29. Januar 2004

Leserecho: Mittlere Generation stärker umwerben

In seinem Leserbrief gibt Hatto Scheiner (Münster-Altheim) vielfältige Denkanstöße, ausgehend von drei Beiträgen in der Siebenbürgischen Zeitung: Wirtschaftlicher Erfolg made in Urwegen, Neue Mitglieder sollen Basis stärken sowie 12. Tagung der Heimatortsgemeinschaften.
Der Gedanke, dass alle Aktivitäten der Siebenbürger Sachsen auf der ganzen Welt im Zusammenhang gesehen werden müssen, beschäftigt mich schon seit langem. Mir war immer schon unverständlich, warum unter den zahlreichen siebenbürgischen Organisationen so viel Rivalität und Eigenbrötelei besteht. Auch wenn durch die am häufigsten gewählte Organisationsform, "eingeschriebener Verein", eine formale Eigenständigkeit besteht, verfolgen doch alle die unbestritten gemeinsamen Ziele: Förderung der Zusammengehörigkeit, Unterstützung bedürftiger Landsleute und Bewahrung unseres kulturellen Erbes, in allen ihren Schattierungen und unterschiedlichen Details.

Aus diesen Gründen bin ich über die Tatsache sehr erfreut, dass die Tendenz zur Zusammenarbeit zwischen der Landsmannschaft und dem Verband der HOG verstärkt wird und die Siebenbürgische Zeitung dafür als Forum verstärkt genutzt wird. Ich bin sowieso der Meinung, dass unsere Zeitung, auch wenn der Herausgeber die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. ist, für alle Anliegen unserer Landsleute zur Verfügung stehen muss. Darin bestärken mich auch die Aussagen unserer Vertreter auf der 12. Tagung der HOG in Immendingen, von denen ich stellvertretend Dekan Hermann Schuller, Alfred Mrass, Michael Konnerth und Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr nenne.

Damit komme ich auch schon zu den wirtschaftlichen Problemen unserer Vereine und anderer Organisationen. Eindeutig brauchen sie alle eine breitere Basis, d.h. eine größere Anzahl von aktiven - aber auch von nur interessierten, aber beitragszahlenden - Mitgliedern. Vor allem auf Letztere kommt es an. Einsatzbereite Landsleute gibt es ja, nur fehlen ihnen oft die Mittel, wie das nicht nur am Kulturzentrum Gundelsheim zu beobachten ist, sondern, wie man liest, auch bei der Siebenbürgische Zeitung und den meisten anderen Institutionen. Ebenso wichtig sind aber auch Mäzene und andere Förderer, die mit direkten Zuwendungen ihre bevorzugten Vereine oder Stiftungen fördern.

Die wirtschaftliche Situation unserer Institutionen ist ganz von der Einsatzbereitschaft unserer Landsleute abhängig, also mit der bewussten Zugehörigkeit zu unserer Herkunft ganz stark verknüpft und es gilt, dieses Gefühl wachzurütteln und zu vertiefen. Betrachten wir die Mitglieder- und die Spenderlisten, so widerspiegeln sie nicht die demographische Altersverteilung der Bevölkerung, sondern es überwiegen ganz, ganz stark die über Sechzigjährigen. Es müssen demnach außer den Jugendlichen, die ja schon ihre Organisation und ihre Seite in der Siebenbürgischen Zeitunghaben, besonders die Menschen zwischen vierzig und sechzig Jahren umworben werden. Das sind die Leute, die ihre Familien bereits aufgebaut und in ihrem Beruf festen Fuß gefaßt haben. Diese Schicht ist materiell durchaus in der Lage, sich stärker für die gemeinschaftlichen Aktivitäten unserer unterschiedlichen Organisationen einzusetzen. Besonders denke ich dabei an hier Geborene und an Landsleute, die schon als Kinder aus Siebenbürgen hierher kamen.

Damit komme ich auch zum letzten Abschnitt meiner Ausführungen. Die Siebenbürgische Zeitung veröffentlicht oft Artikel über verdienstvolle und berühmte Landsleute. Das ist auch sehr wichtig für unser Selbstwertgefühl und wir sind sehr stolz auf diese Menschen. Was mir dabei aber auffällt, ist die Tatsache, dass es sich meistens um Menschen handelt, die zum großen Teil ihr Lebenswerk schon abgeschlossen haben oder bereits tot sind. Deshalb finde ich es besonders wichtig, verstärkt über junge Landsleute zu berichten, die jetzt und heute hier in ihrer neuen Heimat erfolgreich sind. Aus diesem Grund möchte ich auch den Artikel über die erfolgreichen Urweger lobend erwähnen. Über die Heimatortsgemeinschaften z.B. ließen sich mit Sicherheit viele erfolgreiche Landsleute aller Berufe ausfindig machen, über die zu berichten wäre. Durch solche Veröffentlichungen sähen sie sich in ihrem Wirken durch die Gemeinschaft bestätigt und wären wahrscheinlich eher zu einem verstärkten Engagement bereit. Überhaupt sind bei der Werbung von Mitgliedern in unserer stark materiell geprägten Welt die Vorteile (ideeller oder materieller Art) der Mitgliedschaft besonders hervorzuheben.

In der Hoffnung, dass die Länge dieses Schreibens seine Veröffentlichung nicht verhindert, schließe ich ab und wünsche allen Landsleuten Zuversicht in die Zukunft und ein erfolgreiches Jahr 2004.

Hatto Scheiner, Münster-Altheim (Hessen)

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