30. März 2007

Europäischer Brückenschlag: Hermannstadt in Luxemburg

Am 10. März brachen 90 Landsleute aus Heilbronn und Umgebung nach Luxemburg auf, um die Europäische Kulturhauptstadt kennenzulernen sowie zu erleben, wie Hermannstadt, der Kulturhauptstadt-Partner, dort dargestellt wird. Für den Stadtrundgang durch Luxemburg organisierte der Reisereferent der Kreisgruppe Heilbronn, Johannes Kravatzky, vier alteingesessene und bewährte Stadtführer.
Im Stadtteil Kirchberg, in dem hauptsächlich Banken und EU-Büros ihren Sitz haben, erfuhren wir zum Beispiel, dass hier insgesamt 10 000 Mitarbeiter der EU-Staaten tätig sind, dass es Schulen für die Kinder der Abgeordneten in den Sprachen aller 27 Mitgliedsländer gibt, und dass jeden Tag bei Schulschluss auf der großen Avenue Kennedy ein Verkehrschaos ohne Durchkommen herrscht. Bei der Festung Luxemburg erklärte uns der Stadtführer, dass heute nur noch zehn Prozent der (auch als das „Gibraltar des Nordens“ bezeichneten) Festung, zu sehen sind, nachdem diese 1867 radikal geschliffen worden war.

Sprachtest gemeistert

Den so genannten „Letzeburgisch – Siebenbürgisch“-Sprachtest, dem wir uns unterzogen, meisterten alle einwandfrei. Jeder verstand jeden, obwohl es sich beim Letzeburgisch und Siebenbürgisch-Sächsischen um zwei verschiedene Sprachen handelt, die sich lediglich ähnlich sind. Beim Stadtrundgang kam die Gruppe auch beim Erker mit der Aufschrift „Mir wölle bleiwe wat mir sin“ vorbei, an dem spontan das Lied „Sachsesch Schwur“ angestimmt wurde. Im Kulturzentrum der Abtei Neumünster empfing uns der Kunstlehrer i. R. aus Echternach. Unser Gastgeber führte einen von Luxemburger Filmemachern gedrehten Film über das heutige Hermannstadt vor. Einer der Schwerpunkte des Films war das Rote Haus am Kleinen Ring, heute „Casa Luxemburg“, mit seinen Einrichtungen und den Menschen, die sich dort einsetzen. Anschließend verfolgten wir einen kenntnisreichen Vortrag über die siebenbürgische Geschichte, die siebenbürgisch-sächsische Mundart und erlebten unseren Gastgeber als einen Anwalt der Kunst, Kultur und Tradition sowohl in Luxemburg als auch in Siebenbürgen. Er setzt sich sowohl dafür ein, traditionelle, kulturelle Stätten zu bewahren, als auch neue kulturelle Bindungen zu schaffen. Es waren faszinierende zwei Stunden, die tiefe Heimatgefühle in uns weckten.

Enttäuschende Ausstellung

Die Fotoausstellung „Sibiu & Roumanie – a renaissance“ im Kulturzentrum der Abtei war dagegen enttäuschend. Es handelte sich um eine Verkaufsausstellung eines rumänischen Fotografen, der Bilder von weidenden Schafen, Pferdewägen sowie von rumänischen Kindern, einige Naturaufnahmen, Bilder von Zigeunern sowie zwei Fotos aus Hermannstadt ausstellte. Dabei war nichts von der Kultur zu sehen, die das eigentliche, historisch belegte Bindeglied zwischen Luxemburg und Siebenbürgen darstellt.

Johannes Kravatzky

Schlagwörter: Reise, Luxemburg

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.