15. August 2002

Aquarelle von Friedrich Eberle

Banater Schwabe stellte siebenbürgische Motive bei den Aussiedlerkulturtagen im Gemeinschaftshaus Nürnberg-Langwasser aus
Friedrich Eberle, ein Banater Schwabe aus der evangelischen Gemeinde Liebling, 20 km südlich von Temeschburg gelegen, erinnert sich, nach den Anfängen seines künstlerischen Schaffens befragt: „Die ersten Zeichnungen, die ich anfertigte, waren die mit Kohle, die ich dem Bügeleisen entnahm. Bildträger war die Deckplatte des Regenwasserloches, die etwa ein Quadratmeter groß war. Damals war ich zehn Jahre alt. Zeichenpapier gab es in unserem Hause nicht, deshalb nutzte ich die Rückseite von Fotografien und unbedruckte Bücherseiten. Als Vorlage für viele Zeichnungen dienten Bilder aus Kalendern, aus der Bibel, und Abbildungen von Politikern und Generälen aus der Extrapost“.
Friedrich Eberle: Kirchenburg Dunesdorf, Aquarell.
Friedrich Eberle: Kirchenburg Dunesdorf, Aquarell.

Mit 18 Jahren wurde Eberle zusammen mit seinen Landsleuten in die Sowjetunion deportiert. Was hätte er nicht darum gegeben, diese, im fremden Land, in eisiger Kälte, mit hungrigem Magen verrichtete Fron in der Ziegelfabrik mit der Arbeit eines freien Bauern in der Heimat einzutauschen.

Aber, nach Hause zurückgekehrt, war es auch in Liebling mit der traditionellen Bauernwirtschaft vorbei. Der Boden war enteignet. Die kommunistische Diktatur hatte die Weichen auf Kollektivwirtschaft gestellt. Der Wunsch, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen, blieb für Friedrich Eberle nach wie vor aktuell. Auf die Porträtmalerei wollte er sich verlegen. Wegen mangelnder Rumänischkenntnisse und dem Abschluss einer konfessionellen Schule war der Besuch einer höheren staatlichen Lehranstalt mit größten Schwierigkeiten verbunden. Nach langem Suchen nach einer Ausbildungsmöglichkeit landete der junge Künstler in der „Schule für Bildende Künste“ in Temeschburg.

In dieser Schule lernte er die Banater Meister Franz Ferch und Julius Podlipny kennen. Damals wurde naturgetreues, realistisches Zeichnen gelehrt. Moderne Experimente, wie sie im Westen verbreitet waren, galten als verpönt. Unter dem Einfluss dieser Schule und im Einklang mit der eigenen künstlerischen Veranlagung wurde Friedrich Eberle ein überzeugter realistischer Zeichner.

Nach Beendigung der „Schule für Bildende Künste“ im Jahre 1953 kehrte er in sein Elternhaus nach Liebling zurück. Viele Jahre konnte er seinen Lebensunterhalt als Porträtmaler bestreiten. Hier in Liebling lernte er seine Frau Waltraut kennen. Sie stammt aus Reußdorf neben Elisabethstadt. Den Urlaub verbrachte die Familie, zu der bald auch zwei Töchter gehörten, gewöhnlich in Siebenbürgen. Besonders das malerische Städtchen Schäßburg begeisterte den nur mit der Banater Ebene vertrauten jungen Künstler.
Friedrich Eberle: Stundenturm in Schäßburg. Aquarell
Friedrich Eberle: Stundenturm in Schäßburg. Aquarell

Der bekannte Schäßburger Architekt Leonhard Kurt, der Eberles „Bild-Dokumente“ besonders schätzte und den Maler aus dem Banat ermunterte, viele dieser Bilder zu malen, um der Nachwelt Zeugnis abzulegen von den in ihrer Art einmaligen Bauwerken, setzte selber vor seiner Ausreise alles daran, eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Bauwerke, Häuserzeilen und Straßenzüge Schäßburgs zu machen. Und dies trotz Schikanen, Verfolgungen und Strafandrohungen seitens der Behörde.

In Rumänien wie auch in Deutschland, wo der Künstler mit seiner Familie seit 1977 lebt, war er hauptberuflich als Zeichner, Maler und Graphiker tätig. Seit 1980 wendet sich Friedrich Eberle verstärkt dem Aquarell zu. Diese Maltechnik eignet sich besonders, um Eindrücke in allen Einzelheiten naturgetreu wiederzugeben, erlaubt aber auch, bestimmte Akzente zu setzen. Immer versucht der Maler, seinem dem Realismus verpflichteten Kunstverständnis treu zu bleiben. Dies trifft auch auf den Umgang mit den Farben zu. In Deutschland ist Nürnberg die Wahlheimat des Künstlers geworden. Diese Stadt mit ihren mittelalterlichen Bauten, Türmen und Mauern bietet dem Aquarellmaler nicht nur die herrlichsten Motive, sondern stellt zugleich eine künstlerische Herausforderung dar.

Seit den achtziger Jahren zeigt Eberle seine Werke in Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen u.a. in Legelshurst/Baden-Württemberg, im Alten Rathaus in München, in der Stadthalle Fürth und in Scheinfeld. Alljährlich, seit 1996, sind Bilder des Künstlers präsent beim siebenbürgisch-sächsischen Heimattag in Dinkelsbühl und in einer Gemeinschaftsausstellung niederbayerischer Künstler in Mitterfels/Niederbayern. In den Jahren 1998-2000 beteiligte sich Friedrich Eberle an einer Wanderausstellung niederbayerischer Künstler durch sechs Städte der Vereinigten Staaten.

Michael Orend, der Kulturreferent der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, würdigte kürzlich im Rahmen der Aussiedlerkulturtage der Stadt Nürnberg das Werk Friedrich Eberles, in dessen Bildern der Reichtum unserer siebenbürgischen Geschichte lebendig bleibt.

Doris Hutter


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 15. August 2002, Seite 5)

Bewerten:

9 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.