Die Organisatoren der Jubiläumsfeier in der südlich von Heilbronn gelegenen Gemeinde Nordheim begrüßten ab 13 Uhr viele aktive und ehemalige Tänzer, insbesondere die Gründungsmitglieder, Hannelore Lienert und Richard Siemiatkowski-Werner, ehemalige Tanzgruppenleiter und Jugendreferenten, von denen Norbert Eitel für die Neugründung 1989 von Bedeutung war. Die fast vierstündige Festveranstaltung beehrten zahlreiche Gäste aus der Lokal- und Landespolitik, aus dem Bundes- und Landesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sowie viele Freunde und Wegbegleiter.

Nach der musikalischen Einleitung durch die SBS Youngsters Band, das Kinder- und Jugendblasorchester aus Sachsenheim, hießen die beiden Tanzgruppenleiter Frieder Müller und Bernhard Lang alle Teilnehmer und Gäste herzlich willkommen, namentlich Dr. Bernd Fabritius, MdB, Präsident des Bundes der Vertriebenen und Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Harald Wissmann vom Bund der Vertriebenen Heilbronn, Alfred Mrass, Ehrenvorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, Edwin-Andreas Drotleff, Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), mit seinen beiden Stellvertreterinnen Stephanie Kepp und Ingrid Hermann, die baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Alexander Throm (CDU) und Rainer Hinderer (SPD), Volker Schiek, Bürgermeister der Gemeinde Nordheim, Hartmut Liebscher, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutschen Jugend in Europa, Anita Mai, Landesjugendleiterin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Baden-Württemberg, und Helge Krempels, Vorsitzender der Kreisgruppe Ludwigsburg und stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg. Als Ehrengäste waren ebenfalls die beiden ehemaligen Vorsitzenden der Kreisgruppe Heilbronn, Christa Andree und Ernst Schmidts, zugegen. Ihre mitwirkenden Kulturgruppen begleiteten die Kreisgruppenvorsitzenden Helmut Zekel aus Aalen und Matthias Penteker aus Schwäbisch Gmünd als aktive Teilnehmer.

Zentraler Programmpunkt der Eröffnung waren die Vorstellung und Ehrung der aktiven Tanzgruppenmitglieder. Die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn vereint heute zweiunddreißig Mitglieder zwischen fünfzehn und vierunddreißig Jahren, die im Schnitt etwa zwanzig Veranstaltungen pro Jahr bestreiten.

Dr. Bernd Fabritius hob in seinem kurzen Grußwort die Bedeutung und tragende Rolle der Jugendtanzgruppe Heilbronn sowie der Jugendorganisation des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland allgemein für dessen Arbeit und Außenwirkung hervor. Die Aufführung der Brauchtumsveranstaltung „Honnef uch Floß“ von Hilda Femmig setzte einen ersten kulturellen Akzent. Es wirkten mit die Theatergruppe „Soxentheater“ aus Heilbronn, die SBS Youngsters Band aus Sachsenheim, die Siebenbürgisch-Sächsische Theatergruppe Aalen und die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Aalen und Schwäbisch Gmünd, der Chor der Siebenbürger Sachsen Schwäbisch Gmünd sowie die Siebenbürgisch-Sächsische Kinder- und Jugendgruppe Heilbronn, gemeinsam mit den Gastgebern.

