23. August 2015

Herzogenauracher feiern stimmungsvolles 16. Kronenfest

Das Kronenfest hatte in diesem Jahr nach dem Regen der vorangegangenen Tage den wahren Sommeranfang erwischt und viele Besucher nach Herzogenaurach gelockt. Unter blauem Himmel und Schatten spendenden Bäumen feierte die Siebenbürgische Volkstanzgruppe am 28. Juni mit vielen Gästen, verschiedenen Tanz- und Trachtengruppen und der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg das Kronenfest in den Weihersbachanlagen.
Die Vorbereitungen für das Fest, das Binden und Aufstellen der zwei Kronen hatten am Vortag stattgefunden. Sie wurden aus Feld- und Gartenblumen auf reichlich Eichengrün gebunden. Die Spitze schmückte jeweils ein Strauß aus Kornähren und leuchtenden Lilien. Die Kinderkrone wurde diesmal von der Jugendgruppe und den Kindern des Kreisverbandes ganz allein gebunden unter der Anweisung von Ute Schuster und Heidemarie Krempels.

Das Fest begann mit einem Gottesdienst auf dem Festplatz, den Frau Schürle, Pfarrerin der evangelischen Kirche Herzogenaurach, hielt. In ihrer Andacht sprach sie ihre Bewunderung für den Fleiß der Siebenbürger aus, aber noch viel mehr für den Zusammenhalt, mit dem sie eine uralte Christenpflicht erfüllen. Das Zusammenhalten teilt nicht nur die Last in der Gemeinschaft, es vervielfacht auch den Erfolg, die Freude, das Glück, den Segen. Das Motto „Identität lohnt sich“ des Heimattages 2015 in Dinkelsbühl bedeutet für sie zu wissen, wohin man gehört, zudem einen Standpunkt zu haben. Der Gottesdienst wurde musikalisch begleitet vom Posaunenchor, bestehend aus Bläsern der Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe.

Den zweiten Teil des Festprogramms eröffneten die Trachtenträger mit einem Aufmarsch um die zwei Kronenbäume und zu den Klängen der Blaskapelle unter der Leitung von Michael Bielz. So konnten sich die zahlreichen Zuschauer, darunter reichlich Politprominenz, Vertreter der lokalen Vereine, Ehrengäste des Kreisverbandes Nürnberg und anderer siebenbürgischer Ortsgruppen, an den farbenprächtigen Trachten erfreuen. Diese waren: die Lütten- und Kindertanzgruppe der Tanz- und Späldeel Leba in der Mönchsguterfischer Tracht von der Insel Rügen, die Oberköster Volkstanzfreunde in oberfränkischen Trachten, die Banater Trachtengruppe München in der Kirchweih-Festtracht verschiedener Banater Ortschaften und Vertreter der Schlesischen Spinnstube in der Brückeberger Tracht. In siebenbürgischer Tracht präsentierten sich die Kindertanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg, die Tanzgruppe der HOG Alzen und die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach.

In Siebenbürgen wurde das Kronenfest in den sächsischen Ortschaften zwischen Alt und Kokel als Johannisfest oder als Peter-und-Paul-Fest gefeiert. Am Beispiel der Heimatgemeinde seiner Eltern erläuterte Gerhard Berner, Vorsitzender der Siebenbürgischen Volkstanzgruppe, kurz, wie in Felmern das Johannisfest gefeiert wurde. Das Fest wurde von der Bruder- und Schwesternschaft organisiert. Die Krone wurde am Vortag des Festes aus Garten- und Feldblumen bei der Altmaid gebunden. Begleitet von der Blasmusik ging man in ein nahe gelegenes Kornfeld und die Krone wurde mit Kornähren gespickt. Am Festtag trafen sich alle in Tracht bei der Altmaid und die Krone wurde mit dem Festzug zum Pfarrhof gebracht. Dann ging es weiter zum Festplatz, wo die Krone aufgestellt wurde, das Erklimmen des Baumes stattfand und Altknecht mit Altmaid den Tanz eröffneten.

