15. Jh.) gab es hier ein einziges Säugetier, die Fledermaus. Heute sind selbstverständlich Mäuse, Ratten, Katzen, Hunde und Rinder anzutreffen.
Schafe sind mir nicht begegnet. Vielleicht ist es ihnen zu schwül... Auf Flores trifft man im entlegenen Norden - was ist dort überhaupt nicht entlegen (???) - noch ziemlich oft vierbeinige (...) Esel, aber einen solchen "Genossen" habe ich auch vor dem Flughafen zu Gesicht bekommen und das in der "Hauptstadt", die immerhin 1.800 Einwohner zählt!

Ein Kuriosum: Der heimische Bussard wurde von den Entdeckern für einen Habicht gehalten und dessen Pluralform heißt auf portugiesisch acores. Wie also auch Amerika, die Indianer u.v.a.m. ist man auch hier einem Irrtum erlegen.

Zum Abschluss dieses Kapitels noch eine Besonderheit: Als ich abends auf Terceira und Flores an den Klippen entlang ging, war wiederholt ein Krächzen und Kreischen zu vernehmen, dessen Ursprung mir unbekannt war. Als ich mich der Stelle näherte, von der diese anormalen und furchteinflößenden Laute herkamen, verstummten sie. Gesehen habe ich nichts. Erst im Nachhinein kam ich dem Geheimnis auf die Schliche: Es handelt sich um einen seltsamen Vogel, dem Gelbschnabelsturmtaucher. Sein "Gesang" wurde schon mit dem Hupen einer New Yorker Sirene oder dem Jaulen einer angefahrenen Katze verglichen. Er ist in der Tat abscheulich!

Dieser "etwas andere" Vogel hält sich in diesen Gefilden zwischen April-August auf, dann fliegt er zurück nach Ghana - immerhin gute 5000 km -, wo er den Rest des Jahres verbringt. Er ernährt sich von kleinen Fischen und folgt oft den Thunfischschwärmen. Damit stellt der kleine Schuft eine große Hilfe für die Fischer dar.

Wer eine Frau auf den Azoren - besonders auf Santa Maria - cagarro - der portugiesische Name des Vogels - nennt, kann sich auf was gefasst machen, denn eine üblere Beschimpfung gibt es dort kaum. Ich würde sie gleich stellen mit dem rumänischen: "Te bag..." na, Sie wissen schon.

Die Teeplantage von Gorreana

Im Norden der Hauptinsel Sao Miguel befindet sich der einzige Ort Europas, an dem Tee angepflanzt wird. Die ersten Pflanzen kamen aus Brasilien (19. Jh.), aber das Know-how und verschiedene Sorten stammen aus Macao, damals eine portugiesische Kolonie in Südostchina.

Die Anlage scheint uralt zu sein. Produziert wird schwarzer, grüner und mittelfermentierter Tee. Wenn man sich im Norden der Insel befindet, lohnt sich vielleicht ein kurzer Aufenthalt, da man an der Verarbeitungsanlage vorbei fährt.

Tipp: Mit einheimischem Schnaps vermischt schmeckt er besser...
walter-georg
schrieb am 05.08.2010, 10:44 Uhr (am 05.08.2010, 11:08 Uhr geändert).
Die Bevölkerung der Azoren

Nach ihrer Entdeckung in der ersten Hälfte des 15. Jh, wurden die Azoren von Osten aus bevölkert. Die ersten Ankömmlinge waren Portugiesen und stammten aus der Estremadura und dem Alentejo. Mit ihnen wurden auch zahlreiche Juden aus ganz Portugal auf die Inseln "exportiert", was religiösen Gründen zuzuschreiben ist. Nachher kamen noch Spanier, Bretonen und ... Flamen dazu. Wer weiß, ob der Eine oder Andere von uns nicht vielleicht Verwandte auf diesem abgelegenen Fleckchen Erde hat... Tatsache ist, dass es besonders auf Terceira relativ viele Hellhaarige gibt und meines Wissens können die wohl kaum aus Portugal stammen! Dafür brennt die Sonne in diesen Breiten viel zu intensiv...

Die Isolation hat im Laufe der Jahre zur Herausbildung von unterschiedlichen Inseldialekten geführt, ja sogar innerhalb der Inseln. Uns ging es ja auch nicht anders...
Wie auch in unserem Fall, necken sich die Bewohner der einzelnen Eilande bis heute unter-, mit- und gegeneinander. So z.B. bezeichnen die Micaelenses - gemeint sind die "Hochnäsigen" von Sao Miguel - die Floreaner - die Bewohner von Flores von den Westazoren - als "hinter dem Mond lebend" und für die Corveaner - die leben nämlich zusammen mit den vorher Genannten ganz isoliert - verlieren sie überhaupt kein Wort. Die wiederum schimpfen über die Floreaner - ihre "großen Brüder", indem sie sie als rückständig bezeichnen, weil ihr einziger Ort, Vila Nova do Corvo, als einziger der Westazoren schon seit fast zwei Jahrhunderten Stadtrechte hat, obwohl "die Metropole" nie mehr als vierhundert Einwohner zählte...

