11. November 2004

Heilbronn gewinnt den siebenbürgischen Tanzwettbewerb zum fünften Mal

Die Jugendtanzgruppe Heilbronn ist zum fünften Mal als Sieger des Volkstanzwettbewerbs der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) (SJD) hervorgegangen. Zwölf siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppen aus Deutschland bestritten den 13. Volkstanzwettbewerb am 13. Oktober 2004 im Gasthof „Luginger“ in Mirskofen bei Landshut und demonstrierten dabei lebendige Brauchtumspflege.
Bundesjugendleiter Rainer Lehni nannte den Volkstanzwettbewerb in seinem Eröffnungswort „einen Höhepunkt im Veranstaltungskalender der SJD“. Schon nach der Sommerpause beginnen die Tanzgruppen ihre Vorbereitungen und proben immer intensiver, um beim Wettbewerb Höchstleistungen zu erbringen. Beim Wettbewerb tanze man„gegeneinander“, feiere dann aber beim anschließenden Ball „miteinander“. Lehni dankte allen Tanzgruppen, denn schon allein durch ihre Teilnahme könne sich jede Gruppe als Gewinner betrachten.

Der dritte Bürgermeister der Marktgemeinde Essenbach, Josef Spierer, freute sich, dass ein bundesdeutscher Wettbewerb in Mirskofen ausgetragen werde und wünschte der Veranstaltung viel Erfolg. Werner Kloos, Vorsitzender der Kreisgruppe Landshut, wies auf die Städtepartnerschaft hin, die Landshut und Hermannstadt verbindet, und dankte der Marktgemeinde Essenbach, die seit Jahren regelmäßige Hilfstransporte nach Siebenbürgen durchführt.

Die Jugendtanzgruppe Heilbronn siegte zum fünften Mal beim Volkstanzwettbewerb der SJD. Foto: Petra Reiner
Die Jugendtanzgruppe Heilbronn siegte zum fünften Mal beim Volkstanzwettbewerb der SJD. Foto: Petra Reiner

Hannelore Scheiber, Stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, freute sich, dass die junge Generation Tradition und Freizeit auf ihre Fahne geschrieben habe. Mit der Tradition wolle man in die Zukunft gehen. Damit könnten die jungen Siebenbürger durchaus mithalten mit der modernen Devise „Fit for fun“.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Roth und Ute Schuller, die erklärte: „Wir wollen zeigen, dass Feuer in uns brennt.“ Das ist den Tänzerinnen und Tänzern durchaus gelungen. Gewinner sind vor allem die Kinder. Denn erstmals beim Tanzwettbewerb dabei waren Kindertanzgruppen, eine aus Augsburg und eine aus Drabenderhöhe. Letztere hatte auch die mit Abstand längste Anreise zu bewältigen.

Keine einfache Aufgabe hatten die Juroren, denn die Kindertanzgruppen hatten gebeten, nach den gleichen Kriterien bewertet zu werden wie die etwas ältere Generation. Unter den kritischen Blicken der Jury, die aus je einem Vertreter der teilnehmenden Tanzgruppen und drei Fachjuroren bestand, folgten die Darbietungen der Tanzgruppen. Bewertet wurden wie auch in den letzten Jahren verschiedene Aspekte wie Schritt, Figurenwechsel, Drehung, Leichtigkeit, tänzerische Fähigkeit, Einheitlichkeit des Tanzes, Harmonie mit der Musik, Auftritt und Präsentation, Raumgefühl und Publikumskontakt. Für die Bewertung der Trachten konnte die bekannte Trachtenexpertin Dr. Gerda Bretz-Schwarzenbacher gewonnen werden.

Als Sieger des 13. Volkstanzwettbewerbs ging die Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtanzgruppe Heilbronn hervor. Für die „fast schon professionelle Darbietung“ (Hannelore Scheiber) der Tänze „Der Nagelschmied“ und „Holsteiner Dreitour“ wurden die Heilbronner von allen Jurymitgliedern als beste Gruppe bewertet. Die Tanzgruppe Heilbronn konnte ihre langjährige Erfahrung in einen Sieg ummünzen. Die Heilbronner sind damit die erfolgreichste siebenbürgische Tanzgruppe in Deutschland. Den Volkstanzwettbewerb haben sie bereits zum fünften Mal gewonnen, zum zweiten Mal in Folge. Geleitet wird die Gruppe von Ines Wenzel und Christine Göltsch. Die Tanzgruppe besteht mit einer kurzen Unterbrechung seit 1975 und zählt 25 Mitglieder, die Trachten aus der Hermannstädter Gegend tragen.

