gewebte Tischdecke aus Streitfort im Repser Ländchen

3. Mai 2015

Allgemeiner Bericht

Herta Wilk - Betrachtungen zur Volkskunst Volkskunst Kultur Als Autorin der zwei Mustermappen „Sächsische Leinenstickereien aus Tartlau“ (1976) und „Siebenbürgisch–sächsische Webmuster aus Tartlau“ (1982) ist Lehrerin Herta Wilk über Siebenbürgen hinaus bekannt. Im Zusammenhang mit dem Sammeln und Aufzeichnen der sächsischen Stick- und Webmuster hat Herta Wilk Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Segmenten der Volkskunst entdeckt. Sie hat in zahlreichen Artikeln und Aufsätzen versucht den Ursprung verschiedener Ornamente zu ergründen und die gegenseitige Befruchtung verschiedener Kulturen darzustellen.
Auf orientalischen Teppichen und in der Stick- und Webkunst der sächsischen Bäuerinnen wurde seine Gestalt in verschiedenen Größen und Formen dargestellt, sogar von alten Ornamenten des Zeugdruckes wurde er in Zopfstich nach gestickt, wie in der Mustersammlung des verdienstvollen Volkskundlers Emil Sigerus zu sehen ist.
Gewebte Tischdecke Gewebte Tischdecke aus Streitfort. Der Löwe. Sehr gefreut habe ich mich, als mich die Bäuerin Katharina Tontsch aus Streitfort einlud, um mir ihre Hand- und Webearbeiten zu zeigen. Ihre Gemeinde im Repser Land war mir bekannt, weil es dort als Besonderheit einen Salzbrunnen gab, dessen Flüssigkeit die Bauern zur Haltbarmachung des Schweinespecks benützten.
Die Familie war nach Tartlau gezogen, weil hier bessere Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten waren. Am besten gefiel mir bei Frau Tontsch eine selbst gewebte Tischdecke, deren Dekoration abwechselnd mit 20 cm Abstand ein Stern- und ein Löwenmuster zeigte. Dem Löwen, dem König der Tiere, wurden noch im Mittelalter menschliche Eigenschaften angedichtet: er sei stark, wachsam und majestätisch.
Das Bild des Löwen wurde in Siebenbürgen nicht nur gewebt, sondern auch gestickt. In Neppendorf hat Katharina Rether das heraldische Ornament des Löwen mit der Krone auf dem Kopf, aufrecht gegen einen Doppeladler schreitend, auf einer Bettdecke als Randverzierung festgehalten. Was sich die Bäuerin bei der Auswahl dieser Ornamente gedacht und erhofft hat lässt sich heute nur noch vermuten.

über Melzer D.

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