Das traurigste Kapitel in der Geschichte dieses sympathischen Völkchens stellt die Auswanderung dar, die wohl in erster Reihe mit der schon erwähnten Isolation zutun hat. Man spornte es an, verschiedene Kulturen anzubauen. Die verrotteten dann in den Häfen, weil sie einfach vergessen wurden... Als Folge brachen Hungersnöte aus. So wundert es nicht, dass viele Azoreaner auf den U.S.-Amerikanischen Walfangschiffen als Gehilfen anheuerten, andere wiederum verschwanden auf den riesigen Plantagen von Brasilien - damals auch eine portugiesische Kolonie - und "vergaßen" zurückzukehren.

Das Mutterland hatte sie fast vergessen. Portugal suchte schon früh den Seeweg nach Indien, um an die Reichtümer - hauptsächlich Gewürze - zu gelangen, was ja dann durch (oder nach) Bartolomeo Diaz und besonders Vasco da Gama auch gelang. Der führte nach Süden und nicht nach Westen! Da war es dem Mutterland gleichgültig, wie es den Azoreanern erging. Die orientierten sich dann immer mehr gen Westen - aber Portugal lag aus ihrer Sicht im Osten...

Heute leben in den USA und Kanada schätzungsweise viermal mehr - sprich, über eine Million - Azoreaner, als in der ursprünglichen Heimat. Sogar auf Hawaii stellen sie einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung dar und feiern Feste mit zigtausend Besuchern, die größtenteils von den Inseln im Atlantik stammen. Es gibt kaum einen Azoreaner, der keine Verwandte in Amerika hat, umgekehrt hat kaum ein Azoreaner Verwandte in Portugal! Ob das Freundschaft ist...?

Nachdem Portugal als Seemacht von anderen Ländern - Spanien, Großbritannien, Frankreich, Niederlande - überflügelt wurde, verlor es langsam auch sein Kolonialreich. Übrig geblieben sind dem kühnen Seefahrervolk nur noch die Azoren und Madeira - darüber mehr in der folgenden Reportage. Letztere Inselgruppe wurde dank ihrer geographischen Lage immer besser behandelt, während die Azoreaner die Stiefkinder der Nation blieben. Das vergessen die nie!!! Dazu nur ein Beispiel:

Eines abends - ich war auf Terceira, der Kulturhauptstadt der Azoren - trat eine einheimische Volkloregruppe auf. Zu den Gästen zählten fast nur "Festlandtouristen". Damit meinen die Einheimischen Portugiesen (darauf komme ich noch zu sprechen). Am Ende erhielten sie einen großen Beifall - vielleicht als eine Art Versöhnung dedacht - von ihren "großen Brüdern". Sie verneigten sich bloß und verschwanden dann... Was man ihren Gesichtern ablesen konnte, spricht Bände!

Glücklicherweise - für die Azoren... - ist Portugal der EU beigetreten. Seit diesem Ereignis wurde wirklich auch auf diesem entlegenen "Erdteilchen" sehr viel getan: Es gibt passable Straßen, bequeme Hotels, relativ gute Einkaufsmöglichkeiten und auf jeder der neun Inseln einen Flughafen!. Das Personal ist auch für westeuropäische Verhältnisse ganz gut geschult. Aus persönlicher Sicht herrscht der Nachteil des Mangels an Deutsch vor, für einen Aussiedler älteren Jahrganges schon ein gewisser Nachteil, aber die Freundlichkeit - fast Brüderlichkeit - der Einheimischen gegenüber Gästen in ihrer kleinen Welt - außer Portugiesen... - ist so groß, dass man auch mit der "internationalen Sprache" sprich, mit Händen und Füßen - sich auch gut zurechtfindet.



Georg51
schrieb am 05.08.2010, 12:52 Uhr
Sehr, sehr schön und interessant rübergebracht diese Infos über die Azoren.

Danke Walter-Georg.
walter-georg
schrieb am 05.08.2010, 14:29 Uhr
Andere Kuriositäten der Azoren

1.Die Entstehung

Die Azoren sind die einzige Inselgruppe unseres Planeten, die auseinanderdriftet sprich, sich voneinander auf Dauer trennt: Wie das?

Die Ost- (Sao Miguel und Santa Maria) und Zentralazoren (Terceira, Graciosa, Faial, Sao Jorge und Pico) gehören der Eurasischen Platte an und die driftet (bewegt sich) nach Osten. Die beiden "Westler" Flores und Corvo wiederum sind auf der Nordamerikanischen Platte festgesetzt - und die driftet nach Westen. Schuld daran ist der Mittelantlantische Rücken, der - wie schon erwähnt - in einigen Jahrmillionen die nächste - und längste - Gebirgskette der Erde zum Vorschein bringen wird. Laien sei dazu vorsichtshalber versprochen, dass das Ganze - aus geologischer Sicht - noch etwa sechzig Millionen Jahre dauern wird. Da glaube ich kaum , dass Unsereiner es noch erlebt...

