2. Oktober 2003

Siebenbürger bei baden-württembergischen Heimattagen

Bei sonntäglich schönem Wetter war es am 14. September um 12.15 Uhr soweit: Sechs Tanzpaare in siebenbürgisch-sächsischer Tracht betraten im Gleichschritt die unter Rottweils schiefem Turm aufgebaute Tanzfläche am Münsterplatz.
Die Tanzgruppe aus dem Nachbarkreis Tuttlingen hatte sich für diesen Auftritt bei den jährlich stattfindenden Heimattagen sehr gewissenhaft vorbereitet. Unter der Leitung von Hilde und Martin Brenndörfer hatten die Tänzer eine mehrteilige Schwäbische Tanzfolge, eine Schwäbische Mazurka und den Sprötzer Achterrüm einstudiert und boten das Programm gekonnt und schwungvoll dar - zur Begeisterung der immer zahlreicher sich um das Podium scharenden Festgäste.

Dieselben zwölf Tänzer bildeten eine Stunde später den Kern der etwa 30köpfigen Festformation, die am großen Umzug der 77 Trachtengruppen im Rahmen der Baden-Württembergischen Heimattage teilnahm. Unter dem Schwarzen Tor hervor kam der Festzug und paradierte die Obere Hauptstraße hinunter, auf der sich die Ehrentribüne mit so namhaften Gästen wie Ministerpräsident Erwin Teufel und Gattin befand.
Siebenbürgisch-sächsische Trachtengruppe beim Umzug der baden-württembergischen Heimattage in Rottweil. Foto: Siegfried Habicher
Siebenbürgisch-sächsische Trachtengruppe beim Umzug der baden-württembergischen Heimattage in Rottweil. Foto: Siegfried Habicher

Vorneweg gab es auch einen römischen Kampfwagen als Sinnbild der römischen Tradition Rottweils. Die dann folgenden Trachtenträger waren aus vielen Teilen Deutschlands, aus Österreich, Frankreich und der Schweiz angereist und zeigten stolz ihre wunderschönen Trachten: von schwarz-weiß bis bunt waren nicht nur badische, Schwarzwälder, schwäbische und bayerische Trachten zu bestaunen. Zu den Klängen der verschiedensten Blaskapellen - natürlich hatte die Rottweiler Stadtkapelle, in der unser Landsmann Paul Schuller als Tubabläser mitwirkt, den Anfang gemacht - marschierten auch Banater und Donauschwaben, Egerländer und Südsiebenbürger in ihren Festtrachten und rundeten so das Bild kultureller Vielfalt, die Baden-Württemberg ganz besonders prägt.

Das dritte Fernsehprogramm zeigte noch am gleichen Abend Festzug und Festprogramm. Auch in dieser zweistündigen Aufzeichnung war das tapfere Fähnlein der Siebenbürger Sachsen mit voran getragenem Wappen, sieben Kindern in Tracht, der blau-roten Fahne und weiteren drei mal sieben erwachsenen Trachtenträgern ganz deutlich auszumachen. Der Kommentar zu dieser Szenenfolge hob die Schreckensherrschaft Ceausescus und deren Auswirkungen auf die Siebenbürger Sachsen in Rumänien einerseits sowie auf Schloss Horneck in Gundelsheim - als Beleg der Leistungen dieses Völkchens in Südwestdeutschland - andererseits hervor.

Bedenkt man ferner, dass mit Klaus F. Schneider ein siebenbürgischer Schriftsteller im Rahmen der Heimattage am 20. September las, so kann man fast schon von einer Kulturwoche der Siebenbürger Sachsen in Rottweil sprechen.

Siegfried Habicher

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.