5. Februar 2015

Kreisgruppe Zollernalb: Ein großes Fest

Am Samstag vor dem ersten Advent waren wir zum Jahresabschlusstreffen der Kreisgruppe Zollernalb in Grosselfingen eingeladen. Es war ein wichtiges Treffen, denn erstens feierten wir das 40-jährige Jubiläum und zweitens waren an diesem Tag Neuwahlen angesagt. Waren wohl deswegen einige zu Hause geblieben? Im Lauf des Abends sollte sich herausstellen, dass sie viel versäumten und allen Grund gehabt hätten nicht zu fehlen. Außerdem hatte unser Vorsitzender Alfred Gökeler alles so gut vorbereitet, dass kein Leerlauf entstand. Pünktlich begann er mit der Begrüßung aller Anwesenden, Mitglieder und Ehrengäste, darunter Siegfried Habicher, Stellvertreter unseres Landesvorsitzenden Alfred Mrass, der allerdings sein Kommen im Verlauf des Abends ebenfalls angekündigt hatte.
Nach einem kurzen Überblick über die Ereignisse während der letzten vier Jahre gab er das Wort an unsere Kassiererin Christa Bellman, deren Kassenbericht vom Rechnungsprüfer Konrad Backu als absolut korrekt festgestellt wurde und zu ihrer Entlastung führte. Als danach die Mitgliederversammlung auch den gesamten Vorstand entlastet hatte, war der Weg frei für die Neuwahlen. Herr Habicher, der das Amt des Wahlleiters übernommen hatte, bedankte sich im Namen aller bei unserem Freddy für seine Arbeit und ehrte ihn für seinen Einsatz mit dem Silbernen Ehrenwappen des Verbandes. Der neue Vorstand wurde anschließend offen durch Handzeichen gewählt: Kreisgruppenvorsitzender Alfred Gökeler, Stellvertreter Johann Schuller, Kassenwartin Christa Bellman, Schriftführer Günter Orendi, Delegierter Alfred Gökeler, Delegierter Johann Schuller, Rechnungsprüferin Hermine Welther, Rechnungsprüferin Gerda Rether. Anschließend übergab Siegfried Habicher das Wort an den neuen alten Vorsitzenden Alfred Gökeler, der sich bei allen Mitgliedern für ihre Bereitschaft, dem Verein zu dienen, herzlich bedankte. Er verlas die Namen aller bisherigen Vorsitzenden seit der Gründung unserer Kreisgruppe 1974 durch Adolf Mathias und leitete so über zum 40-jährigen Jubiläum. Er erinnerte auch daran, dass sich die rumänische Revolution mit dem Sturz des damaligen Staatspräsidenten Ceaușescu zum 25. Mal jährte.

