4. Oktober 2013

Reise des Kreisverbands Nürnberg nach Siebenbürgen

„Ihr seid schon ein reiselustiger Haufen …“, sagte mir kürzlich, noch bevor wir uns wieder auf die Reise machten, ein Freund aus Nürnberg. Ja, das sind wir, aber nicht nur vom Kreisverband Nürnberg, sondern deutschlandweit waren die Reiseteilnehmer mal wieder gekommen, um mit uns vom 15. bis 27. August Siebenbürgen zu erkunden und danach bei der 450-Jahr-Feier in Bistritz dabei zu sein.
Von Nürnberg aus reisten wir, mit Zwischenstopp und Übernachtung in Budapest, nach Hermannstadt, wo wir zentrumsnah im Hotel Continental Forum übernachteten. Zu Beginn tasteten wir uns behutsam vor und lernten uns alle (zum Teil) wieder kennen. Für viele war es das erste Mal seit über 40 Jahren, dass sie die Heimat wiedersahen und dementsprechend emotional wurden auch die Veränderungen aufgenommen. Eine Freundin aus Wiehl schrieb mir nach der Reise: „… glaube mir, ich verarbeite immer noch diese Fahrt mit all ihren Ereignissen und Begebenheiten, besonders im Freundeskreis, wo alle viel davon erfahren möchten. Bei dieser Fahrt waren Lachen und gleichzeitig Weinen der stete Begleiter und das war gut so. Ansonsten wüsste ich nicht, wie man die 40 Jahre Lücke schließen könnte. Gerade jetzt kriege ich wieder Gänsehaut bei allem, was wir erlebt haben. Für zwölf Tage waren es sehr viele Eindrücke und das braucht Zeit zum Verarbeiten“.

Wir haben auch dank unseres Reiseleiterteams Diana Nistor und Catalin Mureșan sehr viel gesehen, erlebt und gemeinsam unternommen. Beginnend mit der Besichtigung von Hermannstadt, über Sibiel mit seinem Glasikonenmuseum, einem Mittagessen auf dem Bauernhof, der Kirchenburg Heltau, den gemeinsamen Abendessen in traditionellen Restaurants (teilweise mit Folkloredarbietungen), Ausfahrten durch die siebenbürgischen Dorflandschaften um Hermannstadt, rundeten abends die Hermannstädter und Bukarester Philharmoniker durch ihre erstklassigen Konzerte auf dem großen Ring einen wunderschönen Tag ab. Wir erlebten wieder einmal eine weltoffene Stadt.

Es hieß Abschied nehmen von Hermannstadt. Über Rosenau, wo wir die Burg besichtigten, und einen Versuch, auch die Törzburg zu besichtigen, was wir wegen der großen Menschenmassen dort nicht schafften, erreichten wir Kronstadt und unser Hotel Krone. Ein Spaziergang durch das abendliche Kronstadt und über den Rathausplatz führte uns in einen typischen Restaurantkeller zu einem traditionellen Abendessen mit gutem Wein und Schnaps.

Der nächste Tag begann früh, als wir vom Hotel in die Stadt spazierten und nach Zeiden fuhren, wo uns Pfarrer Andreas Hartig erwartete. Wir hatten eine tolle Führung durch die Kirchenburg und erfrischten uns im Kirchhof mit Wassermelonen, die wir unterwegs an einem der vielen Stände gekauft hatten. Es waren sehr heiße Tage in Siebenbürgen. Abends ging es dann in die Schulerau und nach einem schönen Spaziergang in die Dakenscheune. Wieder hieß es packen und weiterziehen. Bei einem Besuch in Radeln, wo wir unsere Freunde Karin und Michael Morth um eine Führung gebeten hatten, trafen wir überraschenderweise auch Peter Maffay, der bekanntlich durch seine Tabaluga-Stiftung ein Ferienhaus für traumatisierte Kinder in Radeln eingerichtet hat. Die Freude war groß bei Jung und Alt, zumal Peter Maffay sich auch gleich zu Autogrammen und Gruppenfotos bereit erklärte – ein echter Siebenbürger, fanden wir.
Auf ihrer Siebenbürgenreise besuchte die ...
Auf ihrer Siebenbürgenreise besuchte die Reisegruppe auch das Kinderferienhaus in Radeln und traf Peter Maffay. Foto: Hans Wagner
Und weiter ging es durch siebenbürgische Landschaften und Dörfer bis nach Deutsch-Weiß­kirch, wo wir bei Caroline und Walter Fernolend zum Mittagessen eintrafen. Käse, Speck und Zwiebeln, Tomaten und Gurken sowie Wein und Schnaps taten ihr Bestes, sodass wir uns später zur Kirchenburg aufmachten, wo uns Frau Dootz eine tolle Führung bot. Groß war unsere Freude, als wir im Ort auch unsere Kreisvorsitzende Inge Alzner mit Ehemann Michael trafen. Sie begrüßte alle Reisegäste, die sich dem Kreisverband bei dieser Reise angeschlossen hatten.