Diese Veranstaltung wurde bereits im vergangenen Jahr anlässlich der Eröffnung des Heimattages in Dinkelsbühl, den die Landesgruppe Baden-Württemberg mitausrichtete, präsentiert und danach bei der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd 2014. Die beteiligten Gruppen aus Baden-Württemberg beeindruckten durch das beispielhafte Zusammenwirken verschiedenster Formationen und aller Generationen. Zum Inhalt: Eine Großmutter vermittelt ihrer Enkelin, in siebenbürgisch-sächsischer Mundart erzählend, grundlegendes Wissen über den Anbau und die Ernte der Nutzpflanzen Hanf und Flachs, die Gewinnung und Weiterverarbeitung der textilen Fasern sowie deren Einbettung in den arbeitsreichen Jahresverlauf der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinde. Auf der Bühne wird dabei beispielhaft der Umgang der Frauen der Dorfgemeinschaft mit diesen Pflanzen dargestellt. Gesprochen und gesungen, gespielt und getanzt wird die vormalige Einbindung der Hanf- und Flachsverarbeitung in den Alltag und die Traditionen der Generationen einer siebenbürgischen Gemeinde gezeigt: Angefangen von den Spielen, Reimen und Liedern der Kleinsten zwischen den „Zelten“ der zum Trocknen auf der Dorfgasse gerauften Garben, über die Singtänze der Jugend und den Zunfttanz der Weber bis hin zu den Traditionen der „Rockenstube“, bei der sich die Jugend der Gemeinde zu Arbeit, Unterhaltung, Spiel, Spaß und Gesang traf, ersteht ein symbolisches Bild des ehemals gefestigten Gemeindelebens der Siebenbürger Sachsen. Die jungen Musiker von den SBS-Youngsters schlossen mit einem Walzer die Brauchtumsveranstaltung ab.

Der Aufführung folgte eine Kaffeepause, die zu den Klängen derselben Kapelle ablief, während die Bestuhlung vor der Bühne weggeräumt wurde, um so im Parkett des Saales einen Tanzraum zu schaffen. In seinem Grußwort legte SJD-Bundesjugendleiter Edwin-Andreas Drotleff den Fokus auf das Hier und Jetzt der Jugendtanzgruppe Heilbronn, die aktive Einbindung aller Jugendmitglieder in die Arbeit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland sowie die in absehbarer Zukunft geplanten Auftritte und Veranstaltungen.

Für den Vorstand der Landesgruppe Baden-Württemberg djo - Deutsche Jugend in Europa richtete Hartmut Liebscher sein Grußwort an die Jugendtanzgruppe und hob die enge Verbundenheit seiner Organisation mit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Baden-Württemberg hervor. Die beiden Landtagsabgeordneten Alexander Throm und Rainer Hinderer betonten ihre langjährige Beziehung zur Kreisgruppe Heilbronn unseres Verbandes, die sie bereits in jungen Jahren in Kontakt zu gleichaltrigen selbstbewussten Mitgliedern der Jugendtanzgruppe gebracht habe. Diese hätten ihre Tracht öffentlich gezeigten in einer Zeit in Deutschland, als es besonders die junge Generation eher befremdet hätte. Beide Landespolitiker gingen auf den Wandel in der Wahrnehmung, in der Betrachtung und Bewertung von Heimat und Tradition, insbesondere in einer immer globaler werdenden Welt ein und schlossen daher gemeinsam mit einem positiven Fazit über die Außenwirkung der gefeierten Jugendtanzgruppe. Volker Schiek, Bürgermeister von Nordheim, einer Gemeinde mit einem nahezu zehnprozentigen Bevölkerungsanteil siebenbürgischer Herkunft, betonte deren ausgeprägten Gemeinsinn und den Willen seines Gemeinderates, mehr über die Hintergründe der Siebenbürger Sachsen und ihr institutionelles Wirken in Deutschland zu erfahren. Hannelore Lienert und Richard Siemiatkowski-Werner erinnerten in ihren Ansprachen an die Entstehungszeit der Jugendtanzgruppe Heilbronn, aus der sich festgefügte und fortdauernde Beziehungen zwischen der Kreisgruppe, dem Diakonischen Werk und der Stadt Heilbronn entwickelt haben. Erwin Rheindt, ein treuer Freund, Begleiter und Förderer der Jugendtanzgruppe, äußerte seinen Stolz über die Leistung der Tanzgruppe und ihre erfolgreichen Auftritte.

