30. Oktober 2003

Zuckmantler demonstrieren Zusammenhalt

"20 Jahre HOG Zuckmantel / 8. Heimattreffen 2003 in Nürnberg" stand eingraviert auf den blau-roten Kugelschreibern, die jeder Gast des Treffens vom 5. bis 7. September 2003 in Nürnberg erhielt, als Dankeschön für sein Bekenntnis zu der großen Gemeinschaft der Zuckmantler in Deutschland, Siebenbürgen, Kanada, Österreich und den USA.
Seit der Flucht am 8. September 1944 sind die Zuckmantler in großer Zahl außerhalb Deutschlands ansässig geworden. Zwar sind viele, besonders die Jüngeren, durch die neuen Medien, das Internet, miteinander verbunden, doch dem Freund und Nachbarn in die Augen sehen kann man nur bei einem persönlichen Treffen. Deshalb sind Heimattreffen zwingend geboten, wollen wir auch nur einen Teil unserer gelebten Gemeinschaft von früher erhalten und den Jüngeren als soziokulturelles Gepäck mit auf den Weg geben. Die Zuckmantler feiern daher im Dreijahresrhythmus ihr Treffen. Das diesjährige Treffen in Nürnberg vom 5. bis 7. September stand im Zeichen vielfältiger kultureller Darbietungen. Besonders die Erlebnisgeneration legt Wert darauf, bei so einer Veranstaltung Brücken zu bauen zur alten Heimat in Form von Brauchtum, Tänzen oder gehaltvollen Ansprachen. Das ist den Zuckmantler diesmal gut gelungen.

Bauernstube beim 8. Zuckmantler Heimattreffen in Nürnberg.
Bauernstube beim 8. Zuckmantler Heimattreffen in Nürnberg.

Am Freitagnachmittag wurde der große Saal im Gesellschaftshaus in der Gartenstadt festlich hergerichtet. Links vom Eingang wurde der Besucher von einer bis ins kleinste Detail aufgebauten Bauernstube empfangen. Der Rocken und das Spinnrad luden zur abendlichen En de jos jean (Zusammenkunft der Mädchen und Frauen am Abend, wo Handarbeit und Hanf gesponnen wurde) ein. Nebenan hatte Isa Leonhard, Antiquariat Dinkelsbühl, einen Bücherstand mit siebenbürgisch-sächsischer Literatur, Helmut Müller eine fünf Meter lange Fotowand mit großformatigen Postern von Zuckmantel und Martin Schuller die Kirche aus Zuckmantel, in Miniatur, einschließlich Lindenallee aufgebaut. Der Freitagabend wurde in geselliger Runde in der Gaststube des Gesellschaftshauses verbracht.

Samstag und Sonntag moderierte Frieda Kramer gekonnt das weitere Geschehen bei diesem Heimattreffen. Nach dem Lied "Wo's Dörflein dort zu Ende geht", zweistimmig gesungen von den Schwestern Anneliese und Irmgard Kramer, erklangen die Heimatglocken zum Totengedenken. Erich Kramer trug das Gedicht von Michael Wagner, "In treuem Gedenken unserer Toten", vor. Anschließend begrüßte Helmut Müller, 1. Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Zuckmantel, die Ehrengäste: Stadtrat Dr. Markus Slavik, in Vertretung des Nürnberger Bürgermeisters Dr. Ulrich Maly, Dipl.-Ing. Michael Konnerth, l. Vorsitzender des HOG-Verbandes, Dr. Markus Söder, MdL Bayern, Pfarrer Andreas Funk (Eibach), Pfarrer Hans-Gerhard Städter, ehemals Nadesch, Lothar Kausch, Vertreter von Zuckmantel aus Schlesien, Johann Lindert, Nachbarvater in Nürnberg-Eibach, Josef Balazs, Fotograf und Freund der Zuckmantler, Heinrich Schorscher, 2. Vorsitzender der HOG Nadesch, Badea Iulian, Sekretär von Nadesch/Zuckmantel in Vertretung von Bürgermeister A. Carnu, sowie Rosemarie Müller, Kuratorin von Zuckmantel. Es folgten Grußworte der Ehrengäste, wobei besonders Badea Iulian den Anwesenden in rumänischer Sprache aus der Seele sprach. Michael Konnerth zeichnete verdiente Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter mit der goldenen bzw. silbernen Ehrennadel und mit Urkunden aus. Das einstündige Kulturprogramm begann mit sächsischen und hochdeutschen Liedern, gesungen von den Schwestern Anneliese und Irmgard Kramer sowie Elfriede Wagner. Bei der Uraufführung des dritten Bildes "Aufnahme in die Freundschaft" aus der Bauernhochzeit in Siebenbürgen, in schönen sächsischen Trachten, lauschten die Anwesenden fast andächtig den Liedern der Wortmänner. Die Braut und den Bräutigam spielten Helga und Jürgen Haydl, die Wortmänner waren Johann Schmidt und Helmut Müller. Die Jugendtanzgruppe Nürnberg, unter der Leitung von Brigitte Barth und Roswitha Ziegler, begeisterte durch flotte Tänze in wunderschöner nordsiebenbürgischer Tracht.

