25. Oktober 2010

Tagung in Bad Kissingen: „Wer sind die Rumäniendeutschen?“

In der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen findet vom 5. bis 10. Dezember 2010 die Tagung: „Wer sind die Rumäniendeutschen?“ statt.
Es referieren: Ernst Meinhardt, Deutsche Welle: „Die Banater Schwaben“; Rechtsanwalt Dr. Heinz Günther Hüsch, ehem. Verhandlungsführer der Bundesregierung bezüglich des Freikaufs: „Der Freikauf der Rumäniendeutschen“; Dr. Michael Kroner: „Eine kurze Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ und die „Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion 1945-1949, Ursachen, Hintergründe“; Dr. Cornelia Schlarb: „Die Bessarabiendeutschen“; Dr. Meinolf Arens: „Die Bukowinadeutschen“; Michael Markel: „Literarische Bearbeitungen der Russlanddeportation der rumäniendeutschen Texte von Rainer Biemel, Bernhard Ohsam, Erwin Wittstock, Joachim Wittstock, Richard Wagner“; Prof. Dr. Andreas Möckel: „Ergebung und Widerstand – Die Siebenbürger Sachsen und der Nationalsozialismus“; Prof. Dr. Paul Philippi: „Die politische Vertretung und Rolle der Deutschen Rumäniens in der Gegenwart“. Außerdem werden die Autoren Werner Schmitz: „Mit der Sonne stehe ich auf – Lebenserinnerung einer Bäuerin aus Deutsch-Weißkirch“ sowie Rolf Bauerdick: „Wie die Madonna auf den Mond kam“ aus ihren Werken lesen.

Infolge des Zweiten Weltkriegs ist in Rumänien ein Kapitel deutscher Siedlungsgeschichte spätestens mit der letzten großen Migrationswelle nach der politischen Wende in Ostmitteleuropa 1989/1990 in seiner bisherigen Form zu Ende gegangen. Auf dem Territorium des nach dem Ersten Weltkriegs geschaffenen Großrumänien lebten damals zwölf deutsche Siedlergruppen: Siebenbürger Sachsen, Banater und Sathmarer Schwaben, Bessarabiendeutsche, Buchenlanddeutsche, Dobrudschadeutsche, Landler, Durlacher, Deutschböhmen, Steyrer, Temeswarer, Zipser. Sie unterschieden sich hinsichtlich ihrer Herkunftsgebiete, dem Zeitpunkt ihrer Einwanderung, ihrer Siedlungsgebiete und ihrer historischen Entwicklung. Die Zahl der Angehörigen der deutschen Minderheiten im Großrumänien der Zwischenkriegszeit betrug noch etwa 750 000 Menschen. Mit dem Hitler-Stalin-Pakt am 23. August 1939 wurde die Aufteilung Europas in Interessensphären vereinbart und in Zusatzprotokollen die Aussiedlung der Bukowina-, Bessarabien- und Dobrudschadeutschen aus Rumänien, die 1940 vollzogen wurde. Durch zwischenstaatliche Abkommen wurden in der Kriegszeit die wehrfähigen rumäniendeutschen Männer ab 1943 fast ausnahmslos in die Waffen-SS eingezogen. Sie kamen, sofern sie den Krieg überlebt hatten, nicht nach Rumänien zurück. 1944 mussten die zeitweilig zu Ungarn gehörenden Nordsiebenbürger Sachsen vor der herannahenden Roten Armee nach Österreich flüchten. Anfang 1945 wurden weitere 70 000 Rumäniendeutsche zur Zwangs- und Wiederaufbauarbeit für fünf Jahre in die Sowjetunion verschleppt. Einige davon wurden in die SBZ und nicht nach Rumänien entlassen. Durch diese Ereignisse waren viele Familien getrennt. In den 1950er und 1960er Jahren fand unter humanitären Gesichtspunkten eine Familienzusammenführung dieser Kriegsfolgenschicksale – meist in der Bundesrepublik Deutschland – statt. 1978 schlossen die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt und die rumänische Regierung unter dem KP-Chef Ceaușescu ein Abkommen, das ein jährliches Aussiedlungskontingent von 15 000 Personen aus Rumänien in die Bundesrepublik vorsah. Die Bundesrepublik bezahlte für diese Personen jeweils einen fünf- bis sechsstelligen DM-Betrag. Von 1977 bis zum Sturz des kommunistischen Regimes waren bereits die Hälfte aller Deutschen emigriert.

Die Tagungsteilnahme kostet 150 Euro (ermäßigt für Studenten, Auszubildende, Teilnehmer aus Ostmitteleuropa 30 Euro), inklusive Unterkunft und Verpflegung, zuzüglich Kurtaxe (8,25 Euro), gegebenenfalls Einzelzimmerzuschlag (25 Euro) für den gesamten Zeitraum. Weitere Informationen mit detailliertem Tagungsprogramm und Anmeldung bis zum 1. Dezember bei Studienleiter Gustav Binder, Kennwort „Rumäniendeutsche“, Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon: (09 71) 71 47 14, Fax: (09 71) 71 47 47, E-Mail: studienleiter[ät]heiligenhof.de. Die Tagung ist für Interessierte frei zugänglich.

Schlagwörter: Tagung, Bad Kissingen, Rumäniendeutsche, Freikauf

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