In ihren Grußworten sprachen die Ehrengäste dem Veranstalter viel Lob für sein Engagement aus. Christian Pech, stellvertretender Landrat, brachte Freude und Dank zum Ausdruck, dass das Kronenfest – ursprünglich 1764 von Stadtpfarrer Felmer zum ersten Mal in Hermannstadt erwähnt – nun bereits zum 16. Mal in Herzogenaurach ausgerichtet und dadurch die Tradition lebendig und aufrecht erhalten und ein großes Stück siebenbürgische Kultur für alle Anwesenden sichtbar und erlebbar werde.
Trachtenträger beim Kronenfest in ...
Trachtenträger beim Kronenfest in Herzogenaurach. Foto: Sieglinde Schuster
Auch German Hacker, 1. Bürgermeister der Stadt Herzogenaurach, dankte der Tanzgruppe, dass sie das Kronenfest, das im letzten Jahr sozusagen das 250. Jubiläum gefeiert hat und bei dem verschiedene Altersgruppen vertreten sind, wieder in Herzogenaurach vorbereitet und organisiert hat. Es gibt von der Stadt, in der 104 verschiedene Nationen friedlich zusammenleben, ein wunderbares Bild ab.

Roswitha Kepp, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, dankte den Ehrengästen für ihre Verbundenheit mit den Siebenbürger Sachsen. Durch ihre Anwesenheit zeigten sie uns, dass sie die Gemeinschaft unserer Landsleute befürworten, verstehen und unterstützen. Herzogenaurach sei für viele unserer Landsleute – getreu dem Motto „Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind“ – seit Jahren Heimat geworden; sie entfalteten hier auch vereinsmäßig ein reges kulturelles Leben, gelten als gut integrierte Neubürger und möchten mit ihren vielfältigen Aktivitäten einerseits ihrer Freude Ausdruck verleihen, Bürger dieser Stadt sein zu dürfen, und sich andererseits als Teil der kulturellen Vielfalt dieser Stadt auch in der Öffentlichkeit entsprechend präsentieren.

Annemarie Wagner, Kulturreferentin der Kreisgruppe Nürnberg, dankte den Organisatoren für das Engagement, das Kronenfest über die vielen Jahre mit viel Planung und unermüdlichem ehrenamtlichem Einsatz auszurichten. Landsleute und Freunde der Siebenbürger Sachsen trügen mit ihrer zahlreichen Teilnahme ganz wesentlich dazu bei, die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Herzogenaurach zu bereichern und sie machten dabei deutlich, dass gelebte Gemeinschaft auch das eigene Leben bereichert. Sie freute sich, so viele Kinder und Jugendliche zu sehen, und bewunderte immer wieder das Engagement und die vielen Aktivitäten der Kinder- und Jugendgruppen zur Erhaltung unserer siebenbürgischen Gemeinschaft und Kultur.

Der Höhepunkt beim Kronenfest in Herzogenaurach ist natürlich das Erklettern des großen Kronenbaumes durch den Altknecht. Dieses Mal übernahm Hans Schobel diese Rolle. Er dankte in seiner Ansprache den Bauern, die das Feld so tüchtig bestellt hatten, und Gott, der die Saat hat reifen lassen. Der Jungknecht Tim Finke sprach ganz stolz seine Freude über die Kinderkrone aus und dankte für den Erhalt dieses schönen Brauches. Gemeinsam mit allen Gästen wurden das Lied „Af deser Ierd“, die deutsche Nationalhymne und das Siebenbürgenlied gesungen.

Bevor der Altknecht aus der Krone herabstieg, ließ er jede Menge Bonbons auf die wartenden Kinder regnen. Anschließend tanzten Alt- und Jungknecht zusammen mit Altmaid Jenny Wagner und der Jungmaid Ina Stefes einen Walzer um den Kronenbaum und eröffneten den Tanz. Gleich im Anschluss wurde den Zuschauern ein buntes Programm von Darbietungen der einzelnen Tanzgruppen geboten. Danach konnte jeder zu den Klängen der Blasmusik das Tanzbein schwingen bis in die späten Abendstunden. Für das leibliche Wohl gab es Köstlichkeiten vom Grill, Agnethler Baumstriezel, siebenbürgische Hanklich, gekochte Maiskolben und Obstsalat.

Herzlichen Dank allen Gästen und Mitwirkenden für das gelungene Fest! Herzlichen Dank allen Helfern der Nachbarschaft Herzogenaurach, die uns jedes Jahr so tatkräftig beim Vorbereiten und Ausrichten dieses Festes unterstützen!

Brigitte Berner und Heidemarie Krempels

Schlagwörter: Herzogenaurach, Kronenfest, Brauchtum

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