3. November 2008

17. Volkstanzwettbewerb der SJD

Der Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) ist neben dem Heimattag in Dinkelsbühl die größte und wichtigste Veranstaltung im Terminkalender der SJD. Die Hauptakzente der Veranstaltung, die von der Jugend selbst organisiert und durchgeführt wird, liegen auf der Traditionspflege, dem Wettbewerb und der Mitgliederwerbung. Jedes Jahr kommen Tanzgruppen aus ganz Deutschland zusammen, um sich im Wettkampf zu messen, so auch bei der 17. Auflage, die am 25. Oktober in Untergruppenbach bei Heilbronn stattfand. Als Sieger des Wettbewerbs ist die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn hervorgegangen. Den zweiten und dritten Platz belegten die Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtanzgruppe München bzw. die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Augsburg. Abends fand in derselben Halle der Herbstball der SJD statt, zu dem über 600 Gäste kamen. Wieder einmal hat die SJD demonstriert, wie stark die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft ist.
Schon früh am Morgen versammelten sich in der Stettenfellshalle in Untergruppenbach fast die komplette Bundesjugendleitung der SJD sowie Helferinnen und Helfer aus der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn zu einer kurzen Besprechung. Gemeinsam wurde dann angepackt. Noch bevor die ersten Tanzgruppen eintrafen, war die Halle bestuhlt und die Bühne aufgebaut. Die Pokale wurden am Rand der Bühne platziert. Rot-blaue Girlanden, Plakate und Banner machten darauf aufmerksam, dass an diesem Tag eine ganz besondere Veranstaltung stattfinden würde. Dieses Bild bot sich den neun Tanzgruppen aus ganz Deutschland, als sie die Halle betraten. Ein wichtiger Bestandteil war die Mitgliederwerbung, zum Beispiel in Form eines Infostandes am Eingang oder durch die Werbung auf T-Shirts, wie sie Mitglieder getragen haben. Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, erhielten die HelferInnen ein Mittagessen. Die Tanzgruppen wurden nach Anmeldung und Erledigung der Formalitäten ebenfalls mit einer Mahlzeit versorgt.

Das Reglement des Volkstanzwettbewerbes sieht für jede Tanzgruppe einen Pflichttanz und einen selbst zu wählenden Kürtanz vor. Aus den eingegangenen Vorschlägen für den Pflichttanz war die „Schwäbische Tanzfolge“ ausgelost worden. Den Tanzgruppen steht es frei, welchen Tanz sie zuerst tanzen und wie sie einmarschieren. Die Reihenfolge der Auftritte wurde in der Vorbesprechung gelost. Heuer fiel das erste Los, wie in den letzten beiden Jahren, auf die Tanzgruppe München. In der Vorbesprechung wurden die Jurymitglieder vorgestellt: Dr. Irmgard Sedler, die Leiterin der Museen der Stadt Kornwestheim und Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim, war für die Trachtenbewertung zuständig; Uwe Schlottermüller, Leiter eines Ensembles für Musik und historischen Tanz in Freiburg; Reinhold Frank, Verleger des Walter Kögler Verlages und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Heimat – und Trachtenverbände in Baden-Württemberg; Jochen Lieser, Tanzleiter bei badischen und donauschwäbischen Tanzgruppen und Tanzreferent vom Bund Heimat und Volksleben; Heinz Hess, der viel Volkstanzmusik macht, zwei Tanzgruppen leitet, u. a. die CD „Volkstänze aus Siebenbürgen“ bespielt hat. Bewertet wurde anhand eines Bewertungssystems, das den Juroren vorab erläutert wurde.

