3. April 2005

Hans Hermann - ein Heimatkünstler par excellence

Am 13. Februar 1980, starb Hans Hermann, einer der bekanntesten und beliebtesten siebenbürgisch-sächsischen Künstler, ein Heimatkünstler par excellence. In den verflossenen 25 Jahren ist der Maler, Grafiker, Zeichner und Kunsterzieher in seiner Heimat nicht in Vergessenheit geraten, da sich zahlreiche seiner Werke in Privatbesitz sowie im Besitz des Brukenthalmuseums in Hermannstadt befinden. Nach der politischen Wende von 1989 hat diese bedeutende Kulturinstitution auch Ausstellungen veranstaltet, deren Zweck und Ziel es war, heimische deutsche Kunst den Besuchern näher zu bringen, Ausstellungen, in denen immer auch Hans Hermann vertreten war.
Der Künstler wurde vor 120 Jahren, am 25. Januar 1885, in Kronstadt als Sohn des Bildhauers Friedrich Hermann (dem Hermannstädter Publikum von der ersten Kunstausstellung, die 1887 veranstaltet wurde, mit Wachsbossierungen und Reliefs bekannt) geboren. Beide Eltern stammten aus Schäßburg, und ihre Vorfahren waren Handwerker und Geistliche. Der spätere Künstler war seit der frühesten Kindheit mit dem Atelier des Vaters vertraut. Hier lernte er verschiedene Werkstoffe kennen und wurde zum Malen, Zeichnen und Modellieren angehalten. Als Schüler musste er dann auch Hand anlegen und dem Vater bei der Arbeit helfen. In Kronstadt besuchte Hans Hermann die Volksschule und die staatliche Realschule, an der ihm ein strenger Zeichenunterricht nach akademischem Vorbild erteilt wurde. Zu seinen Zeichenlehrern gehörte auch der hervorragende Pädagoge und künstlerisch begabte Ernst Kühlbrandt, zu dem er jedoch kein eigentliches Lehrer-Schüler-Verhältnis entwickelte. Das Gleiche gilt auch für die Maler Arthur Coulin und Friedrich Mieß, in deren Atelier er sich des Öfteren aufhielt.



Hans Hermann: Das siebenbürgische Dorf Burgberg bei Hermannstadt (
Hans Hermann: Das siebenbürgische Dorf Burgberg bei Hermannstadt ("Burgberg im Winter"), 1945, Öl auf Sperrholz. Familienbesitz Hermannstadt. Foto: Konrad Klein


Nach dem Abitur entschloss sich der begabte junge Kronstädter für den Beruf eines Zeichenlehrers, den er sich durch gründliches Studium von 1903 und 1907 an der Abteilung für Zeichenprofessoren der Hochschule für bildende Kunst in Budapest (Képsömüvészeti Föiskola) aneignete. An der Budapester Kunstschule herrschte noch ein strenger akademischer Geist, der zahlreichen seiner Landsleute nicht zusagte. Sie verließen Budapest so bald wie nur möglich, um ihr Studium an deutschen Kunstakademien fortzusetzen. Hans Hermann scheint sich gegen die akademischen Zwänge nicht aufgelehnt, sondern verfolgte mit Geduld und Fleiß sein Ziel – in den Besitz des begehrten Lehrerdiploms zu gelangen. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges war er Lehrer Schuldienst am Mediascher Gymnasium, von 1918 bis 1949 entfaltete er dann an der Brukenthal-Schule in Hermannstadt eine vorbildliche pädagogische Tätigkeit.

Während seiner Studienzeit war der vorherrschende Kunststil in Budapest der Jugendstil, den die Ungarn sogar zu ihrem Nationalstil erklärten. Obzwar der Künstler bestritt, jemals Vorbilder gehabt zu haben, so ist sein Frühwerk von der geschwungenen Linienführung und der flächigen Malweise des Sezessionsstils gekennzeichnet. Die Zeichnung “Die Musik der Kronstädter Berge”, abgebildet in der Zeitschrift “Die Karpathen” (Nr. 18, 15. Juni 1909), zeigt, dass ihm auch der Symbolismus nicht fremd war. Die Revolution in der bildenden Kunst, die Anfang des 20. Jahrhunderts stattfand, beschäftigte selbstverständlich auch Hans Hermann, der sich mit den neuen Kunsttheorien auseinandersetzte. Er gelangte jedoch zu der Überzeugung, dass abstrakte, gegenstandslose Kunst notwendigerweise in eine Sackgasse führen müsse und lehnte alle Mode-ismen ab. Trotzdem tragen einige seiner Werke wie z.B. der Holzschnitt “Friedhof in Poiana” (1922) expressionistische Züge.

