7. März 2015

Kreisgruppe Bad Homburg/Frankfurt: Fasching, Kreuzfahrt und rote Rosen

Am 14. Februar fand das erste gemeinsame Faschingstreffen der neuen Kreisgruppe in Bad Homburg-Gonzenheim statt. Ab 14.11 Uhr trudelte eine bunte Narrenschar, Große und Kleine, im Pfarrsaal der evangelischen Kirchengemeinde ein.
Das Programm wurde zwanglos von den anwesenden Närrinnen und Narrhalesen gestaltet. Landsmann Martin Sienerth umrahmte das Treffen mit einem Feuerwerk aus seinem großen Repertoire (Trompete, Posaune und Keyboard). Dieter Aschenbrenner hielt eine Büttenrede in hessischer Mundart über die „Siwwebürscher“ und ihre Geschichte (siehe unten).

Zwischen Tanz, Schunkeln, Polonaise und den einzelnen Beiträgen hatten die Teilnehmer Gelegenheit zu angenehmer Konversation. Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung und Prämierung der Masken mit einem spektakulären 1. Preis, einer „Kreuzfahrt“, sowie zwei weiteren Preisen. Die siegreiche Maske wird eine Sternfahrt zum Frankfurter, Offenbacher und Bad Homburger Kreuz erleben. Noch einen weiteren Glanzpunkt hatte diese närrische Gemeinschaftsveranstaltung: Jede „Närrin“ bekam zum Valentinstag eine rote Rose überreicht als Geste bzw. Zeichen der Wertschätzung der holden Weiblichkeit.
Erstes Faschingstreffen der neuen Kreisgruppe Bad ...
Erstes Faschingstreffen der neuen Kreisgruppe Bad Homburg/Frankfurt.
Wir blicken zuversichtlich nach vorne und planen noch viele Veranstaltungen. Da aber der Erfolg in erster Linie von den Teilnehmern abhängt, freuen wir uns über jeden, der unsere Gemeinschaft mit seiner Anwesenheit bereichert. Wir möchten Sie ermutigen, sich an den angebotenen Aktionen zu beteiligen und auf diesem Wege eine gute Zeit im Kreise der Siebenbürger Sachsen zu verbringen. Selbstverständlich informieren wir Sie regelmäßig über geplante Veranstaltungen und halten Sie mit Neuigkeiten auf dem Laufenden. Unsere Kreisgruppe kann weiterhin nur mit Ihrer aller Hilfe und Unterstützung wachsen. Helfen Sie mit, unsere Traditionen zu pflegen, möglichst viel Brauchtum zu erleben und auf diesem Wege auch zu bewahren! Herzlichen Dank!

Vorstand der Kreisgruppe Bad Homburg/Frankfurt

Büttenrede von Dieter Aschenbrenner

Guden Tach unn Helau, Ihr liewe Närrinne und Narrhalese,
war schon mal ‘n Frankforder hier in de’ Bütt gewese?
Dann will ich versuche bei Ihne’ mei’ Glick,
vielleicht spendiern ‘se merr dann vom Kuche’ e’ Stick:
Zuerst derf ich mich vorstelle’ bei Euch, gelle,
unn aach ‘en scheene Gruß vom Euro-Draghi bestelle.
Der sitzt da unne uff sei Kohle wie die Gluck uff de’ Eier,
unn owwe kreise die grieschische unn annere Geier.
Jetz’ awwer endlich emal zu mir:
I c h bin ohne Schulde bei Ihne’ hier,
aach net renking-geprieft vor Ihne’ ich steh’,
besitz’ aach kaan Bani unn kaan anzische Leh.
Ich bin aach net wie de’ Dracula ‘en Sauger odder Würscher,
bin awwer doch zu ahm Vertel ‘en Siwwebürscher,
heiratsbedingt, also dorsch Liebesschwürscher;
habb zwar üwwerwieschend ‘n Frankforder Ambiende,
kann awwer erzehle von Siwwebürsche ohne Ende.
Wenn ‘se also gern hörn wolle,
was fer aaner de’ Siwwebürscher iss,
dann geh’ ich gleich in die volle,
Sie werrn davo’ nur profitiern, gewiss.
Der Schasch, der spricht ‘en ganz komische Dialekt,
als Eingebor‘ner werr ich da gleich uffgeschreckt,
rhein- unn moselfränkisch nennt merr die Spraach,
von der ich nix versteh’, wenn ich’s Ihne saach.
Sepp Opa und Annemarie Tante habb ich immer gehört,
des hadd mich erschendwie in meim Sprachablauf gestört.
Die Sackse warn dunkelhaarisch unn groß gewachse
unn hadde demgemäß auch recht lange Haxe.
Heut sinn ‘se, so glaab ich, doch eher durchmischt,
denn manch` Sacks hat ‘en Ureinwohner erwischt.