Bundesjugendleiter Rainer Lehni eröffnete den 17. Volkstanzwettbewerb. Er begrüßte die Zuschauer, Gäste, Ehrengäste und teilnehmenden Tanzgruppen. In seiner Ansprache bezeichnete der Bundesjugendleiter den Volkstanzwettbewerb als generationenübergreifende Tradition der hier in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen. Dabei fungierten die Tanzgruppen durch ihre Arbeit als Stifter der Gemeinschaft: „Sie steht für Lebensfreude und stiftet Gemeinschaft“. Lehni erinnerte an das erfolgreiche Benefizkonzert vom 14. September zugunsten der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, das ohne das Engagement der Jugend nicht zustande gekommen wäre. Sodann stellte er die Ehrengäste vor und hieß die Kindertanzgruppe aus Heilbronn willkommen, die den Tanzreigen eröffnen sollte. Die Kinder der von Astrid Kelp geleiteten Tanzgruppe führten drei Tänze vor. Das Staunen der Kleinen bis ganz Kleinen über die vielen Zuschauer war offensichtlich größer als jegliche Aufregung. Es folgten Grußworte der Ehrengäste. Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Untergruppenbach, Hermann Steiner, freute sich darüber, dass solch eine Veranstaltung in Untergruppenbach stattfindet. Er dankte der siebenbürgischen Gemeinde und dem Verband für deren Engagement in Sachen Kultur und Gemeinschaftspflege, wie sie in Deutschland beispielhaft sei. Die Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn und stellvertretende Landesvorsitzende des Landes Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Christa Andree, vertrat den Landesvorsitzenden Alfred Mrass, der aus terminlichen Gründen nicht dabei sein konnte. Sie setzte alle anwesenden und in unserer Gemeinschaft aktiven Jugendlichen auf die Gewinnerliste. All diese hätten bereits gewonnen, da sie sich in die Gemeinschaft mit einbrächten und dafür stark machten. Hartmut Liebscher, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutschen Jugend in Europa e.V. (DJO), betonte die Wichtigkeit für die DJO, Volkstanzgruppen wo es nur ginge unter die Arme zu greifen. Deshalb sponserte die DJO Baden-Württemberg die gerade erst erschienene CD „Deutsche Volkstänze aus dem schwäbisch-alemannischem Raum“ für die ersten drei Plätze dieses Wettbewerbes.
Der Sieger des 17. Volkstanzwettbewerbs der SJD, ...
Der Sieger des 17. Volkstanzwettbewerbs der SJD, die Jugendtanzgruppe Heilbronn, vor der Stettenfelshalle in Untergruppenbach.
Die Moderatoren Marion Wagner Hermann und Edwin-Andreas Drotleff stellten sich vor und erläuterten den Zuschauern das Reglement. Jede Tanzgruppe wurde einzeln angesagt unter Nennung von Details wie Gründungsjahr oder Mitgliederzahl. Die Tanzgruppen traten in folgender Reihenfolge auf: Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtanzgruppe München, Trachtentanzgruppe Nadesch e.V., Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Stuttgart, Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Biberach, Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn, Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Augsburg, Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg, Jugendtanzgruppe Ingolstadt und Jugendtanzgruppe Geretsried. Die Sympathiekundgebungen des Publikums fielen natürlich bei den ortsansässigen Tanzgruppen am lautesten aus. Wenn eine Tanzfigur besonders kompliziert und aufwändig aussah, oder ein für die Zuschauer einwandfreier Auftritt gelungen war, erhielt die jeweilige Tanzgruppe starken Beifall. Die Juroren zeigten sich hiervon unbeeindruckt, um ja keine Gerüchte aufkommen zu lassen. Wegen des etwas hohen Tempos, in dem sich der Wettbewerb vollzog, hatten es die Punktrichter nicht leicht. Mit Eindrücken aus den vergangenen drei Stunden gesättigt, ging man in eine zehnminütige Pause, um den Juroren noch etwas Zeit für die letzten Bewertungen zu geben und die Auswertung zu starten.

