Großmannssucht in Fogarasch

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bankban
schrieb am 24.08.2014, 12:16 Uhr (am 24.08.2014, 12:22 Uhr geändert).
Da die Kommentarfunktion zum Artikel gesperrt ist, hier ein kurzer Kommentar:

"Neubauten verdrängen oft siebenbürgisch-sächsische Denkmäler..."

Sic Transit Gloria Mundi. Man kommt dagegen nun einmal nicht an und man kann nun einmal nichts dagegen tun. Ein Städtebild war und ist nun einmal stets Wandlungen unterworfen und gerade das Städtebild Ostmitteleuropas, einer Region mit einer Unzahl von Grenzverschiebungen und Kulturen, zeugt davon. Wo ist heute das einstige Städtebild von Breslau? Jenes von Czernowitz? Usw. So sehr es uns auch schmerzt, es ist einzig die Erinnerung aus der man nicht vertrieben werden kann: unerwünschte Städtebilder können Sieger aber allemal vertreiben, indem sie die Stadttopographie mit anderen Zentren, Statuen, Gebäuden etc. in ihrem Sinne umschreiben. Und das tun in Siebenbürgen die Sieger des I. Wk. nun einmal. Dies fing recht früh schon, 1919, an und setzt sich bis heute fort. Sad, but true. "unsere vielen, vielen geschleiften Häuser" - schrieb, resigniert, mal eine Dichterin irgendwo.
seberg
schrieb am 24.08.2014, 12:48 Uhr (am 24.08.2014, 12:49 Uhr geändert).
Na ja, bekanntlich können moderne Bau-Schandtaten auch wieder abgerissen werden, wenn sie historisch Wertvolles und Erhaltenswertes verschandeln oder zu zerstören drohen.
Wie z.B. hier:
www.spiegel.de/panorama/istanbul-gericht-verfuegt-abriss-von-luxus-wohntuermen-a-987769.html

Warum muss ich gerade an Kronstadts centrul nou (neues Zentrum) denken, dass hauptsächlich aus hässlichsten Bank- und Geschäftsgebäuden besteht...o.k. eine auf alt getrimmte rum. orthodoxe Holzkirche steht da auch ungefähr seit der "Revolushion"...

orbo
schrieb am 24.08.2014, 13:04 Uhr (am 24.08.2014, 13:08 Uhr geändert).
In der Tat, die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. (Jean Paul) Aus der Heimat - die so manchem als Paradies in Erinnerung bleibt - kann man sehr wohl vertrieben oder hinausgeekelt werden, manche ziehen auch aus wirtschaftlichen Gründen notgedrungen fort. Zurück bleiben Ortschaften in ihrem jeweiligen Erscheinungsbild. In Bistritz - und natürlich nicht nur dort - haben hauptsächlich die Rumänen dafür gesorgt, dass die evangelische (deutsche) Kirche nach dem verherenden Brand wieder saniert wurde, da sie das Stadtbild von Bistritz prägt. Fogarasch ist ein Gegenbeispiel.
Es ist richtig, dass nach dem 1. WK und auch dem Bombenhagel des 2. WK mit gewisser Siegermentalität neue Stadtbilder geschaffen worden sind, die Altes verdrängen. Nur... Wir leben heute im 21. Jahrhundert... und da kann man durchaus mehr als in Fogarasch erwarten und auch andere Berichterstattung, als die SbZtg titelt...
BV SCHRA
schrieb am 30.08.2014, 23:15 Uhr
Herr Bonfert oder Orbo

können Sie mir nennen wie sie denn Satz mit Bistritz und Rumänen meinten? Die Arbeiten wurden wahrscheinlich von Rumänen gemacht. Die Gelder? Haben Sie dazu auch Zahlen?

mfG
Lepprich
orbo
schrieb am 30.08.2014, 23:34 Uhr (am 30.08.2014, 23:35 Uhr geändert).
Orbo, bitte.
Ich habe das weiter gegeben, was ich von den Feierlichkeiten von vor Ort im August 2013 mitgenommen habe. An der Darstellung bestanden von keiner Seite Zweifel.
lucky_271065
schrieb am 31.08.2014, 00:48 Uhr
@bankban

"Neubauten verdrängen oft siebenbürgisch-sächsische Denkmäler..."

