12. Juni 2008

Das Erfolgsrezept der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften

Die jahrelange Arbeit der Regionalgruppe Burzenland der siebenbürgisch-sächsischen Hei­mat­orts­gemeinschaften reift immer mehr zu sichtbaren Projekten und Ergebnissen heran. An der 25. Arbeitstagung vom 18. bis 20. April 2008 in Neuhaus bei Crailsheim beteiligten sich 50 Nachbarväter und Ortsvertreter aus allen 16 Burzenländer Heimatortsgemeinschaften – eine Rekordzahl.
Das Erfolgsrezept der HOG-Regionalgruppe liegt in der Arbeit begründet, die nicht nur auf Ta­gungen, sondern auch übers Jahr geleistet wird. Die 16 Heimatortsgemeinschaften arbeiten eng miteinander zusammen, pflegen aber auch ei­nen offenen Dialog mit anderen siebenbürgischen Einrichtungen. Diese Mischung von Fleiß und Offenheit ermöglicht zahlreiche Pro­jekte, die sich sehen lassen können.

Mit 16 Punkten war die Tagesordnung so prall gefüllt wie noch nie. Der 2007 gewählte Vorstand an der Spitze mit dem Regional­grup­pen­leiter Karl-Heinz Brenndörfer und Stellvertreter Udo Buhn hatte die Tagung bestens vorbe­reitet. Brenndörfer ging in seinem Tätigkeitsbericht auf die Beziehungen zum Verband der Sie­benbürger Sachsen e.V. ein, die in Zukunft auf gleicher Augenhöhe gepflegt werden. Zu­dem bemühe sich die neue Führung der HOG-Re­­gio­nalgruppe neben der Heimatkirche auch mit dem Forum zusammenzuarbeiten. Mit Freu­de und Genugtuung wurde ein Grußwort von Wolf­gang Wittstock, dem Vorsitzenden des De­mo­kra­tischen Forums der Deutschen im Kreis Kron­stadt (DFDKK), aufgenommen. Seit ei­niger Zeit gebe es „enge partnerschaftliche Be­zie­hun­gen“ zwischen der HOG-Regional­grup­pe und dem deutschen Kreisforum Kronstadt, schreibt Witt­stock. Er begrüßt den Informa­tions­aus­tausch und die wechselseitige Unter­stüt­zung. „Auch wenn uns Grenzen trennen, wis­sen wir, dass wir eine gemeinsame Pflicht ha­ben: das Vä­tererbe zu bewahren und an die kommenden Generationen weiterzugeben.“
Eine Rekordzahl von 50 Burzenländer ...
Eine Rekordzahl von 50 Burzenländer Ortsvertretern beriet im Gasthaus „Neuhaus“ bei Crails­heim über Kultur- und Gemeinschaftspflege. Foto: Petra Reiner
Die DVD „Lichtblicke und Schlagschatten“ von Günter Czernetzky, ein weiteres Projekt der Regionalgruppe, wurde 534 Mal verkauft und kam bei den Landsleuten sehr gut an. Der Film dokumentiert die Burzenländer Tagung und die Siebenbürgenreise der HOG-Vertreter im Mai 2006, die die Verbindung zur Heimat und zu den Kirchengemeinden weiter vertieft hat. Dass die Heimatortsgemeinschaften ihre in Sieben­bür­gen lebenden Landsleute nach Kräften unter­stützen, ging auch aus den Berichten der HOG-Vorsitzenden hervor. Auch in Deutsch­land entfalten die HOGs nach wie vor ein reges Kul­tur- und Vereinsleben, organisieren Treffen, ge­ben Heimatblätter heraus und vie­les mehr.

Des Weiteren wurde beschlossen, Gernot Nuss­bächers Aufsatzsammlung „Aus Chroni­ken und Urkunden, Band 7“, zu unterstützen. Die Heimatortsgemeinschaften werden ca. 150 Exem­plare der geplanten Publikation ankaufen.

Gehaltvolle Referate über Wappen und Kirchenglocken

Zwei gehaltvolle Referate zu den Themen Wap­­pen und Kirchenglocken wurden in Neu­haus vorgelegt. Das Burzenland sei der einzige historische Distrikt Siebenbürgens, in dem alle historischen Wappen der sächsischen Gemein­den überliefert sind, stellte Udo Buhn in einem Vortrag heraus, den Balduin Herter seit geraumer Zeit erarbeitet hatte. Buhn hatte zusätzlich Daten und Bilder zu einer Power-Point-Prä­sen­ta­tion zusammengetragen. Frühe Belege (z.T. als Siegel) wurden für Rosenau um 1500, Tart­lau 1544, Marienburg 1639, Zeiden 1740, Brenn­dorf 1722 gefunden. Als Vorlage für die Wap­pen von Brenndorf, Petersberg, Rothbach, Wolkendorf seien die Viehbrandzeichen benutzt worden. Da die Farben der Ortswappen nicht al­le eindeutig identifiziert sind, rief Buhn Hei­mat­ortsgemeinschaften auf, „ihre“ Wappen bis zur nächsten Tagung nach heraldischen Re­geln zu beschreiben („blasonieren“).

