9. September 2013

Kronenfest in Frauendorf

Am 7. Juli fand das Kronenfest in Frauendorf das dritte Jahr in Folge statt. Dass dieses nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder gefeiert wird, ist maßgeblich Ilse-Maria Constantin (geb. Seidner) zu verdanken, die als Kuratorin der evangelischen Kirchengemeinde die treibende Kraft für das Wiederaufleben dieser siebenbürgisch-sächsischen Tradition gewesen ist.
Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen versammelte sich am Vormittag eine bunt gemischte Gästeschar in dem Hof der Kirchenburg. Einige Gäste, die die sächsische Tracht trugen, wurden sogleich ausgiebig von anwesenden Touristen fotografiert. Am Abend zuvor hatten sich die Familien Gabor, Vasilescu und Pelger aus Frauendorf sowie die Familie Neamtu aus Arbegen mit Frau Constantin und Pfarrerin Servatius-Depner zum Binden der Krone getroffen. Aus Eichenlaub, Wiesen- und Gartenblumen war so die üppige Krone, die nun in der Mitte des Kirchhofes den Kronenbaum schmückte, entstanden.

Aus vielen Dörfern des Kirchenbezirkes und aus Mediasch waren Gäste gekommen und natürlich waren auch etliche Frauendorferinnen und Frauendorfer dabei. Zur Begrüßung wurden köstliche selbstgebackene Krapfen und Kaffee gereicht, bevor es dann in die kühle Kirche ging. Den zweisprachigen Gottesdienst hielt Pfarrerin Servatius-Depner, die mühelos zwischen Deutsch und Rumänisch wechselte und den Gottesdienst mit Ausführungen zur Bedeutung des Kronenfestes besonders interessant gestaltete. Zudem verwies sie darauf, dass die Turmuhr der Frauendorfer Kirche in diesem Jahr 100 Jahre alt werde und die Kollekte des Gottesdienstes für die Reparatur der schon seit Jahren defekten Turmuhr gedacht sei.
Beim Kronenfest in Frauendorf erklimmt der junge ...
Beim Kronenfest in Frauendorf erklimmt der junge Mediascher Helmi Sillmen die Krone. Foto: Moni Schneider-Mild
Nach dem Gottesdienst schlüpfte Pfarrerin Servatius-Depner aus dem Talar in die jungsächsische Tracht und führte - ebenfalls zweisprachig – kurzweilig durch das abwechslungsreiche Festprogramm. Mit dem Siebenbürgenlied wurde der vergnügliche Teil des Kronenfestes eröffnet. Unter der Leitung von Edith Toth gab der Chor aus Mediasch einige altbekannte Lieder zum Besten, die hier und dort von ein paar Gästen mitgesummt oder sogar mitgesungen wurden. Im Anschluss an diese Darbietung gab sich der ebenfalls anwesende orthodoxe Chor mit einer Gesangseinlage die Ehre. Umrahmt von jungen Trachtenträgerinnen aus Mediasch wurde die Krone vom jungen Helmi Sillmen (ebenfalls aus Mediasch) erfolgreich erklommen. Zur Freude der vielen Kinder fielen aus der prall gefüllten Tüte unter der Blumenkrone eine Menge leckerer Süßigkeiten heraus, die begeistert aufgeklaubt wurden.

Für das leibliche Wohl der Gäste wurde ebenfalls gesorgt. So konnten vor Ort Gegrilltes und Getränke erworben und unter den Schatten spendenden Pavillons verzehrt werden. Der Bürgermeister von Frauendorf, Marius Grecu, lobte in seiner Ansprache, dass das vor drei Jahren noch eher kleine Fest mit der Zeit immer mehr Besucher anlocke und man das Kronenfest tatsächlich als Fest der Dorfgemeinschaft verstehe, an dem sogar viele Helfer auch aus anderen Dörfern mitwirkten. Zur Überraschung der Gäste versprach Bürgermeister Grecu, dafür Sorge tragen zu wollen, dass die Turmuhr pünktlich zum Gemeindefest wieder funktioniert. Dieses findet am 6. Oktober ebenfalls auf dem Kirchhof der Kirchenburg in Frauendorf statt.

Im Verlauf des Nachmittages wurde noch nach Herzenslust getanzt und gesungen. Besonders innig war der Auftritt von Sybille aus Rosch und Claudia aus Martinsdorf. Die beiden Zehnjährigen sangen voller Hingabe mehrere Lieder, die sie von ihrer Lehrerin Rose Müller aus Alzen gelernt hatten. Wer mochte, konnte noch das liebevoll hergerichtete Museum besichtigen und in dem kleinen Lädchen Andenken kaufen. Die entspannte Stimmung trug zum Wohlfühlen und Verweilen bei. Auch die Kuratorin Constantin zeigte sich mit dem Verlauf des Festes sehr zufrieden. „Jedoch“, gab sie zu bedenken, „bedaure ich es sehr, dass die in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen aus Frauendorf ihr Heimatdorf nicht besuchen.“ Dabei gibt es in der Kirchenburg tolle Übernachtungsmöglichkeiten. Dort wurden in der Ringmauer vier Gästezimmer mit insgesamt 14 Betten eingerichtet. Alle Zimmer fügen sich angenehm in die architektonischen Gegebenheiten ein, sind freundlich eingerichtet und mit jeweils einem modernen Badezimmer ausgestattet. Eine perfekte Übernachtungsmöglichkeit auch für kleinere Reisegruppen. Weitere Infos und Zimmerbuchungen können unter der E-Mail-Adresse: muzeulcetate[ät]yahoo.com angefragt werden.

Am späteren Nachmittag, als die meisten Gäste bereits gegangen waren, bahnte sich eine dunkle Gewitterfront an, so dass kurzerhand alle noch Anwesenden beim Aufräumen mithalfen. Als die letzte Bank verstaut war, fing es in Strömen zu regnen an. Petrus hatte es mit dem Kronenfest in Frauendorf sehr gut gemeint.

Moni Schneider-Mild

Schlagwörter: Kronenfest, Frauendorf, Brauchtum, Siebenbürgen

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Neueste Kommentare

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  • 09.09.2013, 09:33 Uhr von gloria: "Jedoch“, gab sie zu bedenken, „bedaure ich es sehr, dass die in Deutschland lebenden Siebenbürger ... [weiter]

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