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I S S N 1 6 1 8 - 9 1 9 1  
 Ausgabe: 35 / 01.01.2003 Abonnenten:     3 7 0 3  

 INHALTSVERZEICHNIS 
1. Vorwort » Kirchenburgen, Umfrage
2. SbZ-Artikel » Grundsicherung, Schock-Therapie, Wirtschaftsgeschichte
3. Buch-Tipp » Erzählungen von Oscar Walter Cisek
4. Diskussionen » Zukunft, Henker, Noajohrsgläckwänsch
5. TV-Tipps » Donau, Frauengefängnis, Karpaten
6. E-Mail-Interview mit Gabriele Mergenthaler
7. Leserecho


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 1. VORWORT 
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kirchenburgen sind das charakteristische Merkmal der siebenbürgischen Landschaft. Seit dem Exodus sind diese Bauten zum Großteil dem Verfall preisgegeben. Als Leiterin der Bauabteilung im Landeskonsistorium der evangelischen Kirche A.B. Rumänien befasst sich Dr.-Ing. Gabriele Mergenthaler mit dem Erhalt der siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft (siehe heutiges E-Mail-Interview). Vor diesem Hintergrund steht auch unsere neue Umfrage: "Kirchenburgen in Siebenbürgen - Wer steht in der Verantwortung?" Der rumänische Staat, das Landeskonsistorium der evangelischen Kirche in Rumänien oder die Organisationen der ausgewanderten Sachsen und bundesdeutsche Einrichtungen (Stiftungen)? Ihre Meinung ist gefragt. Apropos Organisationen: Unsere letzte Frage nach der Mitgliedschaft in der Landsmannschaft ergab ein 75:61 - für die Nichtmitglieder. Ob Mitglied oder nicht, wir wünschen Ihnen ein glückliches, neues Jahr.
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 2. SBZ-ARTIKEL 
Neues Gesetz zur Grundsicherung im Alter
Am 1. Januar 2003 tritt mit dem "Gesetz über eine bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung - GSiG" - kurz "Grundsicherungsgesetz" - eine neue Regelung in Kraft, die für viele Betroffene und deren Kinder wichtige Neuerungen bringt und den Leistungsbezug im Alter erleichtert. mehr...

Präsident Iliescu fordert Schock-Therapie gegen Korruption
Rumäniens Staatspräsident Ion Iliescu hat zur Halbzeit seiner vierjährigen Amtszeit ein härteres Vorgehen gegen Korruption in seinem Land gefordert. In Rumänien herrsche "Vetternwirtschaft-Kapitalismus", sagte Iliescu einem Bericht der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien zufolge. mehr...

Sächsische Wirtschaftsgeschichte entschieden mitgeprägt
Zum 100. Geburtstag von Gustav Adolf Klein, dem letzten Generaldirektor der Hermannstädter Allgemeinen Sparkassa (HAS). mehr...

Aktuelle Schlagzeilen:
» Jugendskilager am Hochkönig
» Großer Siebenbürger Ball in München
» Rumänien erfreut über Perspektive für 2007
» Erste Weichen für Heimattag 2003 gestellt
» Deutscher Fußballprofi geht ins Banat
» Tappert dreht in Rumänien
» Siebenbürgischer Künstler bei Paris

Weitere Artikel finden Sie in der Rubrik "SbZ Aktuell". Täglich kommen neue Beiträge hinzu.
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 3. BUCH-TIPP 
Erzählungen von Oscar Walter Cisek

Fünf Erzählungen von Oscar Walter Cisek (1897-1966) sind kürzlich unter dem Titel "Das entfallene Gesicht" in der Reihe "Kunst und Literatur - deutsche Erzähler aus Südosteuropa" des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas erschienen.

