3. Oktober 2013

Soziales Jahr bei der Evangelischen Kirche in Mediasch

Ihr Soziales Jahr bei der Evangelischen Kirche in Mediasch hat Rebekka Winter, die aus der Nähe von Stuttgart, aus Benningen am Neckar, stammt, im August 2012 begonnen. Gleich nach dem Abitur wagte die ausgesprochen charismatische junge Frau den Schritt, ihre Heimat zu verlassen und für ein Jahr in ein ihr fremdes Land zu gehen. Kurz vor Beendigung ihres Sozialen Jahres nutzte Moni Schneider-Mild die Gelegenheit, die Zwanzigjährige zum Gespräch zu treffen.
Rebekka, was war für dich der Grund, ein Soziales Jahr zu absolvieren?

Nach dem Abitur war ich mir sicher, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte, aber ich dachte, ich sollte diesen Wunsch noch einmal überprüfen. Ich dachte mir auch, nach 13 Jahren Schule will ich nicht gleich weiter in das Studieren einsteigen, sondern noch andere Erfahrungen machen. Erfahrungen, die man nicht in der Schule machen kann.

Warum hast du dich für Mediasch entschieden?

Ich habe mich in Deutschland bei der Diakonie Baden beworben, die dieses Auslandsjahr organisiert, und ich sollte mich zwischen Mediasch und dem Carl-Wolff-Heim in Hermannstadt entscheiden. Um mich entscheiden zu können, habe ich mit meinem Vorgänger telefoniert, und er hat mir sehr begeistert von Mediasch erzählt. Vor allem auch von der Freiheit, die man hier hat, und dass man sehr viele verschiedene Bereiche hat, in die man sich einbringen kann.
Rebekka Winter, hier vor dem „Tramiterturm“, hat ...
Rebekka Winter, hier vor dem „Tramiterturm“, hat in Mediasch wichtige Erfahrungen gesammelt. Foto: Moni Schneider-Mild

Was waren deine Aufgaben hier?

Ich war jede Woche einen Tag bei der Diakonie und habe Besuche gemacht. Jeden Mittwoch habe ich also ältere Damen besucht, die alleine sind und mit denen ich einfach nur geredet oder auch etwas für sie erledigt habe. Wenn die Pfarrer im Urlaub waren, habe ich auch Besuche bei den älteren Damen zum Geburtstag gemacht. Doch ich habe auch mit den kleinen Kindern gearbeitet beim Kindergottesdienst, Kindertreffen und den Kinderbibeltagen. Jede Woche ist in Mediasch Jugendstunde, die ich gemeinsam mit Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner gehalten habe. Mit den Jugendlichen haben wir Ausflüge gemacht und das Adventssingen. Ich habe auch bei der landesweiten Jugendarbeit, bei den Landesjugendmitarbeiterkreisen und beim Teenie-Camp mitgearbeitet. Bei der Bibelstunde, den Frauentreffen und beim Chor war ich hauptsächlich einfach nur dabei. Manchmal habe ich aber ausgeholfen, wenn jemand im Urlaub war. Ach, und außerdem habe ich noch beim Weltgebetstag mitgemacht.


Welche Eindrücke hast du gesammelt?

In Deutschland haben mich viele komisch angeschaut, als ich gesagt habe, dass ich nach Rumänien gehe, da sie ein schlechtes Bild von Rumänien haben. Ich hoffe, dass ich dieses Bild bei vielen verändern kann, wenn ich von meinen Eindrücken erzähle. Ich habe hier immer sehr herzliche und gastfreundliche Menschen getroffen. Durch diese offene Art der Menschen konnte ich mich hier auch schnell einleben. Es gibt in Rumänien so viel zu entdecken – in der Natur und Landschaft. Doch nicht nur die Eindrücke von Land, Leuten und Kultur werde ich mitnehmen, sondern vor allem auch die Eindrücke, die ich durch meine Arbeit gewonnen habe. Von Anfang an ist mir viel Vertrauen entgegengebracht worden, und ich konnte mich in vielen Bereichen ausprobieren.

Hast du hier etwas vermisst?

Ich denke, es gibt immer Dinge, die man vermisst, auch wenn es einem sehr gut gefällt. Ich muss sagen, vor allem habe ich manches Essen vermisst. Zum Beispiel dunkles Brot, Maultaschen, Spätzle und Knödel. Am Anfang habe ich auch meine Familie und Freunde vermisst, da ich hier noch nicht viele Leute kannte. Als ich dann aber hier Freunde gefunden hatte, war das Heimweh weg.


Du hast inzwischen Rumänisch und auch Siebenbürgisch-Sächsisch gelernt. Bist du ein Sprachtalent?

Ich denke nicht unbedingt, dass ich ein Sprachtalent bin. Ich glaube einfach, dass man sich trauen muss, mit den Leuten zu reden. Ich habe von Anfang an mit manchen Kollegen Rumänisch gesprochen und dadurch habe ich es auch so einigermaßen gelernt. Auch wenn ich immer noch viele Fehler mache, denke ich einfach, durch Sprechen lernt man die Sprache.


Du hast so manchen Gottesdienst in Mediasch und auch den umliegenden Dörfern mit deinen musikalischen Beiträgen bereichert. Hast du dein Instrument aus Deutschland mitgebracht?

Ich habe meine Klarinette aus Deutschland mitgebracht, weil mir Edith Toth, die Organistin in Mediasch, vorher sagte: „Bring deine Klarinette mit!“ und so habe ich sie bei meiner Busreise nach Rumänien gleich mitgenommen. Aber ich hätte sie auf jeden Fall mitgebracht, weil es mir einfach gut tut, Klarinette zu spielen, und natürlich macht es mir auch sehr viel Spaß.


Würdest du etwas mit nach Deutschland nehmen wollen?

Viele Erfahrungen und Eindrücke nehme ich auf jeden Fall mit nach Deutschland. Die Einstellung der Menschen hier in Rumänien, das Leben gelassener zu sehen und mehr zu genießen, hat mich beeindruckt, und ich hoffe, dass ich das mit nach Deutschland nehmen kann.


Wird es ein Wiedersehen mit Mediasch geben?

Auf jeden Fall wird es ein Wiedersehen mit Mediasch geben! Ich kann leider nur noch nicht genau sagen, wann, da ich ein Duales Studium anfange und nur 26 Urlaubstage habe. Doch ich möchte gerne nächstes Jahr im Frühling wieder nach Mediasch kommen. Ich möchte allen in der Kirchengemeinde Mediasch danken, die von Anfang an sehr offen waren und mich freundlich aufgenommen haben, vor allem aber meiner Ansprechperson, Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner, die immer für mich da war und mich immer unterstützt hat.


Lieben Dank für das Interview, Rebekka!

Schlagwörter: Soziales, Mediasch, Kirche

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