12. Februar 2004

Wasserbüffel - ein Nutztier mit Zukunft

Vor dem Ersten Weltkrieg existierte in Deutschland ein Büffelzuchtverein, der auf Initiative des Siebenbürger Sachsen Georg Tartler (1883-1948) gegründet wurde.
Einen regelrechten "Trend zur Haltung von Wasserbüffeln für die Herstellung von hochwertigen Milch- und Fleischerzeugnissen zur Bedienung von Marktnischen" registriert der Deutsche Büffelverband e.V. (DBV) insbesondere in Deutschland, wo "die Wasserbüffelzucht bisher weitgehend unbekannt und nur vereinzelt anzutreffen war". So seien dem DBV, dem gegenwärtig 60 Mitglieder angehören, noch 15 weitere Büffelzüchter bzw. -halter bekannt, die teils als Hobbyzüchter die Büffelproduktion für den Nebenerwerb, teils auch mit größeren Büffelherden als Haupterwerb betrieben.

Dass bereits vor dem Ersten Weltkrieg ein Büffelzuchtverein in Deutschland existiert hat, der auf Initiative des gebürtigen Kronstädters Georg Tartler (1883-1948) gegründet worden war, blieb auf der Internetseite des DBV bislang unerwähnt. Nach Auskunft von Christa Wagner (Ravensburg), einer entfernten Tartler-Verwandten, habe Georg Tartler den "Deutschen Büffelzuchtverein" am 30. Juni 1917 in Halle an der Saale ins Leben gerufen.

Georg Tartler. Foto: Privat
Georg Tartler. Foto: Privat

Bereits 1906 hatte sich der Sohn des über Kronstadt hinaus bekannten landwirtschaftlichen Neuerers Georg Tartler (führte u.a. Rotklee-Anbau, Höhenfleckvieh und Pinzgauer Pferde ein) in Halle niedergelassen, um an der hiesigen Universität das Diplom eines akademischen Landwirtes zu erwerben. Als Privatgelehrter engagierte er sich in der Folgezeit vornehmlich auf dem Gebiet der Büffelzucht (daher auch "Büffeltartler" genannt): "Georg Tartler gelang es, in Deutschland, noch vor dem Ersten Weltkrieg, eine Herde Büffel einzuführen, die gesunde und stärkende Milch für ein Erholungsheim lieferte. Während des Ersten Weltkriegs wurden diese Tiere geschlachtet, und eine zweite Einfuhr von Büffeln ist nicht mehr unternommen worden." (Teodor Sbârcea in der Karpatenrundschau vom 9. September 1983, Seite 6)

Einen neuerlichen Import verhinderte das Veto der rumänischen Regierung (Siebenbürgen war nach dem Ende der Donaumonarchie dem Königreich Rumänien angegliedert worden). Dessen ungeachtet hielt der Deutsche Büffelzuchtverein am 11. Januar 1923 seine erste Sitzung nach dem Krieg in der Deutschen Tierzuchtgesellschaft in Berlin ab. In dem von Tartler verfassten Sitzungsprotokoll heißt es: "Durch Ausfuhrverbote der Rumänischen Regierung war aber leider dann weiterhin die Tätigkeit des Deutschen Büffelzuchtvereins lahmgelegt." Gleichwohl sei der Verein bestrebt, einen "erstklassigen Stamm von Zuchttieren nach Deutschland hereinzubekommen". Dazu habe man beschlossen, "eine Tochtervereinigung in Siebenbürgen, die demselben strengen Herdbuchzwang, wie die deutschen Mitglieder des Vereins, unterworfen sein soll, ins Leben zu rufen". Der nachhaltige Erfolg dieser Bestrebungen lässt sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht dokumentieren. Jedenfalls führte der Privatgelehrte, wie diverse Veröffentlichungen belegen, bis zu seinem Tod 1948 in Halle seine Kampagne für die Büffelzucht in Deutschland unverdrossen fort.

Wie in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. November 2003 (Seite 16) berichtet, sind Ende vergangenen Jahres 27 rumänische Wasserbüffel zu Zuchtzwecken nach Deutschland eingeführt worden. Mithin erweist sich das Engagement des aus Kronstadt stammenden Diplomlandwirts Georg Tartler aus heutiger Sicht als weitsichtige Pioniertat. Vehement pries Tartler die "vielfachen Nutzungsmöglichkeiten des siebenbürgischen Büffels ..., die in erster Linie in seiner unübertrefflichen Verwendbarkeit zum schweren Zuge bei dürftigster Ernährung liegen, ferner in einer qualitativen Milchleistung der Kühe mit durchschnittlich sechs Prozent Fett, deren Kalkgehalt noch zudem (den) der Kuhmilch um nahezu das Dreifache übersteigt. Schließlich steht das Fleisch dem des Hausrindes in nichts nach." (Sitzungsprotokoll). Gut achtzig Jahre später erklärt der DBV in zeitgemäßer Terminologie: "Die wachsende Bedeutung des Wasserbüffels als ein Nutztier mit Zukunft beruht auf seinen hervorragenden biologischen und physiologischen Eigenschaften für eine extensive, umweltschonende Haltung zur Erzeugung von ernährungsphysiologischen hochwertigen und geschmacklich vorzüglichen Marktnischenprodukten für Feinschmecker." Die Büffelmilch enthalte mit 7,5 bis 8 Prozent einen doppelt so hohen Fettgehalt wie Kuhmilch, einen besonders niedrigen Cholesteringehalt (im Vergleich zur Kuhmilch um etwa 68 Prozent niedriger) sowie einen höheren Gehalt an Eiweiß, Vitamin-A, Vitamin B12-Komplex und Trockensubstanz. Büffelmilch diene daher als Herstellungsgrundlage für Spezialitäten wie italienische Mozzarella oder bulgarischer Joghurt. Überdies habe das Büffelfleisch einen um 27,5 Prozent niedrigeren Fettgehalt als Rinderfilet, einen höheren Eiweiß-, Vitamin- und Trockensubstanzgehalt und einen um 57 Prozent niedrigeren Cholesteringehalt. In anderen Worten zwar, doch meinungskonform mit Georg Tartler schlussfolgert der DBV: "Mit seinem angenehmen, leicht wildaromatischen Geschmack sind das Büffelfleisch und die daraus hergestellten Spezialitäten eine Bereicherung des Angebotes an hochwertigen tierischen Nahrungsmitteln für eine gesunde Ernährung und für Feinschmecker."

Christian Schoger

Homepage des Deutschen Büffelverbands e.V.

Bewerten:

9 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.