27. September 2013

Dietmar Zermen – ein Nachruf

Am 25. August 2013 starb Dietmar Zermen, von 1996 bis 2013 Vorsitzender der Kreisgruppen Rosenheim, nach langer schwerer Krankheit in seinem Wohnort Großkarolinenfeld.
Dietmar Udo Norbert Zermen wurde am 20. Dezember 1942 in Kronstadt geboren. Er wuchs in Zeiden in der Weihergasse neben dem Erlenpark auf und genoss dort seine Kindheits- und Jugendjahre. Auch einen Großteil seines Erwachsenenlebens verbrachte er auf dem Elternhof. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Volksschule und danach das Johannes-Honterus-Gymnasium in Kronstadt. Sein großer Traum von der „Fliegerei“ war leider nicht erfüllbar. Nach dem Militärdienst besuchte er die Technische Schule für Metallurgie in Kronstadt und machte seinen Abschluss in Elektrotechnik. Anschließend ging er auf die Fachschule für Architektur und Städtebau in Bukarest, die er mit Diplom beendete. Seine berufliche Laufbahn begann in Kronstadt, wo er als Hauptprojektant und Projektleiter bis zu seiner Ausreise tätig war. 1971 heiratete Dietmar seine Hedwig. Hedwig Anna Spitz ist auch in Zeiden geboren und aufgewachsen. Sie lebten zusammen mit der Großfamilie auf dem elterlichen Hof in der Weihergasse, wo auch die beiden Söhne Uwe Norbert und Helge Joachim ihre Kindheit verbrachten. Im Mai 1987 gelang Dietmar und Hedwig Zermen zusammen mit ihren Söhnen die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Sie fanden Wohnung und Arbeit in Rosenheim, wo die Söhne auch ihre Ausbildung fortsetzen konnten. Dietmar war als Architekt in einer Rosenheimer Baufirma tätig und plante und betreute als solcher viele Großbaustellen in und um Rosenheim, aber auch darüber hinaus bis ins Niederbayerische.

Dietmar Zermen (1942-2013) ...
Dietmar Zermen (1942-2013)
Als 1996 bei der Kreisgruppe Rosenheim die Position des Vorsitzenden neu zu besetzen war, ließ sich Dietmar Zermen nicht lange bitten und stellte sich für das Amt zur Verfügung. Er wurde gewählt und leitete die Kreisgruppe über 18 Jahre lang gekonnt und mit Weitsicht. Gleichzeitig engagierte er sich auch im Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BdV), wo er ein geschätzter Mitarbeiter war. Als Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim war Dietmar Zermen auch im Vorstand des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ in Rimsting eingebunden, wo er in der gerade stattfindenden Umbau- und Umgestaltungsphase des Siebenbürger Heimes sein umfangreiches Wissen und seine vielfältige Erfahrung einbringen konnte. Nicht vergessen wollen wir, dass er auch im Chor der Kreisgruppe als Sänger aktiv war.

Wenn Dietmar der Abschied von der Heimat und vor allem von Zeiden auch schwer gefallen war, so hatte er hier ein Betätigungsfeld gefunden, wo er für seine Landleute da sein und das Zusammenleben aktiv mitgestalten konnte. Während seiner Amtszeit fand in der Kreisgruppe ein sehr reiches Kultur- und Vereinsleben statt. Auch wurden von der Kreisgruppe viele Reisen ins In- und Ausland organisiert, an denen er und seine Frau gerne teilnahmen. Leider war das nicht immer möglich; wenn es anfangs die Arbeit war, die das verhinderte, dann war es später die Gesundheit, die es ihm erschwerte, mitzumachen. Im Frühjahr 2013 stellte er sich, schon von der Krankheit gezeichnet, nicht mehr zur Wahl. Er beobachtete das Geschehen aber weiter sehr interessiert und begleitete den neuen Vorstand mit Ratschlägen und Anregungen aus seinem reichen Erfahrungsschatz.

Dietmar Zermen hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen. Vor allem seinen Zeidner Landsleuten war der Architekt in der alten Heimat, aber auch später eine große Hilfe. Denn es gab Zeiten, da mussten für die Ausreise bei den Behörden Haus- und Hofpläne abgegeben werden, die kaum jemand hatte. Dietmar vermaß die Anwesen und zeichnete die Pläne, sodass viele von uns ihre Ausreisepapiere bekommen konnten. Bei allfälligen Renovierungsarbeiten an der Zeidner Kirche, dem Kirchturm, der Ringmauer, dem Pfarrhaus oder bei den Erweiterungsarbeiten für die Friedhofskapelle war er ein kompetenter und engagierter Ansprechpartner. In Deutschland stand er dem Vorstand der Zeidner Nachbarschaft mit Rat und Tat zur Seite und konnte gerade wegen seiner hervorragenden Kenntnisse der Zeidner Häuser bei der „Denkmaltopographie Siebenbürgen“, Band 3.4, in dem seine Heimatstadt Zeiden bearbeitet wurde, wertvolle Dienste leisten.

Für seinen besonderen Einsatz und seine vielfältigen Aktivitäten wurde Dietmar Zermen mehrfach ausgezeichnet. So wurde ihm vom Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland die goldene Ehrennadel verliehen, und von der Zeidner Nachbarschaft bekam er eine Urkunde ausgehändigt. Vom Kreisverband des BdV sollte er heuer im Oktober noch das goldene Ehrenabzeichen erhalten. Es hat nicht mehr sollen sein.

Die Trauerfeier fand in der evangelischen Kirche in Großkarolinenfeld statt. Eine große Trauergemeinde nahm Abschied von Dietmar Zermen. Neben Landsleuten aus Rosenheim und Umgebung waren auch viele Zeidner von nah und fern, Nachbarinnen und Nachbarn, Arbeitskolleginnen und -kollegen gekommen und gaben ihm das letzte Geleit. Er wird uns noch lange fehlen und wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.

Volkmar Kraus

Schlagwörter: Nachruf, Rosenheim, Zeiden, Kreisgruppe, Vorsitzender

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