26. November 2014

Evakuierungs-Gedenkgottesdienst in Nürnberg-Maxfeld

„Wenn wir heute an die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen vor 70 Jahren erinnern und zurückschauen auf das Schicksal unseres Volkes damals, aber auch seither bis heute, so können wir dankbar feststellen: Ja! Gott geht mit auf unseren Wegen. Zwar nicht immer so sichtbar wie in unserer biblischen Geschichte in der Wolkensäule und in der Feuersäule, aber es tut gut zu wissen: Er geht mit und bringt uns ans Ziel, auch wenn es manchmal auf Umwegen geschieht.“ Pfarrer Johann Rehner brachte es am 26. Oktober beim Siebenbürgischen Gottesdienst in der Reformations-Gedächtnis-Kirche in Nürnberg-Maxfeld auch mit diesen eindringlichen Worten auf den Punkt: Ob in biblischen Zeiten bei den Israeliten, vor 70 Jahren in Nordsiebenbürgen oder heute in Syrien und dessen nahöstlichem Umfeld: die Aufgabe der Heimat, der Weg ins Ungewisse, die Not, das Leid – sie dürfen unsere Augen nicht verschließen vor der Gewissheit, nicht allein zu bleiben, keineswegs ohne Hoffnung weiter zu leben, sondern getrost auf Gottes Beistand, auf Gottes Begleitung zu setzen.
Dem Orgelvorspiel, der herzlichen Begrüßung durch Pfarrerin Sonja Dietel und dem „Appassionato“ von Antonin Dvorák (Cello: Volker Potoradi, Orgel: Thomas Schumann) folgte ein kurzes Einführungswort zum Thema des nach siebenbürgischer Liturgie gehaltenen Gottesdienstes (Horst Göbbel). Der gesetzte Gesang der Gemeinde wechselte mit dem hellen Singen des Fürther Chores (Leitung: Rosel Potoradi) – „Morgenglocke, welcher Klang“ (Heinrich Bretz) sowie „In dir ist Freude“ (Giovanni Gastoldi) – und dem feierlichen Vortrag von Cello und Orgel („Menuett“ von Ludwig van Beethoven). Die beeindruckende Predigt von Pfarrer Rehner ließ in Analogie zum Auszug der Israeliten aus Ägypten die Nordsiebenbürger Sachsen des Jahres 1944 auf ihren unerwarteten Zug nach Westen schreiten. „Die Zeit der Knechtschaft in Ägypten ist vorüber, der große Exodus hat begonnen, nun geht es weiter in eine ungewisse Zukunft. Das ist keine gemütliche Wanderung, auf die sich das Volk Israel begeben hat. Die Menschen ahnen noch nichts von dem, was auf sie zukommt.“ Ähnlich wie die Nordsiebenbürger Sachsen 1944. „70 Jahre danach halten wir inne, halten wir Rückschau. In vielfältiger Art, an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Zeichen. Zugleich aber richtet sich unser Blick auch nach vorn. (…) Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien begibt sich im Gedenkjahr der Evakuierung ihrer nordsiebenbürgischen Gemeindeglieder mit der Veranstaltungsreihe ‚Glauben und Gedenken‘ wortwörtlich auf den Weg.“ Die Menschen im Treck, in den Eisenbahnwaggons, auf den Wehrmachts-LKWs „trugen ihr schweres Los im Vertrauen auf Gottes Hilfe. Gesangbuch und Bibel waren ihre treuen Begleiter“. Pfarrer Rehner fragte: „Können wir aus dieser Erfahrung Kraft schöpfen für den weiteren Weg?“ Seine Antwort ist klar: „Gott geht mit uns. Die Menschen haben sich daran erinnert und haben diese Erfahrungen weitergegeben. Sie wussten: Ein einzelner Mensch kann zu manchen Zeiten überfordert sein mit seinem Schicksal. Da kann es lebensrettend sein, wenn eine Gemeinschaft da ist, die ihn auffängt. Und diese Gemeinschaft war bei unseren Vorfahren da und ist bis heute bei uns Siebenbürger Sachsen da. (…) Gott ist uns näher gekommen.“ Auch in der Kirchenmusik: „Wir haben heute wieder den Fürther Chor unter der Leitung von Frau Potoradi gehört, der in diesem Jahr auf eine 20-jährige, ununterbrochene und reiche Singtätigkeit mit unzähligen Proben und Auftritten zurückblickt …“
Gottesdienst zum Gedenken an die Evakuierung: ...
Gottesdienst zum Gedenken an die Evakuierung: Pfarrer Johann Rehner, Inge Alzner und Horst Göbbel. Foto: Sonja Dietel
Das Singen der Verse Dietrich Bonhoffers „Von guten Mächten treu und still umgeben“ und des Liedes „Vertraut den neuen Wegen“ verstärkte die Botschaft der Heiligen Schrift. In ihrem Schlusswort dankte unsere Kreisvorsitzende Inge Alzner der Kirchenleitung und der Gemeinde der Reformations-Gedächtnis-Kirche, unserem Landsmann Pfarrer Rehner, Rosel Potoradi und dem Fürther Chor sowie Cello-Spieler Volker Potoradi und Thomas Schumann an der Orgel für den gehaltvollen Gottesdienst. Die folgende Zusammenkunft im Gemeindesaal bei feinem siebenbürgischen Kuchen und Kaffee, wofür insbesondere Frau Ludwig und ihrem emsigen Team großes Lob gebührt, bot Gelegenheit, einem ausführlichen Vortrag von Horst Göbbel („Aufbruch ins Ungewisse“) mit zukunftsweisenden Aussagen sowie freudvollem abschließendem Gesang des Fürther Chores (nebst Dankesworten von Pfarrerin Sonja Dietel und Inge Alzner) zu folgen.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Gottesdienst, Evakuierung, Gedenken, Nürnberg

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