5. Oktober 2006

Oskar Pastior verstorben

Der siebenbürgische Dichter Oskar Pastior ist tot. Der diesjährige Büchner-Preisträger verstarb in der Nacht zum Donnerstag in Frankfurt am Main im Alter von 78 Jahren, wie eine Sprecherin des Hanser Verlags auf der Frankfurter Buchmesse bestätigte. Pastior hätte am 21. Oktober den Büchnerpreis entgegennehmen sollen.
Der Tod ereilte Oskar Pastior wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag. Der mit 40 000 Euro dotierte Büchner-Preis, den der gebürtige Hermannstädter und herausragende Repräsentant der experimentellen Lyrik auf der Herbsttagung der Deutschen Akademie am 21. Oktober in Darmstadt erhalten sollte, wird ihm nun posthum verliehen, erklärte eine Sprecherin der Akademie und fügte hinzu: „Er hat sich unheimlich darauf gefreut.“ Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung sollte Dr. Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien a. D., die Laudatio halten.

Für sein literarisches Schaffen wurde Oskar Pastior vielfach ausgezeichnet, u. a. auch mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis (1998), dem Peter-Huchel-Preis (2001) sowie dem Erich-Fried-Preis (2002). Im Jahr 2001 verlieh ihm die „Lucian-Blaga“-Universität in Hermannstadt die Ehrendoktorwürde.

Pastiors ersten, noch in Rumänien (auf deutsch) veröffentlichten Gedichtbänden "Offne Worte" (1964) und "Gedichte" (1966) folgten ab 1969 in Deutschland u. a. „Vom Sichersten ins Tausendste“, „Ein Tangopoem und andere Texte“, „Anagrammgedichte“, „Kopfnuss Januskopf. Gedichte in Palindromen“, „Das Hören des Genitivs“ - insgesamt über dreißig Bände. Eine Werkausgabe des Schriftstellers, der sich auch als Petrarca-Übersetzer einen Namen gemacht hat, ist im Carl Hanser Verlag erschienen. Ebenfalls im Münchner Hanser Verlag sollte im kommenden Jahr anlässlich des achtzigsten Geburtstag des Dichters ein autobiografischer Roman erscheinen, an dem Oskar Pastior gemeinsam mit der banat-schwäbischen Autorin Herta Müller seit drei Jahren geschrieben hatte.

Oskar Pastior kam 1927 in Hermannstadt zur Welt. Der knapp 18-Jährige wurde 1945 als Angehöriger der deutschen Minderheit in die Ukraine (Donbass) zur Zwangsarbeit deportiert. Nach seiner Rückkehr 1949 schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Ab 1955 studierte Pastior in Bukarest Germanistik, um anschließend als Rundfunkredakteur bei der deutschen Abteilung Inlandsendung des Rumänischen Rundfunks zu arbeiten. 1968 gelang ihm bei seiner ersten Westreise die Flucht nach Deutschland. Seit 1969 lebte Oskar Pastior als freier Schriftsteller in Berlin.

CS



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Schlagwörter: Oskar Pastior, Nachruf

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