8. September 2008

Jugendtanzgruppe Herzogenaurach in den USA

Anlässlich des Heimattages in Youngstown, Ohio (diese Zeitung berichtete) hat die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach vom 8. bis 19. Juli eine USA-Reise unter der Organisation von Brigitte und Hans-Werner Krempels unternommen. Der tagebuchartige Reisebericht wird im Folgenden gekürzt wiedergegeben.
Dienstag, 8. Juli: Mit viel Neugierde und einer Menge Unternehmergeist im Gepäck trafen sich am frühen Morgen Mitglieder der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach am Nürnberger Hauptbahnhof. Es ging auf große Reise Richtung USA. Begleitet wurden sie auf dieser 12-tägigen Tour von Mitwirkenden der Erwachsenentanzgruppe Herzogenaurach und der Tanzgruppe Nürnberg. Ab Frankfurt am Main ging der acht Stunden lange Flug nach Bosten/New York. Weiterflug nach Buffalo. Per Bus fuhren wir vom Flughafen über die Grenze nach Kanada, in unser Hotel Days Inn & Suites Niagara Falls.

Mittwoch, 9. Juli: Der gruppeneigene Weckservice (Alex und Steffi) ging um 7 Uhr von Zimmer zu Zimmer. Nach dem ersten gemeinsamen amerikanischen Frühstück (zuckersüß) machten wir uns auf den Weg zu den Niagarafällen. Der Anblick war überwältigend! Wir unternahmen eine Bootsfahrt, geschützt von blauen Regenmänteln (wir sahen aus wie Schlümpfe), in die Nähe der Wasserfälle. Nach einer Stärkung zu Mittag begaben wir uns auf eine Wanderung hinter die Wasserfälle, diesmal in gelben Regenmänteln, wie die Simpsons. Die Stimmung war ausgelassen und einige tanzten spontan die „Reklich Med“ hinter den Wasserfällen. Abends trafen sich alle bei den Wasserfällen, die nun abwechselnd bunt beleuchtet wurden, gekrönt durch ein herrliches Feuerwerk. Um Mitternacht wurde ein Geburtstagsständchen für Margot gesungen und eine Flasche sehr guten Sekts geköpft. Dann war Schlafenszeit.
Die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach auf ihrer USA ...
Die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach auf ihrer USA-Reise. Foto: R. Krempels
Donnerstag, 10. Juli: Nach einem Pappteller-Frühstück besuchten wir den Freizeitpark „Marine Land“. Der Großteil des Parks war ein Tiergarten mit Orca- und Beluga-Walen, Schwarzbären, Seehunden, Delfinen, Walross etc. Zum Abendessen ging es diesmal zum „Italiener“ oder ins Steakhaus (’mal was anderes als Fast Food. An allen Stationen wurden zahlreiche Fotos geschossen, von der Landschaft und den Unternehmungen der Mitreisenden. Eine kleine Auswahl ist einsehbar unter www.sjherzi.de.

Freitag, 11. Juli: Beim Frühstück lernten wir unseren Busfahrer Joe Kish kennen, komplett in Schwarz und Cowboykluft gekleidet. Echt original! Um 8 Uhr fuhren wir mit dem Bus Richtung Pittsburgh. In Pittsburgh wurden wir vor einer Kirche von drei Mitgliedern des „Youngstown Saxon Club“ erwartet. Als wir die Kirche betraten, sahen wir, dass diese zu einem Restaurant mit Brauerei umfunktioniert war. Statt des Altars stand die Brauanlage und die Sitzbänke waren zu Sitzgruppen zusammengefasst. In Youngstown, wurden wir mit zünftiger Blasmusik (Trachtenkapelle Youngstown, Ohio) erwartet. Wir wurden herzlich empfangen und lernten unsere Gastfamilien kennen. Nach und nach trafen von nah und fern auch weitere Teilnehmer des Sachsentreffens ein, darunter die Kanadier, die Clevelander und die Gruppe der Groß-Alischer HOG. Beim Kameradschaftsabend gab es typisch sächsische Spezialitäten wie Mici, Boflisch und Zwiebel. Die Trachtenkapelle (Youngtown Brass Band, Leitung: Jon Nathan Wolfe) spielte zum Tanz auf. Zu später Stunde, als wir Jugendlichen schon etwas vertrauter miteinander waren, stellten wir fest, dass, obwohl verschiedensprachig aufgewachsen, die sächsischen Wurzeln sich bei keinem verleugnen lassen.

