8. November 2009

Goldhochzeit von Renate und Kurt Franchy

Aus Anlass der Goldhochzeit von Renate und Kurt Franchy hatten der Adele-Zay-Verein, das „Haus Siebenbürgen – Alten- und Pflegeheim“, die Landesgruppe NRW und die Kreisgruppe Drabenderhöhe sowie der Siebenbürgische Frauenverein Drabenderhöhe zu einem Empfang am 24. Oktober in den Pavillon des Altenheims in Drabenderhöhe eingeladen.
Zahlreiche Gratulanten, darunter die noch rüstigen Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims, empfingen das Jubelpaar mit einer Rose. Der Heimleiter des Altenheims, Fritz Barth, begrüßte die Anwesenden und würdigte die Verdienste des langjährigen Vorsitzenden des Trägervereins. Grußworte und Glückwünsche überbrachten der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wiehl, Wilfried Bast, Pfarrer Frank Müllenmeister seitens der Kirchengemeinde Drabenderhöhe, Georg Platzner als Vertreter des Heimbeirates und Elke Schmidt als Sprecherin des Personals. Enni Janesch wünschte Glück seitens der Kreisgruppe, der Nachbarschaften und siebenbürgischen Vereinen. Der Landesvorsitzende von NRW, Harald Janesch, gratulierte auch im Namen des Adele-Zay-Vereins und des Hilfskomitees als deren Stellvertreter.

Das Ehepaar Renate und Kurt Franchy feierte ...
Das Ehepaar Renate und Kurt Franchy feierte goldene Hochzeit in Drabenderhöhe. Foto: Christian Melzer
Pfarrer i. R. Knut Geisler aus Chemnitz, mit dem das Paar eine seit vierzig Jahren bestehende Freundschaft verbindet, las die Losung des Tages vor. Dann kamen die jüngsten Gratulanten. Die Mädchen und Jungen des Adele-Zay-Kindergartens sangen und tanzten, dass alle ihre Freude daran hatten. Bevor die Gäste sich verabschiedeten, gab es noch eine Überraschung. Der Männergesangverein Drabenderhöhe erfreute das Goldpaar und die Gäste mit einem Ständchen. Am Nachmittag fand in der Kirche von Drabenderhöhe ein feierlicher Dankgottesdienst statt, gestaltet von Knut Geisler und Agnes Franchy-Kruppa. Christian Orben an der Orgel und der Honterus-Chor gestalteten die musikalische Umrahmung. Im Anschluss daran hatte das Pfarrerehepaar seine Familie und Freunde zu einer Feier in die Gaststätte Stölting eingeladen.

Das Bibelwort „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ hatte Vater Bell, Stadtpfarrer in Zeiden, dem Heimatort von Renate, zur Trauung am 24. Oktober 1959 ausgelegt. Das junge Paar zog tags darauf in das rund 250 Kilometer entfernte Wallendorf. Kurt Franchy hatte am 1. Juli den Dienst in der nach Krieg und Evakuierung noch nicht wieder aufgebauten Kirchengemeinde begonnen. Dort bezogen sie das einzige bewohnbare Zimmer und eine Küche. Es galt, die zerstreute Gemeinde zu sammeln, alte Strukturen neu zu beleben, und dazu mehrere Filialgemeinden geistlich und seelsorgerlich zu betreuen. Zwei der 15 Km entfernten Filialgemeinden konnten nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreicht werden. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, der Glaube und die Kraft der Jugend beflügelten das junge Paar.