Ich ärgere mich auch jedes mal, wenn ich durch Fogarasch fahre, über diese megalomanische orthodoxe Kathedrale in der Nähe der alten Wasserburg.

Allerdings ist diese Burg kein siebenbürgisch-sächsisches Denkmal, wie man aufgrund des Kommentars im Artikel fälschlicherweise glauben könnte.

Sie war im Besitz ungarischer oder auch walachischer Fürsten. Später wurde sie dann von den Habsburgern genutzt.

Cetatea Făgăraşului

Bewegte historische Zeiten

Vor 720 Jahren fand die erste urkundliche Erwähnung von Fogarasch statt


jodradek
schrieb am 31.08.2014, 06:59 Uhr (am 31.08.2014, 07:05 Uhr geändert).
Allerdings ist diese Burg kein siebenbürgisch-sächsisches Denkmal, wie man aufgrund des Kommentars im Artikel fälschlicherweise glauben könnte.

Sie war im Besitz ungarischer oder auch walachischer Fürsten. Später wurde sie dann von den Habsburgern genutzt.


Darf man sich "aufregen" nur wenn siebenbürgisch-sächsischen Denkmäler daneben stehen?

Anderseits es ist ein Hohn zu verlangen, dem privaten Besitzer vorzuschreiben ob er auf seinem Grundstück bauen darf oder nicht, und wenn, nur nach sächsischer Bauart.
orbo
schrieb am 31.08.2014, 09:43 Uhr (am 31.08.2014, 09:45 Uhr geändert).
Wir leben heute im 21. Jahrhundert... und da kann man durchaus mehr als in Fogarasch erwarten und auch andere Berichterstattung, als die SbZtg titelt...
Titel und fogarascher Beispiel ("Neubauten verdrängen oft siebenbürgisch-sächsische Denkmäler...") passen nicht zusammen. Zudem ist der Titel meiner Meinung nach unpassend, da Denkmalschutz in Rumänien generell misachtet wird und nicht nur in ursprünglich sächsischen Ortschaften.

Einen Lichtblick gibt es mit Răzvan Pop im Kreis Hermannstadt. Ein Interview mit ihm nach dem ersten Amtsjahr wäre durchaus interessant für die Leserschaft der SbZtg.
lucky_271065
schrieb am 31.08.2014, 10:01 Uhr (am 31.08.2014, 10:04 Uhr geändert).
@jodradek

Darf man sich "aufregen" nur wenn siebenbürgisch-sächsischen Denkmäler daneben stehen?


Selbstverständlich nicht. Der Denkmalschutz in Rumänien nimmt es inzwischen recht genau mit seinen Aufgaben. Zumindest im Kreis Hermannstadt / Sibiu. Und ich denke, das ist gut so.

Es geht dabei nicht um sächsisch oder nicht sächsisch, sondern darum, dass Neubauten (oder auch die Renovierung von Altbauten) in der Nähe von Baudenkmälern gewisse Auflagen erfüllen müssen, um sich einigermassen harmonisch in die bestehende Architektur einzufügen.

Până la delimitarea prin studii de specialitate a zonelor de protecţie a valorilor
de patrimoniu cultural, prevăzute în anexa nr. III, în condiţiile art. 5 alin. (2), se
instituie zone de protecţie a monumentelor istorice, de 100 metri în municipii şi
oraşe, de 200 metri în comune şi de 500 metri în afara localităţilor.


http://www.mmediu.ro/beta/wp-content/uploads/2012/07/2012-07-26_legislatie_arii_protejate_legea5din2000amenajareteritoriuzoneprotejate.pdf

PS Ich besuche ganz gerne auch orthodoxe Klöster, Kirchen und Kathedralen. Aber wenn moderne Bauten dieser Art überdimensioniert werden, ohne Rücksicht auf die Gebäude in der Nachbarschaft, verletzt das mein ästhetisches Gefühl.

Im Falle Fogarasch wird übrigens der gesetzlich vorgeschriebene Abstand zur Burg von mindestens 100 Metern respektiert, Und trotzdem tut es meinem Auge weh, das Eine neben dem Anderen zu sehen.

