30. September 2005

Nimescher über ihre Beziehung zur Heimat

Lohnt es sich heutzutage überhaupt noch, zum Treffen mit den eigenen Landsleuten zu fahren und sich mit Siebenbürgen und den damit verknüpften Traditionen verbunden zu fühlen? Sollten wir uns nicht lieber in den Orten, in denen wir jetzt leben, integrieren und das Vergangene Vergangenheit sein lassen? Mit diesen Fragen konfrontierten Heidemarie Gärtner und Ilse Thellmann die über 190 Menschen, die sich zum elften Nimescher Treffen in Lohfelden bei Kassel eingefunden hatten.
Die beiden Rednerinnen waren die ersten Frauen, die, ob in Nimesch selber oder aber bei den diversen Treffen ihrer Landsleute, ans Rednerpult treten durften, um einerseits die Gäste zu begrüßen und andererseits die Veranstaltung einzuleiten, die unter dem Motto „Tradition bedeutet nicht die Asche aufzubewahren, sondern das Feuer weiter zu tragen“ stand.

Für die meisten älteren Herrschaften ist es selbstverständlich zu kommen, sich zu treffen, zu tanzen, Erinnerungen auszutauschen und vielleicht wieder einmal für einen Tag lang in die feste – man kann auch sagen hineingeborene – Position zu schlüpfen, die sie in unserem Heimatort nahe Mediasch innehatten. Bei den Jüngeren sieht es schon etwas anders aus. Viele von ihnen stehen fest im Berufsleben, haben vielleicht Verpflichtungen in den Vereinen und Verbänden, in denen sie selber oder ihre Kinder Mitglieder sind, engagieren sich hier, schauen nach vorne und haben keine Zeit, dem, was einmal war, auch nur einen einzigen Tag zu widmen.

Daran ist auch nichts auszusetzen. Aber wie sieht es mit der eigenen Zukunft wirklich aus, wenn man nicht weiß oder wissen will, woher man kommt, was uns letztendlich zu dem gemacht hat, was wir sind? Jeder einzelne Mensch ist auch ein Produkt seiner Vergangenheit – sowohl der eigenen als auch derjenigen seiner Vorfahren. Es ist keine Schande sich dazu zu bekennen. Denn jeder, der dieses tut wird irgendwann einmal feststellen, dass beides möglich ist: sich mit Siebenbürgen und der eigenen Herkunft verbunden zu fühlen sowie in Deutschland dazuzugehören und sich zu integrieren.

„Wir sind angekommen“, stellten dann auch die beiden Frauen beim Nimescher Treffen fest. Unterstützt wurden sie in ihren Ausführungen von Pfarrer Peter Madler, der durch den Gottesdienst führte. Die Tanzgruppe der Kasseler Nimescher, allen voran viele Jugendliche, unterhielten die Besucher mit Volkstänzen und zeigten, dass die Trachten nicht nur in den Schränken hängen, sondern auch tatsächlich getragen werden. Die Leitung lag in den Händen von Heidi Gärtner. Ihr Neffe, Detlef Gärtner, leitete den Chor, der auch den Gottesdienst mitgestaltete.

Für die Kirchenrenovierung in Nimesch sammelt das Ehepaar Hans und Ilse Thellmann Spenden ein. Wer sie unterstützen möchte, kann dieses tun und unter den Stichworten „Kirchenrenovierung in Nimesch“ Geld auf das Kontonummer 100774316 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft, Bankleitzahl 520 604 10, überweisen.

Karin Maiterth

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