Renate richtete indes das bescheidene Heim so gut wie möglich ein und ging mit Elan die traditionelle Arbeit einer lutherischen Pfarrfrau an. Da geistliche Dienste im kommunistischen Rumänien nur vom Staat anerkannten Pfarrern gestattet waren, wandte sie sich kulturellen Aufgaben zu. In der 275 Personen zählenden Gemeinde entstanden ein kleiner Kirchenchor, eine Laienspielgruppe und eine Volkstanzgruppe. Das neu erwachte geistliche und kulturelle Leben der deutschen Minderheit war den staatlichen Sicherheitsleuten nicht recht. Aus diesem Grund war eine Einberufung des jungen Pfarrers zum Dienst als Arbeitersoldat eine willkommene Maßnahme zur Eindämmung keimenden Aufschwungs. In einer Einheit von 1 100 Arbeitersoldaten, von denen die wenigsten lesen und schreiben konnten und zum Teil aus Gefängnissen kamen, wurde Kurt Franchy zu Schwerstarbeit eingeteilt, und bedroht, er würde „sein Haus nicht wiedersehen“. Während seiner Abwesenheit schenkte Renate ihrer ersten Tochter, Ortrun, das Leben. Mittel- und schutzlos wurde sie von Gemeindegliedern und den in der nahen Stadt wohnenden Schwiegereltern betreut. Anderthalb Jahre nach der Trauung konnte das Paar erneut gemeinsam ans Werk gehen. Nach und nach wurden Kirche und Pfarrhaus saniert. Bald schenkte Gott dem Ehepaar eine zweite Tochter, Agnes Beate.

Der berufliche Aufstieg von Kurt Franchy zum Stadtpfarrer in der 2000 Gemeindeglieder zählenden Stadtgemeinde, und später zum letzten Bezirksdechanten (Superintendent) des Kirchenkreises Nordsiebenbürgen, brachte vermehrte Pflichten mit sich. Finanzielle Einbußen durch den Verlust des Pfarrgartens, der Gemüse, Obst und Kartoffeln beschert hatte, zwangen Renate, die vor der Ehe Finanzbeamtin gewesen war, in staatlichen Betrieben ein Zubrot zu verdienen. Ende der 60er Jahre nahm der Druck des Sicherheitsdienstes auf die kleine deutsche Minderheit zu. Ab 1969 setzte die Familienzusammenführung ein. In weinigen Jahren schrumpften die Gemeinden oder lösten sich gänzlich auf. Pfarre Kurt Franchy wurde zum Administrator einer Auflösung, die letztlich zum Erlöschen des Kirchenkreises führte. So erhielt er auch die Genehmigung seiner Kirchenleitung, zu seinen Landsleuten und ehemaligen Gemeindegliedern auszureisen. Die vierköpfige Familie kam im Februar 1978 ins Rheinland und fand in der Wohnung von Vater Bell in Drabenderhöhe ihre erste Anlaufstation.

Hier begann ein weiterer Lebensabschnitt. Renate Franchy besuchte eine Fortbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin, widmete sich aber nach der Berufung ihres Mannes zum Pfarrer der zweiten Pfarrstelle in Drabenderhöhe mit viel Freude der Gemeindearbeit. Während Kurt Franchy sich in Drabenderhöhe für eine echte Aufbauarbeit mit Herz und Kraft einsetzte, wurde Renate bald Vorsitzende der örtlichen Frauenhilfe und bald auch in den Vorstand der Frauenhilfe des Kirchenkreises gewählt. In diesem Aufgabenbereich arbeitete sie über Jahrzehnte und ist auch heute noch ehrenamtlich in der Verantwortung. Acht Jahre übernahm sie bis 2002 die Betreuung der Seniorenarbeit. Pfarrer Franchy versah in den ersten drei Jahren neben seinen Aufgaben in der Gemeinde auch den Dienst als Krankenhausseelsorger im St. Joseph-Krankenhaus in Engelskirchen. Neben dem Verkündigungsdienst in Predigt, Seelsorge, Bibelstunden und Kasualien sah er seine Aufgabe in der Integration der Alt- und Neubürger der Gemeinde. Mit Freude versah er den Dienst auch in Weiershagen, wohin er noch kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand im November 1994 eine Glocke aus einer aufgelassenen Kirche in Siebenbürgen bringen konnte.

In Hillerscheid hat das Ehepaar, zusammen mit der in Bonn als evangelische Pfarrerin tätigen Tochter Agnes Beate einen Altersruhesitz erworben. In dem traditionsreichen Hillerscheid, von guten Nachbarn umgeben, verbringt das Ehepaar dankbar seinen Lebensabend.

Enni Janesch

Schlagwörter: Verbandsleben, Drabenderhöhe, Altenheim, Kirche und Heimat

Bewerten:

11 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.