Mortesdorf - Informationen

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Die Sage vom Ort jenseits der Wälder

Zwischen bewaldeten Hügeln und bebauten Feldern, zwischen Obstgärten und reichen Weingärten mit goldenen Trauben liegt im Süden Siebenbürgens, ein Dorf mit Namen: MORTESDORF.
Kaum anderswo findet man so eine landschaftliche Vielfalt wie hier. Es scheint als träfe sich hier die kühle Strenge der Bergwelt, die Hügel und das Hochland auf engstem Raum, alles was unsere siebenbürgische Heimat so schön und liebenswert macht….

Mortesdorf (rum.: Motis) liegt im Nordosten des Kreises Hermannstadt auf ca. 450 m überm Meeresspiegel., 20 Km von Mediasch entfernt, in dem bei Kleinkopisch (rum.: Copsa Mica) mündenden linken Seitental der Großen Kokel, etwa 5 km oberhalb von Wurmloch (rum.: Valea Viilor).

Die erste Erwähnung (Villa Morteni) Mortesdorfs in einer Urkunde stammt aus dem Jahre 1319. Die Urkunde besagt dass Mortesdorf im Besitz der sächsischen Grafen Niklaus und Johann von Talmisch war.
Vielleicht ist Mortesdorf gleichzeitig mit Martinsdorf im Jahre 1280 gegründet worden.
Im Jahre 1415 hat Mortesdorf Gemeinde Martin geheißen.Das ist der erste alleinige deutsche Name dieser Gemeinde.In alten Büchern kommt die Gemeinde als Marting (lateinisch) vor.
Später wurde sie Mortesdorf genannt. Wann der Name Motischdorf hinzukam ist aus öffentlichen Akten nicht ersichtlich, da diese nur deutsch und ungarisch erfasst waren.
In den ältesten Siebenbürgenkarten, die Johannes Honterus1532 in Basel herausgegeben hat, wird Merestorf (Mortesdorf) neben Wurmloch zum ersten Mal kartographisch dargestellt.

1497 wird die Kirchenburg von Mortesdorf, eine bescheidene spätgotische Saalkirche, das erste Mal in den Kirchenbüchern erwähnt. Chor(9 x 5,3m) und Schiff(17,4 x 7,3m) tragen getrennte Dachstühle. Von dem Westportal wurde eine Vorhalle ausgebaut, deren Obergeschoß den Orgelblasebalg beherbergt. Am Spitzgiebel des Westportals ist die Zahl 1718 vermerkt (hierbei handelt es sich höchstwahrscheinlich um das Renovierungsjahr).

In der turmlosen Saalkirche befindet sich der 1791 errichtete Barockaltar. Er ist aus Holz und ruht auf einem Ziegeltisch.
Das Hauptbild zeigt Jesus mit Johannes und Maria.
Beidseitig vom Hauptbild sind je zwei Rundsäulen mit korinthischem Säulenaufsatz. Die Säulenpaare bilden auf jeder Seite eine Nische mit je einer Apostelfigur. Rechts ist Paulus mit dem Schwert des Glaubens, links Petrus (mit abgebrochener Hand). Über jeder Säule ist ein Engel.
Ein Oberbild stellt die Auferstehung dar und darüber das Auge Gottes.





Die Orgel (mit 10 Register) wurde 1814 von einem aus Mortesdorf stammenden Orgelbauer Michael Gross (1787-1854) gebaut.
Sie steht auf einer umlaufenden Empore(Glater), welche auf die ganze Länge des Schiffes ausgebaut sind. An der Nordlängswand des Saales sind zwei übereinanderliegende Emporen.

Am Wehrturm "Bastei" ist die Inschrift 1648-1865 die sich wohl auf das Erbauungsjahr und eine Renovierung bezieht.



Die Kirche wird von einer Ringmauer umgeben, die im Inneren des Burghofes eine Höhe von 3-4 m erreicht. Eine eisenbeschlagene Eichentür (1702) verschließt das schmale Torgewölbe, dass ein barockes Kugelkappengewölbe deckt.

Die ganze Südostecke der Ringmauer nimmt das Schulgebäude(gebaut 1875) ein, welches an das alte Rathaus, det Kufes, anschließt.
Die erste Schule wird 1626 in den Geschichtsbüchern erwähnt. Die Schule gehörte bis 1941 zur Kirche. Die Lehrer waren meist Geistliche und wurden auch von der Kirchengemeinde bezahlt.
Der kirchliche Gemeindesaal (heutige Kultursaal) wurde 1923 erbaut.
Erwähnenswert ist auch das Jahr 1848, in dem die Leibeigenschaft aufgehoben wurde.

Einwohnerübersicht:

1765: 471 Einwohner
1852: 599 Einwohner
1939: 925 Einwohner
1945: 885 Einwohner
1985: 907 Einwohner (davon 91 Rumänen, Zigeuner und Ungarn)
2006: 1 sächsische Einwohnerin

Die häufigsten Familiennamen waren: Fronius, Mantsch und Stamp. Andere Familiennamen: Eckardt, Gaber, Gross, Kepp, Kliemen, Klusch, Linder, Löpprich, Maurer, Müller, Römischer, Ruhland, Schemmel, Schmidt, Schuller, Schuster, Wotsch u.a.

Die Gemeinde Mortesdorf soll der Sage nach, zuerst an einem andern Ort gelegen sein.
Es sprechen auch mehrere Namen von Wäldern, Wiesen und Wegen dafür.
So heißt die Gegend, wo früher Kirche und Glockenturm gestanden haben sollen: Glauckenbronnen, der Hohlweg welcher aus diesem Tal herüberführt: auld Hill, und ein Wald in der Nähe vom Glockenbrunnen: Pfaffebäsch (wahrscheinlich hat dieser Wald zur Beholzung der damaligen Pfarrer gedient). Es wird erzählt, die Gemeinde sei dort untergegangen. Es heißt sie sei mitsamt Kirche, Turm und Häuser in der Erde versunken.
Die Annahme dass die Gemeinde früher beim Glauckenbronnen gelegen haben soll, wurde von vielen alten Mortesdorfern weitererzählt, besonders den Kindern als spannende Geschichte.
So hat auch Mortesdorf seine eigene Sage, und jede Sage hat einen wahren Kern….

Wie dem auch sei, die Gemeinde liegt heute zwischen Bergen eingeschlossen so das nur ein Weg nach Außen führt ohne die Berge übersteigen zu müssen.

In Mortesdorf gab es einen Obstgarten, einen Weinberg und einen Schlachthof die weit über die Grenzen Mortesdorf´s berühmt-berüchtigt waren und zahlreiche "Bedürftige" anlockte….
Die Leitung dieser Firmen hatten ebenfalls Bürger aus Mortesdorf inne.
Typisch für Mortesdorf war auch die große Büffelherde. 1985 waren es ca. 300 Tiere.

Kommt man heute nach Mortesdorf, bleibt leider unvergesslich und beeindruckend der fortschreitende Verfall der Kirche und Kirchenburg.
All dies zeugt von der dort nicht mehr existenten, evangelisch-sächsische Kirchengemeinde.


Josef Ruhland
April 2004



Siebenbürger Weihnachtsgeschichte


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