2.Das Erntedankfest von Horta

Meine Frau und ich saßen auf dem Balkon und bewunderten den Pico. Plötzlich - wie aus dem Nichts - kamen sie anmarschiert: Kühe, Pferde, Ziegen. Alle waren sie vor einem Gefährt angespannt - auch die "Stalinkühe", wie wir "die Meckernden" in Donnersmarkt betitelten - gehörten dazu.

Auf den Karren befanden sich "Früchte des Feldes": Maiskolben, Yams, Kartoffeln ..., aber auch vierbeinige Schweine, Hühner, Enten und andere "Früchte aus eigener Produktion". Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die meisten Teilnehmer von den benachbarten Inseln der Zentralazoren stammten. Da war bestimmt Eigenstolz angesagt. Ich fragte mich nur, wie diese "Viehcher" alle transportiert wurden? Jedenfalls war es etwas Einmaliges!

3.Der Botanische Garten von Furnas

Als ziemlich Laie auf diesem Gebiet, war mir die Pflanzenvielfalt der Azoren zu dem Zeitpunkt kaum bekannt. Zufällig "landeten" wir - laut Programm - im oben angegeben "Garten". In dieser Hinsicht hatte ich schon eine gewisse Erfahrung angesammelt, weil zu einem Geographen u.a. auch die Flora dazu gehört. Was mir allerdings zu Augen kam übertraf all meine Vorstellungen!.

Erklären konnte ich es mir erst nachher: Es ist eben das Klima, das meist ausschlaggebend ist!. Sicher spielte auch das Anordnen eine gewisse Rolle: Mal war man in einer klimatischen Zone mal in der anderen. Auch die Kombination zwischen den Reliefsformen spielte eine gewisse Rolle. Schade nur, dass dafür keine - oder kaum - Werbung gemacht wird. Im Vergleich zu dem von Terceira, der durch die Altstadt Weltberühmtheit erlangt hat, ist der von Furnas qualitativ um einige Stufen höher gestellt!

4.Peter Cafe Sport

Dieser Treffpunkt wurde irgendwann (1918) in der "heimlichen Hauptstadt der Azoren" Horta - auf Faial - ins Leben gerufen. Anfangs war es ein Treffpunkt von Walfängern und Weltumseglern - eigentlich in beiden Fällen recht rauhe Burschen. Das zu der Zeit ausgeschenkte Getränk war der Gin.

Im Laufe der Jahre gesellten sich auch andere Schichten dazu, die nicht unbedingt zum "Mob" gehörten. Es waren nämlich Geheimagenten, die aus geopolitischen Gründen hier stationiert waren...

Heute kann man an dieses Cafe aus aller Welt einen Brief schreiben, dessen Anschrift nur lauten muss: "Peter Cafe Sport, Horta, Faial!". Das stimmt! Vor einer Einkehr in dieses Lokal würde ich jedenfalls dringend abraten: Die Abzocke ist brutaler als im "Wilden Westen".


Die Bewohner des Archipels haben natürlich noch andere Besonderheiten. Zu ihren vielen Festen gehören in erster Reihe die religiösen. Zu verschiedenen Anlässen schmücken sie sogar ganze Straßen mit in vielen Farben geometrisch angeordneten Muster, die dann innerhalb weniger Minuten mit Füßen getreten werden. Das fromme Volk erhofft sich immer wieder einen Beistand von ganz Oben. Die Erklärung ist einfach: Auf Vulkanen zu leben, mit Erdbeben jederzeit "Kontakt zu haben", prägt Einen. Und trotzdem:

Nicht selten hielten wir während unserer Inselrundreisen an irgend einem miradouro. Das sind Aussichtsplattformen. Dort wollte ich ganz allein sein - meine Frau auch und der Fahrer auch...

Natürlich standen wir immer vor der Immensität des Ozeans. Da erst merkte ich, wie klein wir Menschen überhaupt sind!!! Wir bohren Löcher durch die Berge, fliegen auf den Mond, bauen Gebäude gen Himmel, vernichten große Teile der mitlebenden Geschöpfe und versuchen immer wieder unser eigenes Ego durchzusetzen. Pfui Teifi!!!

Diese Immensität des Wassers war beeindrückend!!! Ich nahm zum ersten Mal richtig wahr, welch Winzling ich auf diesem Planeten bin. Praktisch stand ich auf einem Pulverfass: Mitten auf einem entstehenden Gebirgsmassiv, das seine Fühler "vorsichtshalber" ausstreckt. Es wird zwar als Faltengebirge in die Erd- - nicht Menschen- geschichte eingehen, aber es schickt nun mal seine "Boten" voraus...

Abschließend zu den Azoren:

Womit ich angefangen habe, möchte ich auch enden: Irgendwann hatte ich "einen geographischen" Traum: Ich wollte eine Inselwelt kennen lernen, die "aktiv" ist, hohe Berge hat, ein Klima, das eine üppige Vegetation gedeihen lässt und vom Massentourismus noch nicht berührt ist. Auf den Azoren ist mein Traum in Erfüllung gegangen!!!

