12. September 2014

Zentraler Tag der Heimat für Bayern in Passau: Bayerische Sozialministerin Festrednerin

Am 20. Juli fand der zentrale Festakt zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV) für den Freistaat Bayern unter dem Motto „Deutschland geht nicht ohne uns“ im historischen Großen Rathaussaal von Passau statt. Hunderte Vertriebene aus Bayern gedachten ihrer verlorenen Heimat, blickten aber auch in die Zukunft.
Zu diesem Festakt kamen nicht nur Vertriebene, sondern auch zahlreiche Vertreter verschiedener Landsmannschaften und Ehrengäste: als Schirmherrin und Hauptrednerin Emilia Müller, Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Christian Knauer, BdV-Vizepräsident und BdV-Landesvorsitzender in Bayern, Franz Meyer, Landrat des Landkreises Passau, Erika Träger, dritte Bürgermeisterin der Stadt Passau, die Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Gerhard Waschler, Alexander Muthmann, Bezirksrat Josef Heisl, Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf, der Vertriebenenseelsorger der Diözese Passau Klaus Hoheisel, der evangelische Pfarrer von Passau Dieter Martin und Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag aus dem Sozialministerium. Viel Beifall gab es auch bei der Begrüßung der beiden BdV-Vizepräsidenten Reinfried Vogler und Dr. Bernd Fabritius, MdB, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Präsident der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, der im Herbst die Nachfolge von Erika Steinbach als BdV-Präsident antreten soll. Als Ehrengast war auch Herta Daniel, Landesvorsitzende in Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen sowie Stellvertretende Vorsitzende des BdV-Landesverbandes Bayern anwesend, zudem Hermann Folberth, Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Passau Stadt und Land sowie des Kreisverbandes Pfarrkirchen – Rottal-Inn unseres Verbandes, und noch weitere Ehrengäste.

Um 14.00 Uhr begann der Festakt mit dem Ein­marsch der Fahnenabordnungen und der Trachtengruppen im Großen Rathaussaal unter Begleitung der Stadtkapelle Passau. Zur Gestaltung des kulturellen Rahmenprogramms waren die siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen des Kreisverbandes Landshut eingeladen. Dankend zu erwähnen ist, dass auch Trachtenträger des Kreisverbandes Pfarrkirchen – Rottal-Inn an dieser Großveranstaltung teilgenommen haben. Es gab eine herrliche Kulisse von mehr als 300 Teilnehmern, darunter auch unsere siebenbürgische Tracht. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer begrüßte die zahlreichen Teilnehmer des Festaktes. Er schilderte eindringlich den gegenwärtigen alarmierenden Anstieg von Flucht und Vertreibung. Die Zahl der Flüchtlinge, Asylsuchenden und der Binnenvertrieben sei seit dem Zweiten Weltkrieg auf über 50 Millionen gestiegen. Im vergangenen Jahr seien es über 6,5 Millionen gewesen. Knauer appellierte an die Weltgemeinschaft, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Tragödie zu beenden: „Flucht und Vertreibung dürfen kein legitimes Mittel der Politik sein. Dies können wir nicht wiederspruchlos hinnehmen.“ Die humanitäre Hilfe könnte zwar das Leid lindern, entscheidend seien aber politische Lösungen. Die Eingliederung der Heimatvertriebenen und der Aussiedler zähle „zu den größten Leistungen der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg“, so der BdV-Sprecher. Im Namen der Betroffenen dankte er der einheimischen Bevölkerung dafür, dass sie ihnen die Möglichkeit gegeben habe, gemeinsam mit ihnen eine neue Heimat aufzubauen. Vom deutschen Bundestag forderte Knauer eine „längst überfällige Entschädigung“ für die nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in die Sowjetunion, verschleppten deutschen Zwangsarbeiter. Es sei völlig unverständlich, weshalb Deutschland bislang noch keine Lösung für die Opfergruppe gefunden habe und nicht einmal eine moralische Anerkennung gönne. Knauer dankte auch den Aktiven im BdV und in den Landsmannschaften für die wertvolle Arbeit vor Ort. „Deutschland geht nicht ohne uns“, und so gelte auch in abgewandelter Form: „Der Bund der Vertrieben geht nicht ohne Sie“, bekräftigte der Landesvorsitzende: „Sie sind wahrlich die Juwelen in unserer Verbandsarbeit.“
Festakt im Großen Rathaussaal in Passau, von ...
Festakt im Großen Rathaussaal in Passau, von links: BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, Bezirksrat Josef Heisl, Sozialministerin Emilia Müller, MdL, Dr. Gerhard Waschler, 3. Bürgermeisterin Erika Träger, Landrat Franz Meyer, Marianne und Hermann Folberth. Foto: Thomas Jäger
Nach den Grußworten von Erika Träger, 3. Bürgermeisterin der Stadt Passau, sowie von Landrat Franz Meyer folgte die Festrede von Emilia Müller. Der Tag der Heimat habe „herausragende Symbolkraft“, sagte die bayerische Sozialministerin. Die alte Heimat sei ein Stück Familiengeschichte: „Vor allem in schlechten Zeiten brauchen wir das Wissen, wo wir herkommen und wo unsere Wurzeln sind“. Müller würdigte die Heimatvertriebenen als Leistungsträger und wichtige Kulturträger der Gesellschaft. Sie forderte die noch lebenden Vertriebenen auf, in Schulen zu gehen und dort ihre Geschichten an die Kinder weiterzugeben. Die Heimat werde nicht vergessen, wenn die Spuren sichtbar gemacht würden. Dafür brauche es auch bundesweit einen Vertriebenen-Gedenktag, betonte Staatsministerin Müller. Daher begehe der Freistaat Bayern erstmals den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation am Sonntag, den 14. September 2014, in der Bayerischen Staatkanzlei.

