4. November 2003

Tränen beim Gastauftritt des Deutschen Staatstheaters Temeswar

Das fünfzigjährige Jubiläum des Detschen Staatstheaters in Temeswar sollte auch in Deutschland gefeiert werden, so kam es zu diesem Gastspiel am 2. November, das ursprünglich nur in Berlin geplant war. Ermöglicht wurde es von mehreren Sponsoren, darunter dem Deutsch-Rumänischen Forum e.V. Berlin, der Botschaft der Bundesrepublik in Bukarest, der Botschaft von Rumänien in Berlin. Daraus wurde schließlich eine Tournee, die über Hamburg und Köln dann in Ulm fortgesetzt wird, wo auch der Autor, Hans Kehrer, zugegen sein wird.
Kehrers Mundartstück, „Zwei Schwestern“, die schwäbische Passion, wird meisterhaft von den - auch im wirklichen Leben - beiden Schwestern Ildikó Jarcsek-Zamfirescu und Ida Jarcsek-Gaza dargestellt. Die frühere und die jetzige Intandantin werben damit auch für den Erhalt des Temeswarer Theaters, das - nunmehr auf Wanderschaft - seinem Publikum nachreisen muss.

Das Theater bringt ein Stück Banater Geschichte auf die Bühne- alles, was den dortigen Deutschen widerfahren ist, hat auch die beiden Schwestern getroffen: die Einberufung ihrer Männer in die deutsche Armee, der eine fiel in Stalingrad, der andere wurde bei der Heimkehr an der rumänischen Grenze erschossen, und dann die Deportation nach Russland und in den Baragan. „Schlimmer geht’s nicht“, sagt Ildikó Jarcsek-Zamfirescu. Und wenn in Deutschland die Zuschauer auf sie zugehen, dann weinen sie, sind es doch meistens Rumäniendeutsche, die Ähnliches am eigenen Leib erfahren haben.

Und so belehrend das Stück auch manchmal wirkt; so wie es privates Leid mit dem geschichtlichen verquickt, die Eifersucht zwischen den Schwestern, aber auch ihr Aufeinander-angewiesen-Sein, ihre Verwurzelung mit der Tradition, ihr Sich-ins-Schicksal-Schicken, ja, so kalt rieselt es einem über den Rücken, wenn die Resi ihre Schwester anfaucht, wegen des verlorenen Feldes, und aufschreit: „Kanscht tei trei Joch bei der Weltgeschichte reklamiere“. Die eine geht mit den Kindern, weil sie „Kinner un Engelskinner“ hat, in die Stadt, oder gleich „uff Teitschland“, die andere bleibt im Dorf in ihrem Haus, weil sie nur noch dieses hat.

Das Stück, das immerhin schon 1980 in Rumänien uraufgeführt wurde, zeigt nicht nur den Lebensweg der beiden Schwestern, sondern auch wie es mit den Banater Schwaben und den Rumäniendeutschen insgesamt kommen sollte.

Bei der ausverkauften Vorstellung in Berlin waren erstaunlich viele junge Leute dabei - so ein Publikum kann man dem Stück auch weiterhin wünschen und vielleicht auch einen Sponsor, der den beiden Schwestern zuliebe auch einen neuen Bus spendet.

Edith Ottschofski


Veranstaltungstipp::
Die Termine: Temeswarer Theater gastiert in Deutschland

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