29. Oktober 2006

Honterus-Chor: Singen und feiern in guter Gemeinschaft

Zu den 40-jährigen Jubilaren in Drabenderhöhe gehört auch der Honterus-Chor. Für einen Chor sind 40 Jahre keine außergewöhnlich lange Zeitspanne. Betrachtet man aber die äußeren Umstände, die zur Gründung dieses Chores notwendig waren, so erscheinen die vier Jahrzehnte in einem anderen Licht. Erst durch die Entstehung einer Siedlung der Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe war das Potenzial für einen neuen Chor vorhanden.
Für die Siebenbürger Sachsen war es selbstverständlich, dass in Drabenderhöhe neben der Trachtenkapelle auch ein siebenbürgisch-sächsischer Chor entstehen musste, da ja in fast jedem Dorf in Siebenbürgen ein solcher Chor existiert hatte. Die Vorsitzenden des Honterus-Chores waren: Gerhard Albrich (1966-1969), Dr. A. Dernerth (1969-1972) und Eduard Dürr (1972-1981). Nach dem Tod von Eduard Dürr übernahm Enni Janesch kommissarisch die Leitung. Seit 1982 ist Günther Schuller erster Vorsitzender des Chores.

Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer gestaltete die 40-jährige Jubiläumsfeier der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe am 17. Juni 2006 mit. Foto: Christian Melzer
Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer gestaltete die 40-jährige Jubiläumsfeier der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe am 17. Juni 2006 mit. Foto: Christian Melzer