Nichtsiebenbürger begeistert sich für das Burzenland

Die Kirchenglocken und deren Inschriften im Burzenland hat Johannes Weigel in den Jahren 2006/2007 erfasst. Seinen hervorragenden Vor­trag, den er in Neuhaus präsentierte, will er bis 2011 auf einer DVD dokumentieren und zu ei­nem gemeinnützigen Zweck zum Verkauf anbie­ten. Weigel, 1944 in Stollberg im Erzgebirge geboren, wuchs in einer evangelischen Pfar­rer­fa­milie auf und war zunächst beruflich als Elek­tro-Handwerksmeister tätig, bevor er Rege­lungs­technik und Berufspädagogik Elektrotechnik studierte. Seit einer Urlaubsreise 1971 übt Siebenbürgen und vor allem das Burzenland ei­ne große Anziehungskraft auf ihn aus. Weigel besuchte nicht nur das Land, sondern organisierte auch zwei Konzertreisen mit den Dresd­ner Vokalisten und seit 1991 vor allem humanitäre Hilfstransporte der Kirchgemeinde Berlin-Schönefeld und des Freundeskreises Sieben­bür­gen e.V. für Wolkendorf, Neustadt, Kronstadt, Zeiden u.a. Bei Besuchen im Burzenland sah er fast überall in den sächsischen Wohnungen den Burzenländer Heimatkalender und stellte fest, wie präsent die Verbindung zu den Heimat­orts­ge­meinschaften in Deutschland sei. Bei seiner Kirchenglockendokumentation wur­de er besonders von Altdechant Klaus Da­niel un­terstützt. Sein fundierter Vortrag begeisterte die Ortsvertreter in Neuhaus, die ihn zum außer­ordentlichen Mitglied der HOG-Regional­grup­pe Burzenland wählten.

2011 steht ein wichtiges Jubiläum an

Weigel wies auf ein Jubiläum hin, das nach seiner Ansicht gebüh­rend gefeiert werden sollte. Vor 800 Jahren, 1211, wurde die Verteidigung des Burzenlandes dem Deutschen Ritterorden anvertraut, der die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen in diesem Raum förderte. „2011 wird Rumänien das fünfte Jahr zur Europäischen Union gehören. Es wäre zu wünschen, dass es mit dem 800-jährigen Jubiläum gelingt, Wesentliches aus dem Zu­sammenleben der rumänischen, ungarischen und deutschen Bewohner über Jahrhunderte hin­weg so herauszustellen, dass es beispielgebend für das gemeinsame Haus Europa sein kann.“

Der Burzenländer Heimatkalender 2009 wird die Kir­chenglocken des Burzenlandes thematisieren. Die Aquarelle werden von Sylvia Buhn zum sechsten Mal in Folge gemalt.

"Kronstädter-Allianz" gebildet

Michael Brenndörfer (Bartholomae) berichtete in einer Power-Point-Präsentation über die „Kronstädter-Allianz“, eine Initiative aller Kron­­städter Vereinigungen in Deutschland. Bis­her gab es nur ein Nebeneinander zwischen den Heimatortsgemeinschaften Kronstadt (500 Mit­glieder) und Bartholomae (220 Mitglieder), der Neuen Kronstädter Zeitung (1300 Abonnenten), dem Festausschuss des Honterus-Festes oder dem Stammtisch in Stuttgart u.a. Die Vertreter der Einrichtungen trafen sich neulich zu zwei Sitzungen mit dem Ziel, künftig enger zusammenzuarbeiten und die Position Kronstadts zu stärken.

Familienforscher wirkt am Peter-Maffay-Film mit

Dass sich die jahrelange Arbeit, die im Stillen ge­leistet wird, auch lohnen kann, zeigt das Bei­spiel Peter Maffay. So erstellte Hugo Thiess, Fa­mi­lienforscher der HOG Brenndorf, ein Fami­li­en­buch mit den Brenndorfer Vorfahren des bedeutenden Musikers, das vom Mitteldeutschen Rundfunk verwendet wurde. Den Film strahlte be­kanntlich die ARD am 28. April unter dem Ti­tel „Das Geheimnis meiner Familie“ aus.

