Geistige Brandstifter? – Paunescu, Tudor und ihre deutschzüngigen Helfershelfer aus der KP

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Carl Gibson
schrieb am 11.11.2010, 11:04 Uhr


Der Exodus der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben sowie ihr Verschwinden aus der Geschichte ist neben anderen Faktoren - auch auf die Albanisierung und Koreanisierung Rumäniens während der Ceausescu-Diktatur zurückzuführen.
Geistige Brandstifter wie Adrian Paunescu und Corneliu Vadim Tudor, willfährige Marionetten des kommunistischen Systems, machten den Personenkult möglich. Sie führten ein Volk und ein Land in die politische Isolation bzw. indirekt in die ökonomische Katastrophe.
Ihre Helfershelfer deutscher Zunge:
Poeten, Journalisten, Historiker, alles aktive Dramaturgen des Untergangs, Leute, die ihre KP-Mitgliedschaft vergessen machen wollen und sogar als ehemalige Widerständler auftreten.

Dazu schrieb ich später folgendes:

„Das Scheinen der Scheinwelt – inszenierte Dichterlügen

Der systemkonforme Literaturfunktionär Berwanger repräsentierte jedoch nicht den Gipfel der geistig-literarischen Prostitution. Er war nur eine Miniaturausgabe, ein Provinzphänomen – der deutsche Ausdruck des Phänomens der inszenierten Lüge, die auf Landesmaßstab noch unerreichte Höhen erreichen sollte.
Es gab noch eine gewaltigere Steigerung auf nationaler Ebene in der Person des Haus- und Hofdichters Adrian Paunescu. Dieser einst hoffnungsvoll als Poet gestartete Karrierist führte die panegyrische Kunstfertigkeit auf einen in Europa noch nie da gewesenen Höhepunkt der Geschmacklosigkeit, der jede bis dahin gekannte Form der Lobhudelei sprengte. Während allen anderen so genannten „anständigen Intellektuellen“ die Aufgabe zukam, den Weg der Partei geistig zu sanktionieren und zu festigen, bestand seine Zuständigkeit darin, das Diktatorenehepaar zu verklären und in den Himmel zu heben. Dabei hatte er freie Hand und konnte im Rahmen seines „Cenaclul Flacara“ einen „Personenkult“ inszenieren, der an Realitätsfremdheit und Blamage selbst die makabren Inszenierungen der Nationalsozialisten und Stalinisten übertraf, ja verblassen ließ. Als Regisseur eines abstrusen Personenkults und einer massiven Verfälschung der Alltagsrealität im sozialistischen Rumänien ist Paunescu als einer der großen „geistigen Brandstifter“ anzusehen, dessen politische Verantwortungslosigkeit sogar noch über das Versagen des senilen Diktators hinausgeht. Heute sitzt diese groteske Gestalt, die in maßloser Selbstüberschätzung sogar zum Präsidentenamt gegriffen hat, dieser hundertfünfzigprozentige Wendehals und Parteikarrierist, als Senator im rumänischen Parlament! Das ist nicht viel anders, als wenn die Propagandachefs der Nationalsozialisten Joseph Goebbels, Rudolf Hess – und mit weitem Abstand Leni Riefenstahl – dem ersten Deutschen Bundestag angehört hätten. Die Tatsache, dass offensichtliche Antidemokraten wie Paunescu und sein Rivale Corneliu Vadim Tudor, der, um erster Hofdichter Ceauşescus zu werden, eng mir der „Securitate“ zusammenarbeitete und etablierte Dichter, wie Ion Caraion ans Messer lieferte, auch heute noch die politische Aktualität Rumäniens maßgebend mitbestimmen, ist ein scharfer Hinweis darauf, dass Rumänien seine kommunistische Vergangenheit noch längst nicht bewältigt hat und von dem inzwischen sanktionierten und vollzogenen EU-Beitritt, der ihm aus historischer Verantwortung heraus zusteht, auf moralischer Ebene noch weit entfernt ist. Tudor, der der rechtsradikalen „Großrumänien-Partei“ vorsteht, einer Partei, die Millionen Wähler anzusprechen weiß, ist ein Rassist, der aus diskriminierten Minderheiten Seife kochen will und trotzdem von Europa toleriert wird wie Le Pen.