Ich habe fast die Landschaften gesehen, die ich mir so vorgestellt hatte - alles erfüllt sich eh nie -, habe abschalten können, konnte mich in meine eigene Traumwelt versetzen. Ich habe auf diesen miradouros irgendwie meine innere Ruhe wieder gefunden, abseits der Zivilisation, des Neides und sogar des Hasses - von Konkurrenz mal ganz abgesehen.

Die Azoren waren nicht meine erstbesuchte Inselgruppe und werden es auch nicht die letzte sein. Mein Wissensdrang geht weiter. Und trotzdem frage ich mich immer wieder, ob es noch Eilande gibt, die meine Lieblingsinselgruppe noch überbieten können. Eigentlich glaube ich nicht daran, aber die Zukunft spricht vielleicht eine andere Sprache...

In diesem Sinne auf nach Madeira (!!), mein nächster Bericht.



walter-georg
schrieb am 05.08.2010, 16:52 Uhr
Georg51: Vielen Dank! Ich bin fest davon überzeugt, dass Du es ehrlich meinst - was man ja von Unseresgleichen nicht unbedingt erwarten kann...

Wie schon eingangs erwähnt - und auch schlussfolgernd -, stellen die Azoren für mich eine Art irdisches Paradies dar! Sie entziehen sich - noch... - dem Massenansturm. Man sehe als Beispiel dazu nur die Malediven, ein Korallenatoll, das nicht mehr im Stande ist, den "eigenen" Müll zu beseitigen. Glücklicherweise habe ich diese Tendenz auf den Azoren nicht bemerkt. Dass es im Inneren des Menschen liegt, für den Eigenprofit die Umwelt zu vernachlässigen - u.a. - liegt in der Natur der Sache.

Dies könnte mich nach diesen Aussagen gleich in die Richtung der Grünen einordnen. Dazu wehre ich mich vehement: Im Unterschied zu diesen Träumern bin ich ein wahrer Vertreter der ökologischen Idee: Ich fahre kein Auto (!!) und esse nur, was im eigenen Garten gedeiht, Fleisch mal ausgenommen, weil es .. das beste "Gemüse" ist. Außerdem verdamme ich jede Einflussnahme auf Bevorzugung von Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber Einheimischen - oder Aussiedlern!!!

Für mich heißt "Grün sein" eine Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen! Mehr nicht. Da es dieser Partei jedoch anscheinend nicht reicht - man muss ja auch Extremisten überzeugen... -, greift sie eben auf die Stimmen der "eventuell Anderen". Die müssen dann die betreffende Staatsbürgerschaft erlangen... Was für ein Hohn!

Aber zurück zu unserem Thema: Ich habe in der Zwischenzeit auch andere Inseln, bzw. -gruppen aufgesucht, aber nirgendwo habe ich mich - man staune, sogar meine Frau..- so heimisch gefühlt. Der Grund ist mir unbekannt, aber vielleicht findest Du ihn heraus.

Warte auf eine Stellungnahme.

Servus
walter-georg
schrieb am 08.08.2010, 07:25 Uhr
Madeira (1)

Diese Insel habe ich als einzige von den von mir bereisten eigentlich eher durch Zufall "entdeckt" Es bot sich einfach eine günstige Gelegenheit dazu.

Im Unterschied zu den Azoren, kann "die Holzinsel" von den größeren Flughäfen Deutschlands direkt erreicht werden. Für Nostalgiker, die auch viel Freizeit zur Verfügung haben, sei erwähnt, dass das Eiland auch von vielen Passagierschiffen angesteuert wird.

Die Landung gehört zu den zehn gefährlichsten weltweit! Eklärbar ist dies mit der besonderen Lage des Flughafens: Die Landepiste liegt zu großen Teilen im Atlantik, Ergebnis der Beschaffenheit dieses Fleckens. Kaum woanders auf unserem Planeten - das bezeugt auch die Fachliteratur - sind die Küsten so steil, die Täler so tief, wie hier.

Der Weg nach Funchal, der Hauptstadt, die mit ihren 130.000 Einwohnern gut die Hälfte der dort lebenden Menschen "beherbergt", führt ununterbrochen durch Tunnels und über Brücken. Er ist Teil der Autobahn (!!!), die anschließend bis in den äußersten Westen vordringt und überall das gleiche Bild aufweist: Ober- und Unterführungen. Ich glaube kaum, dass weltweit eine Insel geart durchlöchert ist! Da ist der Schweizer Käse noch harmlos...

Wenn man in Funchal - heißt übrigens übersetzt Fenchel untergebracht ist, kommt man in den Genuss eines herrlichen Panoramas - sowohl bei Tag als auch bei Nacht! Der Ort ist nämlich in Form eines Amphitheaters rings um den Hafen angelegt in Form von Terrassen. die sich bis in Höhen von etwa 1.200 m erstrecken. Da die Hänge sehr steil sind, entsteht von Weitem her nicht selten der Eindruck, die Bauten seien übereinander gestülpt...