Den ersten Weltkrieg erlebte Hans Hermann als freiwilliger Leutnant in Wolhynien und Istrien. Das Kriegsgeschehen hat jedoch in seinem Oeuvre – im Unterschied zu seinen Generationsgenossen Ludwig Hesshaimer, Hans Eder, Fritz Kimm, die Bericht erstatteten oder Anklage erhoben – keine sichtbaren Spuren hinterlassen.

Nach seiner Niederlassung in Hermannstadt widmete sich Hans Hermann vor allem dem Landschaftsbild, einem Genre, das hier bereits zur Tradition geworden war und beim Publikum gut ankam. Seine Landschaften sind realistisch und von einem romantischen Hauch umgeben. Außer unberührter Natur, vor allem winterlichen Gebirgslandschaften oder stimmungsvollen Herbstbildern, hat der Künstler auch Wahrzeichen der sächsischen Städte, romantische Winkel und Gässchen sowie Kirchenburgen und Dorfstraßen in seinen Ölbildern verewigt. Dazu kommen Porträts sächsischer Bäuerinnen in ihren schmucken Trachten, die akribisch wiedergegeben sind, sowie Ausschnitte aus dem dörflichen Alltag. Pflügende Bauern oder Bauern bei der Ernte veranschaulichen die tiefe Verbundenheit der Sachsen mit ihrer Heimat, ein Thema, das seit den dreißiger Jahren leider ideologisch instrumentalisiert wurde.

Am besten ist wohl Hans Hermanns Tätigkeit als Grafiker bekannt. Bereits 1911 hatte er in Österreich eine Kupferdruckpresse gekauft, die lange Zeit hindurch die einzige dieser Größe in Ungarn und danach in Rumänien bleiben sollte. Unermüdlich arbeitete er an der Presse, da er sich dessen bewusst war, dass sich die meisten Kunstliebhaber aus finanziellen Gründen keine anderen Kunstwerke leisten konnten. Wie kein anderer Siebenbürger hat Hans Hermann alle bekannten Techniken des Metalldrucks versucht, aber auch Holz- und Linolschnitt sowie Steindruck. Auch die Grafiken geben historische Bauten der siebenbürgischen Städte sowie ländliche Wehrburgen wieder, lauter Identitätsmerkmale der Siebenbürger Sachsen.

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm Hermann den Vorsitz der Hermannstädter Filiale des Verbandes der bildenden Künstler, den er bis 1966 inne hatte. Während der ersten Nachkriegsjahre eignete er sich auch den Kanon der Zeit, den sozialistischen Realismus, an und malte optimistische Bilder mit kraftstrotzenden Arbeitern und Bauern, die die neue Gesellschaftsordnung aufbauten, eine Phase, die er jedoch bald überwinden sollte. Danach arbeitete Hans Hermann nach seiner alten, bewährten Methode bis ins hohe Alter, beteiligte sich an Ausstellungen im In- und Ausland und nahm wohlverdiente Ehrerbietungen und Auszeichnungen entgegen.

Am 13. Februar 1980 beschloss er sein irdisches Dasein, hinterließ jedoch ein umfangreiches Oeuvre wie kaum einer seiner Zeitgenossen, ein Oeuvre von hohem künstlerischen und dokumentarischen Wert.

Heute, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, erfreuen wir uns an Hans Hermanns Werken, die für viele von nah und fern ein Stück Heimat sind, eine Heimat, wie sie nur noch in ihrer Erinnerung weiterlebt.

Gudrun-Liane Ittu


Bewerten:

18 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.