Das Werk des hier zu Lande weitgehend vergessenen rumäniendeutschen Schriftstellers Oscar Walter Cisek dürfte - dem Urteil des Kölner Literaturwissenschaftlers Norbert Mecklenburg zufolge - "einen Anspruch darauf haben, in den Kanon großer deutscher Erzählkunst aufgenommen zu werden". Cisek erkundete balkanisch-levantinische Lebensräume, erschloss der deutschen Literatur faszinierende Natur- und Seelenlandschaften und bereicherte sie mit einer Galerie unverwechselbarer Akteure. Der neue Band enthält fünf Erzählungen von Cisek, die im Zeitraum 1923-1950 entstanden sind, darunter einen bislang unbekannten Prosatext - die umfangreiche "Levantinische Novelle" - aus dem Nachlass. Weder in Selbstzeugnissen Oscar Walter Ciseks noch in wissenschaftlichen Untersuchungen wurde die Novelle erwähnt - ihre Erstveröffentlichung kann daher als kleine Sensation bezeichnet werden. Oscar Walter Cisek wuchs in Bukarest auf, wurde ab 1922 Mitarbeiter renommierter rumänischer Kulturzeitschriften und trat 1926 in den Dienst des Rumänischen Außenministeriums, den er über zwei Jahrzehnte lang ausübte - unter anderem als Presse- und Kulturrat der königlich-rumänischen Gesandtschaften in Wien (1930), Prag (1932-1938), Berlin (1939) und als Generalkonsul in Bern (1946-1947). Im kommunistischen Rumänien fand Cisek - nach Jahren der Marginalisierung und Einkerkerung unter dem Diktat stalinistischen Justizterrors - vielfache Anerkennung, wurde zweimal (Januar 1962 und Februar 1965) in den Leitungsausschuss des Rumänischen Schriftstellerverbandes gewählt und 1966-wenige Wochen vor seinem Tod - mit dem hoch dotierten Ion-Creanga-Preis der Rumänischen Akademie ausgezeichnet. Er starb am 29. Mai 1966 in Bukarest.

Das Werk von Oscar Walter Cisek "Das entfallene Gesicht. Erzählungen" mit einem Nachwort versehen von Peter Motzan - ISBN 3-88356-166-5 - kann für 18,00 Euro im deutschen Buchhandel oder über Herold Druck- und Verlag GmbH, Raiffeisenallee 10, 82041 Oberhaching, Telefon: (089) 61 38 71 15, Fax: (089) 61 38 71 20, bestellt werden.
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 4. DISKUSSIONEN 
Aktuelle Themen in unseren Diskussionsforen
Forum: Allgemeines Forum
Thema: Wie sieht der Siebenbürger Sachse der Zukunft aus?
Werden unsere Nachkommen unser Wesen ausgraben?

Forum: Allgemeines Forum
Thema: Henker - Der Tod hat ein Gesicht
Wie man 400 Euro pro Stunde verdient.

Forum: Saksesch Wält
Thema: Noajohrsgläckwänsch
"Ech wänschen en gläcklich noa Johr, irer Giiß gro Hoor, irem Iißen en krammen Hiirn, ech bidden äm en Lee, ech bän gefriiren!"

Weitere Themen finden Sie in unseren Diskussionsforen unter:
http://forum.siebenbuerger.de
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 5. TV-TIPPS 
Phoenix, Sonntag, 05.01., Magazin/Dokumentation 19:15 - 20:00 Uhr
Die Donau., Von der Quelle bis Ulm, Deutschland 2001, Mehrteiler, die erste von 7 Folgen
Von den vielen Mühlen, die die Donau und ihre Nebenflüsse einmal angetrieben haben, gibt es nur noch eine einzige bei Geisingen. Die Gegend um Beuron ist der wildromantische Höhepunkt des Donaudurchbruchs, mit dem sich der Fluss auf der Strecke von Geisingen nach Sigmaringen 200 Meter tief in das Hochplateau der Schwäbischen Alb eingegraben hat, eingesäumt von Burgen, Schlössern und bizarren Felsen. Schiffbar ist die Donau erst ab Ulm, das heißt eigentlich erst ab Kelheim. Von Ulm aus ist sie nur mit sehr flachen Schiffen zu befahren, die als 'Ulmer Schachteln' in die Geschichte eingingen. Von den vielen Auswanderern, die sich vor allem im 18. Jahrhundert in Ungarn und Rumänien angesiedelt haben, berichten zwei Nachfahren der Ungarndeutschen. Sie sind nach 200 Jahren, zur Zeit des Kommunismus, nach Ulm zurückgekehrt, wo ihre Vorfahren einst die Reise angetreten hatten.

