Rumes - Informationen

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Rumes - Aus Vergengenheit und Gegenwart einer siebenbürgisch-sächsischen Dorfgemeinschaft


1. Ortsgründung und Blütezeit.


Rumes ist eine der aller ältesten deutschen Ansiedlungen auf dem ehemaligen Königsboden. König Andreas II. heißt 1206 die Gründer des Ortes „die ersten Ansiedler des Reichs". Forscher haben darum vermutet, daß sie schon zur Zeit König Stephans des Heiligen (1000 — 1036) eingewandert seien. Das ist gewiß nicht zutreffend. Die Erbauer von Rumes waren zweifellos Flanderer, deutsche Vlämen oder halbfranzösische Wallonen. Sie kamen aus dem Lande, das jetzt das Königreich Belgien bildet, darin der Landstrich sich befindet, der das ehemalige Flandern umfaßt. Dort im benachbarten Hennegau liegt auch heute noch ein Ort mit dem Namen Rumes, der deutlich auf den einstmaligen Zusammenhang hinweist. Diese ,,ersten Ansiedler" zogen wohl in einer größeren Gruppe um dieselbe Zeit nach Ungarn, als aus Flandern zahlreiche Kolonisten nach Deutschland strömten, etwa zwischen 1140 — 1150, zur Zeit König Geisa II. Sie gründeten in der Nähe des heutigen Karlsburg, das ehedem Weißenburg hieß, zwei Gemeinden, Krako und Chrapundorf (heut Magyar-Igen), und weiter südwestlich davon Rams, oder wie wir es heißen: Rumes. Diese drei Orte waren gemeinsam mit ganz besonderen Vorrechten begabt, die König Andres II. in einer Urkunde vom Jahre 1206 zusammenfaßt und erneuert. Danach konnten diese Ansiedler nur von ihrem eigenen Richter gerichtet werden; sie brauchten den Woiwoden, des Königs Statthalter, nicht zu bewirten, es sei denn, sie selber hätten ihn zu sich eingeladen und von den Abgaben der andern Sachsen waren sie befreit. Sie hatten ferner nicht auf der Grenzwacht zu liegen, und auch nicht zu Felde zu ziehen, außer wenn der König in eigener Person zugegen war. Nach der Art ihres Volkes lebend, sollten sie weder von den Weingärten, die sie anlegten, eine Abgabe zahlen, noch aber von ihren Tieren den Zehnten geben. Das waren gewiß Rechte ganz besonderer Art, die das Gedeihen der Ansiedlergruppe für die Zukunft sicherten. Indes, der ursprüngliche Zusammenhang der drei Gemeinden dauerte nur bis zum Jahre 1224, wo König Andreas II. den Sachsen den „goldenen Freibrief" verlieh. Dazumal ward Rumes infolge seiner Lage politisch einfach dem Sachsenland angegliedert, wahrend die seitwärts abliegenden Krako und Chrapundorf, auch weiter von den Königen mit vielfachen Rechtsbriefen ausgezeichnet, hievon ausgeschlossen, noch langeein Sonderleben führten, bis sie in den Stürmen der spätern Zeiten ihr Deutschtum gänzlich verloren.

Die „ersten Ansiedler" ließen sich an derselben Stelle nieder, wo heute noch das sächsische Rumes steht. Die Kirche bezeichnet den Mittelpunkt der Gemeinde, die in ihrer größten Entwicklung dorfabwärts bis in die Homm, aufwärts aber bis an das Gäßchen reichte, das neben der unierten Kirche gen Broos führt. Jene Reste alter Bauten, Ziegeln und behauene Steine, die unterhalb des stinkenden Brunn's im Ackerfeld gefunden werden, sind vorsächsischen Ursprungs. Sie gehören der Römerzeit an und deuten auf eine kleinere Niederlassung, einen Militärposten oder eine römische Farm hin. Die Häuser des alten sächsischen Rumes waren Holzbauten mit hohem, spitzem fränkischem Giebel, aus mächtigen Eichenbalken gefügt. Das letzte dieser charakteristischen Gebäude ist 1907 abgetragen worden.