Michael Konnerth: Vorreiterrolle des Burzenlandes

Michael Konnerth, Vorsitzender des Verban­des der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimat­orts­­gemeinschaften e.V., lobte die Vorreiterrolle, die das Burzenland unter den siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften in Deutschland spielt, und lud zur Mitgestaltung des Hei­mattages 2009 ein, der vom HOG-Verband mit ausgerichtet wird. Als weiteres Vorhaben wurde die Teilnahme der HOG-Regionalgruppe am Trachtenumzug des Heimattages 2008 in Dinkelsbühl besprochen. Das Burzenland war diesmal durch elf Trach­tengruppen vertreten, angeführt von der HOG Schirkanyen, die heuer ihr 25-jähriges Ju­biläum feierte.

Künftige Aufgaben: Mundartpflege und Jugendarbeit

Durch Spenden fördern die Heimatortsgemein­schaften die Veröffentlichung von sächsischen Mundartaufnahmen auf www.siebenbuerger.de. Von 1966 bis 1975 waren im Auftrag des Lin­guistik-Instituts Bukarest Tonbandaufnahmen entstanden, die siebenbürgisch-sächsische Mund­arten aus über 140 Ortschaften in Siebenbürgen dokumentieren. Die 250 Stunden Tonaufnah­men, davon zehn Stunden aus dem Burzenland, sind nicht nur für Sprachwissenschaftler von Bedeutung, sondern auch für Soziologen, Histo­riker sowie Brauchtums- und Heimatforscher interessant. Wie Webmaster Gunther Krauss mitteilte, können in das Sprachaufnahmenpro­jekt auch andere Mund­art­aufnahmen integriert und unter www.siebenbuerger.de veröffentlicht werden.
Der Vorstand der HOG-Regionalgruppe Burzenland ...
Der Vorstand der HOG-Regionalgruppe Burzenland mit den Ehrengästen, erste Reihe, von links: Ilse Welther (Regionalgruppe Repser Umgebung), Rosemarie Chrestels (Schriftsführerin), Karl-Heinz Brenndörfer (Regionalgruppenleiter), Krimhild Bonfert (Kassenwartin); zweite Reihe: Michael Konnerth (Vorsitzender des HOG-Verbands), Udo Buhn (Stellvertretender Regionalgruppenleiter) und Johannes Weigel (Referent). Foto: Petra Reiner
Die Mundartpflege gehört ebenso zu den zukünftigen Aufgaben der HOG-Regionalgruppe wie die Förderung der Jugend. So will die Re­gio­nalgruppe das seit Jahren vakante Jugendrefe­rat besetzen und einen geeigneten Internetrefe­renten finden, der das Portal www.burzenland.de betreut. Das für April 2008 in Möglingen geplante Burzenländer Jugendtreffen kam mangels verfügbarer Sportstätten nicht zustande und wurde deshalb zu einer Party für alle Ju­gendlichen umfunktioniert. Die Jugendrefe­renten tra­fen sich während des Heimattages in Dinkelsbühl und bemühen sich nun, das fünfte Treffen dieser Art 2009 voraussichtlich in Grui­bingen zu organisieren.

Erstes Burzenländer Blasmusikanten-Treffen

Zum ersten Burzenländer Blasmusikanten-Treffen luden Klaus Oyntzen, Hel­fried Götz und Hartfried Depner für den 17.-19. Oktober 2008 nach Friedrichroda in Thüringen ein (siehe Einladung in dieser Zeitung).

In Neuhaus kam weder der praktische Erfah­rungsaustausch (Herstellung von Schildern, Tausch und Versand von Heimatblättern) noch das gemütliche Beisammensein zu kurz. Der tra­ditionelle „Fleken“ am Samstagabend wurde von Tartlau gespendet und der Kaffee zu dem von den Frauen mitgebrachten Gebäck von Helds­dorf und Marienburg gesponsert. Mit seinem Akkordeon brachte Günther Schmidts Schwung in die gemütliche Runde. Neu hinzu kamen Ort­win Götz als Vertreter der Neu­en Kronstädter Zeitung und Karl Denndorfer von der HOG Kron­stadt. Sie freuten sich über die herzliche Aufnah­me und ließen sich von der Arbeitsatmosphäre begeistern. Ilse Welther von der HOG-Regional­gruppe Reps war als Gast da­bei.

Die nächste Burzenländer Arbeitstagung findet vom 24. bis 26. April 2009 wie gewohnt in Neu­haus bei Crailsheim statt.

Siegbert Bruss

Bildergalerie: 25. Burzenländer Arbeitstagung vom 18. bis 20. April 2008 in Neuhaus

Schlagwörter: Burzenland, HOG-Verband

Bewerten:

12 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.