arte, Montag, 06.01., Magazin/Dokumentation 20:15 - 20:45 Uhr (VPS 20:15)
360º Die Geo-Reportage. Die Mörderinnen von Târgsor, Deutschland 2002, Erstausstrahlung
In der Mittagspause auf dem Kartoffelfeld, das die Frauen für die Gefängnisverwaltung bestellen, fühlen sich die Gefangenen dem Leben in Freiheit immer ein wenig näher. Es ist das einzige Frauengefängnis in Rumänien, überbelegt mit 1 500 Gefangenen: Targsor bei Ploiesti. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte das Gelände zu einem Kloster, danach wurde es ein Lager für Feinde des Ceausescu-Regimes. Erst seit der Wende ist es ein Frauenknast. Etwa 300 Insassinnen des Frauengefängnisses von Târgsor müssen eine lange Haftstrafe verbüßen, sie wurden alle wegen des gleichen Deliktes verurteilt: Mord am Ehemann. Seit dem Sturz des Diktators Ceausescu kam es in Rumänien viele Male zum Gattenmord. Ohne seinen harten Führer geriet die traditionell von Männern dominierte Gesellschaft des Landes ins Wanken. Um sich gegen ihre häufig gewalttätigen Männern zu wehren, entledigten sich zahlreiche Frauen ihres 'Haus-Patriarchen' - in der Regel eine Verzweiflungstat. So auch Daniela Hristodor. Die 35-Jährige arbeitet heute in der Gefängnisnäherei. Sie wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil sie bei einem Streit ihren betrunkenen Ehemann mit einem Stein erschlagen hat. Der Alltag im Gefängnis ist für die Gattenmörderinnen schwierig, denn sie fühlen sich nicht als Kriminelle, eher als Opfer, die keinen anderen Ausweg wussten. Seit die 39-jährige Zinica Trandafirescu Leiterin der Anstalt ist, hat sich in Targsor einiges geändert.

SWR, Dienstag, 07.01., 20:15 - 21:00 Uhr
Der Rothirsch - Ein König ohne Reich
Ein Rudel Hirsche. Noch ist ihr Geweih von einer zarten Haut umhüllt, dem Bast. Jedes Jahr wächst den Rothirschen in nur drei Monaten ein neues Geweih - 4-5 Kilo Knochenmasse werden dabei gebildet. Der Brunftschrei des Rothirsches hat seit jeher die Menschen fasziniert - Naturfreunde wie Jäger. Günter Goldmann zeigt den Alltag der imposanten Tiere in einem alten Dänischen Wald: Das Brunft- und Paarungsverhalten, erbitterte Rivalenkämpfe und das Heranwachsen der Jungtiere. Eindrucksvolle Aufnahmen gelangen auch in Osteuropa, in den Karpaten. Hier trifft noch das alte Sprichwort zu: Wo Wolf, Bär und Luchs gehen, wächst der Wald. Das Kamerateam konnte hier im Frühjahr einer Braunbärin mit ihren drei Jungen folgen.

3sat, Dienstag, 07.01., 22:25 - 23:10 Uhr
Gero von Boehm begegnet Alexandra Maria Lara, Erstausstrahlung
Zu Gast: die Schauspielerin ALEXANDRA MARIA LARA.
'Durch meinen Job bin ich früh erwachsen geworden.' Die Schauspielerin Alexandra Maria Lara gab ihr Fernsehdebüt bereits mit elf Jahren. Heute, dreizehn Jahre später, hat sie schon in mehr als dreißig Kino- und Fernsehfilmen mitgewirkt. Als Pia in der gleichnamigen ZDF-Serie spielte sie 1995 ihre erste Hauptrolle, ein junges Mädchen auf der Suche nach sich selbst. Alexandra Maria Lara ging damals in Berlin zur Schule und hieß noch Alexandra Maria Platareanu. Ihre Eltern waren 1983 mit der damals vierjährigen Tochter aus Rumänien geflüchtet. Für die Freiheit gaben sie Wohlstand und Karriere auf. Heute leitet der Vater in Berlin die Theaterwerkstatt Charlottenburg, wo Tochter Alexandra Maria vor zwei Jahren ihr Schauspiel-Diplom ablegte. Große Erfolge verzeichnete sie in den vergangenen Jahren unter anderem mit 'Die Bubi Scholz Story', dem preisgekrönten Zweiteiler 'Der Tunnel' und zuletzt in Doris Dörries Kinofilm 'Nackt'. Im Januar 2003 ist Alexandra Maria Lara in der Rolle der Gräfin Marie Walewska (neben Isabella Rossellini, John Malkovich und Gérard Depardieu) in dem internationalen TV-Vierteiler 'Napoleon' im ZDF zu sehen und im Februar in einer weiteren historischen Verfilmung neben Ben Becker in 'Trenck - Zwei Herzen gegen die Krone'.