Die Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn, Ines Wenzel, von 1990 bis 2011 Leiterin der Jugendtanzgruppe, ging in ihrer hervorragenden, emotionalen Rede tiefer auf die zurückliegenden vierzig Jahre der Jugendtanzgruppe ein, hob deren integrative Bedeutung für die ankommenden siebenbürgisch-sächsischen Jugendlichen im Raum Heilbronn hervor und unterstrich die erfahrene prägende Wirkung. Sichtlich bewegt sprach sie ihren Dank aus für die wertvollen Erfahrungen zwischenmenschlicher Begegnungen, die Möglichkeit, über die Tanzgruppe Gleichgesinnte weit über die Grenzen hinaus kennengelernt zu haben.

Seitens des Vorstandes der Landesgruppe Baden-Württemberg grüßte der Stellvertretende Landesvorsitzende Helge Krempels alle Teilnehmer der Feier, die zahlreichen Helfer und Unterstützer und würdigte die aktive Rolle der Jugendtanzgruppe Heilbronn im Jugend- und Verbandsleben, darüber hinaus auch ihr grenzüberschreitendes Wirken als kulturelle Botschafter der Siebenbürger Sachsen durch ihre Auftritte im In- und Ausland.

Den Reden und Grußworten folgten die Auftritte der Gasttanzgruppen, welche die Siebenbürgisch-Sächsische Kinder- und Jugendgruppe Heilbronn unter der Leitung von Astrid Kelp und Tamara Gall einleiteten. Es folgten die Auftritte der Siebenbürgischen Tanzgruppe Augsburg unter der Leitung von Ute Bako und Helmut Schwarz sowie der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendtanzgruppe Biberach, geleitet von Astrid Göddert und Carina Ludwig. Den Abschluss bildete der gemeinsame Aufmarsch aller Trachtenträger unter den Klängen der Akkordeonspieler aus Augsburg und unter Führung von Ines Wenzel und Frieder Müller. Der offizielle Teil der Jubiläumsfeier endete mit den Danksagungen, die allen galt, die aktiv zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hatten, auch den zahlreichen Gästen und Unterstützern.

In den zurückliegenden Jahrzehnten hat die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn eine großartige Entwicklung erlebt, von der einstmals zwanzigköpfigen Gruppe junger Enthusiasten, die sich im Januar 1975 zusammenfanden, um bereits im Mai desselben Jahres erstmals vor Publikum aufzutreten, bis hin zu einer beeindruckenden Reihe von Auftritten im Ausland, die über die Jahre ihre Mitglieder nach Österreich, Luxemburg, Siebenbürgen, Kanada, in die USA und nach Spanien geführt hat. Die Jugendtanzgruppe Heilbronn hat über Jahre die zentralen Veranstaltungen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen auf Landes- und Bundesebene aktiv mitgestaltet und ist die erfolgreichste Siebenbürgisch-Sächsische Volkstanzgruppe mit vielen Spitzenplatzierungen bei den Volkstanzwettbewerben der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland: Die Heilbronner siegten acht Mal, belegten sieben Mal den zweiten, drei Mal den dritten Platz.

Heute sind auch Kinder von ehemaligen Tanzgruppenmitgliedern aktiv und setzen tänzerische Akzente über den reinen Volkstanz hinaus, um Jugendkultur in ihrer verbindenden Form fortzusetzen und sie darüber hinaus den zeitgemäßen Erfordernissen anzupassen, ohne dadurch mit der Tradition zu brechen. Der Abend stand daher auch im Zeichen des Jugendballes, der von der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn organisiert und von der Band Romanticas musikalisch untermalt wurde. So fand dieser denkwürdige Tag seinen geselligen Ausklang, bei dem sich alte Bekannte wiedersahen und junge Teilnehmer begegneten, um Gemeinschaft zu leben, das Fundament zukünftiger Verbindungen zu legen. Es ist der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn daher abschließend zu wünschen, dass sie auch in den vor ihr liegenden Jahren weiterhin junge Menschen findet und anspricht, die gerne darin ihre Identifikation finden, um das verbindende Glied zwischen der jungen Generation und der Kreisgruppe Heilbronn zu bilden und zu festigen, deren Unterstützung sie sich stets sicher sein kann.

Helge Krempels