28. Juni 2013

Zum Tod von Horst Rampelt

Der Kreisverband Nürnberg und das Haus der Heimat Nürnberg trauern mit allen Angehörigen und Freunden um unseren Landsmann Horst Rampelt, einen bemerkenswerten siebenbürgisch-sächsischen Zeitgenossen, der am 9. Juni im 86. Lebensjahr gestorben ist.
Geboren am 19. November 1927 in Großprobstdorf, verbrachte Horst Werner Rampelt auf dem Rampeltischen Landgut im Eibischtal in Meschen eine glückliche Kindheit. Die Volksschule besuchte er in Meschen und kam Anfang der 1940er Jahre aufs Gymnasium in Mediasch, von wo er, erst 17 Jahre alt, im Januar 1945 zusammen mit unzähligen Landsleuten nach Russland deportiert wurde. In Konstantinowka erlitt er die Deportation unter erbärmlichsten Bedingungen und kehrte erst im Dezember 1949 wieder heim. Seine ursprüngliche Familie gab es jetzt nicht mehr. Sein älterer Bruder im Krieg gefallen, seine Schwester in den Westen geflohen, sein Vater tot, seine Mutter verletzt an Körper und Seele, hatte sie doch das ganze Hab und Gut, das sie auf deutsche Militärfahrzeuge aufladen ließ, bei einem Bombenangriff bei Bran auf der Flucht vor der anrückenden russischen Front 1944 verloren. Unter den gegebenen Umständen war an einen weiteren Schulbesuch für ihn überhaupt nicht zu denken. Er musste früh für seinen Lebensunterhalt und für den seiner mittellosen Mutter aufkommen und fand eine Anstellung als Arbeiter in der Textilfabrik, den Mediaschern als IRTI bekannt. 1959 wurde er Meister der Farbküche, wo die Farben für die Druckerei gemischt und für den Druck aufbereitet wurden. Schon 1951 heiratete er seine Freundin Kathi. Ihr Eheglück wurde mit zwei Buben gekrönt, Günther 1952 und Christian 1954, sie waren eine der glücklichsten Familien in Mediasch. 1965 starb sein erstgeborener Sohn Günther. Sohn Christian wurde Bauingenieur. Dessen beiden Söhne, Jens Jahre und Timo erfreuten auch ihren Opa. Horst Rampelt gelang es erst im Mai 1979, dem Kommunismus den Rücken zu kehren, um hier in Deutschland ein neues Zuhause zu schaffen.

Horst Werner Rampelt (1927-2013) ...
Horst Werner Rampelt (1927-2013)
Seit 1987 offiziell in Rente, tat er das, was ihn ein Leben lang begleitete: Dienst am Nächsten. Schon vor der Rente wurde er ehrenamtlicher Berater in der Beratungsstelle der Landsmannschaft, zunächst in der Kollwitzstraße und später dann im neuen Haus der Heimat in der Imbuschstraße in Nürnberg. Er half vielen Landsleuten in finanziellen, rechtlichen und seelischen Angelegenheiten weiter und konnte jahrelang in viele zufriedene Gesichter schauen. Auf seinen Sohn Christian konnte er sich immer verlassen. Glückliche letzte Lebensjahre verbrachte er mit seiner Lebenspartnerin Katharina „Tenni“ Kotschy, der Dank für ihre wohltuende Begleitung gebührt.

Horst Rampelt war ein fleißiger und besonders zuverlässiger Mensch mit großer Lebenserfahrung und großem Weitblick, gebildet und als Autodidakt voller Ideen und Verwirklichungen. Er hat sich zur großen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft leidenschaftlich hingezogen gefühlt. Er hat jahrelang aktiv Gemeinschaftsleben an vorderster Front mitgestaltet. Sein Wirken als gefragter Berater im Bereich des Vorstands des Kreisverbandes Nürnberg, seine Ausdauer, sein beispielhafter Einsatz bleiben für uns alle ein positives Vermächtnis. Wir bewundern die Kraft und die Ausdauer, die er bewiesen hat. Er hat uns beeindruckt: mit seiner Lebenseinstellung, seinem gutmütigen, Freude und Optimismus verbreitenden Lächeln, mit seiner Geschicklichkeit, seinem Humor, seinem fortwährenden Interesse an all dem, was Gemeinschaft ausmacht, mit seiner Hilfsbereitschaft, seiner liebenswürdigen Art, seiner Höflichkeit. Mit ihm konnte man sich in vielfältiger Art locker und auch perspektivisch austauschen. Durch die jüngste Geschichte – Zweiter Weltkrieg, Deportation, Leben in der sozialistischen Diktatur – stark geprägt, hatte er großes Interesse am Zeitgeschehen, war gut informiert und somit ein bemerkenswerter Gesprächspartner. Horst Rampelt schöpfte Kraft und Ausdauer aus seinem christlichen Glauben, aus seiner Familie und seiner siebenbürgischen Gemeinschaft. Gott möge ihm die ewige Ruhe und allen Hinterbliebenen Trost schenken.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Nachruf, Nürnberg, Mediasch, Aussiedlerfragen

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Neueste Kommentare

  • 28.06.2013, 20:04 Uhr von siebenschläfer: Er war in der Tat ein sympathischer und humorvoller Mensch, den ich während einer Reise ... [weiter]

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