An den schroffen Küsten - aber auch weiter in Richtung Zentrum oder gen Westen - konkurrieren in die Felsen eingemeißelten Hotels mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen um die Gunst der Touristen, angefangen von ganz normalen Zwei-Sterne-Unterkünften, bis hin zu luxuriösen Einrichtungen, in denen eine Nacht schon ...etwas über 1.000 Euro kostet - eigentlich erklärlich, wenn man die touristische Geschichte der Insel verfolgt. Hier sonnten sich schon im 19. Jahrhundert die britischen Lords und auch Staatsoberhäupter aus anderen Teilen Europas. Sissi ist da nur ein Beispiel.

Besonders sehenswert ist der Botanische Garten. Er beinhaltet exotische Pflanzen aus vielen Teilen unserer exotischen Welt. Er liegt etwa 500 m über N. N., ist von hunderte von Metern abfallenden Schluchten umgeben und bietet eine einmalige Generalübersicht von Funchal. Schon wegen dieses Ausblickes lohnt sich ein Abstecher dahin.

In der Markthalle geht es ganz südländisch zu: Die meist in bunter bäuerlicher Kleidung anwesenden Frauen preisen ihr vielfältiges Angebot mit solch gewaltigen Stimmen und Redeschwall, dass sich sogar bei den Börsianern Nachholbedarf breit machen müsste...

Der Vielfalt des Blumenangebotes steht diejenige von Gemüse und Obst aus allen Herren Ländern - also viel Import - um nichts nach, allerdings zu recht gepfefferten Preisen, die oft auch die hiesigen übertreffen.

In der Halle für Meeresfrüchte fällt besonders eine Fischart auf, die aus über 1.000 m Tiefe an Land gezogen wird, einen monströsen Kopf, tiefschwarze Haut, aber zubereitet - schmeckt oho... - schneeweißes "Fleisch" hat.

Wer Lust und Laune hat, kann sich von Monte, einem in den Bergen gelegenen Stadtteil, mit dem Korbschlitten
walter-georg
schrieb am 09.08.2010, 05:37 Uhr (am 09.08.2010, 05:52 Uhr geändert).
Madeira; Fortsetzung: hinabkutschieren lassen. Hinauf kann man mit der Seilbahn fahren oder mit dem Taxi - beide sind in etwa gleich teuer... Achtung: Den Preis mit dem Fahrer immer vorher ausmachen; sonst wird man über`s Ohr gehauen! Ich weiß, wovon ich spreche...

Zu den Attraktionen von Funchal gehören auch die zahlreichen Kirchen, in denen der Gast Ruhe, Einkehr und ...Kühle findet. Die Bewohner sind fromme Katholiken mit viel Respekt für die Schöpfung und Umwelt.

Oben, in Monte kann auch der Tropische Garten besucht werden, ein etwas anderer botanischer Garten. In der Residenz gibt es noch einige Museen, bei denen allerdings die Preise mehr zu bewundern sind, als die Sehenswürdigkeiten, mit Ausnahme des Weinmuseums, wo man wenigstens geschmacklich auf seine Kosten kommt. Man kann sich auch nachschenken lassen; ist alles im Preis miteinbegriffen...

Das einmalige Stadtpanorama - es soll zu den schönsten der Welt gehören - kann besonders vom Hafen aus genossen werden. Nicht verpassen jedoch sollte man die herrliche Ansicht bei Nacht, wenn das schier nicht enden wollende Lichtermeer in Erscheinung tritt. Es ist tatsächlich an Reiz und Brisanz kaum zu überbieten!

An der Anlegestelle kann zu akzeptablen Preisen eine dreistündige Karawellenfahrt entlang der Steilküste gebucht werden. Sie führt bis vor das Cabo Girao. Kurz vor diesem Ziel kommen die kleinen Küstengärten in Sicht, zu denen die Bergbewohner etwas 600 m auf verschlungenen Pfaden hinab- und dann wieder hinaufsteigen mussten. Heute werden sie mit einer Seilbahn transportiert.

Für Fußballfans: Funchal hat zwei Klubs - Maritimo und CD National -, die in der ersten portugiesischen Liga spielen und schon einige Male an europäischen Wettbewerben teilgenommen haben, eine auch nicht alltägliche Angelegenheit. Die Stadien sind echte Kunstwerke: In den Fels gemeißelte Bauwerke. Wenn der Ball mal zu hoch geschossen wird, kann er auch im Ozean landen... Seltsam geht es beim CD National zu. Da sich die "Fußballherberge" etwa 1.000 m über N. N. befindet, siegen die des Öfteren - behaupten jedenfalls die vorher nichts ahnenden Gegner - wegen der dünnen Luft!

