30. März 2015

Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen: War das eine Urzelwoche!

Auch heuer fällt unsere Urzelaktivität in die 5. Jahreszeit. In unserer Gebirgsgegend bedeutet sie nicht die Faschingszeit oder Pubertät unserer Jugend, in der viele nicht wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind, sondern ist die Zeit, in der der Winter mit dem Frühjahr kämpft.
Am 18. Januar war der Raum für die 40 Urzelnbesucher leider viel zu klein. Er befindet sich im neuen Museum in Geretsried und beherbergt auch den Urzel, mit dem sich die Stadt am Faschingsdienstag identifiziert. In der Vitrine steht die große Urzelpuppe, neu gestaltet von Herta Lang und Wiltrud Wagner, begleitet von einem alten Film der ehemaligen „Deutschen Stunde“ des Rumänischen Fernsehens.

Der Spruch „Das, was man am besten kann, mit dem verbinden, was der Gemeinschaft nutzt, und mit Herzblut daran arbeiten“ sagt alles und gilt auch für die hiesigen Urzeln. Für sie verbürge ich mich. Dass Tradition, Regeln, Benehmen und Kleidung eingehalten werden, behalte ich im Auge. Mit Freude sehe ich, dass bereits die Neulinge vor ihrem ersten Auftritt von den anderen eingeweiht werden und sich daran halten. Weiter so! Leider minimieren die Medien uns nur aufs Winteraustreiben, obwohl ich immer auf die Urzelentstehung und den Brauch hinweise. Die wahre Urzelgeschichte lassen sie links liegen. Die Legende der Ursula hingegen nehmen sie gern auf. So werden wenigstens die Namen Agnetheln und Siebenbürgen erwähnt und damit bekannt gemacht.
Die Urzeln am Faschingsdienstag im Altenheim ...
Die Urzeln am Faschingsdienstag im Altenheim Sankt Hedwig. Foto: Wiltrud Wagner
Unsere Urzelwoche begann mit dem Krautessen am 13. Februar, einem Freitag. Wie immer wurden bei Horst (Hori) Wagner die Knödel und das Kraut zubereitet, die Töpfe gefüllt, in der Garage gekocht und von unseren Helferinnen serviert. Am Sonntag, 15. Februar, dann die große Freude. Die Nachbarstadt Wolfratshausen hatte uns eingeladen. Bereits Wochen vorher brachte der Münchner Merkur das Thema „Wolfratshausen wird narrisch“, diesmal nicht mit einem Faschingsumzug, sondern mit einer großen Bühne am Marienplatz, auf der die Brauchtumsgruppen ihr Programm zeigten. So schreibt die Zeitung mit Urzelfoto: „Zur Eröffnung geben sich die Urzel der Siebenbürger Sachsen aus Geretsried ein Stelldichein.“ Und Peter Steinberger: „Die waren mir besonders wichtig, schließlich stehen sie für das Brauchtum, das dem Fasching eigentlich zugrunde liegt.“

Dies ist doch der Beweis, dass wir endlich auch hier in Wolfratshausen und Umgebung angekommen sind, was wir bis jetzt nicht behaupten konnten. Bestimmt nicht bei allen, aber bei der Mehrheit und im Rathaus. Der Bitte, hier den Bürgermeister Klaus Heilinglechner abzuholen und auf die Bühne zu bringen, kamen wir gerne nach. Mit den Kindern und unserer Reifenschwingerin Maria Wagner waren dies über 30 Urzeln. Vor so zahlreichem Publikum und auf der Riesenbühne stellte sie lieber nur ein Glas auf den Reifen, obwohl früher bereits mehr Gläser darauf standen. Außerdem war doch nur ein Bürgermeister da, der den Wein kosten sollte. Wer sollte dann die anderen Gläser bekommen?

Am 16. Februar schrieb die Zeitung: „Die Urzeln, die Brauchtumsgruppe der Siebenbürger Sachsen aus Geretsried, hatten es doch tatsächlich geschafft, die Wolken vom Vormittag zu vertreiben. Pünktlich zu Beginn des Spektakels um 13 Uhr schien die Sonne. Mit Peitschen, Rasseln und Kuhglocken machen die gruselig-zotteligen Gestalten dem Winter im Februar traditionell den Garaus.“ Somit haben wir auch hier unsere Aufgabe gut bewältigt.

Zum ersten Mal wurden wir ins Altenheim Sankt Hedwig in Geretsried eingeladen. Da erwartete uns am Faschingsdienstag eine warme Eingangshalle. Viele Siebenbürger werden hier betreut, darunter auch Katharina Dengel aus Neustadt, bereits 103 Jahre alt. Beim Reifenschwingen begleitete Peter Wagner seine Tochter Maria mit der Trompete. Auf Wunsch spielten wir das Siebenbürgenlied. Mit leuchtenden Augen sangen die Heiminsassen und deren Betreuerinnen mit. Alle konnten den gesamten Text, nur wir, die Urzeln, mussten nach der 1. Strophe den Spickzettel ziehen.

Erwartet und bewirtet wurden wir wieder bei Peter und Kerstin Wagner, bei Gerda Bretz und bei Gerhard (Gar) Eitel. Hier tauften wir gleich neun Kinder und zwei Erwachsene, die Neuzugänge. Für jeden der Beweis: Um Nachwuchs müssen wir uns keine Sorgen machen, nur am Faschingsdienstag ist die Beteiligung etwas geschrumpft, da sich für diesen Tag nicht alle Urlaub nehmen möchten. Trotzdem konnten wir mit 52 Urzeln den neuen Bürgermeister aus Geretsried, Michael Müller, vom Rathaus zum Festplatz begleiten. Bereits eingesungen, ließen wir im Rathaus zum ersten Mal das Siebenbürgenlied erklingen.

Falls uns Petrus auch im nächsten Jahr so gutes Wetter beschert und uns dabei die Herzen überschäumen, kann es sein, dass wir wieder aus voller Kehle „Siebenbürgen“ erklingen lassen. Genügend Zuschauer wären auf dem Festplatz, um uns zu unterstützen.

Wiltrud Wagner

Schlagwörter: Geretsried, Urzeln, Brauchtum

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