Schließlich übergab er das Wort an Pfarrer Albrich, der seine Gattin entschuldigte, die wegen einer Terminüberschneidung nicht dabei sein konnte. Als Kenner der Materie anlässlich der Zuweisung von Flüchtlingen aus Rumänien war er zu einer Sitzung des Ortschaftsrates eingeladen worden. Er habe sich uns gegenüber jedoch mehr verpflichtet gefühlt und daher seine Frau gebeten ihn zu vertreten. Da es sich bei diesen Flüchtlingen offensichtlich um Sinti und Roma handelte, löste das im Saal prompt Diskussionen aus, die negative Erinnerungen an Menschen dieses Volksstammes weckten. Dies hatte Pfarrer Albrich wohl vorhergesehen. Er begann eine gut vorbereitete Predigt über Kapitel 15, Vers 7 aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer: „Nehmet einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob“. Es war völlig klar, wie Pfarrer Albrich das meinte, und spontan erinnerte ich mich an den Juni 1945, als ich bei der Bäuerin eines Hofes in Frankreich mit den Worten abgeliefert wurde: „Madame, hier ist Ihr prisonnier (Kriegsgefangener)!“ Völlig korrekt stellte sich „Madame“ mir dann vor, fragte nach meinem Namen und sagte ihren ersten Satz: „Haben Sie Hunger?“ „Non Madame, merci“, musste ich leider antworten. Die beiden Fahrer, die uns an unsere neuen Arbeitsplätze bringen mussten, hatten uns unterwegs eine reichliche Jause angeboten – die erste normale Mahlzeit seit vielen, vielen Wochen – und ich war seit ebenso langer Zeit zum ersten Mal wieder satt. Etwas anderes stellte ich mit Erstaunen fest: dass Madame mich mit „Sie“ angesprochen hatte, mich also wie einen ganz normalen Menschen behandelte. Das blieb auch so in diesem Haus – und interessanterweise, wie ich später erfuhr, auch bei meinem Kameraden Otto im gleichen Dorf. Wir waren der Jean (Hans) und Otto, ganz normale Menschen, die man angenommen hatte!
Siegfried Habicher (links) und Alfred Gökeler bei ...
Siegfried Habicher (links) und Alfred Gökeler bei der Adventsfeier der Kreisgruppe Zollern­alb. Foto: Hans Mendgen
Inzwischen war im Saal einiges vorbereitet worden und einer trug eine kleine Truhe nach vorne: „De Lidertrun“ stand drauf! Durch einen Zufall und eine richtige Reaktion im richtigen Moment war es unserem Freddy gelungen, diese begehrte Truppe für den Abend zu engagieren. Er war anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Trios am Vortag ins Stuttgarter Haus der Heimat gekommen. Dort war ihm dieser Coup gelungen, denn um solch einen handelte es sich, wie wir bald selbst erleben durften. Ich wage es kaum den vielen Superlativen, die man schon über „De Lidertrun“ gelesen und gehört hat, noch neue hinzuzufügen, Aber es war offensichtlich, wie auch hier alles begeistert den Darbietungen lauschte. Noch nie habe ich so eine Fülle an Musikinstrumenten erlebt wie an diesem Abend und zum Teil solche, die nicht nur ich noch nie gesehen habe. Mit wahrhaftiger Meisterschaft wurden uns mit diesen Weisen, Balladen und Lieder des vielfältigen Sprachraumes Siebenbürgen vorgeführt. Wie ich im Verlauf des Abends erfuhr, trugen unsere Künstler Karl-Heinz Piringer, Hans Seiwerth, Michael Gewölb gemeinsam mit Angela und Nora Seiwerth Lieder in Sächsisch, Landlerisch, Rumänisch, Ungarisch, Jiddisch und wenn ich nicht irre auch noch Hochdeutsch vor. Oft hörte man, wie da und dort einer oder ganze Gruppen bei bekannten Liedern mitsummten oder -sangen. Ein mit mir befreundeter Landler sagte mir später, er habe weinen müssen, als er ein ihm seit frühester Jugend bekanntes Landler-Lied hörte. Zu allem Übrigen muss noch gesagt werden, dass unsere Künstler, abgesehen von den beiden Damen, die ausgebildete Stimmen haben, keine Berufsmusiker sind, sich aber die Musik zum „Lebens-Hobby“ gemacht haben.

Längst war auch unser Landesvorsitzender Alfred Mrass mit Gattin eingetroffen. Als das Konzert leider vorbei und der rauschende Beifall abgeebbt war, bedankte Freddy sich bei den Künstlerinnen und Künstlern und natürlich fiel ihm das Publikum mit erneutem frenetischem Beifall ins Wort und war nur schwer wieder zu beruhigen.

Als Freddy weitermachen konnte, begrüßte er unsere neuen Gäste, dankte für ihr Kommen und reichte das Mikrofon Herrn Mrass, der ebenfalls begrüßte und sich für die Einladung bedankte. Außerdem hatte er eine zusätzliche Aufgabe nachzuholen. Leider waren ihm nämlich einen Tag vorher, beim 40. Jubiläum der Musiker in Stuttgart, die Silbernen Ehrenwappen ausgegangen, so dass er dort anstelle des gesamten Trios stellvertretend nur den Ältesten der Band, Michael Gewölb, dekoriert hatte.

Nachdem wir anschließend wieder in die Gegenwart zurückgefunden hatten, verwöhnte uns das Restaurant mit einem vielfältigen warmen Büfett. Inzwischen hatte sich erneut Musik etabliert, es war das „Duo Ossy und Stefan“, das später zum Tanz aufspielen sollte. Während des Essens unterhielten sie uns mit dezenter Musik, die eine rege Unterhaltung nicht störte. Aber bald merkte man, dass etliche junge Gäste hinzukamen, sich die Tanzfläche füllte und die Musik dominant wurde, und das bis tief in die Nacht, bis in den nächsten Morgen!

Hans Mendgen

Schlagwörter: Zollernalb, Kreisgruppe

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