11. Oktober 2003

Siebenbürgenhilfe dringender notwendig denn je

Die deutsche Minderheit in Rumänien ist durch den Massenexodus Anfang der neunziger Jahre, ein hohes Durchschnittsalter und die allgemeine Teuerung im Karpatenland erheblich geschwächt. Die Fördermittel der öffentlichen Hand, namentlich des Bundesinnenministeriums, nehmen jedoch kontinuierlich ab, selbst die Spendengelder aus dem privaten Bereich sind rückläufig. Um so stärker ist der Einsatz des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in München gefragt.
Die soziale Einrichtung der Landsmannschaft setzt sich nach wie vor vielfältig im Herkunftsgebiet ein und will nach Möglichkeit auch im kommenden Jahr seinen humanitären Aufgaben im gewohnten Umfange nachkommen. Dies erklärte der Vorsitzende des Sozialwerks, Peter Pastior, gegenüber dieser Zeitung. Viele Siebenbürger Sachsen fallen unter die Armutsgrenze. Das habe seinen Grund auch darin, dass die Hinwendung Rumäniens zur Marktwirtschaft soziale Härten mit sich bringt, die vor allem Rentner und besonders die Kranken, aber auch öfters ganz junge Menschen treffen. Man dürfe sie nicht im Stich lassen, betont Pastior.Bis Ende September 2003 habe das Sozialwerk ein Spendenaufkommen von leider nur 28 000 Euro (2002 waren es in der gleichen Zeitspanne noch 61 000 Euro) aus dem privaten Bereich verzeichnet. Dazu kommen der verbandsintern festgelegte Anteil aus den Mitgliedsbeiträgen, der dem Sozialwerk vereinbarungsgemäß zugeführt wird, und Spenden der Hamburg-Mannheimer-Versicherten. Zusammen ergibt das in den ersten neun Monaten des Jahres 65 000 Euro. Insgesamt also liegen die Einnahmen von Januar bis Ende September 2003 bei knapp 93 000 Euro.

Das ist nicht übermäßig viel bei den humanitären Leistungen, die das Sozialwerk in diesem Jahr bereits erbracht hat. Allein für so genannte "Einzelhilfen" wurde bis September eine fast gleich hohe Summe ausgegeben: etwa 100 000 Euro. Es handelt sich vor allem um Lebensmittelpakete und bescheidene Geldhilfen für besonders bedürftige Landsleute, zudem um Medikamente und sonstige medizinische Hilfen für Schwer- und Schwerstkranke. Die Hilfsmaßnahmen dieser Art dürfen kaum reduziert, schon gar nicht gestoppt werden, denn von ihnen hängt in so manchem Fall die nackte Existenz von Menschen ab, betont Pastior. Daher wird das Sozialwerk bis Jahresende nochmals eine ähnliche Summe einsetzen und hofft dabei auf entsprechende Spenden unserer Landsleute in Deutschland.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Betreuung des Altenheimes in Schweischer, das 1991-1992 dank einer großzügigen Spende der Max-Kade-Stiftung aus den USA vom Sozialwerk wesentlich ausgebaut wurde. Zudem werden auch andere Altenheime, vor allem jenes in Kronstadt-Blumenau und die Pflegestation in Schäßburg, gefördert.

Bekanntlich ist das Sozialwerk auch Mittler von humanitären Hilfen des Bundesministeriums des Innern (BMI) nach Siebenbürgen. Lediglich zum Vergleich mit den vom Sozialwerk aufgewendeten Eigenmitteln sei hier die Wertsumme genannt, die bisher in diesem Jahr (Stand: ebenfalls Ende September 2003) als Paket- und Geldhilfen des BMI über diese Einrichtung ins Siedlungsgebiet geflossen ist: gerade mal 26 000 Euro. Es ist also nicht nur so, dass das Sozialwerk einem Mehr an Armut, Verlassenheit und menschlicher Not in Siebenbürgen entgegenzuwirken hat, sondern dass es auch versuchen muss, wenigstens zum Teil die Lücken zu schließen, die sich zunehmend in der Förderung durch die öffentliche Hand auftun.

Dadurch muss das Sozialwerk jeden Euro dreimal nach seinem Verwendungszweck abklopfen und alles tun, um die anfallenden Verwaltungs- und Nebenkosten möglichst gering zu halten. So werden Lebensmittelpakete, die an bedürftige Landsleute verteilt werden, in Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung in Kronstadt kostengünstig vor Ort gekauft und verpackt.

Das Sozialwerk wird weiter in Siebenbürgen helfen. Damit es das tun kann, rechnet es nach wie vor mit der Mithilfe der hiesigen Landsleute, die seit vielen Jahren in bewundernswerter Treue zum Herkunftsgebiet und seinen Menschen gerade über diese ihre humanitäre Einrichtung in München ein gerüttelt Maß an Solidarität bewiesen haben. Für Spenden ist der gedruckten Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2003, ist ein entsprechender Überweisungsträger beigelegt (Sonderkonto Altenhilfe des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen e.V. bei der Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00, Kontonummer 907-133 300).

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2003, Seite 3)

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