WDR, Freitag, 10.01., 17:30 - 18:00 Uhr
Erlebnisreisen: Tschechien und Slowakei. Vom Böhmerwald in die Hohe Tatra
Weit, weit weg im Osten - Die Hohe Tatra und der Böhmerwald Unvermittelt ragen die verschneiten Gipfel aus der Ebene empor. Bis zu 2650 Meter hohe Berge auf engstem Raum. Die Hohe Tatra in der Slowakei gilt als das kleinste Hochgebirge der Welt. Die Hohe Tatra ist ursprünglich, wild und fremd, und zugleich touristisches Aushängeschild der Slowakei. Viele Einheimische sprechen deutsch. Die rund 800jährige Geschichte der Karpatendeutschen in dieser Region hat ihre Spuren hinterlassen - vor allem das Umland, die so genannte Zips, ist reich an kulturellen Schätzen.

MDR, Dienstag, 14.01., 08:30 - 09:00 Uhr
Geh doch in die Karpaten
Die Karpaten, ein 1200 Kilometer langes Gebirge, bietet vielen selten gewordenen Wildtieren und -pflanzen ein Zuhause. Wölfe, Karpatenhirsche und Bären leben hier. Für viele Naturliebhaber sind die Karpaten deshalb das schönste Gebirge Europas. Natürlich interessieren sich auch viele Naturforscher aus dem In- und Ausland für die einzigartige Fauna und Flora der Region. Nahe Draculas ehemaligem Wohnsitz bei Törzburg (Bran) leitet der Deutsche Christoph Promberger ein international anerkanntes Wolfsforschungsprojekt. Auf wilde Karpatenbären stößt man in und um Kronstadt (Brasov), wo sich vor 700 Jahren die Siebenbürger Sachsen niederließen.
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 6. E-MAIL-INTERVIEW 
Dr.-Ing. Gabriele Mergenthaler zur Situation der kirchlichen Denkmalpflege in Siebenbürgen. Die aus Rheinland-Pfalz stammende Dr. Gabriele Mergenthaler (34) ist seit September 2001 Leiterin der Bauabteilung im Landeskonsistorium der ev. Kirche A.B. Rumänien. Die Fragen stellte Robert Sonnleitner.

Eine Pfälzerin in Siebenbürgen, das ist ungewöhnlich. Was hat sie dorthin "verschlagen"?

Zunächst hat mich wissenschaftliches Interesse hierher gelockt: Vor dreieinhalb Jahren sah ich einen Fernsehbericht über siebenbürgische Kirchenburgen. Das hat mich fasziniert. In dieser Zeit schrieb ich meine Doktorarbeit. Ich notierte mir auf die Rückseite eines Blattes Kirchenburgen in Siebenbürgen. Als ich dann vor zwei Jahren meine Dissertationsunterlagen ordnete, fiel mir dieser Zettel wieder in die Hand. Ein erneuter Zufall wollte, dass im Nachbarpfarrbezirk meiner Eltern ein aus Siebenbürgen stammender Pfarrer eingesetzt wurde, der im Herbst 2000 eine Reise nach Siebenbürgen anbot. Nach dieser Reise war mir klar: Hier musst du unbedingt noch einmal hin!

