15. März 2016

Immer noch für die Gemeinschaft tätig: Julius Henning wird 90

Am 18. März feiert unser Landmann und Freund Julius Henning in Pforzheim seinen 90. Geburtstag. Es kommt selten vor, dass jemand in diesem hohen Alter noch für unsere Gemeinschaft aktiv sein kann und aktiv ist, dass er so tätig ist, als wäre er 20 Jahre jünger. Das ist bei dem Jubilar der Fall. Julius Henning nimmt noch immer Aufgaben im Vorstand der Kreisgruppe Pforzheim wahr, er beschäftigt sich weiterhin mit seinem Hobby, dem Sammeln und Archivieren von siebenbürgisch-sächsischer Musik und der Erstellung von Tonträgern, von CD-Alben mit den schönsten Musikstücken, die Laien- und Berufsmusiker bespielt haben. Die Energie und Ausdauer, die Julius Henning dabei aufbringt, die Konsequenz, mit der er seine Ziele verfolgt, und die Genauigkeit bei der Aufnahme und Registrierung der Musikstücke sind bewundernswert.
Dann, wenn die Tonträger gepresst sind, müssen sie auch verkauft werden. Dafür inseriert er in der Siebenbürgischen Zeitung, schreibt Briefe an Kreisgruppenvorsitzende, tätigt Telefonanrufe und unternimmt viele Aktionen, um die CDs an den Mann zu bringen. Julius Henning lässt die Tonträger aber nicht aus Eigeninteresse erstellen, sondern er möchte mit dem Reinerlös aus solch einer Aktion die finanzielle Basis siebenbürgischer Institutionen verbessern. Folglich spendet er das übrig gebliebene Geld jedes Mal an eine Organisation, die sich der Pflege der heimatlichen Kultur oder sozialen Projekten widmet.
Julius Henning beim Heimattag 2011 in ...
Julius Henning beim Heimattag 2011 in Dinkelsbühl. Foto: Lukas Geddert
Er hat sechs CDs und eine DVD erstellen lassen, wobei insgesamt 15000 Tonträger verkauft wurden und ein Reinerlös von 28000 Euro erzielt wurde. Die CDs von Julius Henning wurden auch in den sächsischen Kreisen von Kanada und den USA vertrieben und haben sich dort als beliebte Geschenke erwiesen. Es gibt derzeit in der sächsischen Gemeinschaft in Deutschland keinen anderen, dessen Leistung auf diesem Gebiet mit jener von Julius Henning vergleichbar wäre.

Julius Henning erblickte das Licht der Welt am 18. März 1926 in der Kokelstadt Schäßburg. Hier wuchs er neben fünf älteren Geschwistern auf. Sein Vater war bis 1920 Oberstuhlrichter des Schenker Bezirkes und wurde dann Anwalt des Schäßburger Kirchenbezirkes. Der Junge besuchte in Schäßburg die Volksschule und danach das Bischof-Teutsch-Gymnasium. An die Schulzeit im Gymnasium erinnert er sich auch heute sehr gerne und denkt dabei auch an seine Mitarbeit im Schulchor und seine Tätigkeit als „Primus Musicus“ der Blaskapelle der Bergschule. Seine gute Singstimme hat er bis heute erhalten, er tritt auch jetzt noch hie und da zusammen mit seiner Frau Icke im Duett auf.

Der Zweite Weltkrieg sollte auch den 1926er Jahrgang berühren. Kurz vor dem eingeplanten Kriegsabitur ereignete sich in Rumänien der politische Umsturz vom 23. August 1944, so dass Julius kein Abitur ablegen konnte. Er wurde zusammen mit Schulfreunden in Nordsiebenbürgen Soldat, kehrte nach Kriegsende nach Schäßburg zurück, wurde hier verhaftet und musste einige Zeit in einem Steinbruch des Zwangsarbeitslagers „Valea Homorod“ bei Perschani-Schirkanyen schuften. Nach seiner Entlassung beendete er das Gymnasium mit dem Abitur, absolvierte ein Fernstudium zum Wirtschaftswissenschaftler und arbeitete als Betriebsökonom in Schäßburger Industriebetrieben. Im Kirchenchor und in dem erfolgreichen Kammerchor des städtischen Kulturhauses konnte Julius Henning seiner Musikleidenschaft nachgehen.

1975 heiratete er Icke, gebürtig aus dem Banater Bergland, die in Schäßburg beruflich tätig wurde. 1984 ergab sich die Möglichkeit, in die Bundesrepublik Deutschland auszusiedeln. Das Ehepaar Henning ließ sich in Pforzheim nieder, wo eine Schwester von Julius lebte. Beruflich und sozial ging es aufwärts. Julius Henning wurde Mitarbeiter der Stadtverwaltung Pforzheim und arbeitete, mit gekürztem Deputat, bis zur Erfüllung seines 80. Lebensjahrs (!) bei der Stadt Pforzheim. So erklärt es sich, dass er auch heute noch einen gewissen Bekanntheitsgrad bei den Einheimischen in Pforzheim besitzt.

Sein Bekanntheitsgrad bei den Siebenbürger Sachsen im Raum Pforzheim ist nicht geringer. Seit Mitte der achtziger Jahre ist Julius Henning Mitglied im Vorstand der Kreisgruppe und übt das Amt des Schriftführers und Pressereferenten aus, „bis ein Jüngerer gefunden wird“, wie er mal humorvoll sagte. In den Jahren des massiven Zuzugs von Aussiedlern hat Julius Henning diese aus landsmannschaftlicher Sicht in den Hotels und Wohnheimen der Umgebung betreut. Im Rahmen des städtischen Ausschusses für Aussiedlerfragen zuständig für alle Aussiedler aus Rumänien, hat er viel zur schnelleren Eingliederung unserer Landsleute beigetragen. Als ehrenamtlicher Berater in sozialen Fragen war er Ansprechpartner für viele Landsleute und half sogar beim Ausfüllen von Anträgen.

Die sächsische Gemeinschaft hat die langjährige ehrenamtliche und selbstlose Arbeit von Julius Henning stets gewürdigt. Er ist Träger des Silbernen und des Goldenen Ehrenwappens und wurde 2013 mit der Pro-Meritis-Medaille des Verbandes für besondere Verdienste auf kulturellem Gebiet geehrt. Darüber hinaus ist er ein leuchtendes Beispiel eines Menschen, der sich bis ins höchste Alter für die sächsische Gemeinschaft einsetzt, ihr dient, und damit den Jüngeren beispielgebend vorangeht. Dem Jubilar und seiner Gattin wünschen wir noch recht schöne Lebensjahre und auf gut siebenbürgisch „Nor de Geseangd“!

Alfred Mrass

Schlagwörter: Verbandsleben, Julius Henning, Musik, Pforzheim, Schäßburg

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