P. S. Wegen einem PC-Fehler konnte dieser Teil nicht überarbeitet werden. Ich bitte um Nachsicht!
walter-georg
schrieb am 09.08.2010, 07:12 Uhr (am 09.08.2010, 07:24 Uhr geändert).
Madeira (2)

Allgemeines

Die Inselgruppe ist vor Nordwestafrika, etwa 500 km vor dessen Küsten - westlich von Marokko - lokalisiert. Geographisch - was die Einheimischen vehement abstreiten - gehört sie also zum "Schwarzen" Kontinent, politisch und administrativ jedoch - von einer kurzen Ausnahme abgesehen -, schon immer zu Portugal.

Die Entdeckung geht offiziell auf die Portugiesen Anfang des 15. Jh. zurück und ist eher einem Zufall zu verdanken, da ein Schiff vom Südkurs - die Portugiesen waren auf dem Weg zur Entdeckung der Seeroute nach Indien - abkam und das Archipel ansteuerte. In den folgenden Jahrhunderten diente dieser Landstrich zum Auffüllen der Vorräte an Essen und Trinken sowie Holz, denn hier gab es ausgedehnte Wälder.

Neben der dominanten Insel Madeira zählen noch Porto Santo, die Wüsteninseln (Ilhas Desertas) und die Wildinseln (Ilhas Selvagens) zur Gruppe. Bewohnt sind die letzten Beiden nur von Echsen und sporadisch Forschern.

Geologisch gesehen dominieren vulkanische Gesteine - hauptsächlich Basalt. Tektonisch ist die Genese noch nicht klar. Manche behaupten, es handle sich um einen "Ast des Mittelatlantischen Rückens", der auch zur Entstehung der Kanaren geführt hätte, beweisen kann man`s noch nicht. Fakt ist, das der Archipel - wie die Kanaren auch - nie eine Landverbindung zu Afrika hatte. Die Bewohner sind meist Portugiesen, gefolgt von Briten und ...Deutschen. Schwarze - auch als Flüchtlinge - sind kaum anzutreffen. Dafür liegt die Gruppe zu weit von Afrika entfernt, um mit normalen Booten - wie auf die Ostkanaren - hin zu gelangen. Übrigens: Zu Afrika hat Madeira überhaupt keine Kontakte, außer im Frühling, wenn Saharasand per Schiff für die Strände importiert wird...

Flora

Madeira trägt zu Recht noch den Namen Blumeninsel. Tatsächlich gibt es das ganze Jahre hinweg eine Pracht an diesen Gewächsen, die schon zum Kult geworden ist. Man findet sie in Treibhäusern, Gärten und nicht zuletzt an jedem Wegesrand. Sie sprießt in allen nur denkbaren Farben und deren Kombinationen, eine echte Wonne. Das subtropische Klima erlaubt solch Entfaltung. Die Düfte sind sogar auf den Terrassen der Hotels zu vernehmen! Zu den bekanntesten zählen verschiedene Orchideen, die Paradiesblume und die wegsäumenden Hortensien.

Zwischen 300-1.200 m erstreckt sich der Lorbeerwald, der größte der Erde. Er bedeckte einst auch Teile von Europa, fiel hier jedoch der Eiszeit zum Opfer. Da hatten Madeira und die Kanaren dank ihrer Lage mehr Glück... Sein riesiger Vorteil ist das Speichern von Wasser, in diesen Breiten wohl kaum zu vernachlässigen, wenn man bedenkt, dass sich auf gleicher Breite die größte Wüste befindet!

Oft trifft man Bananenplantagen, Felder mit Zimtäpfeln oder Papayas an - neben Weinreben, die Haupteinnahmequellen der Bauern. Leider kann die dortige Banane mit der aus Zentralamerika nicht konkurrieren (Größe und Aussehen), sodass der Export schwierig ist.

Sicher gehört der Wein zu Madeira so dazu, wie die Kartoffel zu den Indios oder der Reis zu den Chinesen. Auf der Insel wurden spezielle Verfahren entwickelt, die ihn hochprozentiger machen als anderswo, aber es gibt auch den normalen. Weltberühmt sind die älteren Jahrgänge, von denen schon so mancher Rekordpreise erzielt hat. Die nicht selten hohen Preise sind meist auch berechtigt.

Fauna

Da Madeira schon immer isoliert war, ist auch die Fauna recht spärlich verteilt. Endemische Säugetiere sind nicht vorhanden. Auf dem Plateau sind vereinzelt Schafe und Kühe anzutreffen. In den Wäldern gibt es einige Vogelarten - z.B. Sittiche -, die sich jedoch im Laufe der Evolution verändert haben. Da scheint es einen der kleinsten "Wichte" der Flatterer zu geben, ein Winzling, der nur fünf Gramm wiegt und sich hauptsächlich von Schmetterlingseiern ernährt. Dafür sind die Echsen recht zahlreich.
getkiss
schrieb am 09.08.2010, 10:59 Uhr
Ausgezeichnete Beschreibungen verschiedener Urlaubsorte.
Wohl gemerkt, Beschreibungen. Könnten in jedem Reiseprospekt stehen.

Nur warum betitelt der Autor diese Beschreibungen mit "Erlebnissen"? Davon ist nämlich nichts zu lesen.
Hat walter-georg an diesen Orten überhaupt was erlebt, oder nur zu Hause was kopiert, wir wissen es nicht....

