29. April 2015

Zum Tode des Unternehmers und Künstlers Richard Gober

Am 27. März d. J. starb in Vöcklabruck in Oberösterreich der am 17. Februar 1918 in Wolkendorf bei Kronstadt geborene Richard Gober. Der Weg dieses Mannes bis zu einem der bekanntesten Möbelfabrikanten Österreichs ist eine der bewundernswerten Lebensleistungen, durch die sich besonders Siebenbürger seiner Generation im Gedenken der später Geborenen erhalten. Verlust der Heimat, Krieg, Gefangenschaft, Aufbau der privaten und beruflichen Existenz aus dem Nichts, unbändiger Fleiß, Erfolg und soziales Wirken.
Die materiellen Verhältnisse der Familie erlaubten es nicht, den Knaben Richard Gober Gymnasium oder gar Hochschule besuchen zu lassen, so dringend die Lehrer dazu auch rieten. Doch zeigte sich sehr früh eine Eigenschaft, die ihm den Weg durch alle Schwierigkeiten hindurch im doppelten Sinne wiesen: eine ebenso auffallende wie seltsame Liebe zum Holz als einem lebendigen, auf vielfache Weise die Fantasie und die Gestaltungsfreude des Jungen anregenden Stoff.

Nicht nur der spätere Hersteller schöner Möbel, sondern der erst im Alter über Österreich hinaus bekannt gewordene Kunsttischler und Intarsieur kündigten sich darin an.
Beim Heimattag vom 26. bis 28. September 2008 in ...
Beim Heimattag vom 26. bis 28. September 2008 in Wels stellte Richard Gober seine Intarsien für eine Spendenaktion zugunsten der brandgeschädigten evangelischen Stadtpfarrkirche in Bistritz aus. Foto: Petra Reiner
Zunächst galt es, nach Kriegsjahren als aktiver Soldat und Gefangenschaft in der neuen Umgebung Fuß zu fassen: Oberösterreich wurde Richard Gober zur Heimat, eine Heimkehr nach Siebenbürgen war aus politischen Gründen nicht möglich. Die Lehr- und Gewerbeschuljahre in Kronstadt bildeten eine gediegene Grundlage. In Salzburg legte Gober die Meisterprüfung ab und arbeitete acht Jahre in leitender Stellung in einem großen Möbelwerk in Salzburg. Er heiratete und hatte das Glück, in seiner Frau, Frida, Zeit seines Lebens eine verlässliche, kluge und ideenreiche Mitarbeiterin zu haben. 1957 begannen die beiden eine florierende Möbelfabrik aufzubauen, die bald über siebzig Mitarbeiter beschäftigte und über fünfzig Lehrlinge ausbildete. Die jährlichen Ausstellungen auf der Wiener Möbel-Fachmesse erforderten einen stetigen Ausbau des Betriebes, so dass bald etwa 7 000 qm Arbeitsfläche erreicht wurden. Wolkendorfer Landsleute Richard Gobers erkennen ihn neidlos als die erfolgreichste Persönlichkeit in der Geschichte ihres Ortes an.

Zu dem außerordentlichen Ansehen trug nicht wenig die gemeinnützige Haltung des kinderlosen Ehepaares Frida und Richard Gober bei. Großzügige Geldspenden flossen über viele Jahre hinweg ins kommunistisch verarmte Wolkendorf. Auch die Mittel für die am 28. Juli 2002 in Wolkendorf feierlich eingeweihte wertvolle Prause-Orgel aus Streitfort, die in Hermannstadt vom Orgelbauer Hermann Binder überholt worden war, stellte das Ehepaar Gober zur Verfügung. Geldspenden erfuhr auch die Wolkendorfer Heimatgemeinschaft in Deutschland für die Finanzierung des Wolkendorfer Heimatbuches, der beispielhaft erstellten Chronik der dramatischen Geschichte dieser Gemeinde aus dem Burzenland. Auch die siebenbürgische Gemeinschaft in Vöcklabruck, die in eigener Leistung ein stattliches Heim für ihre Treffen und Veranstaltungen errichtete, wurde von Richard Gober wesentlich unterstützt. Die vor dem Gebäude gepflanzte „Gober-Linde“ zeugt von der Wertschätzung und Dankbarkeit.

Erst nach Beendigung des Berufslebens konnte sich Richard Gober seiner künstlerischen Leidenschaft in vollem Umfang widmen: der Intarsie. Er wurde zu einem ihrer letzten Meister im deutschen Kulturraum. Die in Holz eingelegten Verzierungen aus Holzteilen anderer Farbe, aus Metall, Stein, Perlmutt u. a. beschäftigten Richard Gober als Kompositionen auf Schränken, Uhrgehäusen, Tischplatten oder vertäfelten Wänden pausenlos. Eine große, im Laufe der Jahre angelegte Sammlung seltener Hölzer aus allen Kontinenten stand ihm zur Verfügung. Der Schriftsteller Hans Bergel, den ich mit Richard und Frida Gober vor etwa 20 Jahren bekannt machte und der die beiden in ihrem herrlichen Sommerhaus in Weißenbach am Attersee wiederholte Male besuchte, schrieb für das 2006 aufgelegte Buch „Intarsien. Richard Gober“ unter dem Titel „Meister Richard Gober und die Spätzeit einer Kunst. Gedanken über die Bildwelt der Intarsie“ eine weit in die Geschichte der Intarsie zurückgreifende umfangreiche Einführung.

Richard Gober war Ehrenmitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und Träger des Goldenen Ehrenwappens der Landsmannschaft. Er war Ehrenmitglied des „Hausruckviertler Kunstkreises“, Mitglied des Allgemeinen Turnvereins 1889 Vöcklabruck und des „Kameradschaftbundes“. Die „Ehrenmitgliedschaft der Heimatgemeinschaft Wolkendorf“ wurde ihm 2002 verliehen. Richard Gober schenkte seinen letzten Wagen, einen Daimler, dem Pfarramt in Wolkendorf.

Wir Wolkendorfer verneigen uns in Erinnerung an den hervorragenden Unternehmer, Künstler und Menschen Richard Gober und werden ihm mit Dank unser achtungsvolles Andenken bewahren.

Helmut Beer

Schlagwörter: Kultur, Wirtschaft, Wolkendorf, Österreich

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