23. Februar 2005

Siebenbürger bezwingen höchsten Berg Südamerikas

Ein Team der Alpingruppe Adonis der Sektion Karpaten des DAV hat den höchsten Berg Südamerikas, den Aconcagua (6 962 m), bestiegen. Die Gipfelstürmer, alle Siebenbürger Sachsen, sind: Karin (51) und Egin (65) Scheiner, Carmen Heiser (36), Thomas ("Puma") Heiser (29) und Reinhold Kraus (48).
Die Expedition wurde von den Teilnehmern in eigener Regie organisiert und ohne Träger durchgeführt. Die gesamte Reise dauerte 27 Tage, vom 20. Dezember 2004 bis zum 15. Januar 2005, davon wurden zwölf Tage für die Besteigung benötigt. Die restlichen Tage verbrachten wir in Santiago de Chile und an der chilenischen Pazifikküste.
Das siebenbürgische Team, von links: Egin, Karin, Carmen, Puma und Reinhold mit dem Aconcagua im Hintergrund.
Das siebenbürgische Team, von links: Egin, Karin, Carmen, Puma und Reinhold mit dem Aconcagua im Hintergrund.

Der Aconcagua, die höchste Erhebung der Anden, liegt in Argentinien nahe der chilenischen Grenze. Die erste Besteigung gelang dem Schweizer Mathias Zurbringgen im Jahr 1897. In Mendoza, der drittgrößten Stadt Argentiniens, trafen wir Karin und Egin Scheiner, die auf einer Weltreise sind, holten uns das „Permit“ für den Nationalpark für 300 US-Dollar ab und fuhren nach Penitentes, den Ausgangspunkt unseres Trekks. Hier wurde unsere Expeditionsausrüstung, fast 200 kg, auf Mulis geladen, die diese ins Basislager transportierten. Mit 15 kg auf dem Rücken machten wir uns durch das Horconestal auf den elf Kilometer langen Weg zum „Confluentia“-Lager in 3 300 Meter Höhe. Nach einer ersten Akklimatisationstour an der Südwand des Aconcagua legten wir 20 Kilometer zurück bis zum Basislager „Plaza de Mulas“ (4 300m), wobei wir einen Höhenunterschied von 1 300 m gegen den Wind zu bewältigen hatten. Nach einem Ruhetag folgte eine weitere Aklimatisationstour auf den „Bonete“ Gipfel (5 004 m). Karin, Egin, Carmen und Puma brachten am nächsten Tag zwei Zelte, Kocher, Essen und Ausrüstung ins Lager eins, auf 5 500m, „Adlernest“ genannt, und stiegen wieder ab. Nach einem weiterer Ruhetag, der mir die Möglichkeit geben sollte, mich von einer Grippe zu erholen, stieg die gesamte Mannschaft zum „Adlernest“ hoch und übernachtete dort. Puma und Carmen fühlten sich stark genug, am nächsten Tag zum Lager zwei, „Berlin“, aufzusteigen, um tags darauf den Gipfelgang anzutreten. Um vier Uhr begann der Aufstieg, doch die Kälte der Nacht bei ca. -16° und der starke Wind stoppten Carmen bei 6 300 m. Sie sagte danach: „Der Aconcagua ist das großartigste, gewaltigste Naturphänomen gewesen, das ich bisher sehen durfte. Die körperliche Anstrengung, die vielen zurückgelegten Höhenmeter wurden durch das traumhafte Panorama, das farbige Gestein, das gute Wetter, die unbeschreiblichen, wechselnden Kulissen belohnt.“

Puma setzte seinen Weg fort, doch bei der Querung „Gran Acarreo“ (6 500 m) und einer Windstärke von etwa 80 km/Stunde entschied er sich, hier abzubrechen. Er erklärte danach: „Dass mir persönlich wegen des Höhensturms 460 Höhenmeter gefehlt haben, ärgert mich natürlich, aber ich betrachte es auch als eine Motivation für eine zukünftige Besteigung. Es freut mich, dass ich für jeden aus unserer Gruppe da sein konnte, wie auch sie für mich da waren.“ Karin hatte ihr Ziel von 6 000 m erreicht und war damit glücklich.

Am Tag darauf begannen Egin und ich den Aufstieg aus dem Lager „Berlin“ (5 900 m) zum Gipfel. Auch wir blieben von dem Wind nicht verschont, insbesondere vor dem Aufstieg in die „Canelata“, die bei 6 500 Metern beginnt und mit einer Neigung von 35% zum Gipfel führt. In diesem Abschnitt gingen wir mit Steigeisen auf den gefrorenen Schneeresten und Geröll, mussten öfters Pausen einlegen, um die Lungen mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Nach neun Stunden standen wir auf dem Gipfel des Aconcagua (6 962 m). Dieser Augenblick löste eine Freudenexplosion und ein Gefühl der Dankbarkeit aus. Nicht der Gipfel alleine machte den Reiz dieser Reise aus, sondern die Begegnungen mit den Menschen, das Kennenlernen ihrer Lebensgewohnheiten und Geschichte, ihrer Städte und Dörfer. Näheres unter www.sektion-karpaten.de.

Reinhold Kraus


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