Und wie ging es weiter?

Ab 2000/01 absolvierte ich ein Postgraduiertenstudium ("Ergänzungsstudium Denkmalpflege") am Institut der Technischen Universität Dresden. Im Rahmen meiner Dissertation war ich vornehmlich mit konstruktiven Problemen des Mauerwerks- und Gewölbebaus befasst, meine Kenntnisse bezüglich Dachkonstruktionen waren unvollständig. So kam mir die Idee, historische Dachstühle in Siebenbürgen zu untersuchen. Deswegen reiste ich im Frühjahr 2001 nach Hermannstadt, kam dort bei einer ehemaligen Banaterin unter und beschäftigte mich mit den Dachstühlen im Harbachtal.

Wie kamen Sie dann zur Kirche und zu der heutigen Stelle?

Da ich mehrere Kirchen besuchte, musste ich mir die Erlaubnis bzw. Informationen dazu vom Landeskonsistorium holen. Dort wurde ich sogleich mit anderen baulichen Fragen "attackiert", da zu der Zeit kein Fachpersonal vorhanden war und laufende Bauarbeiten anstanden. Also half ich kurzfristig aus. Man fragte mich - auch der Bischof - ob ich mir vorstellen könnte, länger hier zu arbeiten. Ich sagte zu. Eine Bewerbung in Deutschland für eine entsprechende Stelle, selbst an einer Universität, ist ohne eine entsprechende ,Fürsprache' nicht denkbar. Hinzu kommen komplizierte Bewerbungsverfahren und oftmals entwürdigende Vorstellungsgespräche, um dann an einer tristen und langweiligen Stelle zu sitzen. Hier, in Siebenbürgen, erkannte ich, dass man wirklich gefordert war. Das war der ausschlaggebende Punkt. Dass ich hier finanziell schlechter gestellt bin als ich es in Deutschland wäre, ist mir vor diesem Hintergrund nicht so wichtig.

Und bereuen Sie heute, nach über einem Jahr, Ihre Entscheidung?

Überhaupt nicht! Ich bin aufgebrochen, um einer Diasporakirche mit großer Vergangenheit, interessanter Gegenwart und frei zu gestaltender Zukunft, noch dazu im Besitz von beachtlichen Kulturgütern, so gut ich kann zu helfen, meine Kraft und Kenntnisse einzubringen. Meine Arbeit erfüllt mich sehr. Für mein Engagement hier in der evangelischen Kirche A.B. spielt auch mein christlicher Glaube eine große Rolle; ich bin überzeugt, dass man als Christ dort helfen soll, wo man von Gott und seiner Gemeinde gebraucht wird.

Welche Qualifikationen haben Sie mitgebracht und was davon können Sie jetzt gut gebrauchen?

Studiert habe ich Architektur an der Technischen Universität Kaiserslautern, mit dem Schwerpunkt Baugeschichte/Denkmalpflege bei Prof. Dr. Hofrichter, einem renommierten Spezialisten für Burgen- und Wehrbauarchitektur. Danach arbeitete ich - eigentlich auch schon während der Studiumszeit - in verschiedenen Büros. Mein beruflicher Schwerpunkt lag dann bei der organisatorisch-praktischen Durchführung von Bauvorhaben, angefangen mit der Ausschreibung über die Vergabe und Abrechnung bis hin zur Bauleitung. Neben meiner Promotion im Fach Baugeschichte besuchte ich den bereits erwähnten Studiengang ,Denkmalpflege' in Dresden. Meine jetzige Arbeit verlangt von allem etwas. Als besonders vorteilhaft erweisen sich meine Erfahrungen mit der Abwicklung von Bauvorhaben, mit Qualitäts- und Kostenkontrollen im Bauwesen. Aber auch die durch die Promotion erworbenen Kenntnisse mittelalterlicher Baukonstruktion helfen mir oft, Schäden an hiesigen Bauten zu erkennen.

Können Sie kurz Ihr Arbeitsfeld umreißen?