Allerdings wissen wir das er schöne Geschichten aus seinem Geburtsort schreibt, ein Ort den er mit riesigen Metropolen vertauschte. Ist manchen von uns passiert, auch mir.

Aber darum auf die zurückgebliebenen herabschauen? Z.Bsp. auf gerry?
Joachim
schrieb am 09.08.2010, 12:34 Uhr
Gerri ist nicht zurück geblieben.
Er ist weiter als manch Anderer.....
walter-georg
schrieb am 09.08.2010, 14:10 Uhr (am 09.08.2010, 14:18 Uhr geändert).
getkiss: Bei Beschreibungen von mir fremdem Welten wird meinerseits immer versucht, das Ego in den Hintergrund zu stellen. Dafür sind die Landschaften einfach zu faszinierend!
Vor einem Panorama stelle ich mich einfach hin und mache Notizen. Zu Hause verarbeite ich sie dann.Ob Du es nun glaubst oder nicht: Die Beschreibungen stammen alle von mir. Es sind meine inneren Erlebnisse!.
Teile des Wissens sind auch der Fachliteratur entnommen - etwa 10%. Sie beziehen sich auf Namen, Entfernungen usw. So soll sich für den Leser eine Kombination ergeben, die ihm ein realistisches Bild von der dargestellten Region vermittelt. Für eventuelle Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Was meinst Du mit dem Vertauschen von Dorf und Metropole? Da komme ich nicht ganz mit, denn ein Dorf mit etwa tausend Seelen, in dem Jeder Jeden kennt - oder gekannt hat -, mit einer Großstadt zu verwechseln, ist m. E. recht kompliziert, oder...?

Ich schaue auf niemanden herab! Bei Gerri waren es immer nur Antworten auf Provokationen, aber dieses Thema hat sich nun hoffentlich erledigt.
walter-georg
schrieb am 10.08.2010, 04:29 Uhr (am 10.08.2010, 04:32 Uhr geändert).
Madeira (3): Der Tourismus:

Im Unterschied zu den Azoren, die schon immer weit weg von den wichtigen Handelswegen lagen, hatte Madeira den Vorteil der Nähe, ein etwas relativer Begriff und doch ist da was dran. Schließlich führte auch die geographische Lage dazu - man befindet sich "nur" 850 km vom "Heimathafen Lissabon" entfernt -, dass der Archipel schon seit Jahrhunderten gut erforscht war.

Wie schon erwähnt, waren es die Briten - W. Churchill ist da nur eines der prominenten Beispiele -, die dem heimischen Dunst entflohen sind und sich in der Südsonne labten. Sie sollte auch vor Depressionen und Asthma schützen, aus europäischer Sicht bestimmt keine verkehrte Idee.

Hauptsächlich in und um Funchal wurden Villen gebaut, gefolgt von Nobelhotels. Für "Otto Normalverdiener" öffnete sich die Hauptinsel erst in den letzten Jahren, wobei auch hier betont werden muss, dass Madeira bis heute kein billiges Pflaster ist - wie z. B. die Kanaren. Dies liegt auch daran, weil man sich hier keinen Massentourismus leisten konnte, da die Strände alles andere als einladend sind. Sie bestehen aus schwarzem Sand - wenn es ihn übrhaupt gibt -, ein Ergebnis des Vulkanismus und diese Farbe ist bei Badegästen alles andere als beliebt. Aber Achtung: Wer nach Madeira will, um einen Badeurlaub zu verbringen, der wird höchstwahrscheinlich schwer enttäuscht zurückfliegen! Die Beschaffenheit des "Meeresfelsens" eignet sich derart zum Baden, wie das R für einen Japaner.... Ausgenommen von dieser Regel ist Porto Santo, aber auch dort hält sich der Spaß in Grenzen. Während meines Aufenthaltes auf der Hauptinsel wollte ich mit der Fähre für einige Stunden hinübersetzen, fand jedoch keinen Platz. So ließ ich mir Porto Santo vom heimischen Reiseleiter beschreiben und kam zur Schlussfolgerung, dass ich nicht viel versäumt hatte.

Dafür ist Madeira ein Wanderparadies und das sowohl für Extrem- als auch Normalwanderer. Die Ersten können innerhalb kurzer Distanzen Höhenunterschiede von hunderten von Metern bewältigen, die Anderen gehen einfach die levadas entlang. Das sind nichts anderes als Wasserrinnen, die das lebenswichtige Nass, das es im Norden zuhauf gibt, in den semiariden Süden transportieren. Sie sind ein Ergebnis mühevoller Sklavenarbeit, haben eine Gesamtlänge von ca. 1.200 km (!!!), von denen über 160 Km unterirdisch verlaufen. Dieses tatsächlich geniale System kennt meines Wissens weltweit keinen Vergleich.