Aus über 200 siebenbürgischen Gemeinden kamen nach und nach die Menschen nach Drabenderhöhe und einige von ihnen fanden auch den Weg in den neuen Honterus-Chor. Drei der damals noch jungen Gründungsmitglieder singen sogar noch heute mit: Rosi Klees, Michael Rothmann und Franz Krischer. Sehr viele Mitglieder halten dem Chor seit über 30 Jahren die Treue. Die Gründungsmitglieder trugen bei ihren Auftritten bewusst die siebenbürgisch-sächsische Tracht, damit diese nicht in Vergessenheit gerät. Später schaffte sich der Chor zusätzlich eine Standard-Chortracht an, die im Laufe der Jahre mehrmals der Mode und dem Zeitgeist angepasst wurde.
Die Vielzahl von Orten, aus denen Siebenbürger nach Drabenderhöhe gekommen sind, drückt sich nicht nur in dem Erscheinungsbild der Trachten in unserem Chor, sondern auch in den gesprochenen Dialekten aus. Ferner legten die Gründungsmitglieder einen großen Wert auf die Pflege des siebenbürgischen Liedgutes. Inzwischen hat der Chor auch ein reiches Repertoire an christlichem und weltlichem Liedgut. Der Honterus-Chor wirkte bei fast allen wichtigen Veranstaltungen in Drabenderhöhe und Wiehl mit. Aber auch über das Oberbergische hinaus ist die Singgemeinschaft bekannt und wird immer wieder eingeladen, wobei der 1. Vorsitzende, Günther Schuller, ein gefragter und kompetenter Ansprechpartner ist.
Durch Auftritte in Orten, in denen siebenbürgische Landsleute angesiedelt sind, wurden viel Freude bereitet und viele Verbindungen geknüpft, beispielsweise in Freiburg, Geretsried, Heilbronn, Würzburg oder auf der erlebnisreichen zehntägigen Fahrt zu unseren Landsleuten in Österreich. Weitere Höhepunkte im Chorleben sind die Heimattage der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl, die der Chor mehrmals mitgestaltete, zuletzt 2004. Die gelungenen Auftritte im Gürzenich in Köln bei der Verleihung der Goldmedaille beim Integrationswettbewerb sowie der Auftritt im Landtag in Düsseldorf anlässlich der 40-jährigen Patenschaftsfeier des Landes Nordrhein-Westfalen für die siebenbürgische Landschaft sind heute noch vielen unserer Sänger in bester Erinnerung. Zum ständigen Programm des Chores gehören auch die jährlichen Frühjahrskonzerte, die Mitgestaltung der Konfirmationsgottesdienste und die Weihnachtskonzerte in der evangelischen Kirche in Drabenderhöhe.
40 Jahre Honterus-Chor heißt vor allem Freude am Chorgesang, aber auch Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bei den unzähligen Proben und Auftritten, die schließlich diese wunderbare Gemeinschaft mittragen und mitprägen. Nicht immer geht man gern zu den Proben, aber ist man erst einmal dort, fühlt man sich geborgen, gut aufgehoben und erfreut sich an der Gemeinschaft mit den anderen Sängern und an dem Gesang selbst.
Der Zusammenhalt des Chores wird auf der mehrtägigen Jahresfahrt am stärksten gefestigt. Auch Ehepartner und ehemalige Chormitglieder nehmen daran teil. Auf diesen Fahrten haben wir sehr viel von Deutschland, Österreich und anderen Ländern gesehen und viele neue Eindrücke gewonnen. Unendlich viele kleine Begebenheiten, Wortspiele und Situationskomik prägen diese von Enni Janesch sehr gut vorbereiteten Fahrten und geben noch jahrelang Anlass zu Erinnerungen und Gesprächen.
Seit 1972 besitzt der Honterus-Chor noch eine Besonderheit. Eingeführt wurde der in Siebenbürgen zur Tradition gehörende „Katharinenball“ vom damaligen Vorsitzenden des Chores, Eduard Dürr. Als Markenzeichen gelten die Theaterstücke in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Die Theatergruppe besteht aus Mitgliedern des Chores. Da jeder Darsteller aus einer anderen Gemeinde stammt, gewinnt das meist lustige Volksstück noch durch die unterschiedlichen Dialekte an Vielfalt und Aussagekraft. Die Auswahl und Bearbeitung der Stücke, Regie und die Leitung der vielen Proben obliegen seit 1982 der zweiten Vorsitzenden, Enni Janesch. Vorher hatte dies der erste Vorsitzende und Begründer der Theatergruppe getan, wobei Janesch als Souffleuse mitwirkte. Der anschließende Katharinenball erfordert zwar viel Arbeit, vor allem bei der Bewirtung der Gäste, er fördert aber auch die Zusammengehörigkeit zwischen den Mitgliedern des Chores und rundet dieses Fest zu einem gelungenen Ganzen ab.
Aber was wäre ein Chor ohne Dirigent oder Dirigentin? Jeder neue Leiter prägt durch seine Persönlichkeit und seine jeweilige Arbeitsweise den Honterus-Chor zu einem etwas anders gearteten Klangkörper. 1965 ist die erste Zusammenkunft mit Robert Gassner, 1966 übernimmt Michael Weber den Chor, im Herbst 1967 wird Heidrun Dürr neue Dirigentin, 1971 vertritt Hans Schebesch (Kircheib) ein halbes Jahr Heidrun Dürr-Niedtfeld, die ihr erstes Staatsexamen ablegt, 1981 übernimmt Michael Tausch den Dirigentenstab von Heidrun Dürr-Niedtfeld, die weiterhin die Weihnachtskonzerte betreut. Heidrun Niedtfeld wird 1988 erneut Chorleiterin, Michael Tausch dirigiert noch das Singspiel „Ein Jahr im Weinberg“. Regine Melzer wird zweite Dirigentin. Von Januar 1993 bis Februar 1994 leitet Gregor Sauer den Chor und gibt den Dirigentenstab ohne Begründung ab. Bis zu den Sommerferien 1994 leitet Regine Melzer den Chor allein. Im Herbst 1994 übernimmt Horst Niedtfeld die Leitung des Chores, Regine Melzer bleibt zweite Dirigentin. Seit dem 1. Januar 2003 ist sie erste Dirigentin des Chores. Regine Melzer hat selbst viele Jahre im Honterus-Chor gesungen, bevor sie nach ihrem Studium – erst als zweite und dann als erste Dirigentin – die Chorleitung übernahm. Und so kann man mit gutem Gewissen als Fazit der 40 Jahre Honterus-Chor sagen: „Wir singen, feiern und arbeiten in einer guten Gemeinschaft zusammen.“

Helga Bosch


Schlagwörter: Drabenderhöhe, Jubiläum, Chor, Kulturspiegel

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