16. Dezember 2002

Honterus-Chor auf der Theaterbühne

"Tradition? - 30 Jahre Kathreinenball" unterstrich Enni Janesch anlässlich des diesjährigen Honterus-Chor-Festes in Drabenderhöhe. Am 11. November 1972 hatte es zum ersten Mal "Auf zum Kathreinerball" geheißen.
Damals nannte sich das Fest noch nicht "Katharinenball". Der damalige Vorsitzende des Honterus-Chores, Eduard Dürr, hatte in den kleinen Saal zum ersten Theaterstück "Am zwin Kretzer" eingeladen. Seine Tochter, Heidrun, verheiratete Niedtfeld, hatte das Dirigat übernommen.

Die Theatergruppe des Honterus-Chors bei ihrem traditionellen Auftritt anlässlich des Kathreinenballes in Drabenderhöhe. Foto: Christian Melzer
Die Theatergruppe des Honterus-Chors bei ihrem traditionellen Auftritt anlässlich des Kathreinenballes in Drabenderhöhe. Foto: Christian Melzer

Beim diesjährigen Katharinenball dirigierte ihr Ehemann, Horst Niedtfeld, den Chor. Somit ist auch die Familie Niedtfeld mit Unterbrechung seit 30 Jahren dem Honterus-Chor treu geblieben. Der große Saal wurde erst ein Jahr später angebaut. Da 1973 der Ball nicht stattfinden konnte, wurde im Jahr darauf gleich zweimal Katharinenball gefeiert. Seither gehört er zur Tradition des Honterus-Chores, und zwar immer um den 25. November herum - den Kathreinentag. In den vergangenen 30 Jahren hat die Theatergruppe des Honterus-Chores fast alle lustigen, in siebenbürgisch-sächsischer Mundart geschriebenen Stücke aufgeführt.

Günther Schuller, der Vorsitzende des Chores, begrüßte die Gäste herzlich. Mit dem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: "Die Mundart ist das Element, aus dem die Seele ihren Atem schöpft", machte er die Bedeutung und den Ursprung der Sprache deutlich. Übrigens ist der Honterus-Chor der einzige siebenbürgisch-sächsische Chor, der eine eigene Theatergruppe hat. Wir sind stolz auf unsere "Schauspieler", aber auch darauf, dass der Chor fast autark ist und alle für ein Theater sowie den folgenden Ball anfallenden Tätigkeiten eigenständig bestreitet (eigene Bühnendekorateure, Maler, Kostümbildner, Küche, Kasse, Thekendienst usw.). Und was wäre unser kleines Theater ohne Enni Janesch, die alle Fäden in der Hand hält, Regie führt, die Spieler immer wieder motiviert und zum Schluss noch in den Kasten muss, um als Souffleuse zu agieren? Zum Katharinenball gehört natürlich auch eine zünftige Musik. Diesen Part übernahm seit ihrem ersten öffentlichen Auftritt 1983 beim damaligen Katharinenball die "Melzer-Band". Damals waren fast alle Mitglieder der Band auch Chormitglieder. Enni Janesch bedankte sich bei den Chormitgliedern und den Ehepartnern, die Jahr für Jahr dieses Fest durch ihre Mitarbeit erst möglich machen.

Im diesjährigen Stück "Der Gohrmert" (der Jahrmarkt) von Jupp Jasper, sächsische Fassung von Wilhelm Meitert, spielten: Thumes, der Gebouer: Reini Wellmann, der seit 26 Jahren mitspielt; Treng, seng Frä: Gerda Gusbeth, seit 1983 immer dabei; Fichen, änir Duchter: Ilse Bartesch, seit 1996 mit Unterbrechung dabei; Pitz, en Gauner: Günther Schuller, seit 1983 als Theaterspieler dabei und seit 20 Jahren erster Vorsitzender des Chores; Mierten, seng Frengd: Georg Amser, erstmalig mit dabei; Wirt: Helmut Depner, seit 1974 immer dabei (bewundernswert, in seinem Alter von 81 Jahren noch Rollen zu lernen!); in "tragender" Rolle: Anneliese Hüll und Ilse Bartesch, Anneliese Hüll ist seit 1982 dabei und hat ihre "Rolle" künstlerisch gestaltet, um dann in deren Haut zu schlüpfen (eine wunderschöne Kuh); die Chronistin: Enni Janesch, gehört von Anfang an dazu, beim ersten Mal als Schauspielerin und dann 29 Jahre im Soufflierkasten. Seit dem Tod von Eduard Dürr 1982 hat sie auch die Theaterleitung inne und studiert die Stücke ein.

Enni Janesch wünschte dem Honterus-Chor noch weitere 30 Jahre traditionellen Katharinenball. Dem konnte sich der Kreisgruppenvorsitzende, Herwig Bosch, nur anschließen. Er dankte in seiner kurzen Ansprache den Akteuren und allen Mitwirkenden für die Mühe und Arbeit. Er wünschte dem Honterus-Chor auch in Zukunft ein volles Haus und für diese Veranstaltung ein fröhliches und gutes Gelingen.

Helga Bosch


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2002, Seite 25)

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