Groß und weitausgebreitet war der Landstrich, der einst den Begründern von Rumes zugewiesen ward; er umfaßte die weite Feldstur und den großen Waldbesitz, darin sich heute Rumes, Neudorf (Vajdei) und Kleinrumes (Romoschel) teilen. Vom Mieresch südwärts bis tief hinein ins Gebirge sich erstreckend, schloß er das breite Rumestal samt dessen zwei schmalen Paralleltälern in sich ein, deren eines im Osten am Martinsbach sich dahinzieht, daran Neudorf liegt, indes das andere im Westen an der Schwarza, die Grenze gegen Broos bildet. Es müssen wohl tapfere, herzhafte Männer gewesen sein, die so mutig den Kampf mit der Waldwildnis aufnahmen und diese allmählig unter den Pflug zwangen! Ihr Schicksal war gewiß kein leichtes. Abgeschnitten von den Volksgenossen in Krako und Chrapundorf, — die deutschen Kolonisten im Tale des Brooser und Kudsirerbaches kamen erst später, — mußten sie die Aufgabe, hier Bahnbrecher deutscher Bildung und Gesittung zu sein, allein auf sich nehmen. Ihre Nachbaren waren nur wilde, jagende Bissenen im Gebirgswald oder walachische Hirten, die zur Sommerzeit mit ihren Schafheerden aus dem Süden auf den Alpweiden erschienen: beide in gleicher Weise den Fremden, die sich hier festsetzten, aus leicht erklärlichen Gründen abhold und wenig freundlich gesinnt. Aber die Ansiedlung gedieh dennoch. Als kaum hundert Jahre später, 1241, die Mongolen in Siebenbürgen einfielen und das Sachsenland fürchterlich verheerten, überstand Rumes diesen Sturm. Wie viel es gelitten und ob es etwa durch Zuwanderung wieder gestärkt worden? wissen wir nicht; aber 1291 werden „die Sachsen" von Rumes und ihr Gebiet erwähnt und kaum ein halbes Jahrhundert nachher hören wir, daß Rumes eine große blühende deutsche Gemeinde sei, das volkreichste Dorf im Brooser Dekanat.

Es war im Spätherbst des Jahres 1334. als der Pfarrer Johannes im Auftrag des siebenbürgischen Bischofs in das Gelände am Betzbach kam, um von den Pfarrern dieses Kirchenbezirkes die Jahresabgabe einzuheben, die in einer Mark Silber nach je 60 Höfen oder Feuerstellen bestand. Damals zählte Broos, der Vorort, 344, die kleinste Dorfgemeinde Purkas (Perkaß = Burggaß, Berggaß,) 35 Hosftellen. Rumes aber mit Einschluß der Mühle, des Grafenhofes, der Schule und des Pfarrhauses 255 Höfe. Die Gesamtzahl der deutschen Höfe im Betzbach-und Rumestale betrug in allen sieben Gemeinden des Brooser Dekanates zusammen 925. Darnach wohnten dort ungefähr 4500 Deutsche, in Rumes allein etwa 1300, also mehr als der vierte Teil der Gesamtbevölkrung. Anstandslos sehen wir den Pfarrer Sigirmannus die Abgabe von 4 1/4 Mark Silber ,,größeren Gewichtes" erlegen, obwohl Rumes nach dem Reicht der ersten flandrischen Ansiedler von dieser Steuer befreit gewesen wäre. Dagegen bestehen zur selben Zeit die Pfarrer von Krako und Chrapundorf fest aus ihrem alten Recht und weisen den bischöflichen Sendboten derart schnöde ab, daß dieser in seinem Grimme den Pleban Paulus von Krako sogar mit dem Kirchenfluch belegt. Wir entnehmen hieraus, daß Rumes schon damals zu seinem Heil nicht bloß politisch, sondern auch kirchlich mit seiner deutschen Umgebung völlig verschmolzen war. So fällt in die Zeit der Könige aus dem Hause Anjou. 1310 — 1382, nicht bloß die Glanzzeit des gesamten Sachsenvolkes, sondern auch die Blütezeit des sächsischen Rumes. Und wenn auch die alte Dorfsage, daß einst zur Saatzeit fünfhundert Pflüge aus den sächsischen Höfen aufs Feld zogen, nicht der vollen Wahrheit entspricht, so liegt in ihr doch eine lebendige Erinnerung der späteren Geschlechter an die einstige Größe und Kraft dieser Gemeinde, die aus ihren dritthalbhundert Höfen eine so stattliche Pflügerschar entsendete, wie keine andere im Umkreis.