Paunescu repräsentiert zusammen mit dem Antisemiten Tudors den Typus des hundertfünfzigprozentigen Wendehalses. Beide Akteure, die selbst nach dem EU-Beitritt Rumäniens noch Einfluss ausüben, sind perfekte Demagogen, deren hervorstechendste Eigenschaften die Ungeniertheit und Unverfrorenheit sind. Während Paunescu sich nach dem Zusammenbruch der Diktatur in acht nehmen musste, um nicht von den aufgebrachten Massen auf den Straßen von Bukarest gelyncht zu werden und noch schnell in die Botschaft des verunglimpften Klassenfeinds Amerika flüchtete, um das schäbige Leben zu retten, brachte er es danach fertig, an eine jener begehrten Urkunden heranzukommen, die den Mitwirkenden an der Revolution und am Sturz Ceauşescus Privilegien sicherten. Kaum einer nahm Anstoß daran. Ebenso wenig wie an den Hetzreden des anderen Ceauşescu-Lobhudlers Tudor, der ungestraft weite Teile der Bevölkerung beschimpfen und für antidemokratische und totalitäre Strukturen eintreten konnte. Wen wundert es noch, wenn ehemalige Dissidenten und Wissenschaftler wie Vladimir Tismaneanu, der Koordinator der Untersuchung zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Rumänien, von Tudor aufs Korn genommen und auf übelste Art verunglimpft werden.
Aus heutiger Sicht betrachtet ist Paunescu, auf dessen Fernsehauftritt ich in meiner Jugend nur mit Ekel und Abscheu reagierte, noch das geringere Übel. Obwohl im Bericht zur Analyse der Diktatur als propagandistischer Träger der kommunistischen Ideologie im Land ausgemacht, scheut er sich nicht, a posteriori einen eigenen Widerstandmythos zu inszenieren, in welchem er, der servile Vasall des Diktators, sich zum Fürsprecher des freien Wortes und einer freien Kunst stilisiert. Verkehrte Welt? Kein Wunder, das für ihn der „Report zur Verurteilung des Kommunismus“ nicht mehr ist als ein „öffentliches Klosett“. Merkwürdigerweise tolerieren die Rumänen von heute dieses Gehabe immer noch, wohl verwirrt von der Auffassung, dass in einer Demokratie jeder alles behaupten kann. Der Demagogie sind dabei Tür und Tor geöffnet – auch hier in Deutschland mit ähnlichen Akteuren! Der lebende Beweis dafür in Rumänien ist Vadim Tudor, ein poetischer Stümper von vorgestern, der es trotz mentaler Verrenkungen übelster Art nicht einmal schaffte, die Gunst des verehrten Diktators zu erringen. Als Chef einer Rechtsaußenpartei, in der große Teile der Neuen Rechten im Land zusammenströmen, ist er heute weit gefährlicher als Paunescu, eben weil er parteipolitischen Einfluss hat und mit seinen demagogischen Hetzparolen primitive Ressentiments mobilisiert. Er ist ein Rattenfänger der Neuzeit, der im Lager der schlichten, ungebildeten Landsleute Gehör findet, unter Bürgern, die scheinbar vergessen haben oder nichts davon wissen, dass Tudor – als ein Chamäleon besonderer Art – vom früheren „Securitate-“ Propagandisten zum rechten Populisten mutierte.
Ein Kommilitone aus der früheren DDR, mit dem ich in kameradschaftlicher Verbundenheit einige Semester Politikwissenschaft studierte, hatte eine ähnliche „Wende“ vollzogen: vom ultralinken Kommunisten jenseits der SED zum aktiven NPD-Mitglied, wobei die als dekadent erachtete demokratische Mitte einfach übersprungen wurde. Beide Entwicklungen verwiesen auf ein Phänomen: Nicht die linke Ideologie war maßgebend, noch rechtskonservative Überzeugungen, sondern lediglich der „totalitäre“ Grundcharakter beider Ideologien war ausschlaggebend. Und das demokratische System, das zuließ, dass ein Markus Wolf, von dem während des Kalten Kriegs nicht einmal ein anständiges Foto zu bestaunen war, nach der Wende als „freier Schriftsteller“ durch die Bundesrepublik trödelte, duldete und duldet solche Entwicklungen, auch im Rumänien der Jetztzeit. Die Rolle der „Dichter“ beschränkte sich nicht nur auf das Produzieren von Versen. Sie wurden zu den geistlosen Stützen des Systems, zu den Pervertierern des Denkens und zu verwerflichen Brandstiftern, aus deren Saat nur Hetze und Hass hervorgingen.“
Carl Gibson