Zum einen kümmere ich mich um die Gebäude der Gesamtgemeinde, die vom Konsistorium verwaltet werden. Das sind jüngst zurückerstattete Bauten, die nun renoviert und mit neuem Leben erfüllt werden. Zum anderen ist es meine Aufgabe, Gemeinden bei baulichen Problemen zu helfen. Die evangelische Kirche umfasst die Gebiete Siebenbürgen, Banat, Bukowina und das "Altreich", d.h. Bukarest, Konstanza und dortige Gemeinden.

Ist das alles zu schaffen?

Schwerlich, man muss oft Prioritäten setzen, die sich vielleicht später als falsch erweisen. Die Evangelische Kirche A.B. hat wegen des Exodus der deutschen Minderheit viele Mitglieder verloren und daher leider nur sehr beschränkte Mittel, es muss also an allem, auch an Personal gespart werden. Dennoch bin ich manchmal erstaunt, was sich in den Gemeinden entwickelt und welche baulichen Maßnahmen daraus hervorgehen. Die evangelische Kirche A.B. hat in Rumänien durchaus ihren Platz!

Können Sie uns einige aktuelle Beispiele Ihrer gegenwärtigen Arbeit geben?

Zurzeit arbeiten wir an einer umfassenden Sanierung der Repser Kirche. Diese Kirche besitzt neben einer alten, vielleicht der ältesten ("Schwalbennest-") Orgel, ein mittelalterliches Fresko bzw. Reste davon und jüngst aufgefundene archäologische Befunde unter dem Chor. Ich denke, es lohnt sich, diese Kirche zu renovieren und sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Des Weiteren arbeiten wir an der Restaurierung des ehemaligen Waisenhauses mit der benachbarten Johanniskirche in Hermannstadt. Neben dem Zentralarchiv der ev. Kirche soll dort das Zentralmuseum der evangelische Kirche A.B. in Rumänien eingerichtet werden. Dazu gehört auch die Johanniskirche, die als musealer Raum und gleichzeitig als Gottesdienstraum dienen soll. Als jüngstes Projekt ist der Umbau eines einstigen Kulturhauses zu einem kleinen Altenheim in Semlak bei Arad hinzugekommen. Das Gebäude ist aus Lehm-Stroh-Ziegeln errichtet, hier gilt es also ganz besonders auf den Bestand zu achten.

Stehen Ihnen die notwendigen Arbeitsmittel und dasPersonal zur Verfügung?

Arbeitsmittel sind vorhanden, auch ein neuer Rechner mit Farbdrucker wurde angeschafft. Mit dem Personal sieht es sehr dürftig aus, ich bräuchte dringend noch einen Architekten oder Bauingenieur mit Schwerpunkt (historische) Baukonstruktion oder Denkmalpflege und mit CAD-Kenntnissen. Die Kirche hat Mühe, ihr bisheriges Personal zu entlohnen. Zum Glück bekommen wir gegenwärtig Hilfe von einem Ehepaar aus Deutschland, Elke und Stephan Ebelt: sie ist Vermessungsingenieurin, er Bauingenieur und studiert hier ein paar Semester Theologie. Die beiden vermessen Gebäude, von denen wir bislang keine Pläne hatten, derzeit auch eines von mehreren zurückerstatteten Bauten in Hermannstadt. Ich bin sehr dankbar dafür und möchte gar nicht daran denken, dass die beiden (mit kleiner Tochter) wieder zurückfahren. Nicht so optimal ist die mangelhafte Ausstattung mit Fachliteratur. Hier fehlte bislang Geld, vielleicht auch Initiative. So arbeite ich mit meiner persönlichen Literatur. Vor einiger Zeit erhielten wir vom Hilfskomitee der Siebenbürger-Sachsen ein Laser-Messgerät. Das können wir bei dem wenigen Personal extrem gut gebrauchen.

Mit welchen Problemen haben Sie bei dem Erhalt der kirchlichen Denkmäler zu kämpfen? Was berührt sie dabei persönlich?