2
Des Völksche hadd ganz agile unn uffgeweckte Tüpe‘
unn kimmt aus Europas Oste unn dem Süde‘.
Aus Siwwebürsche, dem Land der Fülle unn der Kraft,
mit dem Gertel der Karpate,
um das griene Kleid der Saate,
dem Land voll Gold unn Rebesaft.
Siwwebürsche, Meeresboden
einer lengst verfloss’nen Flut!
Nun ein Meer von Ährenwoche‘,
dessen Ufer waldumzoche‘,
an de‘ Brust des Himmels ruht.
Griene Wiesche einer bunten Völkerschar,
mit dem Klima aller Zone‘,
mit dem Kranz von Natzione‘,
um des Vaterlands Altar.
Blau unn rot sinn aach mei‘ Faßnachtsfarbe‘,
so wie’s die Siwwebürscher in der Fahne habe‘,
des Blau iss mir persehnlich zwar verdäschdisch,
habb gemerkt, die Sackse drinke schon mal mäschdisch.
Awwer blau steht aach für reines Wasser, in Fülle unn beständisch,
denn dass iss für uns all‘ ja lebensnotwendisch.
Jaa, unn gesellisch sinn die Siwwebürscher Sackse,
Herkunft unn Not liess sie zusammewackse.
Selbst Kolumbus hat des in Amerika einst schon erfahrn,
als uff seiner Reis‘ 2 Saxones dabei gewese‘ warn.
‘nen Landsmann hadde die Siwwebürscher dort getroffe,
kame‘ spet ins Lager zurick, hawwe gemeinsam aan gesoffe.

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Doch fang mit der Geschicht ich liewer ganz von vorne an, gleich,
als Ungarn noch war aan von Überfälle‘ bedrohtes Reich.
Als Koloniste‘ die Franke vor achthunnert Jahrn kame‘ dorthin,
brachte dem Madjare-Kenisch sichere Grenze unn viel Gewinn.
E‘ Vertelmillion kam ins Ungarland, ich glaab in 3 Welle,
um de‘ Wald zu rode‘ unn dann de‘ Acker zu bestelle.
Zunächst im sogenannte Ahle Land,
so mancher Franke neue Heimat fand,
aach der Nösnergau in de‘ Geschend um Bistritz,
ward‘ von ihne‘ eingenomme‘ wie de‘ Blitz.
Schließlich half dann noch de‘ Deutsche Ritterorde‘,
dass das Burzeland zu seiner Heimstatt iss geworde‘.
Kenischsboden nannt‘ man dann später diese Gaue,
in dene‘ nur Deutsche ihr Eischeheim durfte‘ baue‘.
De‘ Kenisch, der sie als freie Siedler ins Lendsche rief,
erließ die Sackseordnung, ‘en goldene unn freie Brief.
Wir Frankforder hawwe aach so was goldisches, die Gold‘ne Bulle,
die liescht im Kammeliter-Kloster, als Abschrift, in ‘ner Schatulle.
Nun warn se also in Drans-Silwanien, dazu noch stark im Recht,
auf eischener Scholle – rischtisch freie Bauern unn kaan Knecht.
Doch net alles war ideal, im Land hinner de‘ Wälder,
vor allem waa‘s hier im Winder gehörisch kälter.
Awwer man rischdede sich gud ei‘ im Karpatenboche,
wenn‘s mal knirschte, ward de‘ Dorfrichter hinzugezoche.
An Baubuhm jachte de‘ annern, Städte sin entstande,
die der wilde Asiade alsbald aber schon berannte.
Nach‘m Mongolesturm verstärkt‘n die Städter ihre Mauern,
so hoffte se die Terkenot etwas besser zu überdauern.
Aach die Bauern ängstigten sich gar tüschtisch,
für sie war die Sicherheit genauso wischtisch.