Nach dem Rechenschafts-, Kassen- und Kassenprüfbericht wurde der Vorstand entlastet. Johann Lindert leitete mit viel Kompetenz die Neuwahlen, wobei sich auch jüngere Mitglieder zur Wahl stellten. Den Vorsitzenden, nunmehr 20 Jahre im Amt, wollte aber keiner ablösen, obwohl bei der Wahl - ein Novum in der 20-jährigen HOG-Geschichte - vier Mitglieder gegen Müller stimmten. Das ist demokratisch und gut so. Das gewählte Mitarbeiterteam setzt sich wie folgt zusammen: Geschäftsführender Vorstand: Helmut Müller, 1. Vorsitzender, Frieda Kramer, 2. Vorsitzende und Organisation, Sara Müller, Kassiererin, Karin Funtsch, Schriftführerin und Mitgestalterin des Heimatblatts; erweiterter Vorstand: Katharina Wagner, Kultur, Karl-Heinz Müller, Internet, Hilda Müller, Kanada, Helmine Krauss, Österreich, Susanne Kramer und Susi Bahm, USA; Regionalvertreter: Sara Theil und Walter Karda; freie Mitarbeiter: Anna Funtsch, Erich Kramer und Maria Benn. Den nicht mehr gewählten Mitgliedern Hilda Böhm, Karl Haydl und Elisabeth Theil sei für ihre langjährige Mitarbeit gedankt. Sodann wurden die Ältesten mit Rosen geehrt. Die Böblinger Musikband "Edelweiß" spielte bis spät nach Mitternacht zum Tanz auf, die allerdings nicht mehr verpflichtet wird von der HOG Zuckmantel.

Einen Höhepunkt des Treffens stellte der Sonntagsgottesdienst in der Johanniskirche zu Eibach dar, der von den Pfarrern Friedrich Benning (Eibach) und Hans-Gerhard Städter (München), ehemals auch Pfarrer in Zuckmantel, zelebriert wurde. Beiden Pfarrern gelang es die Herzen der Zuckmantler zu erobern, sie eine Stunde lang im Gesang und Gebet weit über die Grenzen Eibachs zu führen - sie waren wieder daheim! Den beiden Seelsorgern sei ebenso gedankt wie der Kirchengemeinde Eibach für die Bereitstellung des Gotteshauses. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, begleitet durch einen Film von Erich Kramer über die "Wiedereinweihung der Kirche in Zuckmantel am 9. Juni 2002", klang dieses fast dreitägige Heimattreffen harmonisch aus. Es rollten Tränen beim Abschied. Allen, die zu dem eindrucksvollen Begegnungsfest beigetragen haben, sei auf diesem Weg herzlich gedankt.

Helmut Müller


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2003, Seite 20)

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