Samstag, 12. Juli: Frühstück bei den Gasteltern. Der Vormittag stand zur freien Verfügung. Um 18 Uhr begann offiziell der Heimattag im festlich geschmückten Saal im Saxon-Club mit dem Einzug der Fahnen. Einige unserer Jungs beteiligten sich als Fahnenträger. Nach dem Singen der Hymnen wurde das Tischgebet gesprochen und anschließend das Essen serviert. Es folgten Begrüßungen und die Ansprachen der Amtsträger aus Kanada und den Vereinigten Staaten sowie von Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Präsident der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen. Unter der Moderation von Monica Weber traten verschiedene Kulturformationen auf, darunter auch unsere Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Herzogenaurach. Sie alle fanden viel Anklang beim Publikum. Zum Tanz spielte im Anschluss das „Party-Trio“. Die Band war mit der Gruppe der HOG Großalisch aus Deutschland angereist. Es wurde eine lange, unterhaltsame Nacht.

Sonntag, 13. Juli: Der Tag begann sehr früh. Es gab ein schnelles Frühstück bei den Gastfamilien, die Tracht wurde angelegt. Wir fuhren zum Kultursaal, wo der Gottesdienst stattfand. Nach dem Gottesdienst folgte die Kundgebung mit den Festrednern Thomas Manning, Vorsitzender der „Alliance of Transylvanian Saxons“ (ATS), John Werner, Vorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, und Dr. Bernd Fabritius. Gemeinsam angestrebtes Ziel ist die Zusammenarbeit der drei Organisationen, um die sächsischen Werte weiter in die Zukunft zu tragen. Es folgten Tanz- und Gesangsdarbietungen verschiedener Kulturgruppen. Die feierliche Stimmung fand ihren Höhepunkt beim gemeinsamen Singen des Siebenbürgenliedes. Der geplante Trachtenumzug zum Saxon-Club musste wetterbedingt entfallen. So fuhr man zum Festsaal, der erneut in den sächsischen Farben Blau und Rot erstrahlte. Die Heimattagsbesucher stärkten sich mit dem köstlichen Mittagessen, das fleißige Helfer vorbereitet und serviert hatten. Die Trachtenkapelle Youngstown spielte und die ca. 550 Heimattagsbesucher genossen nochmals die Auftritte der Kulturgruppen. Wir haben uns mit einem weiteren Auftritt beteiligt und ernteten begeisterten Applaus. Alle Kulturformationen erhielten eine Dankesurkunde. Mit dem gemütlichen Teil klang der erfolgreich verlaufene Heimattag gegen 16 Uhr aus. Als Gastgruppe waren wir noch zu einer Pool-Party bei Bob Bachinger eingeladen. Wir bedankten uns musikalisch mit dem Lied „Wahre Freundschaft“. Hans-Werner Krempels sprach Dankesworte an die Youngstowner Organisatoren des Heimattages aus und bedankte sich bei unseren Gastfamilien. Ein herzliches Dankeschön an Erna Weber, durch deren beherztes Handeln unser Aufenthalt in Youngstown einmalig schön wurde.

Montag, 14. Juli: Um 8 Uhr trafen wir uns ein letztes Mal am Saxon-Club zu einem Gruppenfoto mit den Gasteltern. Nach einer herzlichen Verabschiedung fuhren wir nach Cleveland, wo uns am Sachsenheim unsere Gastgeberin Amanda Seiler-Botsch und Vertreter ihrer Gruppe erwarteten. Den Nachmittag verbrachten wir am Erie See. Hier holte sich so mancher einen fetten Sonnenbrand. Das köstliche Picknick, das unsere Gastgeber vorbereitet hatten, fand großen Anklang. Am späten Nachmittag fuhren wir zu einem Line-Dance-Club in Cleveland, mit dessen Vorsteherin Hans-Werner einen gemeinsamen Abend geplant hatte. Nachdem wir unser Können im Volkstanz gezeigt hatten, beteiligten wir uns unsererseits an einer Tanzstunde und lernten neue Line-Dance-Tänze. Die Einheimischen trugen Cowboystiefel und -hut, waren sehr gastfreundlich und interessiert.