Es gibt viele Probleme, angefangen beim Finanzierungsnotstand, fehlendem Personal in den Bezirks- und Landeskonsistorien und auch eine oft geringe Kenntnis bezüglich historischer Bau- und Handwerkstechniken bei hiesigen Ingenieuren, Architekten und Handwerkern. Schwachpunkte stelle ich immer wieder innerhalb der Umsetzung eines Projektes fest, die Verbindung zur Praxis durch detaillierte Konstruktionsangaben oder durch exakte Maßangaben und Aufmaße fällt hiesigen Fachleuten schwer. Von den rumänischen Behörden erfährt man zumeist Unterstützung, wenn auch nicht oder nur manchmal finanziell. Aber das liegt an der schlechten Gesamtsituation des Landes. Persönlich macht mir zu schaffen, dass viele der hiesigen Sachsen (und Banater) oft eine so pessimistische Grundhaltung haben. Der einzige Weg scheint immer die Auswanderung zu sein. Dass dann die so genannten ,Sommersachsen' mit Äußerungen wie "Ihr seid ja immer noch hier!" oder "Wie sieht es denn hier aus?" nicht gerade motivierend wirken, ist verständlich. Der Exodus hat viel menschliches Leid gebracht, Familien und Freundschaften unwiederbringlich auseinander gerissen. Gleichwohl haben diejenigen, die hier sind, auch Ihre Berechtigung und tragen sehr viel Verantwortung, mehr noch als vor dem Exodus. Das gilt besonders beim Erhalt und der Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes. Das sollte man anerkennen.

Inwieweit kümmern sich die meist in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen um den Erhalt der Heimatkirche?

Es gibt sehr starke Heimatortsgemeinschaften (HOGs), die "nichts anbrennen lassen". Es gibt aber auch ein totales Desinteresse. Daraus resultieren die besonders heruntergekommenen Kirchenburgen, die dringendst Hilfe benötigen. Die Kirche von Zuckmantel wurde im letzten Jahr wieder hergerichtet und ist nun ein Schmuckstück für den gesamten Ort, ebenso hat die HOG Kirchberg die Reparatur des Kirchendaches und des Turmes getragen. Das war sehr gut, übrigens auch für die gesamte Dorfbevölkerung. Denn auch die heutigen Bewohner leiden unter einer "Dorfruine", wie sie z.B. in Wölz steht. Dort ist ein Teil des Chores eingestürzt. Die technischen Ursachen sind vielfältig, aber das Grundübel ist meistens der mangelnde Bauunterhalt; es kümmerte sich keiner verantwortlich um diese Bauten. Ein "Ex-Wölzer" und HOG-Mitglied war schon da, filmte die Einsturzstelle, ließ aber nichts mehr von sich hören. Das ist sehr schade. Ein ähnlicher Fall begegnet uns in Reps. Die Kirche ist stark durchnässt, so dass sich innen bereits drei verschiedene holzzerstörende Pilze gebildet haben (auch der Hausschwamm), das Dach ist undicht, und der außenseitige Zementputz provoziert zusätzlich die Mauerdurchfeuchtung. Wir müssen schleunigst sanieren, haben auch schon einen finanziellen Beitrag vom Gustav-Adolf-Werk zugesagt bekommen, verfügen über einige Eigenmittel, aber die gesamte Sanierung ist damit noch nicht finanziert.

In Ihrem Vortrag auf der Kulturreferententagung in München verwendeten Sie den Ausdruck "denkmalpflegerische Solidarität". Was haben Sie damit gemeint?

Diesen Ausdruck benutzte ich, um darauf aufmerksam zu machen, dass einige Kirchenburgen sehr viel finanzielle Zuwendung erfahren, weil Sie ,populär' sind, etwa Birthälm, Tartlau oder auch die Stadtpfarrkirchen, die zudem noch über mehr Spenden verfügen als kleine Gemeinden auf den Dörfern. So entsteht z.B. die aus meiner Sicht groteske Situation, dass unweit der bekannten und stark besuchten Kirchenburg Birthälm eine andere Kirchenburg am Einstürzen ist (Wölz) und eine weitere, nicht minder interessante und über dem Dorf thronende Kirchenburg, nämlich Almen, einen Dornröschenschlaf hält und ebenfalls sehr reparaturbedürftig ist. Statt mancher Reparatur an gut dastehenden Objekten könnte man das Geld an einer anderen Stelle viel sinnvoller nutzen. Das betrifft nicht nur die "reichen" Gemeinden unserer Landeskirche, das gilt auch für viele Stiftungen und Spenden. Das Geld erscheint oftmals ungerecht verteilt. Bei der Vorbereitung meines Vortrages überlegte ich mir, dass es eigentlich sinnvoll wäre, die verfügbaren Gelder nach einem "Schlüssel" zu verteilen. In diesem müsste bedacht sein: bauliche Situation, Gemeindegröße, bau- und kunsthistorisch wertvolle Zeugnisse, touristische Möglichkeiten der Erschließung und Nutzung, Ausbau als "Museumskirche" möglich ...