("Rumes - Aus Vergengenheit und Gegenwart einer siebenbürgisch-sächsischen Dorfgemeinschaft" - Dr. Albert Amlacher, Buchdruckerei W. Krafft, Hermannstadt 1912)

Infos über Rumes

Rumes ist eine der ältesten Gemeinden in Südsiebenbürgen. Der Ort liegt 7 km von Broos auf der Europastraße entfernt, Richtung Mühlbach. Man sieht schon von der Europastraße die stolze alte Kirche auf dem Hügel stehen.In unserem Ort lebten ca. 230 Deutsche und ca. 2000 Rumänen. Obwohl der Anteil der Sachsen niedrig war, war das Zusammenleben eigentlich sehr gut. Die Mehrheit der Sachsen verließ die alte Heimat 1990 und übersiedelte nach Deutschland, so dass heute nur noch ca. 21 Deutsche dort leben, die sich bemühen, noch einiges aus der Vergangenheit aufrecht zu erhalten.Die kleine Gemeinde versucht, das Pfarrhaus in Ordnung zu halten, wo nun einmal im Monat ein Gottesdienst stattfindet, den Pfarrgarten, den Friedhofszaun. Ein ungelöstes Problem ist die Pflege des Friedhofs. Da wird noch nach einer Lösung gesucht. Die Mauern der Kirche wurden durch die Gemeindemitglieder ringsherum im Jahre 2008 von Sträuchern befreit. Anschließend beauftragte Johann Bauer, Leiter des Kirchenvorstandes, eine Baukolonne, die die Mauern ringsherum in einer Höhe von 2-3m neu Verputzte. Die Mauern der 1240 erbauten Kirche sind sehr feucht. Jetzt kann die Sonne die Mauer austrocknen. Das Dach über dem Eingang wurde erneuert. Dachziegeln des Kirchendaches wurden erneuert. 2009 wurde das Dach des hohen Turms komplett erneuert. Die Aktionen wurden unter der Regie von Johann Bauer durchgeführt und von den restlichen Kirchenmitgliedern unterstützt. Eine finanzielle Hilfe bekam er auch vom Kreisrat und durch Spenden der Rumeser, die früher dort lebten. Vielen Dank an alle Mitwirkenden und besonders an Johann Bauer, der immer da ist, wo Hilfe benötigt wird. Es währe wünschenswert, mehr Unterstützung seitens der Landeskirche zu erhalten.

Am 20. Juni 2009 feierten die Rumeser das 8. Rumeser Treffen im Hotel Zeller in Königsbrunn bei Augsburg. Es kamen 114 Rumeser aus weiten Teilen Deutschlands zusammen. das Treffen begann mit einem Gottesdienst in der St. Johanneskirche zu Königsbrunn, gehalten von Herrn Dekan Haug. Nach der Predigt gedachte man der Verstorbenen, die auf dem Friedhof in Rumes beerdigt sind und auch derjenigen, die in Deutschland beerdigt sind. Man dachte auch an die in der alten Heimat verbliebenen Landsleute. Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte ein gemütlicher Nachmittag mit musikalischer Unterhaltung von Herrn Lienert, wobei auch getanzt wurde. Die Freude des Zusammenkommens war sehr groß, da wir auch räumlich sehr zerstreut leben und man sich infolgedessen nur selten sieht. Es wurde wie immer Geld für die Gemeinde gesammelt und für die Renovierung der Kirche. Das Geld ist Johann Bauer in Rumes übergeben worden, der es gut verwaltet. Viele Rumeser, die ihre Heimat besuchen spenden auch Geld. Das Geld konnte er zur Renovierung des Kirchturms verwenden. Die Kirche hat auch Vermögen vom Staat zurückbekommen: Gebäude, Grund, Gärten, Wald. Die Gemeinschaft versucht, einiges zu verpachten. Das Pachtgeld wird auch in der kleinen Gemeinde eingesetzt.

Der am weitesten angereiste Rumeser war der 85-jährige Michael Brotschi aus Kanada, der auch noch das Tanzbein schwang. Die älteste Rumeserin unter uns war Susanna Henning, die Anfang Juli 2009 ihren 100. Geburtstag feierte. Kurz vor Mitternacht verabschiedete man sich. Ich möchte mich bei den Organisatoren Mathias Alfred Binder, Johann Reitz, Walter Henning und deren Ehefrauen für das gute gelingen des Festes bedanken. Ein besonderer Dank gilt Hannelore Binder für das Erstellen und Verschicken der Einladungen sowie dem Service-Team des Restaurants für die Reibungslose Bedienung. Wir hoffen auf ein neues Treffen 2011.


Theresia Kwasny - Linnich (Siebenbürger Zeitung, 15. Februar 2010)

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