Dienstag, 15. Juli: Morgens traf sich die Gruppe erneut am Sachsenheim. Diesmal stand der Besuch des Museums „Rock and Roll – Hall of Fame“ an. Einige besuchten auch das nahe gelegene „Science Museum“ oder besichtigten ein in der Nähe ausgestelltes U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Amanda, Steffi und Rob, Anna, Chris und Toni begleiteten uns zu den Sehenswürdigkeiten. Mittags shoppten wir im „City Tower“, einem Einkaufszentrum im Herzen von Cleveland. Später fanden wir uns ein im Sachsen-Heim. Unsere Gastgeber hatten zu einem Sommerfest mit Blasmusik eingeladen. Für gute Stimmung sorgte die Kapelle des Deutschen „Music-Verein Cleveland“. Wir stärkten uns am kunstvoll gestalteten Büfett, das die Mitglieder der Clevelander Tanzgruppe vorbereitet hatten. Dann hatten wir unseren Auftritt. Zwischen den vorgeführten Tänzen sang unser kleiner Chor einige Lieder und wir stellten uns und unsere Trachten vor. Es folgte Hans-Werner Krempels’ Ansprache mit Danksagung an die Organisatoren. Unter der Moderation von Hans Schobel und Tobias Krempels bedankten sich unsere Jugendlichen persönlich bei den Gastfamilien. Dann spielte die Blaskapelle zum Tanz, H.-W. spielte auch mit.

Mittwoch, 16. Juli: Beim morgendlichen Treffen im Sachsenheim wurde ein Gruppenfoto mit unseren Freunden geschossen. Die Fahrt nach Chicago, Illinois dauerte sieben Stunden. Dort empfing uns Hilde Müller mit Familie herzlich. Sie wohnt direkt am Strand des Michigan Sees. Wir stürzten uns gleich ins kühle Nass. Meta Filp hatte die lustigen (und weniger lustigen) Geschehnisse unserer Reise in Versform gebracht und las sie nun vor. Wir haben dazu passend geschauspielert. Da sich ein Gewitter zusammenbraute, fand das geplante BBQ (barbecue = Grillfest) in der Hochhauslobby unserer Gastgeber statt. Dabei lernten wir weitere Landsleute kennen, bei denen wir übernachteten.

Donnerstag, 17. Juli: Morgens trafen wir uns am DANK-Haus zur Abfahrt in die Innenstadt von Chicago. Das DANK-Haus ist ein Deutsches Kultur-Zentrum, eine Art Haus der Heimat. Hilde und ihr Sohn Christian waren unsere Stadtführer. Zuerst durften wir Chicago aus dem 61. Stockwerk eines Bürohochhauses und dann von der Plattform im 74. Stockwerk des selben Gebäudes bewundern. Dann nahmen wir an einer Bootsfahrt auf dem Michigan River und dem See teil. Zum Mittagessen führte uns Hilde in Billy Goats Taverne. Die Cheeseburger schmeckten klasse! Am Abend fand im großen Saal des DANK-Hauses eine Veranstaltung für unsere sächsischen und donauschwäbischen Landsleute statt. Sie begann mit einem köstlichen Abendessen. Die ca. 170 Zuschauer waren an unserer Gruppe sehr interessiert. Man suchte das Gespräch mit uns. Wir stellten vielfach fest, dass etliche Landsleute aus Gemeinden stammten, wo einige unserer Jugendlichen ihre Wurzeln haben. Wir begannen unsere Darbietung mit Tanzen, Gesang, der Vorstellung der Mitglieder und der Trachten. Zum Schluss sangen wir „Mer wallen bleiwen wat mir sen“ (auch unser Motto) und gemeinsam mit dem Publikum das Siebenbürgen-Lied. Der Auftritt war sehr gelungen. Nach dem Dank der Jugendlichen an die Gasteltern folgten Ansprachen von Hans-Werner Krempels und Hilde Miller. Ein Duo spielte zum Tanz auf und sorgte für gute Stimmung bis zu später Stunde.

Freitag, 18. Juli: Mit gepackten Koffern trafen wir uns am DANK-Haus zur Verabschiedung von unseren Freunden. Zunächst fuhren wir zum „Sears Tower“, Chicagos höchster Aussichtsturm. Per Aufzug ging es in das 106. Stockwerk. Wir genossen von hier eine wahnsinnige Aussicht über die Stadt. Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Flughafen. Hier verabschiedeten wir uns von Familie Müller, der wir diesen herrlichen Aufenthalt in Chicago zu verdanken haben, und ebenso von unserem Busfahrer Joe Kish. In den frühen Abendstunden flogen wir über Zürich nach Frankfurt. Diesmal hatten wir im Gepäck eine Menge wunderbarer Erinnerungen, Dankbarkeit und das Bewusstsein, viel Freude erlebt und anderen bereitet zu haben und zahlreiche liebe Freunde gewonnen zu haben.

Margot David, Katharina Ziegler, Tobias Krempels

Schlagwörter: Tanzgruppen, Föderation, USA

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