Das Brottuch vorgetragen von Luise Markus

Das Brottuch In Schränken da liegt nun gut aufbewahrt das Gewebte von Mutters und Großmutters Händen, Ich stehe gedankenverloren davor – Ein Abschnitt – er sollt’ alles beenden. Mein Vater, er streute die Hanfkörner aus in die frische, duftende Erde; er schickte dem Samen die Bitte noch nach, auf dass er gesegnet werde. Es grünte und blühte der Hanf in Pracht auf dem Acker, der unser noch war. Er garte im Wasser, wir fuhr’n ihn nach Haus: so war das stets Jahr um Jahr. Es lehnten die Garben zum Trocknen am Tor in der gleißenden Mittagssonne, gehackt und gebrochen beim Mondenschein, uns Kindern zur größten Wonne. Bis dass man den Hanf um den Rocken nun band, Da war noch viel Arbeit von Nöten. Doch jetzt war’s so weit: das Kränzchen begann, Wo fleißig die Spindeln sich drehten. Die Schneeflocken stoben, es knirschte der Frost, ich lief mit an Mutter Hand. Ich seh sie noch vor mir – die Rockenstube, die Arbeit und Freude verband. Bald war es geschafft, es stand schon der Webstuhl im Stübchen zum Weben bereit. Was daraus hervor kam – es bleibt uns für ewig Ein Denkmal vergangener Zeit. Verloren, vergessen fand ich nach Jahren Stücke vom Webstuhl und Spindeln verstaubt. Da stand ich nun wieder, gedankenverloren, und neigte traurig mein Haupt. (Das Gedicht „Das Brottuch“ wurde bei der Eröffnung der Ausstellung am 7. Juni 2014 von Luise Markus vorgetragen Luise Markus war Kindergärtnerin und Lehrerin aus Streitfort und hat auch in Streitfort im Repser Ländchen in der Streitforte Grundschule unterrichtet. Sie lebt zur Zeit in Heilbronn/Neckar in Baden-Württemberg/Deutschland)

über Melzer, D.

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