17. April 2012

Beispielhaft integriert

Vor wenigen Wochen wurde Michael Wagner vom Kirchenchor Klosterreichenbach für seine langjährige Mitgliedschaft geehrt. Abgesehen von seinem überaus langandauernden Engagement in der Chorgemeinschaft – er singt seit mehr als fünfzig Jahren im Kirchenchor–, wäre diese Ehrung noch nichts Ungewöhnliches.
Nun muss man allerdings wissen, dass Michael Wagner geborener Kleinschenker ist, lange Zeit in Kronstadt gelebt hat und erst im Jahr 1984 aus Siebenbürgen nach Deutschland ausgesiedelt ist. Wie kommt es also, dass er für über fünfzig Jahre geehrt werden kann? Die Antwort ist erstaunlich einfach: Seine Zeit im Bachchor Kronstadt wurde ihm zur Mitgliedschaft im Chor Klosterreichenbach angerechnet. Diese Ehrung ist mehr als eine Würdigung der musikalischen Betätigung des gelernten Schlossers: Sie ist ein Zeichen dafür, dass Michael Wagner sich nicht nur in Siebenbürgen kulturell engagiert hat, sondern dass er auch in Deutschland, der neuen Heimat, bestens integriert ist.

Nichtsdestotrotz ist Michael Wagner seinem Herkunftsort sehr verbunden. So wurde er beinahe zeitgleich mit der Ehrung für den Kirchenchor auch für seine langjährige Mitgliedschaft im Vorstand der HOG Kleinschenk geehrt, dem Ort, in dem er am 20. August 1937 geboren wurde und seine Kindheit verbracht hat. Aufgewachsen ist er bei der Großmutter, da sein Vater in russischer Kriegsgefangenschaft war und seine Mutter ebenfalls in die Sowjetunion deportiert worden war. Schon früh begann er sich für Musik zu interessieren, lernte Klarinette, trat in Kleinschenk der Blaskapelle, dem Kirchenchor und der Tanzgruppe bei, in der er auch seine spätere Frau Annemarie kennen lernte. Zusammen mit seinen gemeinsamen Kindern zog das Paar nach Kronstadt, von wo aus es nach achtjähriger Wartezeit endlich nach Deutschland ausreisen durfte. In der evangelischen Gemeinde Klosterreichenbach fanden die beiden sofort Anstel- lung und sind dort heute bestens integriert. Trotz des Umzugs zur Tochter in den Nachbarort Besenfeld sind die beiden weiterhin in Klosterreichenbach vielfach engagiert: im Kirchenchor, Schwarzwaldverein, Frauenkreis, der Trachtenkapelle und Gymnastikgruppe.

Bei so viel Engagement ist es nicht verwunderlich, dass bei ihrer goldenen Hochzeit am 13. Februar auch der Bürgermeister persönlich vorbeischaute, um zu gratulieren. Damit war ihnen auch ein Artikel im Amtsblatt der Gemeinde Seewald sicher, das ausführlich über das Schicksal des siebenbürgischen Paares berichtete.

as

Schlagwörter: Porträt, Integration, Ehrung

Bewerten:

10 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.