Genauso stört es mich z.B., dass 2 Schritt neben der grossen Moschee in der Altstadt von Konstanza, die zur Zeit von König Karl I. gebaut wurde (wenn ich nicht irre) ein riesiges Bankgebäude aus Stahl und Glass gebaut wurde, das fast so hoch ist wie das Minarett.
_grumpes
schrieb am 31.08.2014, 10:05 Uhr
orbo
schrieb am 31.08.2014, 10:11 Uhr (am 31.08.2014, 10:13 Uhr geändert).
Im Falle Fogarasch wird übrigens der gesetzlich vorgeschriebene Abstand zur Burg von mindestens 100 Metern respektiert,

Meines Wissens gilt es einen MINDESTabstand nicht vom Gebäude (monument istoric) zu bewahren, sondern von der Liegenschaft (zona de protectie).

Aus dem hier besprochenen Zeitungsbericht geht zudem hervor, dass für den Neubau keine entsprechende Baugenehmigung existiert, in der berücksichtigt sein sollte, dass das Bauwerk in das Stadtbild passt - was heutzutag selbstverständlich sein sollte und alles andere als Hohn ist.
lucky_271065
schrieb am 31.08.2014, 10:14 Uhr
@grumpes

Nostalgie nach kommunistischen Betrieben?

Übrigens ist im Innenhof jenes inzwischen stillgelegten Betriebes noch einer der alten Wehrtürme der Stadtmauer erhalten. Vielleicht wird die alte Fabrik ja abgerissen und der Turm bleibt stehen. Wer weiss.

Pulverturm

PS Auch lässt der Zoom-Effekt in dem von Dir verlinkten Bild von der Burgergasse (Str. Ocnei) Alles näher erscheinen.
lucky_271065
schrieb am 31.08.2014, 10:17 Uhr (am 31.08.2014, 10:19 Uhr geändert).
@orbo

Meines Wissens gilt es einen MINDESTabstand nicht vom Gebäude (monument istoric) zu bewahren, sondern von der Liegenschaft (zona de protectie).

Das steht in dem von mir verlinkten Gesetzestext.

Die Behauptung, dass es keine Baugenehmigung gibt, müsste erstmals überprüft werden. Das wäre allerdings skandalös.

PS Wir werden doch nicht etwa in Răzvan Pop einen gemeinsamen Freund haben?
orbo
schrieb am 31.08.2014, 10:24 Uhr (am 31.08.2014, 10:32 Uhr geändert).
...das ist aus Ihrem verlinkten Gesetzestezt ersichtlich und ich habe in Klammern darauf Bezug genommen - richtig.

Schön, dass Sie das inzwischen auch so verstehen, weil Sie weiter oben der Meinung waren: "Im Falle Fogarasch wird übrigens der gesetzlich vorgeschriebene Abstand zur Burg von mindestens 100 Metern respektiert" Der Abstand ist meiner Auffassung nicht zur Burg selber, sondern zur "zonă" einzuhalten, was nicht der Fall ist...

Die Behauptung, dass es keine Baugenehmigung gibt, müsste erstmals überprüft werden. Das wäre allerdings skandalös.
Inwiefern es nun eine Baugenehmigung für den neuen Sakralbau gibt und die beim Bau auch berücksichtigt worden ist, erschließt sich mit absoluter Sicherheit aus dem Artikel nicht:
"Seines Wissens gebe es keine Baugenehmigung, weil das rumänische Kulturministerium dagegen gewesen sei – wohl aus den bekannten Gründen."
lucky_271065
schrieb am 31.08.2014, 10:28 Uhr (am 31.08.2014, 10:40 Uhr geändert).
@orbo

was nicht der Fall ist...

Beruht diese Deine Behauptung auf konkreten Argumenten? Hast Du etwa nachgemessen?

Habe gerade nachgeschaut. Der Abstand zwischen Kathedrale und Burgmauer beträgt etwas über 100 Meter. Und jener zum Wassergraben der Burg etwa die Hälfte.

Ich schrieb ja, dass es meinen Augen wehtut. Und es würde auch noch wehtun, wenn der Abstand doppelt so gross wäre. Auch geht es nicht nur um die Nähe zur Burg. Im Verhälntis zum gesamten Stadtbild von Fogarasch und seiner Architektur erscheint mir diese Kathedrale überdimensioniert. Deshalb kommentierte ich ja schon eingangs: megalomanisch.

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