MS-Auszug aus „Gegen den Strom. Deutsche Identität und Exodus“. Das Werk sollte in diesem Herbst im Druck erscheinen.

Wer den real existierenden Sozialismus der Ceausescu-Diktatur noch miterlebt hat, kann dazu einiges aussagen.

P.S. @seberg: Ich melde mich nicht zurück, um „nichts zu sagen“ – aber das bereits Gesagte werde ich nicht erneut wiederholen. Jedermann kann die hier gespeicherten Diskussionen nachlesen.





seberg
schrieb am 11.11.2010, 11:32 Uhr
@Gibson: Nur weil Sie mich ansprechen: wenn Sie mit „nichts zu sagen“ mich zitieren wollten, dann bitte ich um korrektes Zitieren, ich habe geschrieben „fast gar nix mehr sagen, wie Gibson“.

Dass Sie bereits Gesagtes nicht „erneut wiederholen“ wollen, nehme ich dankbar zur Kenntnis.
Friedrich K
schrieb am 11.11.2010, 15:34 Uhr (am 11.11.2010, 16:01 Uhr geändert).
Dass Sie bereits Gesagtes nicht „erneut wiederholen“ wollen, nehme ich dankbar zur Kenntnis.
Tatsächlich? Na dann nehmen Sie Sich ein Beispiel; als geistiger Wiederkäuer ("erneut wiederholen") habe Sie sich bislang keinen schlechten Namen erworben, es sei denn Sie würden Ihr wiederholtes Auftreten als moralisch-geistiger Gralshüter und Sittenwächter als ein Einzelereignis betrachten.
gerri
schrieb am 12.11.2010, 09:37 Uhr
Hallo grumpes,meinst Du den intelligenten,bösen,alten Mann?

Gruß, Geri
Carl Gibson
schrieb am 12.11.2010, 20:12 Uhr
Volksverblödung Anno Dominini 1978 in der Epoche des Lichts des Titans der Titanen:

„Franz Liebhard

Ein Begriff

Ceausescu, Partei und Vaterland-

Umschlungen vom innigsten Herzensband
des Volkes auf diesem dakischen Boden,
gehärtet von Kämpfen, Leiden und Roden,
erfüllt vom Lichte der hellsten Lehren,
alles, was dienlich dem Leben zu mehren,
das Samenkorn des Glückes zu bauen,
kraftvoll in die Zukunft zu schauen
unter des Rufes Hoheitsbrand:

Ceausescu, Partei und Vaterland.“

In dieser netten Gesellschaft aus Siebenbürgen (?) veröffentlichte ein RKP- Mitglied aus dem Banat, Kollege ungezählter Altstalinisten im Rumänischen Schriftstellerverband seine Botschaft zur geistigen Situation der Zeit:

„hier ist alles in Ordnung“

Das alles gelesen in: Neuer Weg Kalender 1978.
War 1978 in Rumänien noch alles in Ordnung?

Hatten diese kleinen Paunescus, die das System Ceausescus offen mittrugen, ein Zeitproblem?

Und ist das offene Bekenntnis zu einem totalitären System nicht moralisch schlimmer und verwerflicher zu werten als das mamchmal unvermeidliche Reden-Müssen mit der Securitate wie etwa bei Horst Weber?