Zum Aufmarsch spielten Andreas Roth, Mitglied der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendtanzgruppe München, und Helmuth Rennert, Mitglied der Band „Amazonas-Express“, die auch beim Herbstball im Anschluss an den Volkstanzwettbewerb aufspielte. Begleitend zur Musik startete der von Rainer Lehni und Astrid Sutoris angeführte Aufmarsch quer durch die Halle. Dabei fiel allen, obwohl das Ergebnis des Wettbewerbs noch nicht bekannt war, die Anspannung des Tages ab. Man war froh, miteinander wieder einmal etwas Großes auf die Beine gestellt zu haben. So kann dieser Aufmarsch als Symbol für unsere Gemeinschaft gesehen werden. Als Einzelperson findet man zu einem Paar, schließt sich mit anderen zusammen, man geht einen gemeinsamen Weg, wie verschlungen und gewunden dieser auch aussehen mag. Rainer Lehni dankte allen, die an diesem Tag mitgewirkt haben, und gab das Wort an Ingwelde Juchum weiter. Gespannt warteten die Tanzgruppen auf ihren Plätzen, während zuerst die Urkunden für die Teilnahme am Volkstanzwettbewerb vergeben wurden. Als der Name der drittplatzierten Tanzgruppe, der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Augsburg, verkündet wurde, gab es kein Halten mehr. Halb rennend, halb tanzend stürmten die Tanzgruppenmitglieder vor zur Bühne, um ihre Trophäe abzuholen. Mit dem „Großen Achter“ hatten es die jungen Augsburger, die von Rosemarie Schwarz und Ute Schuller geleitet werden, auf Platz drei geschafft. Die von Gerhard Martini geleitete Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtanzgruppe München belegte den zweiten Platz und war nicht minder froh als die Augsburger. Der „Sprötzer Achterrüm“ verhalf ihnen zu Platz zwei. Für den ersten Platz wurde die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn ausgerufen. Die ganze Halle applaudierte und jubelte mit den Siegern des 17. Volkstanzwettbewerbes mit und ließ sich vom Siegestaumel mitreißen. Minuten lang feierten die Tanzgruppen mit den Zuschauern ihren Sieg auf der Tanzfläche, bis die von Christine Göltsch und Ines Wenzel geleitete Heilbronner Tanzgruppe die „Schwäbische Tanzfolge“ nochmals vorführen durfte.

Rainer Lehni schloss den diesjährigen Volkstanzwettbewerb und verabschiedete Ehrengäste und Zuschauer. Bei der Jurybesprechung wurde bekannt gegeben, dass der nächste Volkstanzwettbewerb am 31. Oktober 2009 in Drabenderhöhe stattfinden wird, 2010 dann in Bayern. Die Tanzjuroren gaben konstruktive Kritik an die Tanzgruppenleiter weiter, lobten aber auch das an diesem Tage zum Tragen gekommene Engagement. In Sachen Volkstanz bewege sich der Volkstanzwettbewerb der SJD auf einem hohen Niveau, freilich sollte noch mehr auf die Fröhlichkeit und Geselligkeit des Volkstanzes gesetzt und das Reglement nicht allzu streng ausgelegt werden. Die Tanzgruppenleiter wünschten sich künftig eine bessere Absprache mit den Juroren. Dr. Irmgard Sedler plädierte dafür, mehr auf die Virtuosität und die Auseinandersetzung mit der Tracht und der damit verbundenen Möglichkeiten beim Tanz zu achten. Insgesamt seien die getragenen Trachten bis auf wenige Ausnahmen eine Augenweide gewesen.

Weit über 600 Gäste zählte man abends auf dem Herbstball der SJD, ebenfalls in der Stettenfelshalle. Bis in die frühen Morgenstunden feierte der Großteil der Tänzerinnen und Tänzer gemeinsam zur beliebten Musik der Band „Amazonas-Express“. Es bleibt allen zu danken, die sich aktiv an dieser Veranstaltung beteiligt und sie mitgestaltet haben. Ein herzlicher Dank geht an die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn für den Einsatz beim Aufbau im Saal und für die Kuchenspenden sowie an das Organisatorenteam um Christine Göltsch, Ingwelde Juchum und Rainer Lehni. Gedankt sei ferner Gabi Hedwig für die Abrechnung beider Veranstaltungen sowie Christian Guist und Wolfgang Bretz für die organisatorische Mithilfe beim Herbstball, ebenso allen Vorstandsmitgliedern mit Partnern und Freunden für den aktiven Einsatz an diesem Tag. Der Volkstanzwettbewerb ist ein beispielhaftes Zeugnis unserer Fähigkeit, unsere Gemeinschaft auszuleben und zu erhalten. Nächstes Jahr treffen wir uns erneut, um gemeinsam zu tanzen, miteinander zu feiern und dafür zu sorgen, dass wir und andere nicht vergessen, wer wir sind: Siebenbürger-Sachsen. Auf einen mindestens genauso erfolgreichen Volkstanzwettbewerb in Drabenderhöhe im nächsten Jahr.

Edwin-Andreas Drotleff

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