Worin besteht nach Ihrer Ansicht die Einzigartigkeit der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen?

Man muss sich vorstellen, unter welchen Bedingungen die damaligen siebenbürgisch-sächsischen Dorfbewohner ihre Kirchenburgen gebaut haben, unter wie viel Bedrohung und auch Entbehrung. Trotzdem war es ihnen wichtig, einen Gemeinschaftsbau zur Ehre Gottes mitten im Ort stehen zu haben. Auch die Innenausstattungen mit den oftmals so liebevoll bemalten Emporen (Meeburg ist ein sehr schönes Beispiel dafür) und den reichen Altären verrät die damalige ,Gottesfurcht', gleichzeitig aber auch die wirtschaftliche Situation des Ortes. Dass dieses in Siebenbürgen noch so gut erhalten ist, bedeutet eine einmalige Chance für das ganze Land, auch für die Siebenbürger Sachsen; denn ihre Vergangenheit ist noch unmittelbar nachvollziehbar. Deswegen erscheint mir diese "postulierte" Loslösung von der Heimat bei vielen Ausgewanderten unverständlich. Die Kirchenburgen verraten viel über die Geschichte eines Dorfes, über die Bewohner; sie sind ein Zeugnis für mittelalterliche Wehrbautechnik und Verteidigungsstrategien; sie sind heute ein unverzichtbares Identifikationselement eines jeden Ortes. Schließlich steht die Gesamtheit der Kirchenburgen in Siebenbürgen für den einstigen Zusammenhalt und die Gemeinschaftspflege der Siebenbürger Sachsen. Deswegen trete ich für den Erhalt der ,Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen', nicht für die punktuelle Förderungen einiger besonders attraktiv erscheinender Bauten ein.

Was wünschen Sie sich für die Denkmallandschaft Siebenbürgen? Wagen Sie einen Ausblick?

Ich wünsche mir, dass Siebenbürgen mehr wahrgenommen wird, mit den unverwechselbaren Bauten, wertvollen Altären und Kunstobjekten, aber auch mit der überwältigend schönen Landschaft. Dass man um den Erhalt aller Kirchenburgen gemeinsam kämpft in dem Bewusstsein einer großen Vergangenheit und Verantwortung für die Zukunft. Ich wünsche mir auch, dass die Kinder und Enkel der ausgewanderten Sachsen ihre Wurzeln nicht vergessen. Dass Rumänien in Zukunft sehr starkes Interesse erfährt, nehme ich an. Es gibt hier viele touristische Möglichkeiten, bislang fehlt noch eine funktionierende Infrastruktur: Pensionen, Wanderwege, div. Angebote für Familien. Aber das Land hat meines Erachtens so viel Potential, dass es sich entwickeln wird - zunächst aber muss sich die politische und finanzielle Lage etwas stabilisieren. Aber auch für Wissenschaftler, für Historiker, Kunsthistoriker, Bauhistoriker, Restauratoren, Künstler, Biologen und Geographen kann Siebenbürgen von großem Interesse sein. Hier ist noch viel Forschungsbedarf.

Welche Pläne haben Sie für die nächste Zukunft in Rumänien?

Arbeiten und arbeiten. Ich hoffe trotzdem, dass ich einige freie Stunden finde, um wieder wissenschaftlich zu arbeiten; ich habe mir schon einige Themen vorgenommen.

Vielen Dank für das Gespräch.
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 7. LESERECHO 
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