2. Juli 2004

Neun deutsche Bürgermeister landesweit

"Ole, primarul nostru sasu e" (Ole, unser Bürgermeister ist ein Sachse) sang die Menschenmenge auf einer Wahlkundgebung am Heltauer Hauptplatz vor der sächsischen Kirchenburg und dem Bürgermeisteramt noch vor der Stichwahl. Am 20. Juni, bald nach der Schließung der Wahllokale, stand denn auch fest: Der Sachse Johann Krech wurde, wie in dieser Zeitung berichtet, mit 63 Prozent der Stimmen in dies Amt gehievt.
Und der Sachse Daniel Thellmann brachte es bei der Mediascher Stichwahl sogar auf 75,62 Prozent. Zieht man dann noch das Wahlergebnis von Klaus Johannis in Betracht, der mit knapp 90 Prozent der Stimmen schon nach dem ersten Durchgang das Bürgermeister-Rennen in Hermannstadt machte, dann kann man durchaus von einem unerwarteten Erfolg des Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien sprechen, denn: Insgesamt neun Bürgermeister landesweit kommen neuerdings aus dieser Minderheitenformation. Fünf davon konnten bereits nach dem 6. Juni die Amtsgeschäfte übernehmen, und alle vier noch im Rennen gebliebenen Kandidaten setzten sich beim zweiten Wahlgang durch. Vier weitere Forumsmitglieder haben überdies auf den Listen anderer Parteien die Wahl zum Bürgermeister für sich entschieden.

Auch wenn das Sathmar- und das Bergland sowie die schwäbische Heide und Hecke zusammen mit ihren Bürgermeistern zahlenmäßig Siebenbürgen überflügeln, so bleibt der Forumserfolg im Kreis Hermannstadt dennoch einmalig für ein Wahlergebnis in Rumänien nach dem Umbruch. Schließlich stellt man hier in den drei größten Städten den Bürgermeister und zudem auch den Kreisratsvorsitzenden. Mit den Stimmen der Regierungspartei (PSD) und der Humanisten (PUR) konnte Martin Bottesch diese Spitzenfunktion übernehmen. Und die elf Kreisräte, die das DFDR landesweit stellt, sitzen desgleichen nur am Zibin.

Das Fazit: Von den 22 DFDR-Bürgermeisterkandidaten landesweit hat knapp die Hälfte (neun) die Hürde genommen, nahezu ein Zehntel von den Kandidaten für die Kreisräte (120), die das DFDR nominierte, hatte ferner Erfolg, und 99 Forumskandidaten von insgesamt 549 sitzen ab nun in Gemeinde- und Stadträten. Führend dabei ist der Kreis Sathmar mit 52 Lokalräten und fünf Bürgermeistern, im Kreis Hermannstadt stellt das Forum 34 Lokalräte und drei Bürgermeister, aber zugleich die absolute Mehrheit im Hermannstädter Lokalrat. Trotzdem haben die 16 DFDH-Räte am Zibin die Stellvertreter von Klaus Johannis nicht aus den eigenen Reihen bestimmt. Ioan Banciu, auch bisher Vizebürgermeister, kommt aus dem Lager der Regierungspartei (PSD), Eugen Mitea aus jenem der Allianz „D.A“ zwischen Demokraten (PD) und Liberalen (PNL). Überraschend hat Hermann Fabini, der auf Platz 2 der PNL-Liste für den Stadtrat kandidierte, auf sein gewonnenes Mandat verzichtet und will ferner jetzt schon sein Amt als Senator im rumänischen Parlament abgeben.

Abgeben musste allerdings die Regierungspartei viele ihrer erhofften Bürgermeisterämter in den Kreishauptstädten. In nur noch 16 Verwaltungsbezirken konnte sie ihre Kandidaten anbringen, alle übrigens jenseits der Karpaten. Tüchtig zugelegt indes haben die Demokraten und Liberalen, in je einer Kreishauptstadt siegten ferner ein Unabhängiger (Kreis Muresch), ein „Zaranist“ (PNTCD, Temesch) und ein DFDR-Kandidat (Hermannstadt), in Harghita, Covasna und Sathmar konnten sich die Vertreter des Ungarnverbandes (UDMR) für diese Funktion in den jeweiligen Kreishauptstädten behaupten.

Martin Ohnweiler

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