6. September 2014

Zu Gast bei der Europaede 2014 in Kielce

Fünf Tage herrschte in Kielce Ausnahmezustand. Die Kielce mit ihrer altpolnischen Gastfreundschaft war Gastgeber der 51. Europeade und Herberge für 3500 Teilnehmer aus sechsundzwanzig Nationen Europas. Die Europeade steht allen Völkern offen. Die Volkskultur, wie groß oder klein das Volk auch sei, bereichert das Leben in vielfältiger Weise. Im internationalen Kreis bringt sie die Bindung an die eigene Kultur und das Verständnis für die andere und ist Brückenbauer von Mensch zu Mensch und Nation zu Nation.
Am 23. Juli 2014 reisten die Geretsrieder Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe sowie Tänzer/innen aus Ingolstadt und Augsburg nach Polen, um ein Stück Siebenbürgen in das Treiben aus Trachten, Tanz und Musik einzubringen. Nach zehnstündiger Busfahrt erreichten wir die Kongresshalle Targi Kielce, wo Gerlinde Theil die Anmeldeunterlagen abholte und uns Claudia – unser Guide für die nächsten Tage – in Empfang nahm. In freudiger Erwartung bezogen wir für die nächsten fünf Tage das Studentenhotel zusammen mit vielen weiteren Festivalteilnehmern. Das regnerische Wetter und die schmalen Flure taten unserer Feierlaune keinen Abbruch und schnell gesellten sich die lettischen und slowenischen Mitbewohner zu uns.
Gruppenbild im Steinbruch ...
Gruppenbild im Steinbruch
Am Donnerstag fielen unsere Auftritte in der Altstadt buchstäblich ins Wasser und so ging es nach dem Frühstück ins Einkaufszentrum ECHO, wo uns in der Bilderausstellung zur 50. Europeade in Gotha so manches vertraute Gesicht anlächelte. Mittagessen fiel für so manchen aus, weil wir Piroggen, geräucherten Käse, Hausbrot und Co. in den Buden in der Fußgängerzone von Kielce für uns entdeckt hatten. Alles war sehr köstlich.

Am Abend fand auf der Freilichtbühne Kadzielnia die Eröffnungsveranstaltung statt. In festlicher Tracht – verhüllt in Regenmänteln – machten wir uns auf zum Steinbruch, der für die überdachte Bühne einen herrlichen Rahmen bietet. Sechs Musiker – die diesjährige Europeadenband im Alter zwischen sieben und 48 Jahren – und 19 Tanzpaare spielten und tanzten den Föhringer Kontra. Es war ein sehr erhebendes Gefühl, Teil dieses wunderbaren Festivals zu sein. Weil wir die Startnummer 3 hatten, konnten wir im Anschluss die Darbietungen aus den verschiedenen Ländern von der Tribüne aus genießen. Um 22.00 Uhr endete die Eröffnung und eine weitere schlaflose Nacht mit viel Livemusik und Tanz brach an.
Sternpolka im Einkaufszentrum Korona ...
Sternpolka im Einkaufszentrum Korona
Freitag, der 25. Juli, stand uns zur freien Verfügung und so brachte uns der Bus nach Krakau. Die Jugendlichen entschieden sich für den größten Aquapark in Polen, die restliche Gruppe besichtigte Polens schönste Stadt und wichtigste Kulturmetropole. Krakau ist in den Kriegszeiten von Zerstörung verschont geblieben und seine original erhaltenen Baudenkmäler haben uns sehr beeindruckt. Mit dem Bus ging es zurück nach Kielce, wo wir im Fußballstadion Kielce Arena von den freundlichen ehrenamtlichen Helfern das sehr gut organisierte und schmackhafte Abendessen abholten. Auch an diesem Abend war an Schlaf nicht zu denken, aber die Anwohner beschwerten sich nicht, denn an diesem lauen Sommerabend feierten und musizierten alle Festivalbesucher aus mehreren Wohnanlagen gemeinsam im Hof.

Nach kurzem Schnarchkonzert starteten wir am Samstag nach einem kräftigen Frühstück zum Auftritt im Einkaufszentrum Korona. Da die Tanzfläche begrenzt war, tanzten wir abwechselnd in zwei Gruppen acht Tänze. Das zwischendurch vorgetragene Lied „Wenn alle Brünnlein fließen“ war eine tolle Bereicherung unseres Tanzprogramms. Mit der Sternpolka, getanzt von allen 19 Paaren, verabschiedeten wir uns vom begeisterten Publikum. Nach dem Lunch hatten wir am Samstag noch Zeit uns die Stadt anzuschauen, bevor wir uns als Nummer 31/32 in den Festumzug aller Teilnehmer durch die historische Innenstadt von Kielce einreihten. Wie ein bunter Wurm bewegte sich der Zug zum Stadtpark, gesäumt von vielen hundert Zuschauern. Noch nicht müde von dem ca. einstündigen Marsch zogen wir abends zum Marktplatz Rynek, um auf dem großen Europeadeball zu singen und zu tanzen.
Propeller beim Umzug durch Kielce. Fotos: I. ...
Propeller beim Umzug durch Kielce. Fotos: I. Mattes und A. Böhm
Am Sonntag hieß es Abschied nehmen von einem europäischen Sommermärchen. Ein großes Dankeschön an das internationale europäische Komitee, die vielen ehrenamtlichen Helfer und Vertreter der Stadt Kielce für die Gastfreundschaft und das wunderbare Festival. In vielen Berichten wird ein Vergleich zur Olympiade gezogen, doch im Gegensatz zur Olympiade geht es nicht um Platzierungen und Wettkämpfe, sondern einfach um das gemeinsame Musizieren und Tanzen – denn beim Tanzen braucht man keine Worte. Und so fuhren wir am Sonntag mit neuer Musik in den Ohren und neuen Tänzen in den Beinen zurück nach Bayern.

Ingrid Mattes und Anneliese Böhm

Schlagwörter: Europeade, Polen, Tanzgruppen, Geretsried, Ingolstadt, Augsburg

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