Zwischen den Reden boten die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppen von Landshut ihre einstudierten Tänze. Im Rahmen des Festaktes erfolgten Ehrungen. Die erste Ehrengabe erhielt die Riesengebirgs-Trachtengruppe München, die seit über 60 Jahre schlesisches Brauchtum verkörpert. Die zweite Ehrengabe wurde an das mittlerweile international renommierte russlanddeutsche Tanzensemble Birkenhain aus dem oberfränkischen Schlüsselfeld-Aschbach vergeben. Den BdV-Kulturpreis 2014 erhielt der siebenbürgische Schriftsteller und Publizist Dr. h.c. Hans Bergel aus Gröbenzell bei München (siehe SbZ Online 13 vom 2. August 2014).

Nicht nur erzählen, sondern auch die Heimat leben, das tut das Ehepaar Marianne und Hermann Folberth aus Vilshofen. Allseits lobende Worte erhielten der Kreisvorsitzende Hermann Folberth und seine Mitstreiter. Liebevoll hatten sie seit den Morgenstunden den Festsaal dekoriert und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Für den Laudator Christian Knauer war es eine ganz besondere Freude, Marianne Folberth mit der Goldenen Ehrennadel des BdV auszuzeichnen. Knauer betonte in seiner Laudatio: „Es ist mir eine ganz besondere Freude, heute eine verdiente Mitstreiterin im BdV-Kreisverband Passau auszeichnen zu dürfen. Marianne Folberth engagiert sich seit über 18 Jahren für den Erhalt und die Pflege der Tradition der Siebenbürger Sachsen und zeichnet seit über zehn Jahren mitverantwortlich für Großveranstaltungen des BdV in der Donaustadt. Frau Folberth ist die Gattin unseres geschätzten BdV-Kreisvorsitzenden von Passau, Hermann Folberth, ein gebürtiger Deutsch-Tekeser, der seit 2007 diese Aufgabe übernommen hat. Zugleich steht er seit 1996 als Vorsitzender an der Spitze der Siebenbürger Sachsen in der Region Passau-Pfarrkirchen-Rottal-Inn. Wie ihr Gatte engagiert sich Frau Folberth in Landsmannschaft und BdV. Seit 1996 gehört sie dem Kreisvorstand der Siebenbürger Sachsen an und übt verschiedene Ämter aus. Im BdV-Kreisverband Passau Stadt und Land ist sie seit 1998 Mitglied des Verbandes. Es ist mir daher eine persönliche Freude, Ihnen, sehr geehrte Frau Folberth, im Auftrag unserer Präsidentin Erika Steinbach die goldene Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen überreichen zu dürfen. Sie haben sich um die Angelegenheiten der Vertrieben und Spätaussiedler herausragende Verdienste erworben“. Zu erwähnen ist, dass Frau Folberth sich auch in der jetzigen Heimatstadt Vilshofen an der Donau ehrenamtlich engagiert.

Hermann Folberth betonte in seinem Schlusswort, dass ihm und seiner Gattin Marianne ein Traum in Erfüllung gegangen sei, es soweit bewirkt zu haben, dass der Zentrale Tag der Heimat von Bayern auch einmal in Passau stattfinde. Folberth bedankte sich bei Sozialministerin Emilia Müller sowie bei allen Rednern für die eindrucksvollen Worte. Dankesworte wurden ausgesprochen an die zahlreichen Ehrengäste und Teilnehmer des Festaktes, ebenso an die Mitstreitern und Helfer. Auf diesem Wege ein „Vergelt’s Gott!“ der Familie Johanna und Gustav Mathes aus Ering, der Tanzgruppe Landshut, der Stadtkapelle Passau, der Stadtverwaltung und Stadt Passau.

Richtigstellung zum Artikel „,Mich leitet der Auftrag der Humanitas ...‘. In Passau wurde der Kulturpreis 2014 des BdV Bayern an Hans Bergel verliehen“: Der Zentrale Tag der Heimat des BdV von Bayern am 20. Juli 2014, der im Großen Rathaussaal in Passau abgehalten wurde, hat nichts gemeinsam mit den Europäischen Wochen in Passau. Die Festspiele Europäische Wochen Passau, auch Europäische Wochen genannt, sind das größte Kulturfestival in der Dreiländerregion Ostbayern, Böhmen und Oberösterreich und finden alljährlich im Juni und Juli statt. Die Europäischen Wochen und der Tag der Heimat sind Veranstaltungen verschiedener Art, die aber zur selben Zeit in Passau abgehalten wurden.

Hermann Folberth

Schlagwörter: Tag der Heimat, BdV, Passau

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  • 13.09.2014, 11:15 Uhr von getkiss: "Der Zentrale Tag der Heimat des BdV von Bayern am 20. Juli 2014, der im Großen Rathaussaal in ... [weiter]

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