21. August 2012

Sektion Karpaten des DAV: Expedition nach Bolivien

Dieses Jahr zog es ein Team der Sektion Karpaten (Organisator Klaus Gündisch, Hans Werner, Dieter Arz, Detlef Schlosser, Doris und Peter Bugl, Melitta und Ernst Bonfert, Lisbeth Kassargian, Andreas Wolff, Petra Maurer) vom 31. Mai bis 22. Juni nach Südamerika zu den Nachfahren der Inkas. Geplant war nicht nur Bergsteigen.
„Basislager“ war unser Quartier Arthy’s Guesthouse in La Paz, ein einfaches, sehr empfehlenswertes Hostel. Der erste Tag diente der Akklimatisation, Orientierung und Preisfindung für die geplanten Touren. Zufällig wurde an diesem Tag das bedeutendste Fest des Jahres gefeiert. Stundenlang zogen die Festzüge mit lautstarken Musikkapellen und fantasievoll gekleideten Tänzern die Straße hinunter. Am zweiten Tag unternahmen wir einen Akklimatisationsausflug zum Chacaltaya (5350m) und ins „Valle de la Luna“. Ein Kleinbus brachte uns bis zum Parkplatz des ehemals höchsten Skigebietes der Welt auf 5200m. Den Sauerstoffmangel auf den restlichen 150 Höhenmetern zu Fuß bekamen wir deutlich zu spüren. Das Mondtal hingegen liegt am unteren Ende von La Paz und ist ein Naturpark aus bizarren Erdformationen, Steintürmen und Felspilzen, auf denen viele Kakteenarten wachsen.

Am folgenden Tag reiste Dieter nach Copacabana am Titicacasee, während sich die anderen in die Berge begaben. Auf der 5-tägigen Expedition im Condoriri gelangen uns drei Gipfel über 5000m Höhe. Übernachtet wurde in Kuppelzelten im Basislager auf 4650m am Ufer eines malerischen Gebirgssees. Am ersten Tag stand die klassische Akklimatisationstour zum Pico Austria (5360m) auf dem Plan, eine schneefreie Wanderung mit genialer Aussicht bis nach La Paz. In der zweiten Nacht war der Pequeno Alpamayo (5425m) unser Ziel, den wir gegen 9.00 Uhr mit unseren drei Bergführern erreichten. Der schöne steile Firngrat unterhalb des Gipfels war die Krönung dieser Tour. Viel Zeit zum Erholen blieb nicht, denn in der nächsten Nacht nahmen wir das anspruchsvollste Ziel in Angriff, den Cabeza de Condor (5648 m). Nach einem langen Aufstieg über Geröll, weite Gletscherfelder und eine steile Rinne erreichten wir zu viert über einen ausgesetzten Grat den Gipfel. Die Freude war riesig und die Aussicht unbeschreiblich. Dieser Gipfel war mit Abstand der schönste bisher. Nach einem Erholungstag folgte der nächste große Berg, der Huayna Potosi (6088m). Nach einem dreistündigen Aufstieg am Nachmittag zur Hütte auf 5130 m starteten wir in der Nacht in drei Seilschaften und folgten dem frisch gespurten und mit Fähnchen markierten Weg durch Gletscherbrüche und -spalten. Kurz vor 8.00 Uhr standen wir auf dem Gipfel. Wie stolz wir alle waren! Für die meisten von uns war es der höchste je erreichte Gipfel.
Abstieg vom Pequeno Alpamayo. Foto: Maurer ...
Abstieg vom Pequeno Alpamayo. Foto: Maurer
In der Zwischenzeit erholten sich Doris, Melitta und Dieter in Coroico, einem hübsch gelegenen Ort in den Yungas (Übergangsgebiet vom Andenhochland zur Amazonasregion). Nach einem Erholungstag fuhren wir eine Nacht lang in den Süden Boliviens zur größten Salzpfanne der Welt, dem Salar de Uyuni. Danach fuhren wir zwei Tage mit Jeeps durch den Nationalpark Eduardo Avaroa bis auf 5000m Höhe, wo wir Natur in ihrer schönsten Vielfalt erlebten: bizarr geformte Felsen inmitten wüstenähnlicher Landstriche, durch Mineralien gefärbte Seen, Flamingos, schneebedeckte Vulkane. In einem Naturpool von Thermalquellen bei 40 Grad Wasser- und 5 Grad Außentemperatur auf weit über 4000 m Höhe baden ist auch etwas Besonderes. In der letzten Woche entschieden sich vier Unermüdliche für einen weiteren Berg, die anderen für einen Ausflug nach Machu Picchu in Peru. Klaus, Lisbeth, Hans und ich wollten auf den Illampu (6368m), dessen Normalroute bereits schwierig ist und mindestens fünf Tage in Anspruch nimmt. Nach drei Übernachtungen (auf 4100, 4600 und 5300m) wollten wir in der vierten Nacht den Gipfel versuchen. Leider erwiesen sich unsere Bergführer als absolut unkundig und unfähig am Berg. Enttäuscht entschlossen wir uns zur Umkehr und stiegen noch am gleichen Tag bis ins erste Lager ab, um am nächsten nach La Paz zurückzufahren. Die Gruppe, die in Machu Picchu war, berichtete, dass es sich gelohnt hätte, die lange Fahrt von über einer Nacht in Kauf zu nehmen. Ihr Guide hatte ihnen die Inkazeit mit ihren zum Teil ungelösten Rätseln und Geheimnissen anschaulich erklärt. Beeindruckt hatten sie die Sonnenwarte zur Bestimmung der Wintersonnenwende und des Neujahrstages, der Tempel mit seinen Fenstern, in denen der Schall verstärkt erklingt, die Opferstätten, die Behausungen für etwa 10000 Menschen und die Terrassenplantagen.

Am letzten Tag schafften Andi, Detti, Peter und Erni doch noch den Downhill mit dem Mountainbike auf dem „El camino del Muerte“: 3500 Höhenmeter vom andinen Hochland bis in die Yungas auf einer teilweise schmalen Schotterpiste, immer am Abgrund entlang, in einer Landschaft von einzigartigem Grün, tiefen Tälern, aufsteigenden Nebelschwaden und glitzernden Wasserfällen.

Bolivien, ein Land der Superlative, hat uns verzaubert, beeindruckt und fasziniert. Die Anden bis zu 6500 m auf der einen, der dampfende Regenwald des Amazonas auf der anderen Seite gestalten das Land extrem vielfältig. Den ausführlichen Bericht mit vielen Bildern gibt es im Internet auf www.sektion-karpaten.de unter der Rubrik „Expeditionen“.

Petra Maurer

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV

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Neueste Kommentare

  • 21.08.2012, 08:03 Uhr von hawer: ... 2013 sind wir wieder in Bolivien. Ziele: Illampu und Ancohuma :)) [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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