Mit tollen Eindrücken fuhren wir weiter nach Schäßburg in unser gastliches Hotel Kavalier. Ein abendlicher Spaziergang mit Führung durch Schäßburg rundete den Tag ab. Hier nahmen wir dann Abschied von unserer Reiseleitung und fuhren am nächsten Morgen in Eigenregie Richtung Bistritz. Zunächst machten wir Halt in Nadesch bei der wunderbar renovierten Kirche und Anlage und wurden am Kirchenplatz von Trini-Tante begrüßt. Wir hatten eine kleine gemeinsame Andacht, sangen einige Lieder und verabschiedeten uns, jedoch kamen wir nicht eher weg, als bis wir ein paar Äpfel aus dem Pfarrhof mitnahmen.
Gruppenbild auf der Lügenbrücke in Hermannstadt. ...
Gruppenbild auf der Lügenbrücke in Hermannstadt. Foto: Hans Wagner
Durch den idyllischen Ort Nadesch fuhren wir wieder zur Hauptstraße. Nach einem Abstecher nach Neumarkt ging es weiter nach Tekendorf, wo wir von Eckehard Zaig, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz, bei der Evangelischen Kirche begrüßt wurden. Nach dem Kauf von gutem Tekendorfer Wein ging es weiter bis Großschogen, wo wir uns dann zum Endspurt bis Bistritz einen Schoppen vom köstlichen Mitgebrachten genehmigten. Abends trafen wir erwartungsvoll „zu Hause“ in Bistritz ein. Von weitem sahen wir den Kirchturm und waren alle sehr aufgewühlt. Das Team der Goldenen Krone empfing uns mit einem Willkommensumtrunk und Snacks. Das gemeinsame Abendessen mit bereits angereisten Freunden und Bekannten machte die Anreise zum Erlebnis. Der nächste Morgen begann mit der Einweihung einer Gedenktafel auf dem Friedhof in Deutsch-Budak mit anschließender ökumenischer Andacht in der früheren evangelischen Kirche und einem Festessen im Gemeindesaal von Deutsch-Budak. Einige klinkten sich aus, da sie auch in Oberneudorf erwartet wurden.

Am Freitag, dem 23. August, wurden die Bistritzer Feierlichkeiten eröffnet, wobei der Bürgermeister von Bistritz, Teodor Ovidiu Crețu, die Delegationen der Partnerstädte und alle Gäste begrüßte und Ehrungen durchführte; unter anderem freuten wir uns sehr, dass Horst Göbbel Ehrenbürger von Bistritz wurde. Es war alles bestens gerichtet und geplant. Für jeden gab es etwas Interessantes. Stadtführungen, Vorträge, Vernissagen, siebenbürgisch-deutscher Abend auf dem Volksfestplatz von Heidenfeld, rumänische Folklore, Platzkonzerte der Blaskapellen, unter anderem die Werkvolkkapelle aus Neumarkt unter der Leitung von Martin Miess, einem Petersdorfer. Die Reiseorganisation für die Gruppe hatte Johann Kerner inne, ein Banater Schwabe und Vorsitzender des Vereins Valores aus Neumarkt in der Oberpfalz. Die Gruppe reiste zu Ehren ihres „Kapellmeisters“ Martin an, um ihm eine Überraschung zu seinem runden Geburtstag zu machen. Es ist ihnen gelungen. Gleichzeitig trugen sie auch in jeder Hinsicht zum Gelingen des Festes bei. An dieser Stelle wünschen auch wir Martin Miess alles Gute!

Die Stadtglocken luden am Samstag, dem 24. August, zum Festgottesdienst mit Bischof Reinhart Guib und Stadtpfarrer Johann Dieter Kraus sowie vielen Vertretern der Evangelischen Kirche aus Siebenbürgen, Deutschland und Österreich ein. Dieser wird uns allen in bewegender Erinnerung bleiben. Eine voll besetzte Kirche, Trachtenträger, die sich vom Rossmarkt Richtung Kirche unter der Führung der HOG Bistritz und deren Vorsitzendem Dr. Hans Georg Franchy, seinem Stellvertreter Horst Göbbel, dem Stellvertretenden Bundesvorsitzenden Rainer Lehni und Manfred Schuller, Landesobmann des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich, bewegten und ein herrliches Bild abgaben. Die Siebenbürgische Kantorei umrahmte den Gottesdienst. Die heutige Technik machte es möglich, dass bereits viel Bild- und Tonmaterial veröffentlicht wurde, das dieses großartige Ereignis in Bistritz belegt.

Zum Abschluss unserer Reise waren wir beim Kirchweihfest in Jaad eingeladen. Der HOG-Vorsitzende Horst Göbbel hatte eingeladen. Es war die 700-Jahr-Feier der Gemeinde. Der Festgottesdienst mit der anschließenden „Kirmes“, zu der alle Nordsiebenbürger und Freunde geladen waren, wurde zum besonderen Erlebnis, zumal die Werkvolkkapelle den Gottesdienst mitgestaltete. Wir gratulieren Horst Göbbel ganz herzlich zur zweiten Ehrenbürgerschaft innerhalb von zwei Tagen, und zwar von der Gemeinde Jaad.

Es kamen viele Eindrücke bei dieser Reise zusammen und wir werden noch lange brauchen, sie zu verarbeiten. Herzlichen Dank an alle, die dabei waren, so toll mitgemacht haben. Unserem erfahrenen Busfahrer Kurt Penteker gebührt ein besonderer Dank für das umsichtige Fahren und die Geduld mit uns. Außerdem möchte ich ganz herzlich Kuratorin Katharina Borsos und dem Presbyterium aus Bistritz für die ganze Organisation rund um die Festivitäten in der Kirche danken. Wir wurden nach dem Gottesdienst im Pfarrhof mit leckeren Kuchen und Getränken bewirtet. Die Kirche selbst erstrahlte im Glanz der schönen Blumenarrangements.

Annemarie Wagner

Schlagwörter: Nürnberg, Reise, Siebenbürgen

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