Ihr Gefälle ist aus physikalischen Gründen sehr gering und so sind auch die nebenan angelegten Pfade locker passierbar. Ihr Ausgangspunkt ist meist die Wasserscheide zwischen Nord und Süd. Der Norden steht unter dem Einfluss der NO-Passate, die jährlich Niedeschlagsmengen von bis zu 3.000 ml/qcm - etwa das Dreifache von Bayern - herunterprasseln lassen, während es im Süden, wo sich der größte Teil der Bevölkerung angesiedelt hat, nur etwa ein Zehntel davon gibt. Auf dieses Phänomen werde ich bei den Kanaren näher eingehen.

Die Wanderwege führen zu großen Teilen durch den Lorbeerwald, in dem man vor der prallen Sonne geschützt ist und auch keine Wasservorräte mitschleppen muss, denn das üppige Nass aus den levadas ist wohlschmeckend. Meist wird man von romantischem Vogelgezwitscher begleitet und kann so Mutter Natur in vollen Zügen genießen. Man wird bis zum Ausgangspunkt gefahren und am Ziel wieder abgeholt. Ich habe leider nur einmal daran teilgenommen, würde es jedoch wann immer wieder tun!

Nicht entgehen lassen sollte man sich eine Inselrundreise. In meinem Fall waren es zwei Touren; die eine für den westlichen, die andere für den östlichen Teil. Beide sind herrlich! Allerdings sei betont, dass man in beiden Fällen relativ schwindelfrei sein muss... So viele und so steile Serpentinen sind mir nirgendwo anders begegnet!

Wenn jemand den Führerschein auf diesem Eiland macht, so kommt er garantiert überall zurecht! Nur ein Beispiel: Irgendwo hielt der Fahrer an und zeigte uns eine Garagenauffahrt, die etwa 40 Grad Abschüssigkeit aufwies. Ironisch meinte er:
"Will der Eigentümer nun da hinauffahren, muss er was trinken, um sich Mut zu machen, was er ja nicht darf. Trinkt er jedoch nichts, traut er sich nicht hinaufzufahren..."

An vielen Stellen der gut ausgebauten Straßen befinden sich die schon bei den Azoren erwähnten Aussichtsplattformen - miradouros -. Sie bieten einmalige Landschaftsbilder!!! Ob das nun oben auf dem Pico Ruivo (1862 m), auf dem Hochplateau bei Encumeada oder über Porto Moniz ist, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Überall kann man die Seele baumeln lassen, vielleicht für kurze Zeit die Augen schließen und in Gedanken in die unermesslichen Fernen des immensen Ozeans hinausschweifen. Man vergisst den grauen Alltag, baut den Stress ab und träumt einfach. Ich habe es auch getan und keinesfalls bereut.

Lebe wohl, du Perle des Atlantiks! Vielleicht komme ich einst wieder.

Georg Fritsch
schrieb am 10.08.2010, 10:47 Uhr
Hallo Walter - Georg,
tolle Beschreibung ,Bericht ...,nun kommt das-

"ABER" .Schöner wäre es wenn Du auf "dieser Seite" der SIEBENBÜRGER -Sachsen von der Landschaft ,Fauna ,Flora...
von Siebenbürgen berichten würdest.


Mit so viel Energie wie Du hier schreibst ,trau ich dir zu ein Buch über Siebenbürgen und seiner Geschichte zu schreiben.Oder berichte aus "Deinem Heimatort in Siebenbürgen".


Alles Gute !
LG.klinzich Jirku!
walter-georg
schrieb am 10.08.2010, 13:33 Uhr (am 10.08.2010, 13:50 Uhr geändert).
Hallo klinzijer Jirku: Mit Siebenbürgen habe ich mich in meiner Diplomarbeit "Das hydrographische Studium des Flussbeckens der Großen Kokel" befasst. Dort wird u.a. auch die Flora und Fauna Südsiebenbürgens beschrieben. Landschaftsbeschreibungen, wie Du sie forderst, sind in meinem vor nicht allzu langer Zeit erschienenen Buch "Zwischen drei Welten" nachzulesen. Dort wird auch Bezug auf Geschichte sowie Sitten und Bräuche, Politik, lokales Kollorit u.v.a.m. genommen.

Seit einigen Jahren habe ich mich auf die Inselwelt spezialisiert. Durch meine Beschreibungen versuche ich, sie auch dem Leser näher zu bringen. Es ist ein eigenartiger, faszinierender Mikrokosmos, bei dem es sich lohnt, vorbei zu schauen.

Wenn Du des Sächsischen mächtig bist, so empfehle ich Dir "Duanerschmarter Anekdoten" (Lachen uch Nodinken) und "De Truden uch de Mialtsch" (Saksesch Wält). In beiden Fällen handelt es sich um Begebenheiten aus meinem Geburtsort - das Wort "Heimat" verwende ich nicht, weil ich nie eine hatte (!!!). Im ersten Fall werden drollige Geschichten aus Donnersmarkt dargestellt, im zweiten kannst Du in die mystische Welt dieser Ortschaft eintreten.

Viel Spaß beim Lesen!

P.S. Bäst Tea wärlich esi klinzich...?

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