Auf Rang zwei wurde die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen aus Nürnberg gewertet, die ebenfalls zu den konstant besten Tanzgruppen gehört. In ihren schönen Nordsiebenbürger Trachten zeigte sie die Tänze „Rosenstock“ und „Toifl Polka“. Sie wird von Roswitha Bartel und Brigitte Barth geleitet, besteht seit 1976 und hat rund 30 Mitglieder.

Die Volkstanzgruppe Stuttgart erzielte mit den Tänzen „Pariser Polka“ und „Schwedischer Familienwalzer“ den dritten Platz. Geleitet wird die 1991 gegründete Gruppe von Gerhard Botsch und zählt 20 Mitglieder, die Trachten aus der Hermannstädter Gegend tragen. Jüngste Teilnehmerin war die siebenjährige Katharina Botsch, die geradezu perfekt tanzte. Die Eltern der kleinen Künstlerin sind beide Tanzleiter, so dass Katharina praktisch hineingewachsen in die siebenbürgisch-sächsische Tradition ist.

Hoffnungsträger ist auch die Jugendtanzgruppe München, die – wie im letzten Jahr - auf Platz 4 landete. Sie zeichnete sich durch jugendlichen Schwung aus ebenso wie die Jugendtanzgruppe Geretsried, die heuer einen beachtlichen Rang 8 belegte. Die Teilnehmer des Wettbewerbs in alphabetischer Reihenfolge: Kindertanzgruppe Augsburg, Tanzgruppe Augsburg, Jugendtanzgruppe Biberach, Kindertanzgruppe Drabenderhöhe, Jugendtanzgruppe Geretsried, Tanzgruppe Heidenheim, Jugendtanzgruppe Heilbronn, Jugend- und Volkstanzgruppe Landshut, Jugendtanzgruppe München, Tanzgruppe Nürnberg, Jugendtanzgruppe Stuttgart, Volkstanzgruppe Stuttgart.

Die siebenbürgisch-sächsische Trachten werden zurzeit hervorragend durch die Jugendlichen gepflegt. Deshalb bewertete Dr. Gerda Bretz-Schwarzenbacher fast alle Gruppen mit der Höchstnote. Nach dem Wettbewerb zeigte sich die Volkskundlerin begeistert: „So viele Trachten und in dieser großen Vielfalt habe ich seit meiner Jugend nicht mehr gesehen. Und so viele Zöpfe habe ich auch schon lange nicht gesehen, obwohl die Zöpfe früher etwas länger getragen wurden.“ Tücher sollten entweder alle oder keine Mitglieder einer Tanzgruppe tragen, empfahl Dr. Bretz-Schwarzenbacher.

Ines Wenzel freute sich über den erneuten Sieg der Jugendtanzgruppe Heilbronn. Die Gruppe achte ganz besonders auf „Haltung und sauberes Tanzen“. Mögliche Erfolgsrezepte seien auch, „nicht zu schwere Tanze aufzuführen und die Stärken der Gruppe zu perfektionieren“.

Die positive Entwicklung in den Bereichen Volkstanz und Trachtenpflege ist ein Verdienst der Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD). Die Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft versucht dabei, alle Altersgruppen integrieren. Am Tanzwettbewerb nahmen 7- bis über 50-Jährige teil. Mit Österreich wird ein enger Erfahrungsaustausch angestrebt. Manfred Schuller, Bundesreferent für Jugendarbeit der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, war sowohl beim Wettbewerb als auch Jungsachsentag zugegen und ist entschlossen, den Austausch anzukurbeln.

Seinen Abschluss fand der Wettbewerb in einem großen Ball mit der Gruppe „Amazonas Express“. Bei bester Stimmung tanzte die Jugend bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2004, Seite 1-2)
Fotostrecke: Volkstanzwettbewerb 2004 in Mirskofen mit allen Auftritten der siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen

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