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Sie baute‘ Kerscheburge an jedem Ort,
vermiede‘ so viel Plünderung unn Mord.
Doch als die Osmane an die Siwwebürscher Tore pochte‘,
die einheimische Militärs zunächst auf Sparflamme kochte‘.
Bei Mohatsch, in Mühlbach, uff‘m Brotfeld unn an viele Ort,
zeichnete die Terke ihren Weesch mit Brand unn Mord.
Hungersnöte, Seusche unn Beuteziesch dezimierten das Land,
des erst nach dreihunnert Jahrn die Herrschaft iwwerwand.
Seit sich Hunterus hielt fest an ‘em Holunderast,
war man im Vatikan aufs Schlimmste gefasst.
E‘ lutherisch Landeskersch daraufhin entstand,
e‘ Volkskersch in Siwwebürscher Gewand.
Dies‘ Glaubenswerk eines einzigen Mannes
stärkte die Einheit des Secksischen Stammes.
Man hielt sich aach gut mit de‘ Nachbarn, den Rumene,
schuf daher die rumenisch‘ Schriftspraach‘ unn gab se‘ dene.
De‘ Sacks‘ sich bald als leidenschaftlicher Bauherr autet,
ein rumenisches Sprichword daher wie folgt lautet:
Hat de‘ Sacks‘ kei‘ Awweit, reißt sei‘ Häusche er ei‘
unn stellt auf sei‘m Grund e‘ neues hinei‘.
Ja, das Land, des die Sackse‘ nun ordentlich besiedelt,
wurd‘ ganz von ihne‘ – inne unn auße – abgerieschelt.
7 Bursche, 7 Stiehl, 7 mal ‘en Verwaldungssitz,
Recht unn Ordnung wurd‘ groß geschriwwe, es is kaa Witz.
Kenischsrichter, Sacksegraf, Gobernator,
so hieß bei ihne de‘ Verwaltungs-Terminator.
Awwer net nur im eischene Land gab’s was zu hole,
‘en Siwwebürscher Ferscht ward sogar Kenisch der Pole.
So gut verwaltet ging viel Zeit ins Siwwebürscher Land,
erschendwann die Sacksefreiheit dann leider entschwand:

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Nach sechshunnertfuffzisch Jahrn, bekannt als Ausgleich,
wurd‘ de‘ Habsborjer uff aamal die Knie weich,
aus war’s dann mit dem Siwwebürscher-Reich:
Der Kenischsboden, das Sackseland, so wurd‘ ausgehannelt,
in ungarische Komidade ward flugs dann umgewannelt.
Warum soll’s awwer Euch Sackse denn besser gehe‘,
in Frankford ist doch aach des Gleiche geschehe‘:
Es war aach fast so um die gleiche Zeit,
als Frankford versank in preußischer Provinzlichkeit.
Deshalb lasst uns heut‘ all‘ net verzache‘
unn als Grupp‘ ‘nen neuen Anfang wache‘:
die Frankforder unn die aus dem Hochtaunuskreis,
die Eigeborne unn die hierher kame nach ‘ner weiten Reis‘.
Soo, mei‘ liewe Närrinne unn Narrhalese,
ich glaab, des war’s für heut‘ gewese‘,
hoffenlisch haddese Ihrn Spaß unn alles war rischdisch,
denn dafür habb ich gereimt unn discht isch.

Unn wolle‘se am End‘ noch wisse, was de‘ Draghi hat gesacht?
Die Siwwebürscher, hat er mir gesacht,
krien bald de‘ Euro in ihr alt‘ Heimad gebracht.
Die Rumene dausche mit de‘ Griesche,
die duhn ja sowieso nur noch dahisiesche.

Helau!

Schlagwörter: Frankfurt, Fasching, Büttenrede

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