28. Februar 2012

Zum Tod von Konrad Stamm, ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender in Baden-Württemberg

Am 11. Februar 2012 starb in Stegen im Alter von 84 Jahren Dipl.-Ing Konrad Stamm, ehemaliger Vorsitzender der Kreisgruppe Freiburg, ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender in Baden-Württemberg und ehemaliges Mitglied des Schlichtungsausschusses unseres Verbandes. Mit dem Tod von Konrad Stamm verliert die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen einen Mann der ersten Stunde, einen Mann, der sich nach seiner Rückkehr aus der Deportation in die Sowjetunion für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und in Deutschland vielfach eingesetzt hat.
Konrad Stamm kam am 31. Januar 1928 in Hermannstadt als Sohn von Andreas Stamm und von Ida Maria Stamm, geborene Ulreich, zur Welt. Er besuchte die Schule in Hermannstadt und in Kronstadt. Kurz vor seinem 17. Geburtstag wurde er als Schüler des Honterusgymnasiums direkt von der Schulbank zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, ein Schicksal, das er mit vielen seiner Schulfreunde der Jahrgänge 1927 und 1928 teilte. Nach seiner Rückkehr aus der Deportation 1947 ließ er sich in Österreich nieder und holte 1949 das Abitur nach. In Graz studierte er Maschinenbau und Elektrotechnik und heiratete in Linz 1954 Maja, geb. Kauntz. 1956 erlangten die Stamms die deutsche Staatsbürgerschaft und ließen sich 1958 zuerst in Erlangen und dann in Freiburg nieder. Später zogen sie nach Stegen neben Freiburg ins Eigenheim um. Drei Kinder und fünf Enkelkinder gehören jetzt zur Familie. Als langjähriger Leiter der TÜV-Niederlassung Südbaden war Konrad Stamm eine geschätzte und geachtete Persönlichkeit. Im Verband der Siebenbürger Sachsen, der damaligen Landsmannschaft, wirkte er über viele Jahre aktiv mit und übernahm Verantwortung. Von 1973 bis 1981 war er Vorsitzender der Kreisgruppe Freiburg, von 1984 bis 1995 stellvertretender Landesvorsitzender und von 2003 bis 2007 wirkte er in der Schlichtungskommission des Verbandes auf Bundesebene mit.
Konrad Stamm (1928–2012) ...
Konrad Stamm (1928–2012)
In der Zeit als Kreisgruppenvorsitzender nahmen der Aussiedlerstrom aus Siebenbürgen und die Mitgliederzahl in Freiburg kontinuierlich zu. Die Aktivitäten der Kreisgruppe wurden unter seiner Führung vielfältiger, interessanter und praxisbezogener. Damals wurde der Chor der Kreisgruppe Freiburg gegründet, der unter der Leitung von Heinrich Truetsch und später unter Dieter Barthmes in vielen Städten Baden-Württembergs sowie in Basel auftrat. Im Kolpinghaus in Freiburg wurden schöne Faschingsbälle gefeiert, erstmals wurde das Grillfest auf der Emmendinger Hütte am Feldberg veranstaltet, später wurde es nach Unteribental verlegt und auch heute ist es noch ein Fixpunkt in den Aktivitäten der Kreisgruppe. Angesichts der zunehmenden Not in Rumänien organisierte die Kreisgruppe Freiburg in den siebziger Jahre erste Sammlungen für unsere Landsleute in Siebenbürgen. Eine Ausstellung zum Thema „800 Jahre Hermannstadt“ im Colombihaus Freiburg sowie Orgelkonzerte mit Prof. Franz Xaver Dressler rundeten die Tätigkeit der Kreisgruppe in dieser Zeit ab. Sein reges Interesse an der siebenbürgisch-sächsischen Kultur teilte er mit seiner Ehefrau, für beide war der jährliche Besuch des Heimattages in Dinkelsbühl ein Muss. Als Mitglied der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereines, als Organisator von Wanderungen wurde er ein wichtiges Bindeglied zwischen Landsmannschaft und Karpatenverein.

Als stellvertretender Landesvorsitzender war Konrad Stamm für die badischen Landesgruppen zuständig, vertrat deren Interessen im Landesvorstand in Stuttgart und trug Verantwortung für die gute Funktion der ganzen Landesgruppe. In seine Amtszeit fällt auch die politische Wende in Rumänien, mit der Aufgabe, möglichst viele Neuankömmlinge zu betreuen und in die Landsmannschaft aufzunehmen. Als der damalige Landesvorsitzende Hans-Wolfram Theil am 30. Juni 1985 sein Amt niederlegte, leitete Konrad Stamm die Landesgruppe zusammen mit Otto Depner kommissarisch bis zum 22. Februar 1986 und bereitete die Wahlen, an denen Richard Löw zum Vorsitzenden gewählt wurde, vor. Mit Löw arbeitete er bis 1995 zusammen, beide traten bei den Neuwahlen 1995 nicht mehr an.

In Stamms Einfamilienhaus in Stegen tagte am 28. September 1991 eine Arbeitsgruppe der Landsmannschaft aus Baden-Württemberg unter der Führung von Konrad Stamm und erstellte neue Leitlinien und Prinzipien für die landsmannschaftliche Arbeit. Dabei ging es um Struktur und Funktionsweise der Landsmannschaft, um deren Namen, um die Siebenbürgische Zeitung und um das Verhältnis zu den aufstrebenden Heimatortsgemeinschaften. Bei den Besprechungen brachte sich Konrad Stamm stets engagiert und sachkundig ein. Ihm lag die gute Funktion unseres Vereines stark am Herzen, er drängte immer auf das Einhalten des Prinzips der kollektiven Führung und zeigte wenig Verständnis für Alleingänge von Führungspersonen.

Konrad Stamm hat über viele Jahre in unserem Verband und in anderen Vereinen segensreich gewirkt. Auch nach seinem Ausscheiden aus ehrenamtlichen Funktionen hat er interessiert und aufmerksam das Geschehen verfolgt und mit Ratschlägen geholfen. Der Verband ist für seinen Einsatz sehr dankbar und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

An der Trauerfeier zur Feuerbestattung in Stegen am 18. Februar 2012 nahmen viele ehemalige Weggefährten des Verstorbenen aus dem landsmannschaftlichen Verband und einige Schulfreunde aus Kronstadt teil. Den Dank für die Arbeit von Konrad Stamm seitens des Verbandes sprach Alfred Mrass, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg und stellvertretender Bundesvorsitzender.

A. Ms.

Schlagwörter: Baden-Württemberg

Bewerten:

13 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.