8. September 2001

Sächsischer General in der Moldau geehrt

Die moldauische Stadt Targu Neamt hat, wie deren Bürgermeister Decebal Arnautu mitteilt, am 7. September dieses Jahres das Andenken an den sächsischen General Hugo Schwab, der am 24. August 1944 als Kommandant des 7. Rumänischen Armeekorps im nahe gelegenen Humulesti zu Tode kam, mit der Enthüllung einer Gedenktafel geehrt. Einer Straße der Stadt wurde der Name des Generals verliehen.
Hugo Schwab wurde 1887 in Sächsisch Reen geboren. Nach militärischer Grundausbildung in Hermannstadt machte er Offizierskarriere zunächst in der k.u.k. Armee, wo er bis zum Major aufrückte und während des Ersten Weltkriegs in russische Gefangenschaft geriet. Nach seiner Entlassung wurde er 1919 ins rumänische Heer übernommen, machte dessen Ungarneinsatz mit und stieg in der Zwischenkreigszeit zunächst zum Oberstleutnant und Oberst, danach zum Brigadegeneral und schließlich zum Divisionsgeneral auf. Als solcher war er während des Zweiten Weltkriegs u.a. Kommandant großer rumänischer Gebirgsjägereinheiten bei deren Einsatz auf der Krim und befehligte deren geordneten Rückzug mit insgesamt 42 000 Mann im Frühjahr 1944 bis in die Nordmoldau.
Der Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 ereilte den hohen Offizier in der Nähe von Targu Neamt. Hier erhielt Schwab vom rumänischen Generalstab die Order, jede Kampfhandlung gegen die Rote Armee einzustellen, sich von der "Feindberührung" sowie den bis dahin befreundeten deutschen Truppen abzusetzen und seine Einheiten in Sicherheit zu bringen. Das gelang ihm auch innerhalb von wenigen Stunden ohne nennenswerte Verluste.
Während einer Inspektionsfahrt, die der Divisionsgeneral am darauf folgenden Tag, dem 24. August, mit mehreren ranghohen Offizieren unternahm, wurde der Wagen des Befehlshabers und seiner Begleitung in Humulesti von Angehörigen einer sowjetischen Kompanie, die dort inzwischen eingedrungen war, angehalten. Die Insassen wurden unter vorgehaltenen Maschinenpistolen aufgefordert, sich als Gefangene abführen zu lassen, obwohl der rumänisch-russische Waffenstillstand bereits seit 24 Stunden in Kraft war. Aus Protest gegen die offenkundige Missachtung eines zwischenstaatlichen militärischen Abkommens und wohl auch in Erinnerung an seine negativen Erfahrungen während der russischen Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg, setzt sich der sächsische General die Pistole an die Schläfe und erschoss sich in seinem Wagen. Seine sterblichen Überreste wurden im Garten des Klosters Agapia beigesetzt, wo die dortigen Nonnen auch heute noch sein Grab "mit Hingabe pflegen", so der genannte Bürgermeister.
In Meldungen und Dienstberichten seiner Untergebenen und Vorgesetzten waren Hugo Schwab wiederholt nicht nur eine "vollendete Ausbildung" sowie "außergewöhnliche militärische Kenntnisse und Fähigkeiten" zugesprochen worden, sondern auch "Vornehmheit und Integrität" im Umgang mit den Menschen seiner Umgebung sowie "Diszipliniertheit, Gewissenhaftigkeit und Charakterfestigkeit". Sie haben seinen letzten Schritt im Leben bestimmt, und dafür hat ihn nun, nach über einem halben Jahrhundert, die Stadt geehrt, vor deren Toren er 1944 den Freitod wählte.

H. S.

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