Wer stand offen zur kommunistischen Diktatur?
Und wer klebte nur aus reinem Opportunismus an seinem Pöstchen?






Joachim
schrieb am 12.11.2010, 20:29 Uhr (am 12.11.2010, 20:30 Uhr geändert).
Volksverblödung anno 2010.
Da zeigt einer mit dem Finger auf andere
und hat sich selbst bei Zeiten aus dem Staub gemacht.....
Heute, und seit langem in Sicherheit, da läßt es sich gut richten. Man muss halt was tun fürs Geschäft. Man muss im "Gespräch" bleiben, selbst negative Schlagzeilen helfen da weiter. Ähnlich unserem König von Malorca. Gleiches Niveau.
Herzlichst
Joachim
Friedrich K
schrieb am 12.11.2010, 21:12 Uhr
Ähnlich unserem König ...
Seit wann habt ihr einen König?
getkiss
schrieb am 12.11.2010, 22:10 Uhr
@Joachim:"Heute, und seit langem in Sicherheit, da läßt es sich gut richten."

Da ist was dran. Vor allem, wenn Jemand über die Zeiten richtet, der in den Zeiten besonders kritisch sich nur in verstekter Form zu äußern wagte. Die Frage ist doch, hatte derjenige damals überhaupt kapiert as da war, oder war es nur die allgemeine Kritik der Jungen an den Älteren Kommunisten, den verknöcherten. Nun, im Alter angekommen, wollen die ehemals jungen uns beweisen, "damals, ja damals, da waren wir die Gegner, weil wir subtil an der Wurzel, die uns nährte, nagten"......
grumpes
schrieb am 13.11.2010, 00:01 Uhr (am 13.11.2010, 00:29 Uhr geändert).
www.youtube.com/watch?v=WXdMZCKCTU8
www.youtube.com/watch?v=9eb7CPtnZ1E
..................... so ist das Leben: wie ein Zebra, mal dunkel, mal hell .... und am Ende landen wir alle im A....
Gruß
grumpes
Knobler
schrieb am 13.11.2010, 09:45 Uhr
@ Joachim schreibt: „….und hat sich selbst bei Zeiten aus dem Staub gemacht……“

Ich finde es schon seltsam, eine solche Aussage über jemand zu machen, der nachweislich sechs Monate im Gefängnis saß und anschließend ausgewiesen wurde.
walter-georg
schrieb am 13.11.2010, 11:04 Uhr
@ Knobler: Ich finde es auch fast erstaunlich, wie dieser linke "Paradiesvogel" jede sich nur bietende Möglichkeit ergreift, um gegen Unsereinen aufzuhetzen, ohne auch nur die blasseste Ahnung von unserem Schicksal zu haben.
bankban
schrieb am 13.11.2010, 12:20 Uhr
@ walter-georg:
Hast du schon von der Aktion/dem Phänomen der sog. "Goma-Pässe" gehört?
walter-georg
schrieb am 13.11.2010, 12:57 Uhr
@ bankban: Ich schon, habe jedoch berechtigte Zweifel, ob dies auch ein Hiesiger weiß. Kannst es ja bei deinem Freund austesten. Außerdem ist wohl kaum anzunehmen, dass bei der Beleidigung das Schicksal von Knobler bekannt war. Übrigens: Hochinteressant, wie ihr Drei immer wieder Einer für den Anderen in die Bresche springt. Da macht man sich schon so seine Gedanken.............
bankban
schrieb am 13.11.2010, 13:05 Uhr (am 13.11.2010, 13:06 Uhr geändert).
Über die Aktion der Goma-Pässe und der Trittbrettfahrer wurde hier schon vor 1,5-2 Jahren viel diskutiert. Nicht im Zshg. mit knobler, sondern dem eines 18-jährigen Adoleszenten, der selbst mal zugegeben hat, dass dies die Triebfeder (oder eine der Triebfedern) seines polit. Engagements anno dazumal war.

Apropos Gedankenmachen: das kann nie schaden, es sei denn man denkt zuviel um die Ecke!

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