13. September 2010

Siebenbürger Sachsen bei Europeade in Bozen

Bei der 47. Europeade vom 21. bis 25. Juli in Bozen, Südtirol, erlebten die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe Geretsried und Jugendtanzgruppe München nicht nur das Multi-Kulti der europäischen Folkloregruppen, sondern auch das Miteinander der Generationen innerhalb der Gruppe.
Die Vorbereitungen zu unserer Reise wurden von unserer Organisatorin Gerlinde Theil schon sehr früh im Oktober 2009 eingeleitet: Im Februar 2010 stand fest: 35 Teilnehmer, von Jung bis Alt, aus Geretsried, München und eine Augsburgerin, starten eine gemeinsame große Reise. Als Akkordeonisten konnten wir Manfred Gemkow gewinnen, der uns schon als Jurymitglied beim Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) sowie von Volkstanzseminaren der SJD bekannt war. Vielen Dank an dieser Stelle an dich, lieber Manfred, für deine Bereitschaft, mit diesem zusammengewürfelten Haufen auf Tour zu gehen. Bedanken möchten wir uns auch beim Donauschwäbischen Zentralmuseum für die finanzielle Bezuschussung unserer Reise.
Die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe ...
Die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe Geretsried und Jugendtanzgruppe München bei der 47. Europeade in Bozen in Südtirol. Foto: Melitta Stefani
Voller Vorfreude ging es bei strahlendem Sonnenschein und der von Ines Binder und Tom Kieltsch besorgte Wegzehrung mit dem Bus auf die Reise. Mit von der Partie war auch das Maskottchen Berni, ein Plüsch-Bernhardiner von der 45. Europeade in der Schweiz, der vor allem die Schülertanzgruppe Geretsried überall hin begleitet.

Südtirol kann kurz und knapp beschrieben werden: wie Italien, nur überwiegend deutschsprachig. Unsere Unterkunft für die nächsten fünf Tage war eine riesige Messehalle, die für jede Gruppe mit Pappwänden unterteilt war und bequeme Luftbetten für uns bereit hielt. Mit öffentlichen Verkehrsmittel und unserem Bus konnten wir relativ schnell das Zentrum von Bozen erreichen. Vor dem Abendessen gab es dann das Programm und Einweisungen in das „Wo, Was und Wann“ unserer Auftritte sowie die erste gemeinsame Tanzprobe mit unserer Tanzleiterin Heike Kraus. In der Innenstadt von Bonzen erwartete uns später am Tag ein buntes Treiben auf dem Walterplatz. Südtiroler Musik- und Tanzgruppen zeigten ihr Programm, während in den Tanz- und Spielpausen Gäste der Europeade spontan Lieder anstimmten. Dasselbe erwartete uns auch im Zug zurück zum Messegelände. Tschechen, Polen und Dänen sangen in den Zugwagons regelrecht um die Wette.

Der erste komplette Tag in Bozen war auch gleichzeitig der anstrengendste. Wir verbrachten den ganzen Donnerstag in der Tracht und meisterten drei Auftritte. Morgens um 10 Uhr starteten wir in einem zentralen Park das Tagesprogramm mit dem „Nagelschmied“, „Föhriger Kontra“, „Reklich Med“ und der „Sternpolka“, begleitet von Manfred unter schattigen Bäumen aber etwas staubigem Boden. Mit unseren Trachten aus verschiedenen Regionen Siebenbürgens machten wir uns anschließend auf den Weg in die Stadt, wo am Rathausplatz unser zweiter Auftritt geplant war. Vor und nach unseren Auftritten nutzten wir immer die Gelegenheit, die anderen Tanz- und Musikgruppen zu bewundern und uns von den Rhythmen und der Tanzbegeisterung anstecken zu lassen. Bei der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagabend hatten wir dann den dritten und letzten Tanzauftritt. Der „Sprötzer Achterrüm“ wurde unser Kürtanz, den wir auf einer von sechs Bühnen in der Eiswelle (Eisstadion Messehalle) präsentierten. Hier waren wir selbst etwas überrascht, wie viele siebenbürgische Tänzer wir waren. Die zustande gekommenen 15 Paare von Groß bis Klein sind doch ein anderes Bild als die sonst gewohnten sechs bis acht Paare der Tanzgruppen. Nachts vor unserer Messehalle war dann „Europeade by night“ angesagt. Die verschiedenen Musikgruppen spielten zunächst organisiert und mit Ablaufplan, später aber machten alle gemeinsam Musik bis spät in die Nacht hinein, während wir alle singen, feiern und tanzen konnten.

Am Freitag stand wahlweise Stadtbummel, Schwimmbad oder Stadtbesichtigung von Meran auf dem Plan. Mit vielen neuen Eindrücken und gut erholt hätten wir abends gerne die Innenstadt erkundet, doch machte uns ein ordentliches Gewitter mit Platzregen einen Strich durch die Rechnung. Aber wie wir Siebenbürger so sind, hat uns das die Feierlaune nicht verdorben. Bierbänke aus dem Schlafraum raus, unter das kleine Vordach der Messehalle gestellt, Wein und Pali aus dem Koffer gepackt, CD-Player an und los ging die kleine Privatparty, bis der Regen kapitulierte und die Blaskapellen wieder für Stimmung sorgten.

Für Samstag um 17 Uhr war der Europeadeumzug durch die Stadt geplant, so dass der Vormittag wieder zur freien Verfügung stand. Nach einem Gruppenfoto beobachteten wir die fast 200 Gruppen auf ihrem Weg aus dem Stadion in die Straßen von Bozen und mit etwas Verspätung hieß es auch für uns endlich: „Im Gleichschritt Marsch!“ Wir mit unseren siebenbürgischen Trachten, genossen wieder ein großes Hallo aus dem Zuschauerstrom am Straßenrand, was uns doch immer wieder überrascht und gleichzeitig stolz macht, so schöne und besondere Trachten tragen zu dürfen. Nach dem Umzug war schnelles Umziehen im und um den Bus herum angesagt, um so bald als möglich zum Siegesplatz weiterzuziehen, wo der Europeadeball auf einer großen Bühne stattfand. Hier ließen wir gemeinsam mit mindestens 2 000 anderen Europeadeteilnehmern, Einheimischen und Touristen die erlebnisreiche 47. Europeade ausklingen.

Bevor wir uns am Sonntag auf den Heimweg nach Deutschland machten, ließen wir es uns nicht entgehen, der Abschlussveranstaltung für eine Stunde beizuwohnen. Zum Schluss sei allen Tänzerinnen und Tänzern gedankt. Ohne euch alle wäre diese Reise nur halb so schön, lustig und bereichernd gewesen. Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Europeade in Estland 2011 oder Spanien 2012.

Heidi Krempels

Schlagwörter: Tanzgruppen, München, Geretsried

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